Gesichtsfeld Okular 12 mm 155x

  • Hallo
    könnt Ihr mir helfen? Habe gestern den Mond bei 155x mit 12mm Okular gerade noch voll im Gesichtsfeld gehabt. Sah aus wie eine ringförmige Sonnenfinsternis (nur umgekehrt, aussen (schmaler Ring) = schwarz, innen hell). Daraus müsste man doch mathematisch das Gesichtsfeld des Okulars ableiten können (Herstellerangabe 70°). Weiss jemand die Formel ?


    Merci
    Rudi

  • Hi Rudi,


    die Gleichung ist relativ einfach:


    Scheinbares Gesichtsfeld = Vergroesserung * Wahres Gesichtsfeld


    Angenommen, der Mond war genau 1/2 Grad gross (was aber nicht unbedingt gegeben ist, da der scheinbare Monddurchmesser von der genauen Erddistanz abhaengig ist und aufgrund des Pendelns zwischen 357000 km im Perigaeum und 407000 km im Apogaeum variieren kann).


    Dann ergibt sich Dein Gesichtsfeld zu


    0.5 Grad * 155x = 77.5 Grad.


    Ich vermute daher, dass der Mond etwas kleiner war als 1/2 Grad. Wenn Du eine geeignete Astrosoftware verwendest, kannst Du Dir die genaue Monddistanz ausdrucken lassen. Mit Monddurchmesser von 3776 km ergibt sich dann der scheinbare Durchmesser zu


    DS = arctan(3476/Monddistanz[km]) .




    Wir koennen den Spiess natuerlich umdrehen.


    Sei Dein Okulargesichtsfeld exakt und Deine Beobachtung praezise genug. Dann ist der Winkeldurchmesser des Mondes 70Grad/155x gleich 0.452 Grad. Damit ergibt sich unter d_mond=3476 km eine Monddistanz von dist = 3476 km / tangens(0.452Grad) = 440988 Kilometern. Das hiesse, dass sich der Mond um ca. 10 Prozent zu weit von der Erde entfernt haette - astronomisch eine Sensation, bloed fuer diejenigen die sich auf die naechste totale Sonnenfinsternis freuten (Mist, schon gebucht !), aber ich denke dass da eher Messfehler im Spiel sind.

  • Schwer zu schätzen, wie weit der Ring ausserhalb der Mondscheibe wirklich war. Daher die Abweichung. Habe grade gestern mithilfe dieser Beziehung die effektive Brennweite meines Rubinar Russenmaks abzuschätzen versucht. Sehr grob natürlich.
    Rudi, wenn du´s genauer haben willst, nimm nicht den Mond, sondern 2 Sterne, deren Winkeldistanz bekannt ist und die grade noch ins GF passen.

  • Ja, super Idee mit den Sternen.


    Es geht aber noch besser - unabhaengig davon, zwei Sterne finden zu muessen: Die Transitmethode.


    Du stoppst die Zeit, die ein Stern braucht um das Gesichtsfeld zu durchlaufen. Am besten machst Du das im Meridian, um sicherzugehen dass der Stern geradlinig genau durch die Mitte geht.


    Die Erde dreht sich in 86164 Sekunden um genau 360 Grad, oder 239.34 Sekunden pro Grad. Du bekommst also das wahre Gesichtsfeld theoretisch durch Division Deiner Zeit durch 239.34 s. Aber so einfach ist es dann doch nicht, weil die Sterne nur am Aequator Grosskreise um Dich herum ziehen. Also musst Du noch die Korrektur einbringen. Die Sterngeschwindigkeit multipliziert sich mit dem Kosinus der Deklination. Bei 90 Grad ist der Null und das ist die Erklaerung dafuer, warum Sterne am Himmelspol nicht vom Fleck kommen ...


    Also lautet die Gleichung:


    Wahres Gesichtsfeld = (gemessene Zeit/239.34s) * cos(Deklination).


    Allerdings sollte der Stern nicht zu weit vom Himmelsaequator entfernt stehen, da sonst durch die Kruemmung der Trajektorie im Okulargesichtsfeld ein systematischer Fehler entsteht. Der mittlere Guertelstern im Orion waere eine gute Wahl.

  • Hi Geordie,
    vielen Dank, dass Du Dich an dem "thread" beteilgist. Echt super.


    Aber was ist das denn: Zitat "Trajektorie".


    Kenne das Problem auch. War heute morgen beim Zahnarzt (um 8 Uhr, war nicht richtig wach). Da musste die Helferin niesen. Ich sage "Gesundheit" (Automatismus). In Frankreich. Dann versuche ich zu übersetzen und sage: "Santé" (was die exakte Übersetzung ist, aber das sagen die Franzosen beim Anstossen mit Wein-/Sekt (nein Champagner) um "Prost" zu sagen). Richtig heisst das "à tes/vos souhaits" (auf Deine/Ihre Wünsche") oder "à tes/vos amours" (auf eine/Ihre Liebe(n)". ... Aber da war es schon zu spät (es war halt 8 Uhr morgens). Und die beiden (der Zahnarzt und sein Assitentin) haben sich angesehen und sich (weil sie Lothringer sind und ein bisschen Deutsch verstehen) mehr oder weniger heimlich einen abgelacht.


    Empathische Grüsse
    Rudi


    PS: an astrotreff.de: bitte keine mail: ich weiss, dass das "hors sujet" ist.

