Schlieren auf der Kamera

  • Hallo in die Runde.


    Ich habe ein Problem.
    Meine ASI294 MC Pro hatte etwas Staub und einen winzigen Fleck auf dem Glas.

    Mit einem Reinigungspinsel habe ich den Staub entfernt, mit Reinigungsflüssigkeit und dem Mikrofasertuch (beides aus dem Reinigungsset von Celestron) habe ich den Fleck entfernt. Jetzt haben meine Aufnahmen grobe Schlieren. Mit dem Auge sind sie nicht zu sehen, aber die Bilder sind nicht verwendbar: helle Bereiche und Sterne mit Strahlen quer zu den Schlieren. (Da sollten keine Strahlen sein - es ist ein Refraktor.)
    Wenn ich die Kamera ausbaue und neu mit dem Mikrofasertuch abwische, liegen die Schlieren anders, aber weg gehen sie nicht.

    Wie werde ich die los?


    Danke für jeden Tipp!

  • Die Flüssigkeit darf nicht auf das Glas gesprüht werden, sondern nur auf das Tuch.

    Da waren doch auch noch Reinigungstücher bei. Die mal probiert?


    Grüße

    Hartmut

    EQ6R-PRO | OMEGON PUSH+ | SW Allview | Unistellar eQuinox | Seestar S50 |  ASKAR FMA 135

    SW 200PDS/1000 | SVBONY 503 80/560 (448) | SkyMax 102/1300 MAK | TS 61EDPH II

    ASI 120MC-S & MM-Mini | veTEC533c / 571c | N.I.N.A.

    METEORCAM (RPi4) (https://globalmeteornetwork.org/weblog/DE/index.html) DE000Q

  • Autsch!
    Ich habe die Flüssigkeit aufs Glas gesprüht.

    Eines der Reinigungstücher habe ich versucht - die sind so feucht, dass erst einmal Tropfen auf dem Glas sind.
    Es scheinen Rückstände auf dem Glas zu sein, denn die Schlieren laufen in die Richtung, in der ich das Glas abgewischt habe.

  • Nicht dass was hinter das Glas gelaufen und dann verdunstet ist. Ich hatte mal eine ASI120 wo ein winziger Punkt direkt auf dem Chip war. Hab also die Frontplatte mit dem Glas abmontiert und den Punkt mit einem Q Tip entfernt.

    Aber wie gesagt, dazu muß man die Kamera öffnen, um hinter das Glas zu kommen. 😬

    EQ6R-PRO | OMEGON PUSH+ | SW Allview | Unistellar eQuinox | Seestar S50 |  ASKAR FMA 135

    SW 200PDS/1000 | SVBONY 503 80/560 (448) | SkyMax 102/1300 MAK | TS 61EDPH II

    ASI 120MC-S & MM-Mini | veTEC533c / 571c | N.I.N.A.

    METEORCAM (RPi4) (https://globalmeteornetwork.org/weblog/DE/index.html) DE000Q

  • Hab heute zufällig eine Flasche Brillenreiniger beim Optiker gekauft. Villeicht wäre das was. Weiß aber nicht, ob da nicht das gleiche Zeug drin ist wie bei Celestron bzw. könnte sogar 90-99%iger Isopropylalkohol sein.

    EQ6R-PRO | OMEGON PUSH+ | SW Allview | Unistellar eQuinox | Seestar S50 |  ASKAR FMA 135

    SW 200PDS/1000 | SVBONY 503 80/560 (448) | SkyMax 102/1300 MAK | TS 61EDPH II

    ASI 120MC-S & MM-Mini | veTEC533c / 571c | N.I.N.A.

    METEORCAM (RPi4) (https://globalmeteornetwork.org/weblog/DE/index.html) DE000Q

  • Es wurde ein blöder Abend, aber es gab auch erste Erkenntnisse.


    Nachdem die ersten Schlieren da waren, habe ich die Kamera abgebaut, reingeholt und erneut gereinigt. Ich tippte auf Rückstände, die drauf bleiben und die Schlieren verursachen. Komisch war nur, dass man sie nicht sah. Die Scheibe war blitzsauber, unter Auflicht und unter schrägem Licht. Und jedes mal dasselbe Ergebnis.

