Was sind das für Artefakte?

  • Moin,


    während der Sonnenfinsternis am 03.10.05 habe ich ein paar Aufnahmen mit einer EOS 300D und einem 63/840-Refraktor gemacht. Vor dem Refraktorobjektiv war ein Objektiv-Sonnenfilter aus Glas angebracht. Weitere optische Elemente (Barlowlinse, Zentitprisma, ...) waren NICHT beteiligt. Es kam zu merkwürdigen Spiegelungen oder Drehungen (???). Leider waren keine auffälligen Flecken auf der Sonne, die die Orientierung hätten erleichtern können.


    Hat jemand eine Erklärung?









    Danke für eure Tipps und für jede <s>Spekulatius</s> Spekulation [:D]
    Karl

  • Hallo Karl,


    hast Du ein Okular im Refraktor gehabt und das Bild dort einfach mit der EOS abgelichtet, womöglich mit dem serienmäßigen Zoom-Objektiv der EOS?


    Das EF-S 18-55 ist nämlich ein klassischer Geisterbilder-Erzeuger. Das fällt im Alltag kaum auf, sondern nur, wenn man helle Objekte vor dunklem Hintergrund aufnimmt. Die Geisterbilder entstehen bei Zoomobjektiven durch Spiegelungen im Inneren des Objektivs und sind stets punktsymmetrisch zur Bildmitte. Sie sind eine beliebte Ursache für vermeintliche UFOs: Da ist was Merkwürdiges auf dem Foto, und der Fotograf schwört, daß er dort bei der Aufnahme nichts gesehen hat.


    Ein schönes Beispiel dafür machte meine EOS 300 D, als ich im Februar die Lichtverschmutzung auf dem Kieler Rathausplatz dokumentieren wollte (ganze Kugellampen-Batterien, die munter nach oben abstrahlen, und der Außenarchitekt ist wahrscheinlich auch noch stolz auf seine "gelungene" Gestaltung...):



    Mehr dazu findest Du, wenn Du nach "lens flare" googelst.


    Gruß, mike

  • Aber punktsymmetrisch zur Bildmitte sind die Geisterbilder schon. Also doch Reflexionen im Objektiv! Und das beim guten alten Zeiss-Telementor --- ich bin geschockt. [:D]


    Oder kann es an der speziellen Kombination mit dem Sonnenfilter liegen? Es handelt sich nicht um eine mehr oder weniger "knitterige" Folie (nicht abwertend gemeint), sondern um ein plangeschliffenes Glasfilter.


    Hat jemand mit einem Objektiv-Glasfilter auch schon mal so etwas beobachtet?

  • Hallo Karl,


    das hatte ich fast befürchtet, daß Du nicht so dilettantisch eine Kamera hinters Okular hältst.


    Da ist doch sicher ein Fraunhofer vorne im Refraktor. Bei dem würde ich dann nach entsprechenden Reflexionen suchen. Da sind immerhin mindestens drei brechende Flächen. Und da wird jedesmal ein Teil des Lichts auch reflektiert.


    Bei senkrechtem Auftreffen ist der Reflexionsanteil (n1-n2)²/(n1+n2)², wenn n1 und n2 die Brechzahlen der beiden Medien an der Kontaktfläche sind. Bei schägem Auftreffen ist er auch größer, bis hin zur Totalreflexion.


    Gruß, mike

  • Hallo Karl,


    Auch für Zeiss-Objektive gilt die Physik. Und womöglich besitzt der "gute alte Telementor" nicht mal auf allen Flächen reflexmindernde Bedampfungen, wie man das heute schon von mittelprächtigen Okularen erwartet.


    Daß es sonst noch nie aufgefallen ist, mag an der großen Flächenhelligkeit der Sonne liegen. Auch wenn Du sie mit dem Sonnenfilter stark verringerst, ist sie noch wesentlich größer als die Helligkeit der meisten anderen Himmelsobjekte.


    Beispiel:
    Sonne: -26m bei 1/2° Durchmesser --&gt; Flächenhelligkeit -18m9/Quadratbogenminute
    Vollmond: -12m beim gleichen Durchmesser --&gt; -4m9/Quadratbogenminute
    Venus: -4m7 bei 40" Durchmesser, 30% beleuchtet --&gt; -9m5/Quadratbogenminute


    Wenn das Sonnenlicht durch den Filter, sagen wir mal, um den Faktor 10000 herabgesetzt wird, bedeutet das 10 Größenklassen; es bleiben immer noch -8m9/Quadratbogenminute.