  • Moin Rudi,


    Juergen hat das Prinzip mit dem Stoppen der Zeit für den Durchlauf
    eines Sterns ja schon schön erklährt. Wenn du einen Stern nahe am
    Äquator nimmst, entfällt die zusätzliche Rechenarbeit. Ich nehme dafür
    möglichst immer Mintaka, den rechten Gürtelstern des Orion, der
    ist schön hell und liegt nur ca. 0.3° vom Äquator entfernt. Für
    normale Messungen ist das voll und ganz ausreichend. Im Moment ist
    Orion am besten Morgens zu beobachten.


    Ciao, Heiner

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Astrogeordie</i>
    <br />
    die Gleichung ist relativ einfach:


    Scheinbares Gesichtsfeld = Vergroesserung * Wahres Gesichtsfeld
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Die Gleichung ist zwar einfach, gilt aber nur bei einem verzeichnungsfreiem Okular. Dies ist bei einem Otrho weitestgehend gegeben, als Nährerung kann man sie für Plössls noch verwenden, beim o.g. Beispiel eines 70° Weitwinkels liefert sie falsche Ergebnisse.


    Bei der Bestimmung des scheinbaren Gesichtsfeldes gehe ich wie folgt vor:
    Man nehme das Okular, eine Wand, 2 Streifen Klebeband und ein Meterstab. Man stelle das Okular fest in einiger Entfernung senkrecht zur Wand auf und schaue mit dem einen Auge durch (ohne weitere Optik, nur das Okular). Das andere Auge bleibt offen und man sieht, wie sich das Gesichtsfeld gegen die Wand abhebt. Die Klebestreifen werden an der Wand derart fixiert, dass sie die Ränder des Gesichtsfeldes einrahmen. Am besten in der Senkrechten messen, dann sind beide Augen auf gleicher Höhe und es ergeben sich keine Parallaxeneffekte. Man misst mit dem Meterstab das Gesichtsfeld an der Wand, also den Abstand der Klebestreifen (wir nennen das mal "a") und die senkrechte Entfernung von der Wand (nennen wie es "w"). Mit ein Bisschen Tangensrechnung erhalten wir:


    scheinb. Feld = 2xarctan [(a/2)/w)]


    Bei meinen Okularen habe ich wie folgt ermittelt:


    32 mm Tele Vue Wide Field: a=194 cm; w=143 cm --&gt; scheinb. GF= 67,5°
    24 mm Tele Vue Wide Field: a=194 cm; w=145 cm --&gt; scheinb. GF= 68°
    15 mm Panoptic: a= 212 cm; w= 146 cm ---&gt; scheinb. GF= 72°
    15 mm Tele Vue Plössl: a=138 cm; w=146 cm --&gt; scheinb. GF= 50,5°
    9 mm Nagler (alt): a= 249 cm; w= 142 cm ---&gt; scheinb. GF= 82,5°
    7 mm Nagler (alt): a= 242 cm; w= 142 cm ---&gt; scheinb. GF= 81°
    4,8 mm Nagler (alt): a= 236 cm; w= 144 cm ---&gt; scheinb. GF= 78,5°


    Mit der Äquatorstern Durchlaufmethode hatte ich wie folgt gemessen:
    24 mm Tele Vue Wide Field: scheinb. GF= 60°
    15 mm Panoptic: scheinb. GF= 65°
    9 mm Nagler (alt): scheinb. GF= 75°
    7 mm Nagler (alt): scheinb. GF= 75°
    Die Diskrepanzen ergeben sich wohl durch die Verzeichnung


    Ich habe die Begriffe im Astrolexikon korrigiert bzw neu zusammenbgestellt:
    Gesichtsfeld
    Gesichtsfeld, wahres
    Gesichtsfeld, scheinbares
    Verzeichnung

  • Moin Stathis,


    &gt; Die Diskrepanzen ergeben sich wohl durch die Verzeichnung


    Das kann eigentlich nicht sein. Die Durchlaufmethode ermittelt ja ganz
    praxisnah das wahre Gesichtsfeld. Für die Umrechnung zum scheinbaren
    Gesichtsfeld benötigt man dann aber einen unsicheren Wert, nämlich die
    Vergrößerung. Da ich annehme, dass du die Brennweite des verwendeten
    Gerätes genau kanntest, könnte ich mir vorstellen, dass die Brenneite
    der Okulare nicht ganz exakt mit den angegebenen Werten übereinstimmt.


    Ciao, Heiner

  • Hallo Heiner,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Das kann eigentlich nicht sein. Die Durchlaufmethode ermittelt ja ganz praxisnah das wahre Gesichtsfeld.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Genau so, wie die obige Wandausmessmethode direkt das scheinbare Gesichtsfeld ermittelt.


    Extremweitwinkelokulare (Nagler + co.) haben eine nicht zu vernachlässigende positive lineare Verzeichnung, sprich die Vergrößerung steigt zum Bildfeldrand hin an. Das geht, soweit ich vertanden habe, aus geometrischen Gründen gar nicht anders. Würde man die Verzeichnung korrigieren wollen, würde man sich Astigmatismus einfangen. Es ist also gar nicht nötig, eine ungenaue Okularbrennweite anzunehmen, es würde mich auch verwundern, wenn der Fehler immer in die gleiche Richtung ginge.

  • Hallo Stathis,


    alles klar, jetzt hab' ich es endlich auch verstanden! Irgendwie hatte ich
    immer angenommen, dass die Brennweitenangaben eine Art "Durchschnitt" über
    das ganze GF darstellen. Sie beziehen sich aber vermutlich auf die Achse.


    Ciao, Heiner

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