    Dann fiel mir auf, dass das Zeug sehr langsam verdunstete. Viel zu langsam für Alkohol. Dann fiel der erste Groschen: Die Kamera kam von draußen, hatte gekühlt und war eiskalt. Es war unter Null.

    Also habe ich die Kamera mit einem lauwarmen Föhn aufgewärmt und noch einmal gereinigt, bei ca. 25°C. Dieses mal verdunstete die Reinigungsflüssigkeit binnen weniger Sekunden, wie es sich gehört.

    Die Kamera kam wieder ans Teleskop und eine Bilderserie (300s) wurde angeschmissen.


    Das erste Bild schien sauber. Etwas hell, aber der Mond stand hoch. Das nächste Bild zeigte in der Mitte komische Strukturen, die mit jedem weiteren Bild stärker wurden und schließlich einen hellen Rand um eine dunkle Fläche bildeten. Ich habe es laufen lassen, um zu sehen, wie es sich entwickelt.

    Hier einige der Bilder:
            


            


    Als ich dann abgebaut habe, hatte die Kamera mitten auf der Scheibe einen Bereich mit massivem Tauniederschlag. Er war flüssig.

    Zwei Dinge fallen mir auf:

    1) Das Wasser war flüssig. Der Chip hatte -20°C, die Luft -3°C. Reif hätte ich verstanden, aber kein Wasser. Lassen die Reinigungsmittel etwas zurück, was Frostschutz bewirkt?

    2) Das war definitiv keine Struktur, die vom Abreiben der Scheibe kam.

    Was war in der Mitte der Scheibe anders als am Rand? Mir fällt nur die Temperatur ein. Die Scheibe bekommt die Kaltluft vom Chip ab, ist aber am Rand am Gehäuse gelagert, das wärmer ist. Dort, wo die Scheibe am kältesten war, schlug sich Tau nieder. Das leuchtet mir ein.


    Bleiben zwei fragen:

    1) Warum gestern und nicht an anderen Abenden, die wärmer waren und daher die Kamera viel kälter im Verhältnis zur Umgebung? Da hat es nie Tauniederschlag gegeben.

    2) Warum war das Wasser flüssig?


    Wer weiß, wie das künftig zu verhindern wäre?

    LG!

  • Hallo Bastian,


    Zitat

    Die Scheibe bekommt die Kaltluft vom Chip ab, ist aber am Rand am Gehäuse gelagert, das wärmer ist. Dort, wo die Scheibe am kältesten war, schlug sich Tau nieder. Das leuchtet mir ein.

    Genau diesen Taubeschlag hatte ich auch schon (IMX 571 Chip)! Ich gehe mal davon aus, dass die Fensterheizunng eingeschaltet war, dann ist es möglich, dass sich die Feuchtigkeit warmer Luft (ab- und wieder anschrauben des Korrektors etc. im Warmen) da niedergeschlagen hat. Auch sind noch ein paar Schlieren zu sehen, die man am besten mit fussel- und fettfreien optischen Reinigungstüchern oder auch frisch gewaschenen Mikrofasertüchern wergbekommt (Achtung keine Waschmittel mit hautpflegenden Zusätzen wie Aloa Vera o.ä. verwenden).


    Viele Grüße

    Roland

  • Hallo Bastian,

    Genau das hatte ich bei der 294MC auch schon Mal. Die Feuchtigkeit sitzt unten dem schwarzen Rahmen, der die Glasplatte vor dem Chip fixiert. Im Laufe der Nacht sorgt die dafür, das die Kamera beschlägt. Du musst einfach nur die 4 Schrauben lösen und den Rahmen abtrocknen. Sollte etwas auf die Chipseite gelangt sein, kannst Du das Glasplättchen auch herausnehmen und trocknen. Aber Vorsicht mit Fingerabdrücken, Staub, Fusseln, usw. ;)


    Zum Reinigen (for future use) kann ich sehr das "Optical Wonder"-Zeugs empfehlen.


