Mond - Südliches Hochland am 17.03.2024

  • Hallo zusammen,


    als ich diesen Bericht fertigstelle und hier online zur Verfügung stellen wollte, sagte mir das System erst ganz zum Schluss: ätschi-bätschi, dein Bericht ist zu lang, du darfst nur 10.000 Zeichen maximal. Also stelle ich hier jetzt den ersten Teil dar und werde gleich mir selbst eine Antwort dazu geben mit dem 2. Teil.


    am 17.03.2024 konnte ich endlich mal in aller Ruhe mit meinem Meade 8" SC Tubus auf der Skywatcher EQ6-R pro Montierung einen Mondbesuch organisieren. Das südliche Hochland ist eine der Regionen (ROI - region of interest), die ich mir dabei genau angeguckt habe und ein paar wirklich schöne ROSI (region of special interest) genießen konnte.



    Standort: Schwedt/Oder; Datum/Uhrzeit: 17.03.2024, 21:40 Uhr MEZ;

    Tubus: Meade 8" SC, Montierung: Skywatcher EQ6-R pro, Kamera: ZWO ASI178MC

    Aufnahmesoftware: FireCapture V2.7.14, AVI-Format

    Belichtung: 10 ms; Gain: 200 (39%); Gamma: 57, Größe: 1624 x 1344

    2 Filme mit insgesamt 6587 Frames, Dauer gesamt: 234,543 sec


    Bearbeitung

    Pipp: Video-Vorbearbeitung, Autostakkert 4.0: 35 % gestackt (2305 Bilder),

    Astroart 8.0: Histogramm-Anpassung, Multiskalen Hochpassfilter, Binning 2x2, Unscharfe Maske


    Die Aufnahme entspricht den normalen Himmelsrichtungen: Norden oben, Westen links.


    Mit der Software Gimp habe ich ein neues Bild angefertigt, in dem ich die identifizierten Krater numerisch gekennzeichnet habe:

    1 Licetus, 2 Clairaut, 3 Breislak, 4 Barocius, 5 Maurolycus, 6 Faraday, 7 Stöfler, 8 Miller, 9 Fernelius, 10 Buch, 11 Busching, 12 Kaiser, 13 Nonius, 14 Walther, 15 Aliacensis, 16 Gemma Frisius, 17 Goodacre, 18 Werner, 19 Blanchinus, 20 La Caille, 21 Delaunay, 22 Krusenstern, 23 Apianus, 24 Playfair, 25 Pontanus, 26 Sacrobosco, 27 Fermat (liegt oberhalb der Nummer), 28 Wilkins, 29 Celsius, 30 Faye, 31 Donati, 32 Abenezra, 33 Azophi


    Wie das so ist, wenn man diese mit Kratern übersäte Region im südlichen Hochland des Mondes auch durch das Okular betrachtet — sich länger anschaut — mit dem Auge von Krater zu Krater wandert — dann gewinnt man auch das Gefühl, als ob man mehr sieht als nur eine reine Mondlandschaft. Die Dunkelheit der Nacht, sternenklarer Himmel, aus dem benachbarten Nationalpark Unteres Odertal dringen Wildgeräusche herüber, wenige fliegende Gänse und Kraniche schnattern leise in der Luft, der Mond strahlt in seiner reinsten Klarheit, der eigene Geist beginnt, in der Mondlandschaft ein eigenes Bild zu sehen.



    Oben rechts im Bild stellt der Krater Sacrobosco (26) mit seinen Nebenkratern ein menschliches Gesicht dar. Fasziniert beobachtet der Mensch, wie ein Drache (über Striche verbundene Krater) sich über den Wolken (Krater 22-24) schlängelt, und sich langsam und gemächlich auf einen großen See (Krater 5, 6 und 7) zubewegt, in dem er sich zu Hause fühlt. (In China gilt der Drache als Urahn der Menschen und als Beherrscher des Wassers. Er symbolisiert zwar auch Reichtum, doch vor allem steht er für Glück, Güte und Intelligenz.)


