Schönen Samstag allerseits,
ihr habt ja alle die kurze Schönwetterkatastrophe mit der Polarluft mitbekommen. Jedenfalls im großen Mittelteil Deutschlands, soweit ich die Satellitenfotos in Vorbereitung gesehen habe. Leider ist es jetzt zum Wochenende schon wieder vorbei und das Wintergrau bestimmt den Tag und die Nacht.
Also hieß es, Freitag zum Urlaub nehmen (zum Ausschlafen) und Donnerstags Frühabend Vorberitung und Auto bepacken zu meiner üblichen aber derweil seltenen gewordenen "Expedition". Das heißt von meiner turbo-lichtverseuchen Umgebung in eine halbwegs dunkle Ecke fahren, etwa 50km und etwa eine Stunde Fahrt. Auf eine der Anhöhen im Odenwald auf etwa 500m Höhe. Frostig sollte es bleiben, aber nicht zu streng, nur -5 Grad etwa zu erwarten bei leichtem aber stetigen Nordwind 10-15 kmh. Bei -5 schon zu viel auf die Dauer, also hab ich mich etwas tiefer in einer etwas abgeschirmten Senke aufgebaut.
Mitgebracht habe ich meinen jetzt zwar schon nicht mehr ganz nagelneuen 16-Zoll Gitterdobson von Spacewalk. Aber zum ersten mal Winterhimmel mit diesem feinen Großgerät. Das Anziehen der Klamottenmontur(en) und Gitter Dobson Aufrüsten dauert etwas, weil ich ihn zum Transport vollständig auseinanderbauen muss (fast Flugmodus) weil mein Koferraum leider zu flach ist um die Sicheln und Stützgerüst dran zu lassen.
Um 21:00 war ich fertig mit allem. Selbst die Justage, wo ich erstaunlicherweise nur ein paar Umdrehungen nachbessern musste am Polarstern. Ist mittlerweile meine bevorzugte Justiermethode, mit dem Laser bin ich nie zufrieden am Sternbild. Irgendwas mach ich da grundsätzlich falsch.
Schnell bevor es los geht, den Jupiter angepeilt - nee, schlimmer als im 100mm TAL100 Refraktor auf dem Balkon, sub-optimales Seeing heute. Dann noch pro Forma Uranus, weil er ja in der Nähe ist. Der war gar nicht so einfach aufzufinden, die Suchkarte ist da nicht die beste gewesen. Bei dem Seeing natürlich etwas verschwabbelt, aber naja, die Farbe kontrolliert. Wenn ich einen Garten hätte für die Beobachtungen müsste ich mich eigentlich an die regelmäßige Uranus Mond Bewegung ran machen. Nur hier und jetzt sehen wir ja "von oben" drauf, d.h. im Gegensatz zu Saturn und Jupiter kreisen die Monde des Uranus ja fast frontal herum - sollte sehr interessant sein das mal zu verfolgen anhand täglicher/stündlicher Wiederholbeobachtungen. Leider taugt mein TAL100 (den ich so oft aufbauen kann wie ich will) nicht für dessen Monde.
Danach hab ich erst mal den Himmel frei Auge und mit Fernglas genossen zur Einstimmung auf Deepsky Beobachtungen und zur Dunkeladaption nach dem Jupiter Flash. War eigentlich egal, denn ich hab eh mit Weißlicht aufgebaut.
Los ging es natürlich mit dem Orion der noch nicht ganz im Süden angekommen ist. Aber es ist schon drei Jahre her, daß ich in einem Januar mal beobachten konnte. Noch länger her ist es für die Monate November und Dezember. Also eine mittlerweile seltene Beobachtungsgelegenheit eines "Winter Sternenhimmels" in den niedrigeren Elevationen, maßgeblich eben Orion. Ja ich hatte ihn im september vor Sonnenaufgang anteasen können, aber da ging er gerade vor der Morgendämmerung auf.