    Ich gehe mal davon aus, dass die Fensterheizunng eingeschaltet war

    Die 294MC hat leider keine.


    Gruß, Jochen

  • Hallo Bastian,


    1. Ich schraube Kamera und Korrektor erst im Kalten zusammen. ( Ist manchmal problematisch, wenn man mit Flats arbeitet. )

    2. Minus 20 grad halte ich bei meiner 294 für übertrieben, minus 5 würden zur Rauschreduktion reichen. Ein paar grad tiefer als die Aussentemperatur muss es natürlich sein, also wenn die Aussenluft Richtung -15 geht, ist die -20 als Setpoint natürlich ok. (und die Elektronik auf der Kamerarückseite freut sich auch ein bisschen über Abwärme)

    (ich geh bei -15 aber nicht mehr raus, nicht mal, wenn es nur um den Aufbau geht...)


    Gruß

    Norbert

  • Minus 20 grad halte ich bei meiner 294 für übertrieben,

    Ja, das stimmt - im Sommer schafft die das manchmal auch gar nicht. Ich halte meine konstant bei -10°C.


    Gruß, Jochen

  • PS: diese 4 Schrauben meine ich:


    294mc.jpg


    Wenn Du das schwarze Plättchen anhebst, wirst Du mit ziemlicher Sicherheit sehen, das es darunter feucht ist. Ich habe mir da auch schon einen Wolf geputzt (und

    mit Fön getrocknet) und hatte im Laufe der Aufnahme trotzdem immer wieder diesen Beschlag in der Bildmitte.


    Gruß, Jochen

  • Jetzt erst einmal herzlichen Dank für alle Antworten!
    Da ich die Frage gestellt habe, hier auch die Lösung, die ich gefunden habe.

    Das war gar nicht ein Problem, sondern es waren zwei unterschiedliche Dinge, die nur ähnlich aussahen: die Schlieren und der runde Fleck.
    Die Schlieren kamen daher, dass ich die Kamera in sehr kaltem Zustand geputzt habe. Es war auffällig, dass es so lange dauerte, biss das Reinigungsmittel verdunstet war: Wo winzige Tröpfchen und Wischspuren normalerweise beim Zuschauen in wenigen Sekunden verschwinden, dauerte es Minuten. Und offensichtlich ist es gar nicht völlig verdunstet, sondern es blieben Spuren zurück, auf denen sich draußen sofort Wasserdampf niederschlug. Jeder hochkonzentrierte Stoff will sich verdünnen, wenn er kann. Da kommt Wasser aus der Luft gerade recht. Der Wasserfilm war dann natürlich auf den Bildern sichtbar und hatte die Form der Reste vom Reinigungsmittel, wie ich sie beim letzten Wischen verteilt hatte.

    Wie es zu den Resten kommt, dafür habe ich zwei mögliche Erklärungen.
    1) Auf kalten Untergründen ist der Verdunstungsdruck nicht so hoch, so dass der letzte Rest eher aufgrund der Adhäsion sich nicht verflüchtigt, sondern drauf bleibt.

    2) Die Reinigungsmittel bestehen zum größten Teil aus Alkohol, aber eben nicht ganz. Diese anderen Stoffe verdunsten möglicherweise schlechter als Alkohol und bleiben auf kaltem Untergrund zurück entspr. dem ersten Gedanken.

    Der runde Fleck war Tauniederschlag: in der Mitte ist die Scheibe durch die Kühlung am kältesten. Die Kamera selbst war aber noch recht warm, und darum enthielt die Luft direkt neben ihr mehr Wasserdampf. Sobald der erste Tropfen Tau sich niedergeschlagen hatte, wuchs er natürlich. Eine Kameraheizung ist bestellt.

    Gestern habe ich die Kamera ohne Kühlung betrieben (es war ohnehin unter Null), und es kamen 60 tadellose Fotos von NGC 281 heraus. Da der Mond aber keine 10° davon entfernt war, halten sich die Details und schwachen Bereiche eher zurück, um es mal so zu sagen. Aber egal: Alles hat funktioniert.

    Danke für Eure Hilfe!

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!