Hallo zusammen,
als ich diesen Bericht fertigstelle und hier online zur Verfügung stellen wollte, sagte mir das System erst ganz zum Schluss: ätschi-bätschi, dein Bericht ist zu lang, du darfst nur 10.000 Zeichen maximal. Also stelle ich hier jetzt den ersten Teil dar und werde gleich mir selbst eine Antwort dazu geben mit dem 2. Teil.
am 17.03.2024 konnte ich endlich mal in aller Ruhe mit meinem Meade 8" SC Tubus auf der Skywatcher EQ6-R pro Montierung einen Mondbesuch organisieren. Das südliche Hochland ist eine der Regionen (ROI - region of interest), die ich mir dabei genau angeguckt habe und ein paar wirklich schöne ROSI (region of special interest) genießen konnte.
Standort: Schwedt/Oder; Datum/Uhrzeit: 17.03.2024, 21:40 Uhr MEZ;
Tubus: Meade 8" SC, Montierung: Skywatcher EQ6-R pro, Kamera: ZWO ASI178MC
Aufnahmesoftware: FireCapture V2.7.14, AVI-Format
Belichtung: 10 ms; Gain: 200 (39%); Gamma: 57, Größe: 1624 x 1344
2 Filme mit insgesamt 6587 Frames, Dauer gesamt: 234,543 sec
Bearbeitung
Pipp: Video-Vorbearbeitung, Autostakkert 4.0: 35 % gestackt (2305 Bilder),
Astroart 8.0: Histogramm-Anpassung, Multiskalen Hochpassfilter, Binning 2x2, Unscharfe Maske
Die Aufnahme entspricht den normalen Himmelsrichtungen: Norden oben, Westen links.
Mit der Software Gimp habe ich ein neues Bild angefertigt, in dem ich die identifizierten Krater numerisch gekennzeichnet habe:
1 Licetus, 2 Clairaut, 3 Breislak, 4 Barocius, 5 Maurolycus, 6 Faraday, 7 Stöfler, 8 Miller, 9 Fernelius, 10 Buch, 11 Busching, 12 Kaiser, 13 Nonius, 14 Walther, 15 Aliacensis, 16 Gemma Frisius, 17 Goodacre, 18 Werner, 19 Blanchinus, 20 La Caille, 21 Delaunay, 22 Krusenstern, 23 Apianus, 24 Playfair, 25 Pontanus, 26 Sacrobosco, 27 Fermat (liegt oberhalb der Nummer), 28 Wilkins, 29 Celsius, 30 Faye, 31 Donati, 32 Abenezra, 33 Azophi
Wie das so ist, wenn man diese mit Kratern übersäte Region im südlichen Hochland des Mondes auch durch das Okular betrachtet — sich länger anschaut — mit dem Auge von Krater zu Krater wandert — dann gewinnt man auch das Gefühl, als ob man mehr sieht als nur eine reine Mondlandschaft. Die Dunkelheit der Nacht, sternenklarer Himmel, aus dem benachbarten Nationalpark Unteres Odertal dringen Wildgeräusche herüber, wenige fliegende Gänse und Kraniche schnattern leise in der Luft, der Mond strahlt in seiner reinsten Klarheit, der eigene Geist beginnt, in der Mondlandschaft ein eigenes Bild zu sehen.
Oben rechts im Bild stellt der Krater Sacrobosco (26) mit seinen Nebenkratern ein menschliches Gesicht dar. Fasziniert beobachtet der Mensch, wie ein Drache (über Striche verbundene Krater) sich über den Wolken (Krater 22-24) schlängelt, und sich langsam und gemächlich auf einen großen See (Krater 5, 6 und 7) zubewegt, in dem er sich zu Hause fühlt. (In China gilt der Drache als Urahn der Menschen und als Beherrscher des Wassers. Er symbolisiert zwar auch Reichtum, doch vor allem steht er für Glück, Güte und Intelligenz.)
Gesicht - 26 Sacrobosco
Sacrobosco ist ein unregelmäßiger Einschlagkrater im zerklüfteten südlichen Hochland. Sein Durchmesser beträgt 98 km und seine Tiefe 2,8 km. Aufgrund seiner drei im Kraterboden befindlichen Nebenkrater A (Nase, ∅ 17 km), B (rechtes Auge, ∅ 14 km) und C (linkes Auge, ∅ 13 km) ist er leicht zu identifizieren. Das rechte Ohr bildet der Nebenkrater H (∅ 13 km) und das linke Ohr der Krater R (∅ 21 km). Die Kraterwände von Sacrobosco sind stark abgenutzt und erodiert, besonders im Nordosten. Der Boden ist im Süden relativ flach, außer natürlich dort, wo er von Sacrobosco A und B überlagert wird, und im Nordosten etwas unregelmäßig.
