Welch ein Sonnen - Halo - Spektakel ... Teil 3 ... und 4

  • ... und das nicht in den Bergen, nicht im eiskalten Winter oder in recht nördlichen Breiten, sondern hier in der Norddeutschen Tiefebene, direkt vor der Haustür!


    Hallo allerseits,


    Willi hatte in seinem Beitrag hier: Regenbogen im Zenit ?

    ja schon darauf hingewiesem; für ihn war das Phänomen hoch am Himmel ja etwas Neues, und genauso neu war für mich etwas, das ich zumindest bewusst noch nie mit eigenen Augen gesehen hatte.


    Im Folgenden möchte ich nach und nach einige Fotos in chronologischer Reihenfolge einstellen; momentan sind wir hier im Haus mit Renovierungsarbeiten beschäftigt, da fehlt die nötige Ruhe. Los geht's:


    Ein erstes Foto, das schon einige Details zeigt: eine schwächere linke und eine kräftige rechte Nebensonne, den Ansatz eines 22° und eines 46° Halos, das oben an den Zirkumzenitalbogen anschließt, direkt über der Blende vor der Sonne (ein Tennisball am Stab) ein sehr kräftiger Parrybogen, und, ausgehend von der rechten Nebensonne, der Anfang eines Horizontalbogens, den ich noch nie im Original gesehen habe:






    Die Bögen werden etwas deutlicher, enn man den Sättigungsregler sehr weit aufzieht:








    Mit dem Weitwinkelobjektiv war es möglich, ein längeres Stück des Horizontalbogens zusammen mit den Halos bei der Sonne abzubilden:







    Der Blickwinkel beträgt hier an der langen Seite des Fotos etwa 96°, und die im Foto schief abgebildete Straßenlampe macht deutlich, welche Verzerrungen das zur Folge hat; der Horizontalbogen ganz unten verläuft natürlich parallel zur waagerechten Erdoberfläche.


    Eine andere Belichtung brachte dieses Ergebnis:









    Einen solchen Horizontalbogen hatte zufälligerweise mein Sohn vor einigen Tagen in den Schweizer Alpen gesehen und in Fotos festhalten können; sie befinden sich in Sabines Beitragsreihe "Zirkumzenitalbogen am 14.03.2024 um 1600" hier:

    Seine Fotos waren meine erste "Sichtung" eines Horizontalbogens "in Familie" überhaupt, und einige Tage später wiederholt sich alles hier oben im Norden .... unglaublich....


    Zu dem einen oder anderen Foto werden noch Erkärungen kommen, z.B. wo genau ein Parry-Bogen zu finden ist, und vielleicht entdecken die Experten unter euch ja noch mehr.


    Grundsätzlich sind alle meine hier eingestellten Fotos unbearbeitete Einzelaufnahmen, wenn nichts anderes gesagt ist und wenn man von der Rahmung und der Beschriftung absieht.

    Allerdings möchte ich hier zugeben, dass ich die Fotos doch minimal bearbeitet habe, weil sie sonst alle so "gestempelt" worden wären:






    Diese Flecken, die von Staub auf dem Sensor herrüheren müssen, weil sie unabhängig vom Objektiv auftreten, stören gerade bei diesen Fotos sehr, und deshalb sind sie entfernt worden. Die einzelnen Lichtphänomene sind davon unberührt geblieben.


    Es war da oben ein Spektakel an Strukturen, wie ich es vorher noch nicht gesehen hatte, und es war nicht nur eine Sache von Minuten, sondern war über einen vergleichsweise langen Zeitraum zu beobachten.

    Demnächst etwas mehr davon.


    Beste Grüße

    Manfred

  • Hallo Manfred,


    Das freut mich jetzt aber wirklich für Dich! Ist doch schön, wenn so ein Spektakel zu denen kommt, die es auch zu schätzen wissen :)


    Bin gespannt auf die weitere Auswertung. Es sei mir erlaubt, zu Vergleichszwecken nochmal auf das hiesige Eisnebelphänomen vom 20. Januar zu verlinken - 46° Halo oder Supralateralbogen, das ist hier die Frage...


    Herzliche Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo allerseits,


    erst einmal herzlichen Dank für die positiven Rückmeldungen zu den Fotos - es freut mich sehr.


    Holger, in die Details möchte ich mich über die Feiertage einarbeiten; dazu fehlt momentan noch die rechte Ruhe.


    Zu den nächsten Fotos: natürlich wiederholt sich der eine oder andere Blickwinkel, es macht aber auch Veränderungen sichtbar. Die bisherige Erfahrung mit solchen Phänomenen sagte aber auch , dass in der Zeit, in der man die Kamera holt, sich das, was man noch festhalten wollte, doch schon wieder verabschiedet hatte.


