Qualität RC vs. Cassegrain??

  • Hallo Leute.
    Ich bin gerade in der Planung für einen 14" Ritchey Cretien Selbstschliff. Größer geht nicht, da ich nur einen 16" Planspiegel zum Testen des Sekundärspiegels zur Verfügung habe.
    Ich habe mich für das RC-Design entschieden, weil es gegenüber dem klassischen Cassegrain absolut komafrei sein soll. Deshalb wird es ja bei fast allen professionellen Teleskopen wie Hubble usw. eingesetzt. Jetzt habe ich auf der Homepage von Phillip Keller aber ein paar spotdiagramme gefunden, die mich stutzig machen. Wenn man ihm und seinen Ausführungen Glauben schenken dürfte, so bietet das RC gegenüber dem Cassegrain eben keinen vorteil. Auch das von ihm aufgeführte Spotdiagramm scheint mir nicht von einem RC zu stammen. Jedenfalls schaut es nicht so aus wie die, die ich so kenne, z.B die hier http://www.rcopticalsystems.com/spotdiag.html.
    Ich würde mal die meinung von jemandem hören, der mit beiden Systemen Erfahrungen hat. Hier der Link http://www.astrooptik.com/Komplettgeraete/Cassegrains.htm

  • Hallo Thomas,


    der Keller hat Recht. Nur bei Astrofotographie auf großen Bildfeldern kann der RC mit entsprechender Korrektionsoptik punkten. Im Zeitalter der CCD Technik mit kleinen Aufnahmefeldern spricht eigentlich alles gegen den RC, und für den Cassegrain.
    Ich habe mich mal selber mit dem Thema intensiver befaßt, als ich den Instrumententyp für meine neue Sternwarte (http://www.gierlinger.cc) suchte. Bin dann allerdings auf den klassischen Newton mit einem Kellerkorrektor. Ein 60cm mit f=2735mm, und dem Kellerkorrektor hat das System nun gute 2m Brennweite. Also eine richtige schöne Astrokamera geworden. Beim nächsten bin ich noch am schwanken zw. 80cm oder 90cm Öffnung. Wobei ich den Cassegrain auch wieder ins Auge gefaßt habe.


    Viele Grüße
    Richard

  • Hallo Richard,


    > Im Zeitalter der CCD Technik mit kleinen Aufnahmefeldern spricht eigentlich alles gegen den RC, und für den Cassegrain.


    Ganz kann ich dir da nicht folgen. Könntest du evtl. mal berichten,
    für weiche Systeme du das durchgerechnet hast? Ich hatte vor einiger
    Zeit mal für einen 400mm f/2.5 f8 mit relativ kleinem Gesichtsfeld
    von 0.2° (entspricht ca. 10mm) gerechnet und bin auf das Ergebnis
    gekommen, dass sich beide meist nicht besonders viel nehmen, der RC
    aber <b>immer</b> etwas besser abschneidet als der klassische Cassegrain.
    Ergebnisse siehe hier


    Ciao, Heiner

  • Nun wie gesagt. ich plane halt sowas vornehmlich für die Astrofotografie zu bauen. Da inzwischen die Sensoren auch immer gößer werden kommt es mir hauptsächlich auf das Bildfeld an. Mindestens Kleinbildformat sollte schon drin sein. Ich gehe mal davon aus, daß in spätestens einem Jahr CCD- oder CMOS-Sensoren in dieser Größe mit 10-12MPixel Standard sind. Da ist es mir sehr wichtig ,daß keine Koma entsteht und das Bildfeld abolut plan ist und das ist ja nur beim RC der Fall.

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">daß keine Koma entsteht und das Bildfeld abolut plan ist und das ist ja nur beim RC der Fall.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Das ist nur teilweise richtig. Ein RC ist zwar Komafrei, aber das Bildfeld ist nicht plan. Und hieraus ergibt sich auch die Tatsache, daß ein klassischer Cassegrain einem RC nicht wirklich unterlegen ist: Beide Systeme brauchen für große Felder einen Feldkorrektor. Für einen Cassi ist er nur anders gerechnet, da neben der Bildfeldwölbung auch die Koma korrigiert werden muß. Dennoch hat auch er nur 2 Linsen. Die Vermeidung planer Flächen dabei trägt zur Vermeidung unerwünschter Reflexionen bei, was sowohl beim RC als auch beim normalen Cassi durch entsprechende Optimierung des Korrektors möglich ist.

