(28) Ein konservativer Dobson mit ...

  • 25. Bericht: Ein konservativer Dobson mit Hochleistungs-Optik


    Auch ein Optik-Tester braucht den entspannten Blick durch ein Teleskop, besonders
    wenn er weiß, welcher vorzügliche Spiegel in seinem Optik-Raum sehnsüchtig auf
    "First light" wartet. Solche Spiegel braucht er allerdings auch deswegen, damit er ein
    Beispiel für Spitzen-Qualität hat, an denen er andere, nicht ganz so perfekte Spiegel
    daran messen kann. Dadurch entsteht eine Sammlung hochwertiger Spiegel
    und ein genaues Gefühl dafür, bei welchen Herstellern hochwertige Spiegel zu erwarten
    sind. GSO-Spiegel werden ihrer Qualität wegen, von vielen Händlern gern verkauft,
    sodaß es manchmal sogar eine Rangelei um diese Spiegel gibt. Dieser Spiegel von Birk-
    meier ist von einem mir unbekannten Hersteller, aber die Testergebnisse sind so, daß man
    den Praxis-Test am Himmel herbeisehnt: Gestern abend war es endlich
    so weit.


    01 Spalt-Test, siehe Test-Bericht
    http://www.astrotreff.de/boards/topic.asp?TOPIC_ID=1713



    01 Die Abbildung meines 0.01 mm Lichtspaltes ist der praxis-nächste Test. Die beiden
    Einkerbungen an der rechten Schneide muß man klar erkennen können, dann ist es
    bereits eine gute Optik. Wenn man hingegen gegenüber der oberen Einkerbung auch
    noch die Spitzen im 0.001 mm Bereich erkennen kann, dann hat man es mit einer
    Hochleistungs-Optik zu tun. Wobei visuell erheblich mehr zu sehen ist, wie ich im Bild
    festhalten kann - ich arbeite noch dran. Für mich also der ultimative Test, der eine Ge-
    samtschau bildet, was man später am Himmel erwarten kann.


    02 Interferogramm bei 532 nm (grün)



    02 Wegen der kürzeren Wellenlänge, zeigt ein solches Interferogramm mögliche Fehler
    noch genauer. Natürlich hängt ein einwandfreies I_gramm auch von der sorgfältigen
    Justage ab - viel schneller, als man möchte, hat man Koma-Effekte, die den Strehl
    drücken. Bereits das I_Gramm läßt eine perfekte Parabel vermuten. Bei Überkorrektur
    wären die Streifen "M"-förmige verbogen, bei Unterkorrektur "W"-förmig. Bei Null-Messungen
    geht deshalb die Über-/Unterkorrektur als Fehler ein, was im Fall der Unterkorrektur bei
    bestimmten Gläsern strittig ist, bei Zerodur bzw. Zerodur-ähnlichen Gläsern sollte die
    Parabel schon perfekt sein.


    03 Die Auswertung



    03 Die quantitative Aussage ist lediglich ein Aspekt, beim Testen von Optiken. Zwar durch-
    aus wesentlich, beantwortet sie leider nicht alle Fragen, insbesondere die nach dem Kon-
    trast einer Optik nur unzureichend.


    04 Foucault-Test



    04 Die Lichtqelle ist mein 0.01 mm breiter Lichtspalt wegen der Helligkeit. Die Messer-
    schneide muß mit der Lupe absolut parallel zum Spalt ausgerichtet werden. Damit sind
    dann Messungen weit über den L/10 wave-Bereich möglich. Man sieht also im Rand-
    Bereich eine ganz zarte "Rinne, im Übrigen eine sehr gleichmäßige und homogene
    Fläche, ganz ohne weiteren Zonen.


    05 Parabel-Test mit Ronchi 10 lp/mm intrafokal



    05 Der exakteste Parabel-Test ist immer noch der Ronchi-Gitter-Test. Bei einer Gitter-
    Konstanten von 13 lp/mm stehen die Streifen, und vor allem die Beugungs-Linien da-
    zwischen, ohne jede Störung, und nahezu parallel, mit Ausnahme der schon erwähnten
    Randzone. Dieser Test liefert auch die Orientierung ab, wie eine Zone zu deuten sei,
    was je nach Messer-Schneiden-Position verschieden sein kann. In meinem Fall schneidet
    die Klinge immer von links kommend in den LichtKegel. Dann stimmt der Flächeneindruck.
    Auch das Ronchi-Gramm stelle ich grundsätzlich intrafokal ein, das erleichtert die
    Deutung der Fläche ganz erheblich.


    06 Der PhasenKontrast Rauhheits-Test



    06 Die Politur der Fläche, besonders wenn keine weiteren Zonen das Vergnügen stören,
    ist besonders glatt und gleichmäßig. Es geht auch sehr viel unruhiger, wenn man die
    ersten Berichte noch einmal aufruft und studiert. Ich habe es also hier mit einem Traum-
    Spiegel zu tun, dessen Abbildung mich natürlich brennend interessiert.