Na jedenfalls, M42. Mit 16 Zoll ist das eine gewaltige Pracht gewesen! Mit OIII, und H-beta deutlich anders betont. Ohne Filter und höher vergrößert sehr hell und ziselierte Wolkigkeit im zentralen Teil mit den Trapez Sternen. Der helle(sic!) Wahnsinn. Mit OIII und dem 38mm 2" Okular hat man sogar ein volles Rund in Fortsetzung der beiden Flügel, eine Blase sozusagen. Ein mal führte ich das Sichtfeld "vor" den Nebel mit mittlerer Vergrößerung (12mm Nagler) und ließ den Bereich durchwandern und wegwandern. Das war Raumschiff Enterprise Panorama Fenster pur. Später in der Nacht konnte ich im Trapez zeitweise auch die F+G Komponenten klar sehen (besseres Seeing). Übrigens kommt der Running Man deutlicher im h-Beta, möchte ich nachtragen.
Auch andere Objekte im Orion nahm ich mir neugierig vor (wie gesagt erstmals mit 16", naja mit eigenem 16").
Ein anderes Highlight in meiner Astro-Hobby "Karriere" für mich war die positive Sichtung des Pferdekopfnebels. Im Übersichtsokular (27mm Pano) und mit dem H-beta war es sehr zart aber doch deutlich. Der IC434 zumindest und nach ein, zwei Sekunden "Gewöhnung" an die Zartheit dann der Gnubbel als "ausgebissenes" Stück. Sehr schön! Zum ersten mal in heimischen Gefilden und mit eigener Ausrüstung. Zuvor habe ich ihn aber in Südafrika auf Hotties Farm vor Corona, 2019 beobachten können. Im 16" und nur mit UHC war es eine vergleichbare Wirkung. H-beta hatte ich damals nicht. Auch aus diesem tollen Aufenthalt, aber nie hier in Deutschland und mit 8" Newton - habe ich den Schlüsselloch-Nebel im Kopf. Also mal hin geschwenkt mit dem 16". Ist nicht schwer ihn zu finden (mit 16"), da ganz in der Nähe des M42, NGC-1999. Zu finden schon als etwas gut sichtbar kleines Fluffeliges im 27mm Übersichtsokular, muss man sehr hoch vergrößern, damit die dunkle-re Struktur sich zu einem Etwas wie ein Schlüsselloch zeigt. Dafür hab ich das Delos 4,5mm eingesetzt, irgendwas um 380x.
Im 8-Zöller immer enttäuscht - habe ich mich mal wieder an der Nuß Abell-12 versucht. Der ist ja ganz dicht am mü Ori. Letzterer zeigte wie immer bei solcher Gelegenheit, daß der Himmel doch leicht milchig ist, mit einem schönen großen Lichthof. Nur mit viel Mühe und mit OIII konnte ich in einem Quadranten des Lichthofs eine rundliche Aufhellung erkennen. Endlich abgetickt in der Bucket Liste.
Ja gut, jetzt hab ich viel zum Orion geschrieben - im anderen Stil im Superschnellgang daher jetzt: Ich habe mich ansonsten an den Highlights des Winters, besonders "unten herum" wo ich im März-Mai keine Chance mehr habe - ausgetobt. Also Großer Hund, Einhorn, Schiffs-Achterdeck, Hydra. Keine extravaganten Sachen. An der Kombi M46/NGC2483, und dort den PN, ist mir aufgefallen: mit 16" sehe ich deutlich die Ringstruktur. Auch in Jupiters Geist zeigt sich Struktur. Hier sehe ich spürbare Fortschritte mit 16" vs 8", bei den mittelgroßen PNs. Deutlich mehr Struktur zu fassen, wo es im 8" nur mit Fantasie und indirektem sehen bei eigentlich zu hoher Vergrößerung geht. Zum Beispiel der Eskimo Nebel. Der unförmige Ring (Kapuze, Gesicht?) mitten im Nebel.
Natürlich, selbst im letzten Feld-Winkel, musste auf ein mal (23:30) bei dieser stillen knackigen Nacht ein Auto auf dem Feldweg auftauchen. Zum Glück schlich es weiter (ich war in einem Stichweg, 100m entfernt von dem Ringfeldweg). Etwas später fuchtelte ein anderer mit einer ultrastarken Taschenlampe wie ein Leuchtturm herum. Himmelsakrament!!!