  • Also laut dieser Info (http://www.rcopticalsystems.com/overview.html) hat ein echter RC ein flachers Bildfeld. Dort steht auch
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">For these reasons, the Ritchey-Chretien is ideal for medium to large format CCD or film photography, where a large aberration-free field of view is required. It is also a superb visual instrument.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Auf der Seite von Intercon Spacetec ist zum Bildfeld folgendes zu lesen.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"> Im Vergleich zum Schmidt-Cassegrain (f/2 x5 = f/10) weist das Cassegrain (f/4 x4= f/16) ein deutlich ebeneres und das Ritchey-Chretien (f/3 x3 = f/9) ein wesentlich ebeneres Bildfeld auf.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">

  • Hallo Thomas


    sieh dir mal die Spots an, die so ein RC produziert (z.B. in meiner Untersuchung,
    auf die ich oben schon hingewiesen hatte. Außerachsial sind die Spots immer
    etwas länglich (Astigmatismus) aber hauptsächlich aufgebläht (Defokus durch
    Bildfeldwölbung). Tatsächlich ist die Bildfeldwölbung mit Abstand der wichtigste
    Fehler des RC.


    Ciao, Heiner

  • Gehen wir also ins Eingemachte:


    Die Bildfeldwölbung ist abhängig vom davon, wie der Radius des FS ist. Sind die Radien gleich, ist das Bildfeld eben. Bei großen Systemen spielt eine Obstruktion eine untergeordnete Rolle. Ein SC ist künstlich auf minimale Baulänge (=sehr schneller HS) gezüchtet. Um trotzdem eine kleine Obstruktion zu erzielen, muß der FS stark gekrümmt sein =&gt; kleiner Radius, starke Bildfeldwölbung. Man kann einen Cassegrain wie auch einen RC zu konstruieren, daß beide ein ebenes Bildfeld haben, jedoch ist dann die Obstruktion nahe 50% und das Instrument insgesamt nicht mehr als kompakt zu bezeichnen. Mit sphärischem HS und FS in Verbindung mit einer Schmidt-Platte nennt sich das dann Flat-Field Cassegrain und ist als FFC-Kamera bei Lichtenknecker Optics, Hasselt, Belgien käuflich zu erwerben.

  • Hallo Thomas,


    Wir verwenden ein 400er/f9 RC, das für 6x7cm Format gerechnet wurde. Der Korrektor hat einen Durchmesser von 90mm. Leider hatte der Phillip Keller damals nur die RC´s mit den erforderlichen Korrektoren im Programm. Würden wir solch ein Gerät heute kaufen, würden wir uns wohl für den Cassegrain entscheiden, da beide Typen mit Korrektor zu einem vergleichbaren Ergebnis führen, der Cassegrain aber nach wie vor billiger zu haben ist (zumindest bestand damals ein beträchtlicher Preisunterschied).


    Grüße aus Innsbruck
    Tom

  • Nun, wenn ich also mal zusammen fasse, dann kann man ein RC konstruieren, welches ein nahezu flaches Bildfeld hat, wenn der Fangspiegel entsprechend groß ist. Da es eh zum Fotografieren benötigt wird ist eine Obstruktion vom 30-40% durchaus zu verkraften. Dann müsste man ein Komplaktes Teleskop ohne jedes Koma mit halbwegs planem Bildfeld.
    Am besten ich werde das mal mit Oslo durchspielen und schauen was die Spotdiagramme sagen.

  • Hallo Thomas,


    Die 'tiefere' Diskussion RC und klassischer Cassegrain ist erst kuerzlich begonnen worden. Vieles, speziell in Werbeaussagen von Herstellern ist da meist idealisiert dargestellt. Siehe z.B. die Sache mit dem flachen Bildfeld. Da werden von Herstellern Eigenschaften von RCs angegeben, die dann nicht den wirklich angebotenen Konfigurationen entsprechen. Als ich meinen 10zoll RC gemacht habe, hatte ich diese Informationen nicht und habe mich aus fotografischen Gruenden fuer RC entschieden. Dass die bei genauerer Betrachtung gar keinen Vorteil fuer RC darstellen, wurde mir erst spaeter bewusst.


