eine (mir) unbekannte atmosphärische Erscheinung

  • Hallo Fachleute,

    ich habe heute, just for Fun, einen Sonnenuntergang mit meinem kleinen Refraktor fotografiert. Dabei ist mir eine diffuse Aufhellung aufgefallen, die ich nicht erklären kann und bitte euch um Aufklärung. Zunächst sah das ganze aus wie eine Überstrahlung, ein Lenseflare der Optik. Aber wie ihr seht, bleibt das Ding erhalten, auch, wenn die Sonne gar nicht im Bildfeld zu sehen war. Am Anfang war es unterhalb der Sonne zu finden, später oberhalb. Wenn man genau hinsieht, dann werfen die Wolken sogar einen Schatten "darauf".

    Meine Interpretation geht in Richtung Lichtsäule, nur, dass da keine Säule war, sondern eher ein rundlicher diffuser Fleck. Wassertröpfchen oder Eiskristalle könnten ja in einer gewissen Höhe oder in einer Wolkenschicht zu so einer Streuung führen. Sehe ich das richtig? Was meint ihr?

    Viele Grüße

    ralf

  • Hallo Ralf,


    "unvollständige Lichtsäule" dürfte ganz gut hinkommen als Erklärung - in der Galerie auf meteoros.de gibt es davon einige, wenn auch selten so hübsch wie bei Dir und nicht über die Zeit festgehalten.


    Das muss wirklich eine einzelne Wolke sein. Nett, wie das von der unteren zur oberen Lichtsäule wechselt.


    Herzliche Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Ralf,


    mein spontaner Eindruck war, dass es die Spiegelung an einer Luftschicht bzw. Grenzfläche war, die im ersten und zweiten Foto unterhalb und in den folgenden überhalb der Sonne lag. Anhand der jeweiligen Sonnenhöhe müsste man abschätzen können, ob diese angenommene Grenzfläche immer etwa dieselbe Höhe hatte. Das würde dann auch die von Dir erwähnten Schatten erklären

    Eine Lichtsäule, die zufällig oben wie unten die Sonnenform ergibt, halte ich vergleichsweise für eher unwahrscheinlich.


    Viele Grüße

    Manfred

  • Hallo Holger und Manfred,

    vielen Dank für eure Einschätzungen.

    Der Wechsel von unten nach oben vollzog sich innerhalb von 1-2 Minuten, das könnte also schon passen. Das Wetter war auch eher ungewöhnlich. Für den Niederrhein besonders klar und es wurde sehr schnell sehr kalt. Eine spezielle Grenzschicht kann ich mir gut vorstellen.

    Der Hinweis auf das AKM war sehr gut, da werde ich mich mal melden. Schon alleine um evtl. deren schöne Galerie zu bereichern. Bei einer Lichtsäule wird das Licht ja bevorzugt in eine Richtung gestreut. Bei einer Spiegelung eben gespiegelt. Kann das evtl. eine Mischung aus beidem sein?

    VG ralf

  • Hallo Ralf, Manfred,


    Spiegelung müsste man von der Lichtsäule unterscheiden können: eine "partielle Lichtsäule" bleibt ortsfest am Ort der Wolke, eine Spiegelung bewegt sich entgegengesetzt zur Sonne. Ralf, gibt Deine Aufnahme das her? Die Wolken bewegen sich sicher auch noch...


    Gegebenenfalls könnte man das auch über die Geschwindigkeit, mit der sich Sonne und Spiegelung relativ zueinander bewegen, berechnen. Brennweite und Aufnahmezeit hast Du ja.


    Herzliche Grüße


    Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo,


    sehr schön, so etwas Ungewöhnliches habe ich noch nicht gesehen. Ich tippe auch auf ein Lichtsäulenphänomen. Es gibt ja auch Lichtsäulen mit Helligkeitsschwerpunkten / -knoten, etwa so:


      

    rote Lichtsäule am 4. September 2023 mit Helligkeitsknoten in Saarbrücken


    salü+cs, volker :hot_beverage:

    Deep Sky visuell, Mond und Sonne im Weißlicht mit 10" f/5 Dobson auf Selbstbau Birke-Multiplex  :dizzy:

  • Hallo Ralf,


    Kannst Du noch sagen, wieviel Minuten zwischen dem ersten und letzten Bild liegen.

