25. Bericht: Ein konservativer Dobson mit Hochleistungs-Optik
Auch ein Optik-Tester braucht den entspannten Blick durch ein Teleskop, besonders
wenn er weiß, welcher vorzügliche Spiegel in seinem Optik-Raum sehnsüchtig auf
"First light" wartet. Solche Spiegel braucht er allerdings auch deswegen, damit er ein
Beispiel für Spitzen-Qualität hat, an denen er andere, nicht ganz so perfekte Spiegel
daran messen kann. Dadurch entsteht eine Sammlung hochwertiger Spiegel
und ein genaues Gefühl dafür, bei welchen Herstellern hochwertige Spiegel zu erwarten
sind. GSO-Spiegel werden ihrer Qualität wegen, von vielen Händlern gern verkauft,
sodaß es manchmal sogar eine Rangelei um diese Spiegel gibt. Dieser Spiegel von Birk-
meier ist von einem mir unbekannten Hersteller, aber die Testergebnisse sind so, daß man
den Praxis-Test am Himmel herbeisehnt: Gestern abend war es endlich
so weit.
01 Spalt-Test, siehe Test-Bericht
http://www.astrotreff.de/boards/topic.asp?TOPIC_ID=1713
01 Die Abbildung meines 0.01 mm Lichtspaltes ist der praxis-nächste Test. Die beiden
Einkerbungen an der rechten Schneide muß man klar erkennen können, dann ist es
bereits eine gute Optik. Wenn man hingegen gegenüber der oberen Einkerbung auch
noch die Spitzen im 0.001 mm Bereich erkennen kann, dann hat man es mit einer
Hochleistungs-Optik zu tun. Wobei visuell erheblich mehr zu sehen ist, wie ich im Bild
festhalten kann - ich arbeite noch dran. Für mich also der ultimative Test, der eine Ge-
samtschau bildet, was man später am Himmel erwarten kann.
02 Interferogramm bei 532 nm (grün)
02 Wegen der kürzeren Wellenlänge, zeigt ein solches Interferogramm mögliche Fehler
noch genauer. Natürlich hängt ein einwandfreies I_gramm auch von der sorgfältigen
Justage ab - viel schneller, als man möchte, hat man Koma-Effekte, die den Strehl
drücken. Bereits das I_Gramm läßt eine perfekte Parabel vermuten. Bei Überkorrektur
wären die Streifen "M"-förmige verbogen, bei Unterkorrektur "W"-förmig. Bei Null-Messungen
geht deshalb die Über-/Unterkorrektur als Fehler ein, was im Fall der Unterkorrektur bei
bestimmten Gläsern strittig ist, bei Zerodur bzw. Zerodur-ähnlichen Gläsern sollte die
Parabel schon perfekt sein.
03 Die Auswertung
03 Die quantitative Aussage ist lediglich ein Aspekt, beim Testen von Optiken. Zwar durch-
aus wesentlich, beantwortet sie leider nicht alle Fragen, insbesondere die nach dem Kon-
trast einer Optik nur unzureichend.
04 Foucault-Test
04 Die Lichtqelle ist mein 0.01 mm breiter Lichtspalt wegen der Helligkeit. Die Messer-
schneide muß mit der Lupe absolut parallel zum Spalt ausgerichtet werden. Damit sind
dann Messungen weit über den L/10 wave-Bereich möglich. Man sieht also im Rand-
Bereich eine ganz zarte "Rinne, im Übrigen eine sehr gleichmäßige und homogene
Fläche, ganz ohne weiteren Zonen.
05 Parabel-Test mit Ronchi 10 lp/mm intrafokal
05 Der exakteste Parabel-Test ist immer noch der Ronchi-Gitter-Test. Bei einer Gitter-
Konstanten von 13 lp/mm stehen die Streifen, und vor allem die Beugungs-Linien da-
zwischen, ohne jede Störung, und nahezu parallel, mit Ausnahme der schon erwähnten
Randzone. Dieser Test liefert auch die Orientierung ab, wie eine Zone zu deuten sei,
was je nach Messer-Schneiden-Position verschieden sein kann. In meinem Fall schneidet
die Klinge immer von links kommend in den LichtKegel. Dann stimmt der Flächeneindruck.
Auch das Ronchi-Gramm stelle ich grundsätzlich intrafokal ein, das erleichtert die
Deutung der Fläche ganz erheblich.
06 Der PhasenKontrast Rauhheits-Test
06 Die Politur der Fläche, besonders wenn keine weiteren Zonen das Vergnügen stören,
ist besonders glatt und gleichmäßig. Es geht auch sehr viel unruhiger, wenn man die
ersten Berichte noch einmal aufruft und studiert. Ich habe es also hier mit einem Traum-
Spiegel zu tun, dessen Abbildung mich natürlich brennend interessiert.
Mein Test-Objekt Saturn, steht am Abend zu Beginn der Dämmerung bereits ziemlich
tief. Gestern war ein Baum dazwischen, aber das läßt sich ändern, heute. Jedenfalls
stand der Dobson am Spätnachmittag bereits in der frischen Luft, und mindestens
eine Stunde vorher lief der Lüfter, der die Luft absaugt, um das Seeing im Tubus so
wenig wie möglich zu stören. Also ran an den Jupiter:
Bei 400-facher Vergrößerung konnte man zu Beginn der
Dämmerung, wo die Luft noch am ruhigsten ist, die Struktur der Wolkenbänder und
den bekannten GRF-Wirbel eindeutig erkennen, auch der Schatten eines Mondes
auf dem Jupiter selbst, eignete sich vorzüglich zu fokussieren. Damit war die Qualität
der Abbildung schnell geklärt. Weil gemeiner-weise eine halbe Stunde später ein
leichter Nebel das Vergnügen störte, deckte ich den Newton erst einmal ab, und probierte
es gegen 2:00 Uhr wieder. Die Epsilon-Sterne in der Leier waren klar und eindeutig zu
trennen, wobei das kein Qualitäts-Kriterium ist, das macht eigentlich jede gute Optik.