    Gesicht - 26 Sacrobosco

    Sacrobosco ist ein unregelmäßiger Einschlagkrater im zerklüfteten südlichen Hochland. Sein Durchmesser beträgt 98 km und seine Tiefe 2,8 km. Aufgrund seiner drei im Kraterboden befindlichen Nebenkrater A (Nase, ∅ 17 km), B (rechtes Auge, ∅ 14 km) und C (linkes Auge, ∅ 13 km) ist er leicht zu identifizieren. Das rechte Ohr bildet der Nebenkrater H (∅ 13 km) und das linke Ohr der Krater R (∅ 21 km). Die Kraterwände von Sacrobosco sind stark abgenutzt und erodiert, besonders im Nordosten. Der Boden ist im Süden relativ flach, außer natürlich dort, wo er von Sacrobosco A und B überlagert wird, und im Nordosten etwas unregelmäßig.

    Der Namensgeber dieses Kraters ist Johannes de Sacrobosco (auch Joannis de Sacro Bosco, englisch John of Holywood oder John of Holybush; * um 1195 wahrscheinlich in Nithsdale, Dumfriesshire, Schottland; † 1256 in Paris); er war ein englischer Mathematiker und Astronom, der an der Universität Paris lehrte.


    Wolke

    Was die Wolke interessant macht, sind 5 Krater, die alle in dieser Aufnahme wirken, als ob der Kraterboden sehr flach und eben ohne Zentralberg sei.

    22 - Krusenstern: Dieser Krater hat einen Durchmesser von 47 Kilometern, seine Wände erreichen eine Höhe von 1.600 Metern. Die Kraterwand wurde durch Einschlagerosion stark abgenutzt, so dass ein unregelmäßiger Ring aus aufsteigenden Bergkämmen und eine von Einschlägen eingeschnittene Innenwand entstand. Ein verbundenes Kraterpaar, zu dem Krusenstern A gehört, liegt entlang des östlichen Randes (im Bild ist nur A zu erkennen). Der Kraterboden von Krusenstern ist eine fast merkmalslose Ebene, die nur durch ein paar winzige Krater gekennzeichnet ist.

    Der Krater stammt aus der pränektarischen Zeit, vor 4,55 bis 3,92 Milliarden Jahren. Es ist nach Adam Johann von Krusenstern benannt, einem baltischen deutschen Entdecker im russischen Dienst aus dem frühen 19. Jahrhundert.

    23 - Apianus: Der zentrale Krater hat einen Durchmesser von 63 Kilometern und eine Tiefe von 2.080 Metern. Seine Außenwand wurde durch nachfolgende Einschläge abgenutzt und erodiert, und ein paar kleine Krater überlagern die Kraterwand nach Südosten und Nordosten (im Bild erkennbar Apianus B). Der Innenboden des zentralen Kraters ist relativ glatt und hat keinen zentralen Gipfel, obwohl die Oberfläche etwas konvex erscheint. Nur ein paar winzige Krater markieren die Oberfläche. Der Krater stammt aus der Nektarzeit, vor 3,92 bis 3,85 Milliarden Jahren. Es ist nach dem deutschen Mathematiker und Astronomen Petrus Apianus aus dem 16. Jahrhundert benannt.

    24 - Playfair: Dieser Krater ist oval und etwas breiter entlang der Ost-West-Achse (∅ ca. 47 km, Tiefe ca. 2,9 km). Der Kraterrand ist etwas erodiert, winzige Krater liegen entlang des Süd- und Westrandes. Der Innenboden ist eben und fast merkmalslos, wobei das einzige Merkmal ein Paar winzige Krater sind, die östlich des Mittelpunkts liegen. Playfair ist ein Krater des Nektar-Zeitalters. Er wurde nach dem schottischen Geologen und Mathematiker John Playfair benannt.

