Zerfranste Sterne am Refraktor

  • Hallo zusammen,


    ich hatte gestern Nacht etwas mit dem NINA Sequenzer herumprobiert, mehrere Ziele, Autofokus, rotieren, Remote Bedienung mit NoMachine, ... Im Laufe der Nacht sind die Temperaturen von ca. 0°C auf ca. -5°C gefallen.


    Dabei ist mir aufgefallen, dass die hellen Stellen seltsam ausgefranst aussehen. Zum Morgen hin hat meine Tauschutzheizung nicht ausgereicht und ungefähr die Hälfte des Objektives war von der Mitte her zugefroren. Dies hatte meiner Ansicht aber sogut wie keine Auswirkungen auf die Sternform wenn man die Bilder von M45 am Beginn der Session zu M81, M82 ... am Ende betrachtet. Auch kann ich irgendwelche Fremdkörper im Strahlengang oder Defekte in der Optik ausschließen (gerade nochmal mit der Taschenlampe überprüft).


    Hat jemand eine Idee, woran so etwas liegen kann?


    Mir fällt nur noch eine verspannte LInsengruppe ein. Kann man da am Askar 130 PHQ etwas einstellen?


    Folgende Hardware wurde verwendet:


    Askar 130 PHQ

    EQ6-R

    ToupTek ATR3CMOS26000KPA (IMX 571) OSC

    Askar OAG mit ZWO ASI 120MM Mini

    ZWO EAF


    Als Aufnahmesoftware habe ich NINA verwendet und bearbeitet wurde alles mit Siril (über Sirilic), GraXpert und Luminar Neo.


    Bitte nicht an dem Rauschen insbesonder beim Pferdekopfnebel stören. Ich hatte nur eine kurze Zeitspanne in der Lücke zwischen Haus und Kirschbaum zur Verfügung in der freihe Sicht zum Orion bestand.


    Die Bilder sind bewusst etwas stark bearbeitet, damit die Sternform deutlich wird.


    Begonnen habe ich mit den Plejaden.

    10 x 180s (30min Ligths), 30Flats, 30Bias



    Danach Pferdekopfnebel.

    5 x 300s (25min Ligths), 30Flats, 30Bias




    Und für den Rest der Nacht M81 und Begleiter.

    60 x 300s (5h Ligths), 30Flats, 30Bias



    Die Flat und Biases habe ich am nächten Morgen gemacht und alle drei Bilder damit kalibriert.


    Wie gesagt, mein Problem sind die seltsam ausgefransten hellen Sterne.


    Vielen Dank für Euren Input.


    CS Torsten


    EDIT


    Ich habe gerade bemerkt, dass man in den JPEGs die Sterne kaum sieht, daher hier nochmal zwei Ausschnitte vom ersten und vom letzten Objekt, damit klar wird, was ich meine:




    CS Torsten

  • Moin Torsten,


    meine ersten Verdächtigen beim Refraktor wären "unsaubere" Distanzringe oder Kanten von Distanzplättchen oder auch eine durch Zentrierschrauben verspannte Optik.


    Why does my refractor have diffraction spikes? - Experienced Deep Sky Imaging - Cloudy Nights
    Page 1 of 2 - Why does my refractor have diffraction spikes? - posted in Experienced Deep Sky Imaging: What gives? ES ES102, the version before the current…
    www.cloudynights.com


    CS

    Harold

  • Hallo Harold,


    vielen Dank für den Link. Den kannte ich noch nicht. Ich denke, Kanten von Distanzringen o. ä. kann ich ausschließen, da ich nichts dergleichen gesehen habe, als ich die Optik vorhin mittels Taschenlampe näher untersucht habe.


    Der Gedanke mit der Verspannung ist mir auch schon gekommen.


    Was ich vergessen hatte zu erwähnen, vorgestern und gestern waren seit dem Frühherbst die ersten Gelegenheiten, wieder Fotos zu machen. Damals waren die Sterne noch rund. Der einzige Unterschied, der mir sofort ins Auge springt, sind die rund 20 Grad Temperaturunterschied.