    Nach meinem Eindruck ist die Kamera erst dem Sonnenlauf nachgeführt und nach einigen Bildern fixiert worden - ist das richtig?

    Auffällig ist auch die unterschiedlich Bewegungsrichtung der Wolken im Laufe der Animation .....


    Es ist schon interessant, welche Aktivitäten und Gedanken ein solcher eigentlich unscheinbaren Lichtfleck in Gang setzen kann ...


    Viele Grüße

    Manfred

  • Noch eine Ergänzung:


    In meinem Beitrag "Die Sonne über Zürich nach Sonnenuntergang" weiter unten in diesem Forum sind Fotos meines Sohnes eingestellt, die ein anscheinend ganz ähnliches Phänomen zeigen, nur bei deutlich tieferem Sonnenstand. Dazu gibt es in Beitrag #7 einen Link zu atmosphärischen Erscheinungen Wenn man die kleine Sonne in der Mitte der 2. Reihe anklickt, findet man ganz unten den Hinweis auf eine Erklärung mit Hinweis auf eine Fata Morgana, also eine Luftspiegelung Mag sein, dass es auch bei Deinem Foto zutrifft.


    Nebenbei - sitze hier gefühlt am Ende der Zivilisation vor einem Tabletten, und die Handhabung desselben ... nein, es ist wirklich nicht mein Freund .....


    Gruß,

    Manfred


    P.S. Das Ding ist ein Tablet .....keine Tabletten....

  • Hallo Manfred,

    das ganze Video deckt einen Zeitraum von 29 Min. ab.

    Am Anfang habe ich die Bilder per Hand auf die Sonne ausgerichtet, am Ende dann auf die Windräder, weil die Sonne nicht zu sehen war.

    Mir ist noch etwas eingefallen. Hier am Niederrhein ist es ja bekanntlich sehr flach. Bis zu niederländischen Küste sind es oft nur 10 Meter Höhenunterschied. Ich selbst stand auf einer Endmoräne aus der letzten Eiszeit. (Die einzige Art von "Berg" die wir hier haben). Etwas 30-40 m hoch. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich deshalb knapp über einer Luftschicht gestanden habe, an der sich die Sonne dann gespiegelt hat. "Fatamorgana" hatte ich auch schon im Kopf.

    Ich habe ans AKM geschrieben und bin auf eine fachkundige Antwort gespannt.

    Viele Grüße

    ralf

  • Hallo zusammen,

    es scheint nun eine Klärung für das Phänomen zu geben. Es handelt sich nach übereinstimmender Meinung von erfahrenen Leuten um eine Lichtsäule. Dass sie nicht durchgängig ist, liegt an einer nur recht dünnen Schicht, in der die Eispartikel streuen. Die "Doppelsonne" ist wohl eine Folge von eher gerichteter Streuung, aber eben keiner Totalreflexion, wie es bei einer Luftspiegelung der Fall wäre.


    Viele Grüße


    ralf

  • Hallo Ralf

    wieder zuhause, konnte ich mir Deine Fotos doch genauer ansehen und möchte der Einschätzung der „Erfahrenen“ zustimmen. Der Schlüssel für mich liegt im Vergleich von Foto 2 und 3 (erste Zeile), auf denen jeweils ein Windrad zu erkennen ist:


    Man darf wohl annehmen, dass es sich in beiden Fotos um dasselbe Windrad handelt. Somit hätte sich die Sonnenhöhe um etwa einen Sonnendurchmesser, also ca. 0,5° geändert. Innerhalb dieser Höhendifferenz ist aber ein Umschlag der „Reflexion“ erfolgt.


    Wäre Totalreflexion gegeben, so müsste in Foto 2 die entsprechende Grenzfläche zwischen kälterer Luft (oben) und wärmerer (unten) unterhalb der Sonne liegen. In Foto 3 wäre es genau umgekehrt, nämlich dass die wärmere Luftschicht oben liegt und die kältere darunter.


    Die kältere Luftschicht müsste also eine minimale Ausdehnung in der Höhe haben, um diesen deutlichen Umschlag der „Reflexion“ zu erzeugen, und das halte ich für eher unwahrscheinlich.


    Aber ganz ehrlich – die ausgeprägt runde Form der“Reflexion“ in allen Fotos hinterlässt doch noch eine Spur des Zweifels ….




    Viele Grüße


    Manfred

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