    Playfair G: In diesem Bild (nicht gekennzeichnet) eindeutig als großer Krater erkennbar, handelt es sich hier doch nur um einen Nebenkrater von Playfair. Playfair G liegt nördlich von Krusenstern und westlich von Playfair. Mit einem Durchmesser von 94 km ist er doppelt so groß wie Playfair. Auch sein Kraterboden macht einen flachen, ebenen Eindruck und weist einige kleinere Krater auf. Weitere Informationen sind im Internet nicht abrufbar. Interessant ist, dass diese doch sehr großflächige Formation keinen eigenständigen Namen erhielt. In anderen Bildern im Internet sieht Playfair G allerdings eher sehr unauffällig aus.

    Apianus P: Im Bild nicht gekennzeichneter Krater östlich zwischen 23 Apianus und 24 Playfair, Durchmesser 40 km. Wie die anderen Krater auch in seinem Umfeld hat Apianus P einen flachen Boden. Er ähnelt eher Playfair G, weil beide auch nicht ausgeprägte typische Kraterwände haben. Weiter scheinen bei beiden die Kraterböden nicht besonders tief zu sein.


    Ende Teil 1

  • und hier Teil 2


    Drachen

    Der Drachen schlängelt sich von Nord nach Süd. Beeindruckend ist sein Kopf (14 - Walther): Der Rumpf wird gebildet von den Kratern 15 Aliacensis, 18 Werner, 19 Blanchinus, 20 La Caille, 21 Delaunay, 30 Faye und 31 Donati. Interessant ist, wie die Krater von Nord nach Süd immer größer werden (31 Donati: 36 km; 30 Faye: 36 km; 21 Delaunay: 45 km; 20 La Caille: 61 km; 19 Blanchinus: 59,9 km; 18 Werner: 70,6 km; 15 Aliacensis: 79 km; 14 Walther: 138 km

    14 - Walther: Dieser Krater sieht schon in der obigen Aufnahme aufgrund der Schattenbildung außergewöhnlich aus. Während der Schatten zum Osten hin halbrund kugelförmig erscheint, bildet er zum Westen hin ein rechtwinkliges Dreieck mit gleichlanger An- und Gegenkathete; die Hypotenuse bildet gleichzeitig den Durchmesser des Halbkreises. Hier noch einmal eine detailliertere Aufnahme:

    Standort: Schwedt/Oder; Datum/Uhrzeit: 17.03.2024, 21:49 Uhr MEZ;

    Tubus: Meade 8" SC, Montierung: Skywatcher EQ6-R pro, Kamera: ZWO ASI178MC

    Aufnahmesoftware: FireCapture V2.7.14, AVI-Format, 6000 Frames, Dauer: 92,907 s

    Belichtung: 10 ms; Gain: 228 (44%); Gamma: 57, Größe: 680 x 704

    Bearbeitung

    Pipp: Video-Vorbearbeitung, Autostakkert 4.0: 35 % gestackt (2100 Bilder),

    Astroart 8.0: Histogramm-Anpassung, Multiskalen Hochpassfilter, Binning 2x2, Unscharfe Maske