    Daher die Frage an die Experten, sehen Verspannungen am Refraktor so aus oder besser gesagt, können sie so aussehen?


    CS Torsten

  • Der PHQ130 ist sicher eine überrragende Optik, ich kann mir kaum vorstellen das der so was verursacht. Aber seltsam sieht es schon aus. Ich tippe mal das es doch das Eis auf der Linse ist, denn dadurch verändert sich der Lichteinfall , das dann, ähnlich wie die Spinne und der Fangspiel bei einem Newton, solche Kanten an den Sternen bewirkt.

  • Hallo Achim,


    ja, das dachte ich auch zuerst, da ich zufälligerweise die M81 zuerst bearbeitet hatte. Dann habe ich aber das gleiche bei den Plejaden festgestellt. Da war aber definitiv noch nichts vereist.


    CS Torsten

  • Moin Torsten,


    der Umstand, dass es bei höheren Temperaturen nicht aufgefallen ist, spricht für eine verspannte Optik.

    Auch wenn die Fassung temperaturkompensiert ist (als solches bezeichnet wird?), ist das sicher nur im stationären (austemperierten) Zustand gegeben,


    In diese Richtung zielen auch diverse weiter Beiträge:
    https://www.cloudynights.com/t…actor-diffraction-spikes/

    Diffraction spikes from refractors?
    I am curious about diffraction spikes/effects that refractors sometimes show (seen several examples in images posted today). Attached image shows the effect.…
    stargazerslounge.com

    ...


    Fehler durch Distanzstücke oder generelle optische Fehler (schlechter/abgesunkener Rand) müssten immer zu sehen sein.

    Es können natürlich auch sonstige Teile zwischen Objektiv und Kamera ursächlich sein (Spiegel, Korrektor, ...)


    CS

    Harold

  • Hallo Harold,


    das erste Bild in diesem Beitrag https://www.cloudynights.com/t…actor-diffraction-spikes/ sieht meinem Problem sehr ähnlich. Auch dort geht die Diskussion in Richtung Verspannung. Allerdings wird auch angemerkt, dass die Sterne dann dreieckig aussehen sollten, was sie ja bei mir nicht sind. In dem letzten Post wird über Transportsicherungsschrauben beim Scientific Explorer ED80 berichtet. Ich werde meinen Händler mal in dieser Richtung befragen. Ansonsten denke ich gerade darüber nach, meine Heizbandstrategie zu überarbeiten. Wenn dadurch Verspannungen vermieden werden können und gleichzeitig die Linse nicht mehr zu taut bzw. friert, ist das ja eine win-win Situation 8)


    CS Torsten

  • Hallo zusammen,


    ich habe gerade Rückmeldung von Karl Gross vom Händler Teleskop-Spezialisten erhalten. Vielen Dank für die schnelle und kompetente Reaktion!


    Es handelt sich scheinbar wirklich um eine Verspannung der Linsenbaugruppe bei niedrigen Temperaturen. Von einem Lösen der Schrauben hat er mir dringend abgeraten, da ich mir damit höchstwahrscheinlich eine Dejustage einhandeln würde. Er hält es auch für besser, die Taukappenheizung zu überarbeiten. Das Problem liegt vorrangig darin begründet, dass man das Heizband, um es auf Höhe der Frontlinse zu installieren, auf der Tauschutzkappe anbringen muss. Damit hat man aber wahrscheinlich einen zu geringen Wärmeeintrag in das System, da die Tauschutzkappe an dieser Stelle nicht direkt mit dem Tubus verbunden ist. Er hat mir empfohlen, es mit einer größeren Heizmatte hinter der Tauschutzkappe (im Bereich der Linsengruppe) zu versuchen. Diese gibt es zur Zeit sehr günstig im Kleintierzubehörhandel. Das werde ich versuchen. Falls es nicht funktioniert, wird sich meine Katze sicher freuen. :saint:


    Da für die nächste Zeit bei mir wieder nur schlechtes Wetter angesagt ist, wird es aber sicher noch einige Zeit dauern, bis ich über das Ergebnis berichten kann.