    Als nächstes zewei Fotos mit gleichem Blickwinkel, aber mit unterschiedlichen Belichtungen:










    Es ist immer von Vorteil, die direkte Sonne auf natürliche Art und Weise abblenden zu können ....


    Der Horizontalbogen schien sich noch zu verstärken und zeigt weiter rechts eine auffällige Aufhellung; da muss der Abstand zur Sonne noch ermittelt werden; der horizontale Bildwinkel beträgt hier ca. 95°, aber die Verzerrung muss ja mit berücksichtigt werden ...


    Der Zirkumzenitalbogen leuchtete wirklich in kräftigen Farben:







    da wollte die rechte Nebensonne auch mithalten:







    Der Ansatz des Horizontalbogens zeichnet sich ebenfalls ab.


    Diese Fotos sind nur wie eingangs im ersten Beitrag beschrieben bearbeitet worden - Farben, Kontrast, Helligkeit, Rauschen etc. - alles so wie aus der Kamera.


    Viele Grüße

    Manfred

  • Hallo Manfred,


    tolle Bilder :thumbup: .

    Danke fürs Zeigen.

    Mittlerweile schaue ich auch öfters erwartungsvoll in den Himmel, um solch ein "Spektakel" nochmal zu sehen.


    Viele Grüße

    Sabine

    Meine Ausrüstung
    Montierung: ioptron CEM40, Skywatcher Star Adventurer Pro

    Kamera: Altair Hypercam 26C, Canon EOS700Da

    Teleskop: TS Photoline 80 mm f6 (380/480 mm)

    Objektive: Canon 200 mm, Samyang 135 mm, Sigma 18-35 mm, Canon 60 mm

    Guiding: MGEN3

  • Hallo allerseits,


    nochmals vielen Dank für die positiven Rückmeldungen. Sabine, das ist bei mir inzwischen schon Routine, besonders wenn die entsprechenden Wetterlagen gegeben sind. Heute brauche ich mir keine Gedanken zu machen - es regnet Bindfäden ...


    Jetzt Teil 3 der Fotoserie, fast mein persönliches Highlight darin, denn einen solchen Horizontalbogen hatte ich noch nie vorher bewusst gesehen -Teil 1:







    und vom selben Standort aus rechts anschließend Teil 2:







    Es gab anscheinend auch einige Kondesstreifen da oben, aber der Verlauf des Horizontalkreises scheint eindeutig zu sein.


    Irgendwie sollte auch ein Gesamtüberblick entstehen, aber eine Collage im Rechteckformat scheint bei 10mm Brennweite illusorisch zu sein. Deshalb habe ich mich für diese Darstellung entschieden, bei der auch ihr Entstehen zu erkennen ist:









    Bezugspunkte beim Zusammenfügen war der Giebel am unteren Bildrand und die Wolkenstruktur in der Nähe des Kreises. Nachträglich betrachtet wäre "etwas genauer" möglich gewesen ....


    Natürlich hat mich auch interessiert, welcher Winkelbereich beim Kreis gegeben war. Dafür bin ich nachträglich an den Punkt der Aufnahmen gegangen, habe unter denselben Blickwinkeln zwei neue Fotos mit identischer Brennweite gemacht, aber etwas nach unten versetzt, damit für die Bestimmung der Winkel im Foto mehr Landmarken gegeben sind.

    Mit diesen Fotos wurden dann markante Punkte mit dem Kompass angepeilt und die Ergebnisse in die Fotos übertragen.


    Zusätzlich, um die Verzeichnung in den Fotos besser einschätzen zu können, wurden Linien, die in der Landschaft senkrecht verlaufen, nach oben verlängert.

    Das sieht dann so aus:











    Die Zahlen über den Winkelwerten sind Marschzahlen auf der Skala des Kompasses; dabei entsprechen 360° der Marschzahl 64. Einige Korrekturen ergaben sich durch Nachmessen, und die recht zittrige Handschrift entstand durch den Umstand, Klemmbrett, Kompass und Bleistift gleichzeitig beim Peilen halten zu müssen.


    Übertragen in die Collage sieht das so aus:








    Und damit scheint gesichert, dass der helle Fleck, der über Punkt 7 gekennzeichnet ist, mit einem gemessenen Abstand von 119° dem Hauch einer 120° Nebensonne entspricht.


    Und das in Norddeutschland - es begeistert mich immer noch ....


    Beste Grüße

    Manfred

  • mmpgb

    Hat den Titel des Themas von „Welch ein Sonnen - Halo - Spektakel ...“ zu „Welch ein Sonnen - Halo - Spektakel ... Teil 3“ geändert.
  • Zum letzten Teil:


    Die Fotos sind insgesamt über etwa eine viertel Stunde gemacht worden, und fast zwanzig Minuten vorher hatte ich den Zirkumzenitalbogen zum ersten Mal entdeckt. Das war vergleichsweise ein sehr langer Zeitraum, in dem die Phänomene dort oben zu sehen waren.