    Diese Wallebene hat einen Durchmesser von 138 km. Der Rand von Walther ist komplex, stark erodiert und durch kleinere Impakte eingeschnitten. Insgesamt ist die Kraterwand kreisförmig. Der Boden hat sich nach dem ursprünglichen Impakt wieder erneuert und ist in der südwestlichen Hälfte weitestgehend flach. Im nordöstlichen Quadranten befindet sich ein markantes Bergmassiv, das von mehreren kleinen Kratern abgetragen und beeinflusst wurde (aufgrund der überlagernden Schatten im Bild nicht richtig erkennbar). Der größte dieser Kleinkrater ist Walther A mit 12 km Durchmesser (im Bild leicht nördlich von der Kratermitte schwach erkennbar). Aufgrund der Histogrammanpassungen sind jetzt die Schattenwürfe deutlich erkennbar, die Hypotenuse des rechtwinkligen Dreiecks ist dagegen verschwunden. Der westliche Teil des Kraterbodens ist nur schwach beleuchtet, was auch nachvollziehbar ist. Denn die Kratertiefe beträgt immerhin 4,13 km, und ist damit deutlich tiefer als bei den benachbarten Kratern. Zum Zeitpunkt der Videoaufnahme wird hier die Sonne also extrem tief stehend den Kraterboden nur schwach beleuchten. Der rechte Winkel des Dreiecks ist immer noch ausgeprägt. Einerseits ist die Terrassenstruktur in der Nähe des Kraterbodens, vor allem im südwestlichen Bereich, eher geradlinig ausgerichtet als kreisförmig, andererseits befindet sich genau in der westlichen Rundung des Kraterbodens der Nebenkrater Walther A ( 13 km), der durch Schattenwurf wahrscheinlich die Spitze des Dreiecks bilden könnte. Deutlich erkennbar ist jetzt, dass die Schatten im östlichen Teil von Walther verursacht werden vom östlichen Kraterrand und dem nordöstlichen Bergmassiv im Krater. Ziemlich mittig im Krater wird ein zentraler Berggipfel von der Sonne angestrahlt; dabei wirft er einen sehr langen Schatten in Richtung Westen. Im Vergleich mit anderen Bildern im Internet liegt dieser Berggipfel am südwestlichen Rand des nordöstlichen Bergmassivs. Interessant ist weiter dabei, dass in vielen Beschreibungen im Internet nicht darauf eingegangen wird, Walther könnte einen zentralen Berggipfel haben. Doch nach diesen Bildern wird ein zentraler Gipfel von der Sonne angestrahlt und der Berg wirft einen langen Schatten in Richtung Westen. Thomas Elger (1836-1897) führt sogar aus, er habe eine Höhe von 5.000 Fuß. Der Krater ist benannt nach dem deutschen Astronom Bernard Walther (1430-1504, die Schreibweise wurde von Walter in Walther geändert). Es gibt viel Verwirrung über den Namen dieses berühmten Kraters. 1979 genehmigte die IAU die Verwendung des generischen Vornamens "Walter" für einen sehr kleinen Krater in der nördlichen Hemisphäre. Anscheinend bemerkte 20 Jahre lang niemand, dass es somit zwei "Walter" auf dem Mond gab. Im Jahr 2000 löste die Arbeitsgruppe für die Nomenklatur des Planetensystems das Problem, indem sie empfahl, die Schreibweise für den gegenwärtigen Krater (historisch Walter genannt) in "Walther" zu ändern. Viele Amateure und ein einige Profis weigerten sich jedoch, diese Änderung anzunehmen, und der Name "Walter" wird weiterhin von vielen für diese Wallebene verwendet.

    15 - Aliacensis:

    Dieser Krater hat einen Durchmesser von 79 km und eine Tiefe von 3,68 km. Seine hohe terrassierte Kraterwand erhebt sich mit einem Gipfel im Westen auf die enorme Höhe von 5.000 m (nach Thomas Elger) und auf der anderen, gegenüberliegenden Seite auf fast 3.600 m (ebenfalls nach Thomas Elger) über dem Boden. Die Kraterwand ist im Süden von dem Nebenkrater Aliacensis W ( ca. 11 km) durchbrochen. Im Nordwesten liegt in der Terrassenstruktur der Kraterwand der Nebenkrater Aliacensis Z ( ca. 4 km). Der Kraterboden ist weitestgehend flach mit mittig einem kleinen Berggipfel und einigen kleinen Einschlagskratern. Pierre d'Ailly (Petrus Aliacensis) (1351 - 9. August 1420) war ein französischer Theologe, Astrologe und Geograph. D'Aillys Imago Mundi, ein Werk der Kosmographie, beeinflusste Christoph Kolumbus in seinen Schätzungen der Größe der Weltlandmasse.