Der Namensgeber dieses Kraters ist Johannes de Sacrobosco (auch Joannis de Sacro Bosco, englisch John of Holywood oder John of Holybush; * um 1195 wahrscheinlich in Nithsdale, Dumfriesshire, Schottland; † 1256 in Paris); er war ein englischer Mathematiker und Astronom, der an der Universität Paris lehrte.
Wolke
Was die Wolke interessant macht, sind 5 Krater, die alle in dieser Aufnahme wirken, als ob der Kraterboden sehr flach und eben ohne Zentralberg sei.
22 - Krusenstern: Dieser Krater hat einen Durchmesser von 47 Kilometern, seine Wände erreichen eine Höhe von 1.600 Metern. Die Kraterwand wurde durch Einschlagerosion stark abgenutzt, so dass ein unregelmäßiger Ring aus aufsteigenden Bergkämmen und eine von Einschlägen eingeschnittene Innenwand entstand. Ein verbundenes Kraterpaar, zu dem Krusenstern A gehört, liegt entlang des östlichen Randes (im Bild ist nur A zu erkennen). Der Kraterboden von Krusenstern ist eine fast merkmalslose Ebene, die nur durch ein paar winzige Krater gekennzeichnet ist.
Der Krater stammt aus der pränektarischen Zeit, vor 4,55 bis 3,92 Milliarden Jahren. Es ist nach Adam Johann von Krusenstern benannt, einem baltischen deutschen Entdecker im russischen Dienst aus dem frühen 19. Jahrhundert.
23 - Apianus: Der zentrale Krater hat einen Durchmesser von 63 Kilometern und eine Tiefe von 2.080 Metern. Seine Außenwand wurde durch nachfolgende Einschläge abgenutzt und erodiert, und ein paar kleine Krater überlagern die Kraterwand nach Südosten und Nordosten (im Bild erkennbar Apianus B). Der Innenboden des zentralen Kraters ist relativ glatt und hat keinen zentralen Gipfel, obwohl die Oberfläche etwas konvex erscheint. Nur ein paar winzige Krater markieren die Oberfläche. Der Krater stammt aus der Nektarzeit, vor 3,92 bis 3,85 Milliarden Jahren. Es ist nach dem deutschen Mathematiker und Astronomen Petrus Apianus aus dem 16. Jahrhundert benannt.
24 - Playfair: Dieser Krater ist oval und etwas breiter entlang der Ost-West-Achse (∅ ca. 47 km, Tiefe ca. 2,9 km). Der Kraterrand ist etwas erodiert, winzige Krater liegen entlang des Süd- und Westrandes. Der Innenboden ist eben und fast merkmalslos, wobei das einzige Merkmal ein Paar winzige Krater sind, die östlich des Mittelpunkts liegen. Playfair ist ein Krater des Nektar-Zeitalters. Er wurde nach dem schottischen Geologen und Mathematiker John Playfair benannt.
Playfair G: In diesem Bild (nicht gekennzeichnet) eindeutig als großer Krater erkennbar, handelt es sich hier doch nur um einen Nebenkrater von Playfair. Playfair G liegt nördlich von Krusenstern und westlich von Playfair. Mit einem Durchmesser von 94 km ist er doppelt so groß wie Playfair. Auch sein Kraterboden macht einen flachen, ebenen Eindruck und weist einige kleinere Krater auf. Weitere Informationen sind im Internet nicht abrufbar. Interessant ist, dass diese doch sehr großflächige Formation keinen eigenständigen Namen erhielt. In anderen Bildern im Internet sieht Playfair G allerdings eher sehr unauffällig aus.
Apianus P: Im Bild nicht gekennzeichneter Krater östlich zwischen 23 Apianus und 24 Playfair, Durchmesser 40 km. Wie die anderen Krater auch in seinem Umfeld hat Apianus P einen flachen Boden. Er ähnelt eher Playfair G, weil beide auch nicht ausgeprägte typische Kraterwände haben. Weiter scheinen bei beiden die Kraterböden nicht besonders tief zu sein.
Ende Teil 1