(31) Wie optimiert man ein Teleskop?

  • Wie optimiert man ein Teleskop?


    Wenn ein Sternfreund über wenig Geld verfügt, sucht er sich unter den Angeboten möglichst
    preisgünstige Lösungen und merkt erst später, daß ein vermeintlich günstiges Angebot
    trotzdem seinen "Preis" hat. Diesen Preis bezahlt er nämlich, wenn er anfängt, die Schwach-
    stellen seines Fernrohres zu beheben. Im Falle des Meade-16-Zoll-Dobsons war das eine
    "Latte" von Verbesserungen, um aus dem günstigen Teleskop ein gutes Teleskop zu machen.
    Weil ich aber eine Vorstellung davon habe, was ein Teleskop optisch können muß und zusätz-
    lich vor 40 Jahren eine Feinmechaniker-Ausbildung hinter mich brachte, veränderte ich im Ver-
    laufe von 2 Jahren die Grundausstattung so, daß man mit diesem Teleskop gut leben kann.
    Weil aber durch "Nachzucht" von weiteren Dobsons, siehe auch der Bericht: "Ein konservativer
    Dobson mit Hochleistungs-Optik " http://www.astrotreff.de/boards/topic.asp?TOPIC_ID=2942
    der eigentlich reichliche Platz im Keller irgendwann zu knapp wird, muß ich mich von diesem
    Dobson trennen, in den ich viel "Gehirn-Schmalz" hineingesteckt habe.


    Bild 1 ein 16-Zoll Meade Dobson mit Rockerbox



    01 meinen Sohn habe ich dahinter gestellt, damit eine Größenabschätzung leichter
    möglich ist.


    Bild 2 Telrad und JMI-Okular-Auszug mit Feineinstellung



    02 eine der ersten Ergänzungen war ein JMI-Okular-Auszug zur besseren Justage
    und Fokussierung. Zusätzlich einen Telrad, damit man was findet.


    Bild 3 Spinnen-Überarbeitung



    03 Meade gibt sich bei der Fangspiegel-Befestigung/Justage keine besondere Mühe.
    Also habe ich die Bohrung mit einer Reibahle ausgerieben und einer Gewindehülse
    für exakte Positionierung des Fangspiegels gesorgt. Auch deutsche Inbus-Schrauben
    machen die Sache dort viel exakter.


    Bild 4 Die Scheiben-Befestigung



    04 Mit einer mittigen 1/4-Zoll Schraube war das eine ganz windige Angelegenheit.
    Also wurden sie zusätzlich mit je zwei M8-Inbus-Schrauben verstärkt. Auch die Teflon-
    pads wurde bei 07:00 Uhr und 03:00 Uhr versetzt. Damit läßt sich der Dobson in
    Azimuth leichter bewegen.


    Bild 5 Die Hauptspiegel-Fassung



    05 Statt an 3 Haltebändern hängt die Platte jetzt an 6 stabilen Alu-Haltebündern im Tubus.
    Die 9-Punkte-Lagerung wurde überarbeitet. In der Mitte sitzt nun ein saugender Lüfter,
    sieht man am Kabel, und ein Trage-Griff erleichtert das Heben des optischen Tubus.


    Und nun zur Qualität der Optik:


    Der 400/1800 Hauptspiegel wurde einmal retouchiert und läßt gestochen scharfe Bilder am Saturn
    bis 350-fach zu. Der Spiegelbelag wurde von mir relativ geschont und dürfte mindestens weitere
    4 Jahre seinen Dienst tun. Da mir meine Söhne zum Aufbau des Dobsons nicht immer zur
    Verfügung stehen, wird dieser Dobson leider weniger genutzt, als er es verdient hätte.


    Wenn ich die Optimierungen meinerseits mit einrechnen darf, dann sollten ein Verkaufs-Preis
    von 2.500.- Euro für das gute Stück, so wie man es auf den Fotos sieht, nicht zu viel sein.
    Natürlich lasse ich mit mir handeln bei ernsthaftem Interesse.


    Herzliche Grüße

    Wolfgang Rohr
    ________________________________
    || Qualitäts-Prüfung astronomischer Optik
    || Altvaterstr. 7, D - 97437 HASSFURT
    || Tel. +49 (0) 9521 5136
    || Mobil. + 49 (0) 175 366 93 11
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    || Labor-Berichte zu finden unter:
    http://www.astrotreff.de/user/scripts/postings-rohr.asp

  • Wolfgang,


    du bist doch sonst nicht so geizig beim darlegen von pruefprotokollen. welche werte hat der spiegel[?]


    die begeisterung im gesicht deines sohnes haelt sich ja in grenzen. [:D]


    nix fuer ungut.

  • Hallo Naphpie,


    Werden selbstverständlich nachgeliefert! Söhne geraten nich' immer so,
    wie man das gerne hätte. Bist Du nicht auch Deines Vaters Sohn?[:D]


    Wolfgang Rohr

  • Hallo Stefan,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">die begeisterung im gesicht deines sohnes haelt sich ja in grenzen<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    er hat wohl den Dobson gerade herausschleppen müssen[:D]


    MfG,Karsten

  • Wolfgang,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Werden selbstverständlich nachgeliefert<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    wann? wo? hier auf dem board? [:p]


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Söhne geraten nich' immer so<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    kommt auf die perspektive an. in meinem falle hast du sicher recht. mein vater wuerde dir sofort zustimmen, wenn er wuesste, wieviel geld und zeit ich in die astronomie stecke. vielleicht kann er's ja von oben sehen...


    stefan

  • Lieber Karsten,
    Lieber Naphpie,



    <b><font color="yellow">vielleicht kann er's ja von oben sehen... </font id="yellow"></b>
    immerhin ein starkes Motiv für die Astronomie ...