    18 - Werner: Aufgrund der Schattenbildung ist in diesem Bild das Kraterinnere von Werner, einem Einschlagkrater mit einem Durchmesser von 70,59 km und einer Tiefe von 4.200 m, nicht zu erkennen. Die allgemeinen Beschreibungen besagen, dass Werner ausgeprägte Terrassen und Reste eines Zentralbergs aufweist. Offiziell benamt wurde der Krater 1935 von der IAU nach dem deutschen Pfarrer, Mathematiker, Astronom, Astrologen, Geograph und Kartograph Johannes Werner oder Johann Werner (lateinisch Ioannes Vernerus; * 14. Februar 1468 in Nürnberg; † Mai 1522 ebenda).

    19 - Blanchinus: Dieser Krater hat einen Durchmesser 59,90 km bei einer Tiefe von 1.160 m. Sein äußerer Rand wurde durch nachfolgende Impakte erheblich zersetzt, so dass ein unregelmäßiger, eingeschnittener Außenring aus zerklüfteten Bergen und Kämmen hinterlassen wurde. Der Innenboden ist im Gegensatz dazu fast flach und frei von signifikanten Impakten. Nur ein paar winzige Krater markieren ihn, (Blanchinus M in der Nähe des Mittelpunkts, die weiteren in der Nähe des Südwestrandes). Westlich von Blanchinus kann beim Mondalter von zirka 6,7 Tagen, kurz vor dem Erreichen des ersten Mondviertels, der visuelle Effekt Lunar X am Mondterminator beobachtet werden. Dabei bilden die westlichen Kraterrände von Blanchinus einen Teil dieses X. Der Krater wurde 1935 von der IAU nach dem italienischen Astronomen Giovanni Bianchini (* 1410; † nach 1469; Gelehrtenname: Johannes Blanchinus) offiziell benannt.

    20 - La Caille: Im obigen Bild ist das Kraterinnere komplett vom Schatten überlagert. Mit einem Durchmesser von 61 km hat La Caille eine Tiefe von 2.760 m. Sein Boden wurde von Lava überflutet; daher ist die Oberfläche relativ glatt und flach ohne zentralen Berg. Nur ein paar kleine Krater an den nördlichen und nordwestlichen Rändern stören die Oberfläche. In den zentralen und südlichen Bereichen des Bodens ist Strahlenmaterial erkennbar, das höchstwahrscheinlich von Tycho-Impakt im Südwesten stammt. La Cailles Kraterrand ist stark abgenutzt und zerschlagen, mit Einkerbungen im Bereich der Innenkante und Kratern auf dem Kraterrand sowie entlang der Außenseite. Die bemerkenswerteste davon ist La Caille B, der auf dem östlichen Kraterrand liegt. Der Krater wurde 1935 von der IAU nach dem französischen Astronomen Nicolas Louis de Lacaille (* 15. März 1713 in Rumigny, Département Ardennes; † 21. März 1762 in Paris) offiziell benannt.

    21 - Delaunay: Bei diesem Krater (Durchmesser 45 km, Tiefe 2.520 m) handelt es sich um eine unregelmäßige Formation. In seinem inneren befindet sich ein Bergrücken (im Bild nur eine von der Sonne angestrahlte Spitze zu sehen), der den Krater fast in zwei Hälften zerteilt. Von der Nordostseite ausgehend läuft der Bergrücken auf den südwestlichen Rand zu und wird dabei immer schlanker. Dadurch bekommt der Krater ein herzförmiges Aussehen verliehen. Im Südwesten endet der Bergrücken in einem scharfen Punkt. Optisch kommt der Bergrücken dem Aussehen eines gekrümmten Reißzahnes gleich. Auch der äußere Kraterrand ist vollkommen unregelmäßig. Im Süden wurde er durch Impakte stark beschädigt. Hier liegt auch der Nebenkrater La Caille E, der bis in das Innere des Hauptkraters Delaunay eindringt.

    Charles-Eugène Delaunay (April 9, 1816 – August 5, 1872) war ein französischer Astronom und Mathematiker.

