Hallo Freunde, wer von euch kennt denn Fornax?
(Achtung lang!)
Jetzt kenne ich dieses Sternbild auch. Eines der im Sitzen zu beobachtenden... weil der Wind den lowrider dann weniger beutelt.
Ort: Knapp unterhalb des Cocoll-Gipfels an der Costa Blanca, Höhe etwa 1050m NN
Windig, aber warm, nämlich 8° plus!
Seeing mäßig bis saumäßig, gute Durchsicht, im Zenith 6m5.
Jetzt bin ich die fünfte Nacht seit dem 20. Dezember mit dem 20-Zöller in den Bergen und immer noch habe ich große Lust zum Spechteln.
Weil es windig ist, bin ich diesmal in eine andere Gegend gefahren, die ich sonst wegen der 250 Kurven meide. Da wird einem schon mal schlecht, vor allem, wenn man als ehemaliger Bergrennfahrer etwas zügiger unterwegs ist. Mein Diesel zieht ja ganz ordentlich ab, wenn man alle 175 PS gleichzeitig einsetzt. Also bitte anschnallen, wenn man da mal mitfährt!
Zu Beginn habe ich erst einmal, als Fingerübung sozusagen, Arp 331 abgeklappert. Der steht ja günstig in Zenith-Nähe und zeigt eine Reihe schöner Galaxien.
Die Gruppe um NGC 383 ist bestens mit dem 9mm Nagler bei 220x zu beobachten. Sofort fällt diese diffuse, ovale Galaxis mit hellem Kern auf. Neben dran NGC 382, ein winziger schwacher und diffuser Fleck. Nördlich davon zwei Galaxien im Bildfeld, die ovale NGC 379 und die runde NGC 380. Beide etwa gleich hell.
Noch weiter nördlich findet man die ovale NGC 374, die einen recht hellen sternförmigen Kernbereich zeigt.
Südlich von NGC 383 sind zwei etwa gleich helle Galaxien zu sehen, die nahe beieinader stehen, beide rund mit hellerem Zentrum. Ein sehr zartes, nur indirekt sichtbares schwaches Fleckchen in der Nähe könnte NGC 386 sein.
Nördlich davon, auch nur indirekt zu erfassen, findet man NGC 387, ein winziger fast punktförmiger Fleck. Etwas weiter entfernt sehe ich noch eine winzige Galaxis, das könnte NGC 388 sein. Diese ganze Gruppe mit verschiedenen Vergrößerungen zu beobachten, dauert locker eine halbe Stunde. Die schwachen Mitglieder habe ich, trotz Wind, vielfach auch mit dem 5mm Nagler direkt erfassen können.
Noch'n Arp: Im Lepus, der in Spanien recht hoch steht, findet man Arp 121. Das ist eine längliche, nicht sehr helle Galaxis mit einem "angeklebten" winzigen Begleiter. Das ist nicht der Reißer, da man außer dem hellen Zentrum keine weiteren Details sehen kann. Nebendran, grade mal 2° entfernt sieht man die winzige, blaugrüne Scheibe des PN IC 418, die in der Mitte einen recht hellen Zentralstern sehen lässt. Dabei merke ich, dass man im Sitzen besser spechteln kann! Zumal ich ja einen genialen Astrostuhl habe, der sich sogar im Sitzen in der Höhe verstellen lässt.
Deshalb bleibe ich nun sitzen und grase Fornax und Eridanus ab. Das sind Sternbilder, die von den meisten Spechtlern "vergessen" werden, da sie weit im Süden stehen. In Spanien dagegen sind sie ein MUSS!!!, denn man findet unheimlich viele interessante Objekte.
Hier der eigentliche Bericht: vom Fornax zum Eridanus.
Es fängt gleich mal mit einem Extrem an: die Fornax Dwarf Galaxy!
Bei besten Bedingungen ist nur ein Hauch sichtbar, so groß und lichtschwach ist dieses Mitglied der lokalen Gruppe. Und den Hauch kann ich mir auch noch schön geredet haben! Was man aber gut sehen kann, sind die Kugelsternhaufen in dieser Zwerggalaxis. Allen voran NGC 1049, der im lowrider bei 400x als winziges diffuses Scheibchen direkt zu erkennen ist. Von der Galaxis sieht man fast nichts, aber der Kugelhaufen ist sehr deutlich!
