Unter klarem Himmel: Mit dem Fünfling im Ammergebirge

  • Servus Ben,


    Wie immer ein sehr netter Bericht, zusammen mit den Fotos kommt's super rüber, was visuelles DSO ausmacht. Man hofft die 'Anfänger' lesen sowas...! Auf den Bildern sieht ja der Himmel erstaunlich gut/dunkel aus. SQM haste keines, oder ? Einzig: mitten im steinigen Bachbett, ist ja schon ein freakiger Beobachtungsort, mal was anderes. Im Sommer hätt ich ja Bedenken wegen Wasser und Nebelneigung dort, oder !?


    Die Nebelchen im Ori Gürtel hatte ich mir schon vor geraumer Zeit mal rausgesucht, jetzt ist mir doch glatt das OdM zuvorgekommen, ja Sauerei ;-). Hoffe ich finde im ausgehenden Winter im Schwarzwald nochmal Gelegenheiten dafür.


    Lese Deine launigen Berichte immer recht gerne, prima !


    Schöne Grüsse ins Bayerische,

    Peter

  • Hallo Peter,


    danke für deine netten Worte ! Ein SQM habe ich selber nicht, ich kann nur die theoretischen Werte aus


    Light pollution map


    miteinander vergleichen. Im Außenbereich der Münchner S-Bahn gibt es typische Werte von rund 21,3. Zwei mir gut bekannte Standorte wie Geigersau (21,65) oder die hochalpine Edelweißspitze (21.9) liegen da natürlich viel besser.


    Das innere Ammergebirge liegt mit rund 21,75 zwischen den Letzteren, vergleichbar mit den Werten der dunklen Ecken der Rhön oder im SO von Berlin. Zwischen Berlin und Hamburg gibt es ja sogar Ecken mit 21,85 - das ist alles (theoretisch) schon sehr gut :).


    Einzig: mitten im steinigen Bachbett, ist ja schon ein freakiger Beobachtungsort, mal was anderes. Im Sommer hätt ich ja Bedenken wegen Wasser und Nebelneigung dort, oder !?

    Gut, das Gries ist ein breiter Schuttstrom aus verwittertem Dolomit. Der eigentliche Bach wäre relativ klein, und verläuft meist unterirdisch, kommt erst später mit starken Quellen an die Oberfläche. Bei großem Hochwasser würde ich mich da natürlich nicht aufstellen ^^.


    Nebelneigung ist im Tal natürlich immer ein Thema. Ich hab es aber auch schon öfters erlebt, dass der Nebel gar nicht so weit hineinkommt - oft bei typischen Spätherbstwetterlagen, wo der Hochnebel weite Teile des Voralpenlandes bedeckt, es aber nicht schafft, sich in die engeren Alpentäler reinzuquetschen.


    Generell ist "Berg" natürlich besser, auch vom Seeing her, aber eben - gerade im Winter - oft nur schwer erreichbar.


    Servus

    Ben

  • Hey Ben,


    mich reizen ja immer besonders Deine Belegphotos zu den Beobachtungen in den Bergen enorm!


    Meine wenigen Versuche diesen Winter mit der Bahn von München aus nach Süden zum beobachten rauszufahren sind überproportional wegen Zugausfällen, Vereisung oder gar Schlammrutsche ins Wasser gefallen. Umso schöner Deine Berichte zu lesen von jemanden, der es durchzieht ;)


    Gruß

    Johannes

  • Ciao Ben,


    Edelweissspitze war ich mal, war sehr gut, aber doch nur 21.7 plus vielleicht ein bisschen damals (war ne besondere Wetterlage oder Airglow, sagte Uwe G. damals) - muss mal wieder hin, am besten gleich ein paar Tage hintereinander (habs mir vorgenommen).. Allerdings ist der Sauerstoff schon knapper da oben, das merkt man (ich zumindest) schon. Daher war ich eigentlich mit 'meinem' Schwarzwald ganz zufrieden immer, 900-1250m Höhe, kein Gejapse und vor der Haustür schon max. 21.65 mag/sq.arcsec.


    Ich schätze trotz bester SQM Werte, hat das nördliche Flachland dann doch eher Mangel bei der Transparenz (hohe Extinktionswerte), aber das ist nur eine theoretische Einschätzung, kenn es nicht, war noch nie da. War 2023 in Kroatien auf einer sehr dunklen Insel (leider kein SQM dabei). Da sah's im Zenit herausragend gut aus (visuelle Einschätzung 21.7+) , aber 15° daneben sehr mau... typisches Transparenzproblen, weil direkt am Meer und auf Seehöhe.


    Na, hoffen wir überhaupt auf tendenziell besseres Wetter ins Frühjahr hinein. Ich hab massenhaft Objekte auf meiner 'to be observed' Liste, und gerade nochmal einen ganzen Galaxiencluster (siehe PN) dazugepackt. Da braucht's mal dringend wieder ne Neumond Schönwetter- Katastrophe !


    Fingers crossed, schöne Grüsse,

    Peter

  • Hallo Ben,


    hast Du also auch ein paar schöne Beobachtungsstunden dem Winterwetter abgestaubt. Gratliere.

    Vielen Dank für den lebendigen Bericht, wie immer sehr unterhaltsam aber auch lehrreich. Bzw. umgekehrt ;-).


    Sag mal, wie lange war da Deine Anfahrt in diesem Fall? Auch etwa eine Stunde?

    Die Lokation ist natürlich traumhaft - hast schon Glück - so was in Reichweite zu haben.


    CS,

    Walter

  • Hallo Johannes, Peter und Walter,


    danke euch für die nette Rückmeldung !