    Mein Test-Objekt Saturn, steht am Abend zu Beginn der Dämmerung bereits ziemlich
    tief. Gestern war ein Baum dazwischen, aber das läßt sich ändern, heute. Jedenfalls
    stand der Dobson am Spätnachmittag bereits in der frischen Luft, und mindestens
    eine Stunde vorher lief der Lüfter, der die Luft absaugt, um das Seeing im Tubus so
    wenig wie möglich zu stören. Also ran an den Jupiter:


    Bei 400-facher Vergrößerung konnte man zu Beginn der
    Dämmerung, wo die Luft noch am ruhigsten ist, die Struktur der Wolkenbänder und
    den bekannten GRF-Wirbel eindeutig erkennen, auch der Schatten eines Mondes
    auf dem Jupiter selbst, eignete sich vorzüglich zu fokussieren. Damit war die Qualität
    der Abbildung schnell geklärt. Weil gemeiner-weise eine halbe Stunde später ein
    leichter Nebel das Vergnügen störte, deckte ich den Newton erst einmal ab, und probierte
    es gegen 2:00 Uhr wieder. Die Epsilon-Sterne in der Leier waren klar und eindeutig zu
    trennen, wobei das kein Qualitäts-Kriterium ist, das macht eigentlich jede gute Optik.
    Erstaunlich klar erschien der Ringnebel in der Leier, in dieser kontrast-reichen Form
    so noch nicht gesehen. Leider blieb mir das Zählen der drei Sterne verwehrt, manchmal
    bildete ich mir ein, davon einen erkannt zu haben - weiß man's ? Heute rücken wir der
    Sonne zu Leibe. Den Merkus-Durchgang will ich damit beobachten.


    07 Konservative Bauweise



    07 Weil ja nach Frauenhofer eine Optik zum Durchschauen ist, zählt die Funktionalität
    und erst in zweiter Linie die Schönheit, ob und wie ich mir Farbe der Montierung nebst
    Tubus zu Leiber rücke, muß ich mir noch gaaaanz langsam überlegen. Vorschläge nehme
    ich dankend entgegen. Die Bauweise ist einfach: Der Hartpapier-Tubus von Krüger und
    Söhne in Landshut, nicht ganz billig das Teil, aber praktisch, hat oben einen Alu-Ring für
    die Spinnen-Einheit. Damit ist das Ganze verschiebbar und wirkt zusätzlich wie eine
    Eintritts-Blende, sorgt also für Dunkelheit im Tubus. Eine Scheibe aus Plexi-Glas schützt
    das System vor Regen und den anderen Teilen, die vom Himmel fallen, dummerweise.


    08 Okular-Auszug und Spinne



    08 Die Plexiglas-Platte hätte ich beim Fotografieren abnehmen sollen. Aber sie schützt
    meine Optik sehr zuverlässig.


    09 Holzbauweise aus 18-er Multi-Plex Birken-Platten



    09 Die üblichen Werkzeuge wie Schwingschleifer, elektrischer Handhobel, Nutenfräse
    und Stichsäge braucht man neben einer kleinen Drehbank, damit man bestimmte Formen
    auch wunschgemäß hinbekommt. Nachdem die Meade Dobsons so ähnlich ausschauen,
    und funktionieren, ist der Nachbau eine unkomplizierte Angelegenheit, wenn man nicht
    gerade das Rad ein weiteres Mal erfinden möchte. Die Lagerung für Azimuth bilden zwei
    Teflon-Stücke bei 07:00 Uhr und 03:00 Uhr: Sehr leichtgängig. Bei der vertikalen Achse
    fängt eine mittige Teflon-Scheibe das Hauptgewicht ab, sodaß die drei tangentialen
    Scheiben nahezu nicht druckbelastet sind und ebenfalls gut gleiten. Daran könnte man
    nun feilen, war aber gar nicht notwendig, habe ich gestern abend gemerkt. Für Handläufe
    verkauft OBI ca. 4 cm Durchmesser Halbkugeln aus Holz - ideal für die Füße, zumal die
    dann in die Schwingungs-Dämpfer-Pats passen, die man für das C11 und andere
    Dreibeine kaufen kann.


    10 Träger- / Justiereinheit



    10 Eine 16 mm Alu-Scheibe bildet die Träger/Justiereinheit. Wenn schon ein so stabiles
    Element, dann packen wir alles drauf und lösen damit noch die Justage: Die 4 Türstopper
    ermöglichen einen sicheren Stand des Tubus, bevor er eingehängt wird. An drei Stellen
    erkennt man die M 8 Justierschrauben mit Senkkopf und Innensechskant. An weiteren
    6 Bohrungen die Halterung der Spiegelzelle, die mit dieser Platte fest verbunden ist. Zwei
    davon sind verstiftet, das dritte beweglich, damit man unkompliziert den Spiegel heraus-
    nehmen kann und hernach dort wieder genau hineinbringt. Dazu passend die Lager-
    punkte die 9-Punkt-Lagerung: reicht völlig. Dann noch die 4 Befestigungs-Schrauben für
    den Lüfter, möglichst groß soll er sein, und der notwendige Kabel-Salat. Der für die
    Justage notwenige Justierweg schrumpft durch diese Bauweise auf 0.7 mm Toleranz.
    Habe ich mit der Kaliber/Schieblehre/Meßschieber nachgemessen. Auf die Art wurde das
    eine kompakte Hauptspiegel-Fassung-Justier-Einheit.