Ebenso weit südlich findet man den Fornax-Galaxienhaufen, eine Menge von Galaxien um die helle NGC 1399. Eigentlich viel zu tief, aber immerhin sehe ich ein halbes Dutzend Gxn , die sich durch den Dunst hindurchquälen. Das entspannte Spechteln im Sitzen erleichtert dabei die Beobachtungen beträchtlich. Deshalb sieht man bei der hellen NGC 1399 deutlich die runde Form und den sternförmigen Kernbereich.
Auch NGC 1365 ist leicht zu sehen, aber von der außergewöhnlichen Form kann ich nichts erkennen. Nur eine große, ovale Scheibe mit hellem Zentrum. Besser zu sehen ist da schon die 5° höher stehende NGC1406, eine schöne Superthin, die außer der langgestreckten Form nur ein etwas helleres Zentrum zeigt.
Die NGC 1097 lässt da schon mehr Einzelheiten erkennen. Ein deutlich erkennbarer Balken, ein helles, ovales Zentrum und zart, aber extrem schwer, Ansätze von Spiralarmen. Der schwache Begleiter NGC 1079A ist heute leider zu schwach. Sogar für 20 Zoll!
Ein paar Grad nach Nord-Ost findet man drei ziemlich helle und recht große Galaxien. NGC 1201 ist eine ovale helle Scheibe mit hellerem Zentrum ohne weitere Details. Genau ostwärts steht die gleich helle NGC 1255, ebenfalls oval, aber mit weniger ausgeprägtem Kern. Heller und auch oval findet man 2° östlich NGC 1302.
Weiter Richtung Osten folgen NGC 1371 und 1385, die beide oval sind.
Von dort ist es nur ein Katzensprung zum Eridanus, der sogar in Spanien nur zu einem Teil über den Horizont kommt. Im Nordteil findet man viele helle und interessante Galaxien. Zuerst die helle NGC 1395, oval mit hellem, sternförmigen Kern und eingebettetem Vordergrundstern. Wie die Supernova im M 51! Hätte ich nicht das Night Sky Observers Handbook dabeigehabt, hätte ich mich schon als Entdecker einen neuen SN gefühlt!
Nahe dran NGC 1415, eine schwächere Gaklaxis mit ovalem Zentrum. Nur ein Grad daneben findet man NGC 1426, etwas schwächer mit zwei deutlichen Knoten.
Die runde NGC 1439 daneben ist gleich hell, aber mit sternförmigen Kern.
In dieser Gegend wimmelt es nur so von Galaxien! Interessant ist das Pärchen NGC 1400 und 1407, die wie eineiige Zwillinge aussehen.
Ziemlich hell, rund und mit deutlicher Struktur sieht man NGC 1232. Andeutungsweise blitzen da Spiralarme auf! NGC 1300, eine Balkenspirale, steht einige Grad im Osten. Hier erkennt man deutlich den Balken und ganz zart angedeutet die außen angesetzten Spiralarme.
Auch in dieser Gegend gibt es Arp's: Im Cetus findet man Arp 318. Das sind vier in einem leichten Bogen angeordnete schwache Galaxien. Die hellste ist NGC 835, die anderen sind viel schwächer. Im 9mm Nagler passen alle vier ins Bildfeld, die vierte ist dabei etwas angeschnitten.
Arp 75, ebenfalls im Cetus, ist eine schwache Galaxis, länglich mit einem etwas hellerem Zentrum und einem nur indirekt aufblitzendem Knotem nördich vom Zentrum. Das ist nix für Genießer, sondern nur was für Extremspechtler!
Der Hintern tut weh... jetzt muss ich mal wieder stehen. Was ich so alles dann noch gesehen habe, steht auf einem anderen Blatt. Aber eines kann ich schon sagen:
Spanien im Winter, einen 20-Zöller vor der Nase und so viele klare Nächte sind des Spechtlers größte Freude!
CS
sagt der müde Timm