    Vielen Dank nochmals an alle für die Unterstützung!


    CS Torsten

  • Ich wollte hier auch gerade schreiben :)


    Die Linsen sitzen bei eiskalten Temperaturen zu stramm. Jetzt könnte man das lösen durch Lockerung der Halteschrauben. Dadurch kommen aber noch mehr Probleme. Ein leicht verspannter Refraktor ist besser als ein dejustierter Refraktor - finde ich.


    Ich habe das mittlerweile an meinem Askar herausgefunden und so akzeptiere ich das jetzt auch. Hab auch viel über Esprits gelesen, die das selbe Problem haben.


    Der Aufwand, finanziell wie zeitlich, das in die Reihe zu bringen, ist mir zu hoch für den erzielten Effekt am Ende.

  • In diesem Fall wurde die Taukappenheizung von der Taukappe auf den Bereich des Tubus verschoben, der direkt an die Taukappe angrenzt.

    Hallo Oliver,


    vielen Dank für den Hinweis. Ich denke, das werde ich als erstes ausprobieren. Die Suchfunktion hier hat mir diesen Artikel leider nicht als Ergebnis geliefert. Aber es ist gut zu wissen, dass das Problem gelöst wurde.


    Übrigens, wirklich schönes Bild trotz Spikes!


    CS Torsten

  • Ich habe das mittlerweile an meinem Askar herausgefunden und so akzeptiere ich das jetzt auch. Hab auch viel über Esprits gelesen, die das selbe Problem haben.


    Der Aufwand, finanziell wie zeitlich, das in die Reihe zu bringen, ist mir zu hoch für den erzielten Effekt am Ende.

    Hallo Drehn,


    genauso sehe ich das auch. Wenn es mit einer Verschiebung des Heizbandes gelöst bzw. minimiert werden kann, bin ich zufrieden.


    CS Torsten

  • Salve wie die Vorredner schon anmerkten ist dieser Effekt nicht ungewöhnlich.

    Selbst bei noch teureren Optiken kommt das vor.

    Um aber ganz sicher zugehen versuche doch bitte auch eine andere Astrokamera mal aus....

    nicht nur der Optik wird kalt sondern auch der Kamera eventuell ^^


    Man muss tatsächlich Schritt für Schritt dabei vorgehen um das System zu verstehen.

    Also einen Punkt abarbeiten bei gleichen Bedingungen und wieder zurück und dann noch mal eine Gegenprobe.


    Bitte nicht an der Linsen-Fassung manipulieren... beim Zwei-Linser geht das recht gut mit der Verspannung lösen.

    Beim Dreier...wie z.B. dem Esprit wird es etwas komplizierter.

    Ohne optische Bank auf gut Glück drauf los ist Lotterie.

    Beim Interferometer sieht man ob der Schuh irgendwie drückt und es nach der Routine dann besser wird.


    In deinem Fall aber erstemol alles Mögliche testen was ohne viel Aufwand praktiziert werden kann...Heizung ist auch ein Versuch wert.



    saluti Giovanni

  • Hallo Giovanni,


    Du hast Recht, Schritt für Schritt eine Fehlerquelle nach der anderen ausschließen ist ein richtiger Weg.


    Bei der Kamera wird es allerdings schwierig, da ich nur eine gekühlte APS-C Kamera habe. Ich könnte sie höchstens mit meinen Sony DSLMs vergleichen. Aber ich mache mir keine große Hoffnung, dass das was bringt, da die zu unterschiedlich sind. Mit der Planetenkamera oder der Guidingcam denke ich auch nicht. Allerdings betreibe ich meine gekühlte Kamera immer mit -5°C bzw. -10°C. Das heißt, dass die 0°C bis -5°C ihr eigentlich nichts ausmachen sollten. Ich habe ja bisher unter diesen Bedingungen keine Effekte gehabt.


    Und keine Angst, ich schraube nicht an der Fassung herum. Dafür ist mir der Askar doch zu teuer ;)


    Wie Du gesagt hast, ersmal alles testen, was ohne viel Aufwand gemacht werden kann.


    CS Torsten

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