    11 Tellerfedern für kurze Justier-Wege



    11 Die im Werkzeugbau früher verwendeten Tellerfedern (Hoffentlich heute auch noch)
    lösen das Problem auf einfache Weise. Deshalb noch einmal die Detail-Aufnahme.


    12 Lagerung in Azimuth



    12 Diese Anordnung der Teflon-Pats ermöglicht eine sehr leichtgängige Nachführung.
    Gewogen habe ich die Teile nicht. Ich kann sie noch gut tragen. Sie sind eindeutig
    schwerer als die vom Kurt, der sogar seinen Hauptspiegel noch abgespeckt hat. Das
    geht, wenn man selbst schleift. Zum Vogelsberg werde ich dieses Teil wohl mitbringen,
    wahrscheinlich ist dann der Tubus taubenblau - falls keiner von Euch Einspruch erhebt.


    Durchschauen dürft Ihr jedoch alle, so es Euch nicht zu den Giganten zieht, für die man
    eine Feuerwehrleiter braucht.


    Herzliche Grüße an alle


    Wolfgang Rohr


    Ein bißchen Ergänzung:


    Der Spinnen-Ring



    Auch hier hat der Ring mehrere Funktionen gleichzeitig:
    - Blende,
    - Halterung für innen und außen gleichzeitig


    Fangspiegel-Klebung und befestigung



    wegen der Fangspiegel-Belüftung seitlich noch eine Bohrung
    und an drei Punkten mit "Plops" angeklebt.

  • Hallo Wolfgang,


    wirklich ein Klassiker mit sehr guter Optik und solider Verabeitung. Gegen ein paar Zusatzinfos zu Herkunft und Verfügbarkeit hätte sicher niemand etwas einzuwenden [8D] ... vielleicht mag der Martin Birkmaier ja mal was dazu sagen.


    Viele Gruesse


    Matthias

  • Hi,Wolfgang
    das sieht sehr solide aus-vielleicht solltes du die Rockerbox durch Ausschnitte in den Seitenwänden erleichtern-schadet deinem Kreuz bestimmt nicht[;)]
    deine Hauptspiegelzelle würd mich näher interessieren-wage es nämlich als Refraktorianer mich auf Abwegen zu begehen -Selbstschliff eines 10 Zöllers f 8-12?!(Tubus aber zweiteilig![;)])-nichts mehr für Balkon [:o)]

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Rohr</i>
    <br /> Zum Vogelsberg werde ich dieses Teil wohl mitbringen,
    wahrscheinlich ist dann der Tubus taubenblau - falls keiner von Euch Einspruch erhebt.


    Durchschauen dürft Ihr jedoch alle, so es Euch nicht zu den Giganten zieht, für die man eine Feuerwehrleiter braucht.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo,
    Sehr schönes Gerät! Ich hoffe am Vogelsberg auch mal durchschaun zu dürfen. Auch dann wenn es außen blau ist, bei Nacht sind ja sowieso alle Katzen grau und es kommt dann auf was anderes an als auf die Tubusfarbe [:)]


    Grüße Martin

  • Hallo Wolfgang,


    meinen Glückwunsch zu deinem "Classic"-Dobson,sieht sehr solide aus[8D].Eine Frage zur Ausführung:
    Zwischen der Aluplatte und dem Tubus befindet sich ja ein Spalt.
    Wenn der Lüfter läuft stellt das ja so eine Art "Kurzschluß" dar,ist die Spiegeloberfläche dann noch genügend "luftumspült"?


    MfG,Karsten

  • Lieber Karsten,


    =========================
    Zwischen der Aluplatte und dem Tubus befindet sich ja ein Spalt.
    Wenn der Lüfter läuft stellt das ja so eine Art "Kurzschluß" dar,ist die Spiegeloberfläche dann noch genügend "luftumspült"?
    =========================


    Dieses System funktioniert schon bei meinem Meade-Dobson recht gut:
    Der Lüfter saugt ca. 1 cm von der Spiegelrückseite entfernt die Luft
    ab. Woher aber kommt die? In dieser Form sicher zum großen Teil von
    unten genau durch diesen Schlitz, da aber auch der Tubus nach oben
    offen ist, saugt der Lüfter auch diese Luft ab. Man könnte den seit-
    lichen Schlitzt zukleben, dann hätte man nur noch die Luft auf dem
    Tubus. Wieviel Turbulenz entsteht dann aber im Tubus? Natürlich
    möglichst wenig. Auch soll er die "Luft-Linse" (siehe SuW-Weisheit-
    Bericht) absaugen - zartfühlend. Vielleicht experimentieren wir mal
    am Vogelsberg, ob da Unterschiede hinsichtlich verschiedner Luft-
    führung erkennbar sind. First light mit diesem Dobson war erst, brauch
    also noch Zeit, um Deiner Anregung gründlich nachzuforschen.


    Herzliche Grüße


    Wolfgang Rohr

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