    Ergebnis:
    Die Venus ist etwa so hell wie die gefilterte Sonne. Sie müßte danach auch ein Geisterbild erzeugen können. Der Mond ist um den Faktor 39 (=5,3 Belichtungsstufen) lichtschwächer. Da kann die Spiegelung so schwach sein, daß sie kaum noch erkennbar ist.


    Probiere es doch mal mit dem Vollmond und Anfang Dezember mit der dann maximal hellen Venus.


    Ob es am Glasfilter liegen kann? Wer weiß, dazu müßte man den Strahlenverlauf genau untersuchen. Experimentell könntest Du das feststellen, indem Du die Sonne einmal mit Glasfilter und dann unter sonst gleichen Bedingungen mit "Knitterfilter" aufnimmst.


    Gruß, mike

  • Hallo Karl,
    ich habe auch solche Reflexionen mit einem Glassonnenfilter (visuell) an einem Skywatcher 120/1000. Mein Filter sieht von beiden Seiten gleich "verspiegelt" aus. Ich bekomme die Reflexion nur bei "überbelichteten" Bildern (Canon 300D fokal) und kann den Effekt durch leichtes Verkanten des Filters fast beseitigen, dh das "Geisterbild" wird bei mir durch Reflexion am Filter erzeugt.
    MfG Bodo

  • Hallo Karl


    Auffallend an deiner Aufnahme ist der relativ geringe Schärfeverlust des Geisterbildes, was ich zuerst auch auf eine Reflexion innerhalb des Filterglases zurückführte. Ich erinnere mich an einen technischen Beschrieb von Lichtenknecker Optics: Bei ihren SC-Teleskopen hatten die ein gekrümmte Frontlinsen verwendet, nur um solche Geisterbilder zu vermeiden. Ich verwende auch Planglasfilter, deren verspiegelte Seite aber auf der Innenseite bzw. auf der lichtausfallenden Seite angebracht sein muss. Anders rum hatte ich auch Geisterbilder, aber die waren nicht gespiegelt.


    Deine sind aber gespiegelt. Das kann meiner Meinung nach nicht das Filter sein. Ich tippe auf Reflexionen innerhalb des Zenitprismas.


    Gruss
    b.fi

  • Hallo,


    vielen Dank für die Tipps. Ich werde es mal beim nächsten Mal mit leichtem Verkannten testen, ob es das Filter ist, das diesen Effekt verursacht oder ob das Objektiv für diesen Zweck tatsächlich nicht gut ist (schluchz [B)] [:(] [xx(] [:D]).


    Ein Zenitprisma war übrigens nicht beiteiligt.


    Gröten
    Karl

  • bei hellen lichtquellen im bild wird auch ein teil des einfallenden lichtes vom ir-sperrfilter über dem sensor reflektiert, und wiederum von der eingesetzten optik auf den sensor zurückgeworfen. es handelt sich hierbei einwandfrei um eine solche reflexion, da die erscheinungen punktsymmetrisch zur mitte sind. mach den filter raus [;)]


    grüsse

  • Hallo Karl,


    habe ja gleiches Equipment, Telementor + Chrom-Filter. Allerdings denke ich dass es eher am Sonnefilter liegt.
    Habe nämlich 1999 auch Bilder gemacht mit dem gleichen Ergebnis, allerdings mit analoger Nikon F601AF. Und da ist ja kein eingebauter Filter drin.


    VG Frank

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    meine Website

  • Hallo Jens,


    das wäre natürlich gut für das gute alte Fernrohr ([:)] [:p] [^] [:D]) aber schlecht für die 300D ([:(] [B)] [:(!] [xx(]).


    Mike sagte weiter oben, dass auch Reflexionen im Objektiv sich als punktsymetrische Geisterbilder bemerkbar machen würden. Hört sich auch, so wie die Reflexion am IR-Filter der Kamera, plausibel an.


    Kann man die Effekte unterscheiden?


    Gröten
    Karl

  • Hab ich auch schon versucht. Was mich nur wundert, wenn ich die Sonne so fotografiere, also nicht bei einer Finsternis, dann tritt das Ganze nicht auf.


    Auch 2003 hatte ich solche Erscheinungen. Aber mir fällt gerade auf, dass ich da ja nur mit normalem Tele-Objektiv an der F601 fotografiert habe.

    VG Frank

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