    Beim Selbstbau kann ich mir noch einige weitere Argumente vorstellen.


    1. Sportlicher Ehrgeiz. ;) (Ich werde weiterhin RCs machen)
    2. Der HS beim klassischen Cassegrain ist auch in einer 'Doppelkonfiguration' : Primaefokus/Cassegrainfokus brauchbar.
    3. Der parabolische HS beim klassischen Cassegrain ist gut in Autokollimation gegen einen Planspiegel testbar. (Nulltest)
    4. Wenn man 'erstmal' ohne Korrektor auskommen will ist der komafreie RC bei gleicher Spiegelradienauslegung besser als der klassische Cassegrain.
    5. Es gibt fertige Fieldflattener fuer die 'gaengigen' RCs von RCOS. Die kann man nehmen, wenn man einen RC in aehnlicher Auslegung macht.


    Rein emotional bin ich halt RC-Fan. ;)


    Gert

  • Mir stellt sich dann halt nur bei der ganzen Diskussion die Frage, warum dann alle Großteleskope als RC gebaut werden, wenn dies mit klassischem Cassegrain viel billiger, weil leichter herstellbar zu bewerkstelligen wäre. Die entsprechenden Organisationen müssen die ja auch erst mal bezahlen und man kann ja nicht immer beleibig viel Geld vom Steuerzahler herauspressen.

  • Hallo Thomas,


    es stimmt einfach nicht, dass ein klassischer Cassegrain im Bau wesentlich
    günstiger sein muss als ein RC. Sie werden nur im Amateurbereich teurer verkauft
    weil sie eben "in" sind. Ich sehe es trotzdem wie Gert, das optische Konzept
    des RC ist einfach rundum "schöner" als das des Klassischen Cassegrain und ich
    erlaube mir deshalb auch seit einiger Zeit "Fan" eines Teleskoptyps zu sein ;)


    Insbesondere Gerts Punkt 4 ist nicht zu wiederlegen: vergleicht man einem
    Klassischen Cassegrain ohne Korrektor mit einem an Sonsten gleichen RC ohne
    Korrektor, dann liefert der RC <b>immer</b> das erheblich größere beugungsbegrenzte Feld.
    Mit Korrektor nehmen sie sich zwar nicht viel, aber dann sollte man sicherlich
    die Frage klähren, was der Korrektor kostet, bevor man anfängt zu schleifen ;)


    Ciao, Heiner

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: ThomasWest</i>
    <br />Mir stellt sich dann halt nur bei der ganzen Diskussion die Frage, warum dann alle Großteleskope als RC gebaut werden, ...<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    - Weil man ein komafreies Sternbild besser photometrisch ausmessen kann
    - Weil die Postionsbestimmung vom komafreiem Sternbild genauer ist
    - Weil im Profibereich für Großteleskope der Preisunterschied je nach Konfiguration gering ist


    Längst nicht alle Großteleskope sind Ritcheys. Als ich letztens wegen des MONET Projektes in Texas war, habe ich auch das Hobby-Eberly Teleskop besichtigt. Das hat einen sphärischen Segment Hauptspiegel (91 hexagonale sphärische Segmente). Die Korrektur erfolgt mit einem Spiegelsystem Korrektor kurz vor'm Fokus. Das funtionerrt aber nur für ein sehr kleines Bildfeld, was aber in dem Fall ok. ist, da sie sowieso hautpsächlich Spektren auf der Achse aufnehmen.

  • Hallo Stathis.
    An die Photometrie und die Positionsbestimmung hab ich jetzt gar nicht gedacht. Aber danke für die INfo. Ich habe inzwischen übrigens bei meinem 18-Zöller die Spiegelmitte wieder tiefer bekommen. Ich hatte dir ja ne Mail geschickt. Ich denke, daß ich heute den Grobschliff fertig bekomme. Bis jetzt klappt alles Prima.

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