Erstaunlich klar erschien der Ringnebel in der Leier, in dieser kontrast-reichen Form
so noch nicht gesehen. Leider blieb mir das Zählen der drei Sterne verwehrt, manchmal
bildete ich mir ein, davon einen erkannt zu haben - weiß man's ? Heute rücken wir der
Sonne zu Leibe. Den Merkus-Durchgang will ich damit beobachten.
07 Konservative Bauweise
07 Weil ja nach Frauenhofer eine Optik zum Durchschauen ist, zählt die Funktionalität
und erst in zweiter Linie die Schönheit, ob und wie ich mir Farbe der Montierung nebst
Tubus zu Leiber rücke, muß ich mir noch gaaaanz langsam überlegen. Vorschläge nehme
ich dankend entgegen. Die Bauweise ist einfach: Der Hartpapier-Tubus von Krüger und
Söhne in Landshut, nicht ganz billig das Teil, aber praktisch, hat oben einen Alu-Ring für
die Spinnen-Einheit. Damit ist das Ganze verschiebbar und wirkt zusätzlich wie eine
Eintritts-Blende, sorgt also für Dunkelheit im Tubus. Eine Scheibe aus Plexi-Glas schützt
das System vor Regen und den anderen Teilen, die vom Himmel fallen, dummerweise.
08 Okular-Auszug und Spinne
08 Die Plexiglas-Platte hätte ich beim Fotografieren abnehmen sollen. Aber sie schützt
meine Optik sehr zuverlässig.
09 Holzbauweise aus 18-er Multi-Plex Birken-Platten
09 Die üblichen Werkzeuge wie Schwingschleifer, elektrischer Handhobel, Nutenfräse
und Stichsäge braucht man neben einer kleinen Drehbank, damit man bestimmte Formen
auch wunschgemäß hinbekommt. Nachdem die Meade Dobsons so ähnlich ausschauen,
und funktionieren, ist der Nachbau eine unkomplizierte Angelegenheit, wenn man nicht
gerade das Rad ein weiteres Mal erfinden möchte. Die Lagerung für Azimuth bilden zwei
Teflon-Stücke bei 07:00 Uhr und 03:00 Uhr: Sehr leichtgängig. Bei der vertikalen Achse
fängt eine mittige Teflon-Scheibe das Hauptgewicht ab, sodaß die drei tangentialen
Scheiben nahezu nicht druckbelastet sind und ebenfalls gut gleiten. Daran könnte man
nun feilen, war aber gar nicht notwendig, habe ich gestern abend gemerkt. Für Handläufe
verkauft OBI ca. 4 cm Durchmesser Halbkugeln aus Holz - ideal für die Füße, zumal die
dann in die Schwingungs-Dämpfer-Pats passen, die man für das C11 und andere
Dreibeine kaufen kann.
10 Träger- / Justiereinheit
10 Eine 16 mm Alu-Scheibe bildet die Träger/Justiereinheit. Wenn schon ein so stabiles
Element, dann packen wir alles drauf und lösen damit noch die Justage: Die 4 Türstopper
ermöglichen einen sicheren Stand des Tubus, bevor er eingehängt wird. An drei Stellen
erkennt man die M 8 Justierschrauben mit Senkkopf und Innensechskant. An weiteren
6 Bohrungen die Halterung der Spiegelzelle, die mit dieser Platte fest verbunden ist. Zwei
davon sind verstiftet, das dritte beweglich, damit man unkompliziert den Spiegel heraus-
nehmen kann und hernach dort wieder genau hineinbringt. Dazu passend die Lager-
punkte die 9-Punkt-Lagerung: reicht völlig. Dann noch die 4 Befestigungs-Schrauben für
den Lüfter, möglichst groß soll er sein, und der notwendige Kabel-Salat. Der für die
Justage notwenige Justierweg schrumpft durch diese Bauweise auf 0.7 mm Toleranz.
Habe ich mit der Kaliber/Schieblehre/Meßschieber nachgemessen. Auf die Art wurde das
eine kompakte Hauptspiegel-Fassung-Justier-Einheit.
11 Tellerfedern für kurze Justier-Wege
11 Die im Werkzeugbau früher verwendeten Tellerfedern (Hoffentlich heute auch noch)
lösen das Problem auf einfache Weise. Deshalb noch einmal die Detail-Aufnahme.
12 Lagerung in Azimuth
12 Diese Anordnung der Teflon-Pats ermöglicht eine sehr leichtgängige Nachführung.
Gewogen habe ich die Teile nicht. Ich kann sie noch gut tragen. Sie sind eindeutig
schwerer als die vom Kurt, der sogar seinen Hauptspiegel noch abgespeckt hat. Das
geht, wenn man selbst schleift. Zum Vogelsberg werde ich dieses Teil wohl mitbringen,
wahrscheinlich ist dann der Tubus taubenblau - falls keiner von Euch Einspruch erhebt.
Durchschauen dürft Ihr jedoch alle, so es Euch nicht zu den Giganten zieht, für die man
eine Feuerwehrleiter braucht.
Herzliche Grüße an alle
Wolfgang Rohr
Ein bißchen Ergänzung:
Der Spinnen-Ring
Auch hier hat der Ring mehrere Funktionen gleichzeitig:
- Blende,
- Halterung für innen und außen gleichzeitig
Fangspiegel-Klebung und befestigung
wegen der Fangspiegel-Belüftung seitlich noch eine Bohrung
und an drei Punkten mit "Plops" angeklebt.