    30 - Faye: Durchmesser: 36 km; Tiefe: 2,4 km; ist ein stark erodierter Einschlagkrater. Sein Kraterrand ist stark beschädigt, insbesondere entlang der westlichen Hälfte; er bedeckt auch einen Großteil des südwestlichen Innenbodens. Im Nordwesten ist er fast nicht vorhanden; hier verbindet eine Lücke das Kraterinnere mit dem umgebenden Gelände. Der erhaltene Innenboden ist relativ merkmalslos. Im Zentrum befindet sich ein Gipfel. Ein kleiner Krater und der eingeschnittene Rest eines kleinen Kraterrandes befinden sich im nordöstlichen Teil des Bodens. Faye ist nach dem französischen Astronomen Hervé Faye (1. Oktober 1814 – 4. Juli 1902) benannt.

    31 - Donati: Durchmesser: 36 km, Tiefe: 2.070 m. Die Außenwand von Donati wurde durch nachfolgende Impakte erodiert; dies geschah vor allem im Süden und Osten, wo kleinere Krater auf dem Kraterrand liegen. Der verzerrte Nordrand ist mit dem unregelmäßig geformten Nebenkrater Airy C verbunden. Der innere Boden von Donati ist unregelmäßig und von kleinen Kratern geprägt, insbesondere im Süden und Südwesten. In der Mitte befindet sich ein Zentralberg. Der Krater stammt aus der vorimbrischen Zeit (vor 4,55 bis 3,85 Milliarden Jahren). Giovanni Battista Donati (16. Dezember 1826 – 20. September 1873) war ein italienischer Astronom.


    und wieder zu lang, Ende Teil 2

  • es folgt Teil 3


    See

    Die Krater 5 Maurolycus, 6 Faraday und 7 Stöffler werden schon gerne in der Literatur gemeinsam beschrieben, da sie zusammen ein wirklich interessantes Trio bilden. Das LHB (Late Heavy Bombardement) vor mehr als 4 Milliarden Jahren hat mit seinen unzähligen zeitlich und räumlich auf- und übereinanderfolgenden Impakten das Gebiet um diese drei Krater gekennzeichnet. Die aus der Zeit der Planetenentstehung übrig gebliebenen Planetesimale sind in großer Anzahl auf die Planeten des inneren Sonnensystems sowie auf die Mondoberfläche abgestürzt und hinterließen Krater und Becken.


    Hier noch einmal ein Detail-Bild aus dieser Region



    Standort: Schwedt/Oder; Datum/Uhrzeit: 17.03.2024, 21:53 Uhr MEZ;

    Tubus: Meade 8" SC, Montierung: Skywatcher EQ6-R pro, Kamera: ZWO ASI178MC

    Aufnahmesoftware: FireCapture V2.7.14, AVI-Format, 6000 Frames, Dauer: 165,241 s

    Belichtung: 10 ms; Gain: 228 (44%); Gamma: 57, Größe: 968 x 552

    Bearbeitung

    Pipp: Video-Vorbearbeitung, Autostakkert 4.0: 35 % gestackt (2100 Bilder),

    Astroart 8.0: Histogramm-Anpassung, Multiskalen Hochpassfilter, Binning 2x2, Unscharfe Maske, Ausschnitt 551 x 514

    Das Video wurde leider leicht überbelichtet gefilmt.


    In der oberen Bildhälfte liegen sehr schon von rechts nach links: Maurolycus, Faraday, Stöffler. Dieses Bild zeigt allerdings auch noch ein weiteres äußerst interessantes Trio in der unteren Bildhälfte. Ziemlich mittig/links liegt Licetus, südlich von ihm und mit ihm vereint folgt Heraclitus, der durch eine Diagonale NO-SW mittig geteilt ist; im Südwesten endet dieser Kamm am Kraterrand von Heraclitus D; Heraclitus D liegt in der unteren Hälfte von Heraclitus. Östlich, also rechts von Heraclitus liegt der im Kraterboden sehr ebene Krater Cuvier. Ein wirklich interessantes Trio, das mir erst bei Betrachtung des Videos aufgefallen ist. Ich finde, dieses Bild zeigt sehr eindrucksvoll das impaktiöse Chaos auf der Mondoberfläche, das aufgrund des Late Heavy Bombardement entstanden ist. Aber nun zu dem oberen Trio:

    5 - Maurolycus: Durchmesser: 114 km, Tiefe: 4,7 km. Maurolycus gehört zu den sehr imposanten Kratern auf der Mondoberfläche. Seine Außenwände sind hoch, breit und terrassiert, vor allem im östlichen Teil. Im Südosten ist der Kraterrand niedriger und es sieht so aus, als ob der Kraterrand von einem Rand eines anderen Kraters überlagert ist. Der Krater Maurolycus F ( 25 km) liegt oberhalb des nordwestlichen Randes; auch ist der Kraterboden hier rauer als in den anderen Bereichen von Maurolycus. Die anderen Bereiche des Bodens sind relativ eben, mit einem Komplex von zentralen Gipfeln und einem Kraterpaar. Der Nebenkrater Maurolycus A ( 15 km) hat sich in den südlichen Teil des Kraterrandes von Maurolycus festgebissen.

    Francesco Maurolico (Franciscus Maurolycus, 16. September 1494 - 21. Juli 1575) war ein italienischer Mathematiker und Astronom.

    6 - Faraday: Durchmesser: 69 km; Tiefe: 4.090 m. Der Rand von Faraday wurde durch nachfolgende Impakte deutlich überlagert; gut erkennbar ist es durch das sich überlappende Paar auf dem Südwestrand sowie einem Nebenkrater auf dem Nordostrand. Im Innern zeigt sich ein niedriger NO-SW verlaufender zentraler Bergkamm, der den Kraterboden fast in zwei Hälften teilt. Der Boden ist in der nordwestlichen Hälfte fast flach. Der Krater wurde 1935 von der IAU nach dem britischen Physiker und Chemiker Michael Faraday (* 22. September 1791 in Newington, Surrey; † 25. August 1867 in Hampton Court Green, Middlesex) offiziell benannt.

    7 - Stöffler (international auch: Stofler): Stöffler ist ein großer Einschlagkrater mit einem Durchmesser von 126 km und einer Tiefe von 2,8 km. Er wurde nach dem deutschen Astronomen und Mathematiker Johannes Stöffler (* 10. Dezember 1452 vermutlich in Justingen bei Blaubeuren; † 16. Februar 1531 in Blaubeuren) benannt. Er liegt westlich von Maurolycus. Der deformierte Krater 9 - Fernelius ist an seinem nördlichen Rand fixiert, 8 - Miller und Nasireddin (nicht im Bild) liegen im Westen. Faraday ist in den westlichen Rand eingeschlagen und hat diesen überlagert und beschädigt. Stöfflers Kraterrand ist abgenutzt und erodiert, der Umriss bleibt jedoch relativ intakt, außer im von Faraday überlagerten Bereich. Der kleinere Stöffler K ( 18 km) ist in den nordwestlichen Rand außen eingeschlagen und Stöffler F ( 17 km) im südwestlichen Rand innen. Stöfflers Kraterboden zeigt hellere und dunklere Strukturen (Strichflächen); hier handelt es sich wahrscheinlich um Auswurfmaterial aus dem Tycho-Impakt. Sollte Stöfler jemals einen zentralen Gipfel gehabt haben, sowie wurde dieser jetzt begraben.