Danach ab Mitternacht hatte ich aber endgültig meine Ruhe. Der Wind ging weiter nur leicht - mir war es eigentlich gut warm im Gefrierhaus Overall, mit Schichten drunter. Einer Sturmhaube von Astrogarten und Wollmütze darüber und - ganz wichtig! Die Moonboots sind immer wieder der Retter der Nacht. Wohlig warme Füße bei bescheidener Wollbesockung. Unglaublich wie die Minusgrade weg stecken. Mit keinem Wanderstiefel und Schichten von Socken erreiche ich stundenlang so eine Fußwärme. Eigentlich galt bis zu den Moonboots immer: Nach spätestens 2 stunden: Eisfuß. Die Finger? Naja, 2 Stunden ging es mit dünnen Lederhandschuhen, wegen Okularhandhabung und Fokussiererei. Aber danach wurden sie doch zu steif und ich nahm die extra isolierten Astrogarten Woll(?) Handschuhe, offen für Fingerkuppen aber mit Schließ Fäustling (oder wie man das nennt. Die wärmen die Finger wieder zuverlässig auf.
Und so hab ich 5 Stunden, bis 2:00 durchgehalten, eine schöne atmosphärische Nacht die auch klar blieb, obwohl von Nord Hessen her tiefe Bewölkung langsam aber sicher heran rückte. Ein wenig hab ich in der zweiten Hälfte der Nacht auch in den Galaxien Regionen um den großen Bären und Leo rumgefischt, aber nur zur Einstimmung für den Frühlings Galaxien Himmel. Auch das wird neu sein. Das Teleskop hab ich ja erst zum Sommer 2023 bekommen. Bei den Galaxien ist es teilweise etwas schwieriger Unterschiede zum 8" (aus dem Gedächtnis) herauszuarbeiten. Z.B. Bei M81 hab ich nur schwer die Arme gesehen. Ging mir im 8er auch so. M82 ist natürlich schön "wolkig" aber das war es auch im 8". M51 schien die Arme dagegen leichter herzugeben - aber nicht Boha Ey! Ebenso im Leo das Triplett M66 M65 - ich hatte da auch "Arme einfach zu sehen" erhofft oder zumindest Strukturen. Nein da muss man dran arbeiten. Vielleicht war aber auch wieder ein mal Milch in der Luft, siehe mü-Ori.
Egal - schön war es und seit langem wieder eine frostig knackige Nacht. Nur der Zinken (Nase) war etwas klumpig gefroren, alles andere war warm. Und so hab ich in Ruhe abgebaut. Noch 5min in Ruhe gesessen und den Himmel betrachtet, auch mit dem Fernglas. Und dann, so 2:40 bin ich nach Hause, runter vom Berg. Und nach 30min Fahrt prompt unter die angekündigte Wolken-"Bettdecke" gekommen, alles nur noch orange-grau am Himmel die restliche Fahrt. Glück gehabt!
Ich hoffe (falls ihr bis hier hin durchgelesen habt) ihr seid nicht enttäusch, daß ich nicht mehr zu den Objekten schreibe. Oder vollständig alle besuchten Objekte aufgelistet habe. Aber für mich zählt mehr das Erlebnis, was halt deutlich seltener geworden ist. Deepsky geht für mich nur so: mindestens eine Stunde wo hin fahren und an "störender" Stelle aufbauen, irgendwo auf dem Feld. Das wird schwieriger werden ab Beginn der Jagdsaison - also ab März. Einer von zwei Plätzen ist für mich "verbrannt" und der zweite (wo ich jetzt war), da ist immer Aktivität. Entweder Landbearbeitende die sich nicht scheuen, um 1:00 mit der Feldarbeit unter irrem Flutlichteinsatz zu beginnen. Oder halt es wird geschossen. Naja. mal sehen wie es in 2024 wird.
CS, und CF (Clear Fields),
Walter