    Wir haben ja wenigstens einen etwas abgeklärteren Begriff von Zeit.


    Karsten, Du hast insofern recht, als an diesem Tag mein Sohn eher
    widerwillig das Gerät zum Foto-Termin heraustrug, was auf dem Foto
    erkennbar ist. Motto: Hinter jedem Teleskop sollte ein glücklicher
    Mensch stehen, noch besser: eine leicht geschürzte Dame!


    Herzliche Grüße


    Wolfgang Rohr

  • Hallo Stefan,


    Hier mein Nachtrag zur Qualitäts-Messung meines 16-Zoll-Meade Dobsons:
    Diesen Spiegel habe ich schon oft vermessen und eine Menge Testbilder
    darüber in meinem Rechner. An diesem Spiegel habe ich meine ersten
    Rauhheits-Messungen und Spalt-Tests veranstaltet. Auch ist dieser
    Spiegel in Europa schon weit herumgekommen.


    06 I_Gramm in Kompensation mit einfacher Genauigkeit



    06 Bei diesen beiden I_Grammen kann man den Wert der Autokollimations-Messung gut
    einschätzen: Obwohl der Spiegel bereits nachretouchiert wurde, kann man beim 2. I_Gramm
    noch deutlich erkennen, wo die Parabel aufhört, und die Sphäre anfängt. Was vor der Retouche
    noch ausgeprägter, weil der Spiegellieferant die Parabel nicht konsequent genug durchführte,
    nach dem Motto: Beugungsbegrenzt isser allemal.


    07 I_Gramm in Autokollimation mit doppelter Genauigkeit



    07 Hier ist der Streifenabstand L/2 der Wellenfront


    08 quantitative Auswertung des Autokoll I_grammes



    08 Ein Strehl von 0.93 ist trotzdem gut, wir hätten natürlich lieber 0.99. Auch der PV wave Wert von
    L/5 ist ein guter Wert, weil er sich auf die Topografie der ganzen Fläche bezieht und nicht linear wie
    bei Foucault oder Caustic ermittelt wird - dort entstehen nämlich die fantastisch überhöhten Werte.



    09 Rotations-Symmetrie oder kein Astigmatismus



    09 Auch ein großer Spiegel sollte keinen signifikanten Astigmatismus haben.


    10 Die Flächen-Retouche durch DC in Puimichel



    10 Der Künstler aus Puimichel, dessen Fan-Club nicht nur in Frankreich erheblich geschrumpft ist,
    hat seine Runen in meinen Spiegel hineinpoliert - mit dem Rauhheits-Test kann man nämlich
    sogar die Polierstriche ermitteln, wenn großer Sachverstand im Spiel ist.


    11 Der Spalt-Praxis-Test



    Mein 0.01 mm Spalt unter dem Mikroskop



    Der Spalt und seine Abmessungen.




    11 Natürlich will man wissen, wie sich das in der Praxis auswirkt. Interessanterweise nicht ganz
    so schlimm wie befürchtet. Ich habe hier auch das Beispiel eines russischen Spiegels, der
    ähnliche Runen besitzt und trotzdem in der Praxis recht gut sein soll. Die Abbildung meiner Spalt-
    Struktur gelingt recht ordentlich und ist der Beweis, warum bis ca. 350-fach der Saturn noch
    kantenscharf zu sehen ist.


    Herzliche Grüße


    Wolfgang Rohr

  • Hallo Wolfgang,


    könnte man dem sichtbar gemachten Polierstrich entnehmen, dass dieser Spiegel von einer Maschine (vor-)geschlifeen wurde?

  • Nööööö !


    Keine Maschinen-Politur!


    Lieber Tom!


    Dieser Spiegel hat eine Geschichte:
    Zunächst hatte ich die Gelegenheit, mir den besten unter 3-4 Meade-
    Spiegeln herauszusuchen: Perfekte Parabel bis 350 mm statt 400 mm
    wie bei einem guten Newton-Spiegel. Warum? Weil die Freunde die
    Parabel bis 350 mm ausführten, und dann war der Spiegel bis zum Rand
    in der Toleranz. Will heißen: parabel bis 350 mm und ab da die alte
    Sphäre. Also suchte ich jemand, der den Spiegel so retouchiert, daß
    die Parabel bis zum Rand geht. Das hat jemand aus Südfrankreich in
    Puimichel besorgt. Leider merkte ich erst ein Jahr später, welchem
    Dilletanten ich da aufgesessen war. Jener Paradiesvogel hat nämlich
    in Frankreich selbst einen schrecklichen Ruf.


    Als ich lernte, die Flächenstruktur mit dem PhaseKontrast-Test sicht-
    bar zu machen, erkannte ich, daß dieser Freund ziemlich derb den Knick
    zwischen Parabel und Sphäre bei 350 mm abzutragen versuchte und dabei
    die fotografierten Spuren einpolierte. Eine Maschinen-Politur erzeugt
    solche Strukturen nicht.


    Ich habe vor ca. 2 Jahren einen russ. Spiegel mit einer ähnlich
    rauhen Oberfläche vermessen. Trotzdem ist sein Besitzer sehr zufrieden
    mit dem Spiegel, weil die interferometrisch erzeugten Ergebnisse anderer
    seits recht gut waren. Die hohen Vergrößerungen wird ein solcher
    Spiegel nicht zulassen, aber die normalen und das bedeutet bei diesem
    16-Zoll-Meade-Spiegel im Normalfall bis 350-fach und als Höchstgrenze
    am Saturn 450-fach. Wir hätten gerne mehr!


    Soviel als Randbemerkung dazu.


    Herzliche Grüße


    Wolfgang rohr

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