    Soweit also zu alldem, was ich in diesen Bildern als ROSI (region of special interest) erkannt habe. Eigentlich wollte ich sie ja als ROSINE bezeichnen, aber für die Abkürzung NE fiel mir nichts ein. Das anfängliche Bild, ein Gesicht beobachtet, wie ein Drachen sich über Wolken schlängelt, um dann in einen See abzusteigen, macht es für mich leichter, sich die ROSIs zu merken, um sie beim nächsten Mal noch detaillierter zu beobachten. Nun, und wie bin ich auch dieses Bild gekommen? Ich denke, das hat etwas damit zu tun, dass ich, bevor ich in meine Kuppel gegangen bin, auf meiner Spielkonsole „Zelda - Tears of the Kingdom“ gespielt hatte. Denn mit Link, der Hauptperson dieses Spieles (vielleicht kennt ja der eine oder die andere dieses Spiel), musste ich einen Drachen am Himmel suchen; und der wollte gerade zwar nicht in einen See, aber über einen Abgrund in den Untergrund absteigen.


    CS


    Andreas


    PS: Bitte verzeiht, dass ich auf eine Liste der Quellen verzichtet habe. Dazu war ich zu faul - ebenso natürlich auch zu kennzeichnen, welche Textteile Zitate oder leicht geänderte Zitate sind (sehr, sehr viele) und welche ich über das Internet aus einer Fremdsprache in deutsch übersetzt habe.

    OTA: Meade Schmidt-Cassegrain 8", Zeiss Cassegrain 150/900/2250, Zeiss AS 80/1200, Zeiss AS 63/840 Bj. 1961, Zeiss AS 63/840 BJ 1965, Zeiss C 63/840

    Montierung: Skywatcher EQ6-R Pro; 2x Zeiss IB;  Zeiss T; Zeiss Polkopf mit Azimutklemme

    Kameras: Nikon D5500, ASI Zwo 178 MC color

    Gartenkuppel

  • Hallo Andreas,


    danke für die umfassende Darstellung deiner ROI.
    Es gibt z.Z. viele gute Quellen in Bezug auf Mondliteratur. Ich habe mir "Craters of the moon" von J.Moore und verschiedene Atlanten besorgt. Da lese ich viel nach. Ansonsten sind spezielle Aufsätze der Profis über die Mondformationen sehr interessant (z.B. Lunar Domes etc.) . So nach und nach kennt man sich dann auf der Oberfläche besser aus.


    cs Harald

    Unigraph – Die Sonnenseite von Harald Paleske

  • Hallo Andreas,


    das Herauspicken von Mond-Rosinen an sich hat was - so gefällt mir Dein Bericht (bzw. notgedrungen Berichte ;)) sehr, sehr gut. Da hast Du Dir sehr Arbeit investiert - Danke :thumbup:


    Gerade die vielen Informationen um den Mond herum, sind einfach unglaublich ... ja faszinierend eben.


    Für mich sind z.B.

    • wie O´Meara über Sir Patrik Caldwell-Moore  "I am not a reputed deep-sky observer. My subject is the Moon," (O'Meara, Stephen James. Deep-Sky Companions: The Caldwell Objects. Cambridge University Press) ein Buch über den Caldwell-Katalog verfasst, obschon Caldwell-Moore eher so der Mond-Typ ist :/
    • Harold Hill hat als Amateur-Astronom sein Leben lang den Mond beobachtet (Harold, Hill. A PORTFOLIO OF LUNAR DRAWINGS. Cambridge University Press) und der mit seinen Zeichnungen im "Stippling-Stil" beinahe jede Buchdrucktechnik an den Rand des Machbaren bringt und mir bei seinen Zeichnungen fassungslose Begeisterung hervorruft.
    • Robert A. Garfinkle in LUNA COGNITA (alle drei Bände), Springer liefern so viel Wissen - hier bin ich immer noch irgendwie bzw. irgendwo Mitten drin 8)

    ...Beispiele dafür - hier sind Spezialisten mit Kenntnisse über den Mond, die vermutlich schon mehr Wissen über den Mond in ihrem Leben vergessen haben, als ich je lernen kann - und das finde ich so reizvoll.


    Und wenn Deep-Sky dank des Mond eben nicht geht - dann gönne ich mir mit meinem 24 Zoll Dobson F3 und ohne Filter, Sonnen- bzw. Schweißerbrille ein paar Mondblicke - das haut rein :D


    viele Grüße

    René

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