Firstlight, 27.12.2005 0.10 Uhr

  • Nachdem am Vorabend der Misserfolg, wegen einer nicht genutzten 2“ Verlängerungshülse, im Prinzip nicht als Firstlight bezeichnet werden sollte, hatte ich heute noch einmal das Glück, dass die Bewölkung ab 22.00 Uhr anfing sich zu lockern. Optimistisch, dass das noch besser wird, habe ich meinen neuen 12“ Dobson nach draußen getragen, Abdeckungen abgenommen und den Okularkoffer ebenfalls herausgestellt.
    Mein Plan war eher bescheiden. Zunächst wollte ich mittels Polaris meinen Sucher und das Telrad ggf. fein-justieren und einen Sternentest machen. Für den Sternentest war mir aber schon bewusst, dass mein Okularset noch keine geeignete Vergrößerung hergibt. Ich habe erstmal mein „Übersichts-Okular“ 32mm eingesteckt, Polaris mittels Telrad angepeilt. Dann mal durch den Sucher geschaut. Passt. Dann durchs Okular geschaut und, welch Wunder, auf Anhieb war der Stern zu sehen und ließ sich prima fokussieren, was am Vortag ja noch völlig misslang. Im 6mm Okular dann den Stern noch mal schön zentriert eingestellt und Sucher und Telrad nun fein-justiert. Beim vollständigen defokussieren hatte ich aber nicht das erwartete Bild mit den Beugungsscheibchen, sondern eher eine sehr groß erscheinende Scheibe. Aber wenn ich das richtig in Erinnerung habe macht man den Sternentest auch bei einer 1.5 fachen Vergrößerung gegebüber der Öffnung, also bei 450er. Für das einschätzen des Seeing fehlt mir die Erfahrung. Nun, da ja alles klappt, wollte ich auch ein paar Sachen sehen. Spontan habe ich mir Mizar (Doppelstern), Orion-Nebel, Plejaden, Mars, Saturn und Andromedar-Nebel vorgenommen. Alles Objekte, von denen ich mir zutraute, sie ohne weitere Hilfsmittel zu finden.
    Als erstes also die Deichsel vom großen Wagen angepeilt und mit 32mm liess sich bereits mühelos Mizar als Doppelstern trennen. Man merkt sofort, das Telrad wird mein bester Freund. Ich hatte nicht erwartet, dass sich die Objekte derart mühelos finden lassen. Ich habe dann noch mal Mizar mit dem 6mm betrachtet. Herrlich. Die Bewegung der Objekte ist hier noch nicht so groß wie zum Beispiel später beim Saturn, aber schon deutlich spürbar. Somit konnte ich mich schon mal an die Orientierung und an das nachschubsen gewöhnen.
    Die Plejaden kannte ich schon vom Fernglas gucken und ähnlich schön waren sie auch mit dem 32mm Okular zu sehen.
    Meinen ersten Planeten, den Mars, ließ sich mühelos finden. Mit dem 6mm Okular kam dann aber nicht mehr als ein kleines orange farbiges Scheibchen zum Vorschein. Details waren keine zu Erkennen.
    Nächstes Ziel dann der Orionnebel. Auch auf Anhieb gefunden. Der Anblick hat mich schlichtweg umgehauen. Ich konnte ein leises raunen vor staunen nicht unterdrücken. Einfach fantastisch.
    Das Auffinden des Andromedar Nebels hatte mich dann unerwartet vor größere Probleme gestellt. Als ich es dann endlich gefunden habe und das Okular wechselte haben sich wieder Wolken davor geschoben. Die hatte ich ja gar nicht kommen sehen.
    Ok, dann zum Abschluss den mit Spannung erwarteten Saturn angepeilt. Mit 15mm bereits deutlich den Ring gesehen. Ein tolles Gefühl. Mit 6mm konnte ich auch in einigen wenigen Momenten der Luftruhe auch die Cassini-Teilung sehen. Ich war begeistert. Verwundert über die Schnelligkeit, mit der der Saturn aus dem Gesichtsfeld herauswandert, habe ich mich ordentlich mit dem sanften Schubsens des Dobsons angefreundet. Da mir der Saturn auch überraschend hell erschien, wollte ich mal meinen Graufilter probieren. In der Dunkelheit habe ich dann – ohne es zu bemerken – einen Grünfilter erwischt. Effekt war aber trotzdem der, dass die Abbildung ein wenig schärfer erschien.
    Total glücklich mit einem breiten Grinsen habe ich dann eingepackt und alles wieder ins Haus geschleppt.


    Viele Grüße
    Matthias

  • Hallo Matthias,


    schoener Bericht und klasse das Du dein Dob endlich richtig benutzen konntets. Ich frag mich wann bei uns keine Wolken mehr sind, wahrscheinlich irgendwann 2006 [V]


    Gruss,


    Micky

  • Hallo!