    > Johannes:

    Meine wenigen Versuche diesen Winter mit der Bahn von München aus nach Süden zum beobachten rauszufahren sind überproportional wegen Zugausfällen, Vereisung oder gar Schlammrutsche ins Wasser gefallen.

    War dann auch eine schöne Unternehmung dabei ? Ich würd es dir wünschen.


    > Peter: Ja, ich denke auch oben am Berg und hoch über dem Dunst ist dann nochmal ein spürbarer Vorteil. Normal hab ich die Höhe von fast 2600 Metern gut vertragen,

    aber wo ich mal bei einer Rückfahrt vom ITT über die Edelweißspitze nicht so fit war hab ichs deutlich am Kreislauf gemerkt. Ja, hoffen wir auf gute Nächte für die Frühlingsgalaxien !


    > Walter: Auf der Hinfahrt war es wohl schon nah an zwei Stunden, mit zähem Verkehr aus der Stadt heraus und Stau am Ende der Autobahn. Der Rückweg mit kaum Verkehr ging schon deutlich schneller. Aber ich fahr ohnehin eher gemütlich ;).


    Servus

    Ben

  • Hallo Walter,


    noch ein Nachtrag:

    Die Lokation ist natürlich traumhaft - hast schon Glück - so was in Reichweite zu haben.

    Das sehe ich auch so :). Bei einer Beobachtung vor sechs Jahren haben Ralph und ich in den gleichen Talgrund geschaut:



    Und Ralph meinte: " Ganz hin und weg war ich vom Anblick der Quellflüsse der Ammer, die unweit auf dem Präsentierteller lagen, vor der grandiosen Gebirgskulisse und der sich emporstreckenden Wintermilchstraße, mit all den hellen Sternen im Taleinschnitt liegend. Und da sind Ben und ich hingegangen. Leise plätschert das Wasser unter uns. keine einzige Lampe weit und breit. Da wird eifrig fotografiert, so etwas sehe ich nicht alle Tage, eine Ausnahmelandschaft!!"


    Servus

    Ben

  • Hallo Ben,

    eine sehr schöne Beobachtung, die du gemacht hast!

    Überaus interessant ist deine Beobachtung der schwächeren Reflektionsnebel im Orion, die waren mir bisher kein Begriff.

    Deine Objektvielfalt ist erstaunlich und trotzdem hattest du Zeit Landschaftsaufnahmen zu machen und die Atmossphäre des schönen Platzes warzunehmen, toll!

    LG

    Ralph

  • Hallo Ralph,


    danke auch dir ! Ja, und das Feld der schwächeren Reflexionsnebel hat mir nochmal bestätigt, wie entscheidend auch schon Nuancen in der Himmelsqualität sind, um subtile Nebel dieser Art ausmachen zu können. Bisserl weniger dunkel, bisserl weniger Transparenz, bisserl unruhigere Luft - und schon sind die Dinger weg.


    Das erinnert mich auch an die recht ausgedehnte, aber flächenschwache Galaxie NGC 147, die ja - zusammen mit ihrer Kollegin NGC 185 - auch schon Monatsthema war. Diese Galaxie hat visuell etwas von einem eher zarten Gasnebel.


    Es war so schön da draußen, dass die Zeit wie im Flug verging. Mir fehlte es dann nur etwas an Energie, sonst hätte ich vielleicht weitergemacht und im Auto geschlafen.


    Servus

    Ben

  • Servus Ben,


    ich hab mir jetzt zwischendrin endlich mal Deinen aktuellen Spechtelbericht reingezogen. Immer wieder schön zu lesen. Ich bin zwar wenig aktiv hier, aber die Monatsobjekte schaue ich mir schon öfter mal an. Schön, daß der Fünfling wieder an die frische Luft gekommen ist. Mein letztes Spechteln ist schon wieder längere Zeit her. Ich habe gestöbert, kann mich nämlich erinnern, im Herbst den NGC 973 ebenfalls gesehen zu haben. Ergänzend hier mal mein Eintrag dazu. Das war unmittelbar nach dem ITT, gewissermaßen meine Nachlese, mit dem 24" "Johann :


    NGC 973 nochmal, dieser lange, kleine Bruder von 891, mit IC 1815. Mit dem
    Toni haben wir was gesehen, aber das war IC 1815. Ich stelle die 973
    ein, finde zuerst wieder ein kompaktes Objekt, ja, das ist IC 1815 mit
    13.9mag, 973 ist mit 13.9 und 3.27‘ x 0.23‘ in der Ausdehnung
    notiert. Sie ist also viel größer, als IC 1815 und tatsächlich
    finde ich, erst auf den zweiten Blick, einen großen, zarten Strich,
    eher homogen, leicht diskusförmig und ohne ausgeprägten Bulge.
    Tatsächlich kann ich blickweise mehrmals kurz einen schwachen Hauch
    von Dunkelband erkennen. Weil das 13er eine leichte Tendenz zum
    Beschlagen hat, wechsle ich zum bewährten 9er Nagler, das 6er wäre
    hier wohl etwas zu viel. Da kommt das alles schön rüber. Ein tolles
    Objekt für größere Klampfer, wirklich turbomolekularfeist.


    Den Rosettennebel habe ich in der Nacht auch gesehen:


    Rosettennebel lohnt eigentlich auch immer. Todesbombastisch im 13er. Den
    Riesendonut 2237/39 mit den Ausbauchungen und wolkigen Strukturen muß
    man richtig abfahren. 2244, der Sternhaufen, knallt absolut
    terafeist, gleißende Diamanten in diesem Teleskop. Schon der Hammer,
    was es da alles an Strukturen und Verästelungen hat.



    Gruß, Haley


    edit: noch was korrigiert und hinzugefügt.

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