    Das folgende Foto war eines der letzten, bei dem man im Vergleich merken kann, dass z.B. die rechte Nebensonne und die Bögen über der Sonne zu verblassen begannen; dafür leuchtete die linke Nebensonne jetzt kräftiger:









    Merkwürdig ist irgendwie der deutlich blauere Bereich oberhalb des Zirkumzenitalbogens; dazu habe ich bis jetzt noch keine Informationen gefunden, ob es sich um etwas Besonderes handelt. Im letzten Foto, das ausnahmsweise kräftig bearbeitet worden ist, um die Strukturen deutlicher zu machen, sind jetzt auch die Details beschriftet, die ich ausmachen konnte. Das Foto ist gleich nach dem allerersten gemacht worden:








    Die Bezeichnungen sind nach dem Buch von Claudia Hinz, Wolfgang Hinz: "Lichtphänomene Farbspiele am Himmel" gewählt worden - als älteres Semester blättere ich noch lieber in Seiten als mich irgendwo durchzuklicken. Wenn jemand Ergänzungen oder Korrekturen hat - hier ist noch viel Platz ....


    Viele Dank jedenfalls für die zahlreichen Rückmeldungen in Wort und Symbol.


    Das war's erst einmal; vielleicht tragen die Ausführungen hier etwas dazu bei, nicht nur nach Einbruch der Dunkelheit der Halbkugel über uns etwas mehr Beachtung zu schenken ...


    Beste Grüße

    Manfred

  • mmpgb

    Hat den Titel des Themas von „Welch ein Sonnen - Halo - Spektakel ... Teil 3“ zu „Welch ein Sonnen - Halo - Spektakel ... Teil 3 ... und 4“ geändert.
  • Hallo Manfred,


    wenn's für Dich OK ist, hänge ich mich hier mal mit einem Foto vom 25. März dran,

    das auf der Skipiste in den Schweizer Alpen entstanden ist. Leider hatte ich nur das Smartphone dabei

    und vergaß in meiner Begeisterung, die Sonne abzudecken.

    Aber einen so ausgeprägten Horizontalkreis habe ich bisher noch nicht gesehen:



    CS Jochen

    Meine Ausrüstung: GSO Dobson 8", Skywatcher Heritage 150p Virtuoso GTi, Canon EOS 90D, Canon EOS 200D, Sony RX 100M4

  • Hallo Jochen,


    klar, das ist ok. Ja, das ist schon ein ein eindrucksvoller Kreis. Interessant ist auch, dass es nur eine Nebensonne gibt, da ist ja nicht einmal ein Hauch vonder linken zu sehen.


    Bezüglich Abdecken der Sonne: auf manchen meiner eigenen Fotos habe ich inzwischen den Eindruck, dass der Tennisball, den ich meistens dazu benutze, im Foto irgendwie fehl am Platze ist; vielleicht habe ich ihn auf den letzten Fotos auch nicht weit genug von der Kamera entfernt gehalten .... Auf Deinem Foto wäre vielleicht der Gittermast schon ausreichend gewesen. Aber leicht gesagt, wenn direkt neben Dir schon eine Gletscherspalte gähnt ....


    Viele Grüße

    Manfred

  • Hallo Jochen,


    klar, das ist ok. Ja, das ist schon ein ein eindrucksvoller Kreis. Interessant ist auch, dass es nur eine Nebensonne gibt, da ist ja nicht einmal ein Hauch vonder linken zu sehen.

    Nach meiner bescheidenen Beobachtungserfahrung ist das sogar der häufigere Fall, zwei Nebensonnen scheinen mir seltener zu sein.

    Lag wahrscheinlich an dem starken Wind, der die Zirren recht schnell verschoben hat.

    Kurz darauf gab es einen kompletten Shutdown des Skigebiets - wegen Fönsturm.


    Zitat

    Bezüglich Abdecken der Sonne: .... Auf Deinem Foto wäre vielleicht der Gittermast schon ausreichend gewesen. Aber leicht gesagt, wenn direkt neben Dir schon eine Gletscherspalte gähnt ....

    Schlimmer noch: Ich hätte mit den Skiern wieder bergauf gehen müssen :).



    ... aber kurz mal den Skihandschuhdaumen ins Bild halten hätte schon was gebracht.


    CS Jochen

    Meine Ausrüstung: GSO Dobson 8", Skywatcher Heritage 150p Virtuoso GTi, Canon EOS 90D, Canon EOS 200D, Sony RX 100M4

    Einmal editiert, zuletzt von Freddi ()

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