    Das hört sich ja schon mal ganz gut an!
    Ich hab ein 8" Dobson und der Mars ist auch nur eine kleine Scheibe, aber Valles Marineris (auf dem Mars als schwarzer Strich zu erkennen) solltest du eigentlich auch sehen.
    Ich war gestern auch draussen... nach 1er Stunde auskühlzeit gieg ich raus.. bei -11° :)
    Mein Dobson war schon ganz zugetaut und Wolken waren auch überall...
    Doch Saturn konnte ich dann doch noch sehn *freu*
    Naja, nach ner Weile hab ich dann mein vereisten Dobson reingeholt *g*
    Mal schaun wanns Wetter mäßig besser wird!

  • Hallo Matthias,


    Glückwunsch zum gelungenen first light!! Dein schöner Bericht erinnert mich ziemlich an mein erstes Mal. Auch ich hatte etwas Schwierigkeiten, Andromeda zu finden. Mein Tipp fürs nächste Mal wäre noch h/x im Peseus, M35, M36, M37, M38 Gemini/Auriga, alle Sternaufen in der Cassiopeia und eventuell M81 / M82 in UmA. Auch der Weihnachtsbaumhaufen, M1 und Eskimonebel kommen im 12er gut rüber. Für den Mars könnte ein abdunkelnder Filter gut sein. Passen Krippe (M44) und Saturn zusammen in ein Gesichtsfeld? Könnte vielleicht gerade so reichen.


    Du hast das Newton aber schon justiert, auch wenn es keinen Sterntest gab, oder? Man sollte das schon machen, allerdings braucht daraus auch keine nachtfüllende Wissenschaft daraus werden. Das Beobachten sollte IMHO immer wichtiger sein, als sich in der allerletzten Top-Justierung zu verlieren und sich unnötig Stress zu machen. Der Sterntest holt das letzte Quentchen an Optimierung heraus aber ich mache das meistens nur mit dem Laser und/oder Justierokular.
    Übrigens: Andromeda hat nichts mit dem Höckertier zu tun :)


    Sehr viel Spaß noch mit dem 12er !!!


    Grüße
    Rolf

  • Vielen Dank für eure Antworten und die Tipps.


    (==>)geissinger
    Danke für die schönen Anregungen. Werde ich bei besserem Wetter mal probieren. Justiert habe ich mit einem Laser und bin mir ziemlich sicher, dass das richtig gemacht habe.


    (==>)Anodyne
    Auf dem Mars habe ich überhaupt nichts gesehen. Ich denke aber, dass es am Seeing lag. Mit 6mm (267x fache Vergrößerung) war das kleine Scheibchen sehr wabernd und verschwommen.


    Viele Grüße
    Matthias


    Achja, kleine Frage am Rande. Wie beurteilt ihr eigentlich das Seeing?

  • hallo Matthias,
    ich habe die Erfahrung gemacht,
    das im Winter das Seeing schlechter ist und im Laufe des Jahres immer besser wird bis hin zum Herbst,wo es eigenlich (wenn es nicht gerade Regnet[;)])am Besten ist.
    Kann dies auch Begründen:
    Mit dem Kauf eines neuen Okular(im Januar2005) mit hoher Vergrößerung,
    waren die Details z.B. an Planeten einfach so Enttäuschend[V],
    das ich schon an einen Fehlkauf dachte.
    Aber von Monat zu Monat wurden die Ergebnisse besser und im Oktober/November2005
    hatte ich die Besten Ergebnisse die ich nicht für MÖGLICH gehalten hätte.
    Außerdem dachte ich früher "auch" immer im Winter ist der Himmel dunkler,
    folglich müsse das Seeing auch besser sein.


    FALSCH GEDACHT[8D]


    Ich denke, das ist aber auch vom Standort abhängig.....


    Übrigens:
    hier ein paar Links wegen dem Seeing


    http://www.stathis-firstlight.de/deepsky/legend.htm


    http://uk.geocities.com/dpeach_78/pickering.htm


    Sternenklare Grüße: Thilo

  • hi,


    (==>)mosh67: ich vermute mal, dass der mars bei deinem 12" teleskop ziemlich stark überstrahlt ev. liegt es daran, dass du überhaupt nix erkennen konntest.
    mir persönlich gefällt saturn aber auch weit besser. ;)


    (==>)tschetto: warum sollte im winter das seeing schlechter sein?
    kalte luft kann weniger wasser speichern und daher sollte die luftfeuchtigkeit geringer sein -> klarere luft.
    vorausgesetzt es schneit gerade nicht....


    jede jahreszeit hat so ihre reize - der vorteil vom sommer ist, dass die okulare nicht dauernd anlaufen und man nicht so viel zeug anziehen muss, damits einem nicht kalt ist. ;)
    das im winter aber generell schlechteres seeing ist, kann ich nicht bestätigen.


    fg
    -hannes

  • ==< Hannes


    Hast Du nicht Seeing mit Durchsicht verwechselt?. Hohe Luftfeuchtigkeit mindert natürlich den Anteil des Lichtes, der durch die Atmosphäre hindurch zu uns ankommt, ist aber nicht für die Luftunruhe verantwortlich, die man als seeing bezeichnet. Ich habe schon einige Bemerkungen von Nichtastronomen gehört, dass ihnen der WWinterhimmel so gut gefällt, weil da die Sterne so schön funkeln - genau das ist es, was uns die Freude so oft verdirbt.


    Viele Grüße


    Oskar

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