Wie auffällig bzw. "bunt" sollten Sternfarben auf Astrofotos sein?

  • Servus beinand,


    durch das tolle Foto von pete_xl in diesem Thread habe ich dort eine kleine Diskussion zu den Sternfarben ausgelöst. In dem Thread dürfte das aber untergehen, da dort ja keine solche Diskussion im Generellen erwartet werden dürfte. Ich öffne deshalb ein eigenes Thema, weil es mich selber auch sehr interessiert, wie das andere sehen.


    Wie bunt oder wie dezent sollten Sternfarben aussehen? Ich nehme mal an, dass die Sterne, was den Farbton an sich angeht, durch entsprechende Bildbearbeitungssoftware kalibriert wurde. Ideal sind natürlich getrennte RGB-Aufnahmen mit Schwarzweißkqameras, aber das hat nicht jeder und macht nicht jeder. Als visueller Beobachter fallen mir live im Teleskop insbesondere gelbe, orange bis rote Sterne auf, während blaue Sterne eher weiß erscheinen (es gibt aber auch kräftig blau wirkende Sterne, v.a. wenn gelbe in der Nähe sind – Stichwort Albireo. Albireo wirkt im Teleskop fast schon kitschig.


    Sollten Astrofotos bezüglich der Sternfarben an den visuellen Eindruck erinnern oder sollten sie eher neutral nur die Spektralklasse durch dezente Farbgebung andeuten? Ist das kräftige Blau vs. kräftige Gelb von Albireo zu kitschig für entsprechende Fotos?


    Ich selber finde es beispielsweise spannend, stark gerötete Sternhaufen auf Fotos zu sehen (oder diese selber zu fotografieren). Sind die Sternfarben aber nur dezent angedeutet, fällt dieser Eindruck weg. Im Teleskop sind diese Haufen zu lichtschwach, um sie gerötet zu sehen. Fotos machen das dann aber sichtbar. Doch wie rot soll das dann am Ende wirken?


    Was sind eure Meinungen dazu? Wie seht ihr das? Und wie begründet ihr eure Meinung?


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo Christoph,


    kommt meiner Meinung eher aufs Objekt an. Bei einem Sternhaufen, Kugelsternhaufen, schönen Doppelsternen oder Asterismen stehen natürlich die Sterne bzw. deren Farben im Vordergrund.


    Bei anderen Objekten insbesondere Nebeln ist man ja oft geneigt, die Sterne etwas dezenter erscheinen zu lassen, damit das Hauptobjekt im Vordergrund steht und prominenter wirkt.


    Grüße,

    Alex

  • Die Sternfarben sollten für mich den physikalischen Hintergrund der Sterne widerspiegeln. Da schließe ich mich Christoph an.

    Für mich ist die Referenz rein persönlich Albireo bei großen Öffnungen z.B. mit meinen 12,5". Dort sind beide Komponenten kräftig gelb und blau. Warum sollte ich solche Sterne im Bild weniger einfärben als das was ich mit blossem Auge sehe ? Aber das ist natürlich Geschmackssache.


    CS Erik

  • Hallo,


    ich nehme an, im Punkt Farben sind wir uns alle einig, dass sie auch in der Fotografie so gut wie möglich (wenn immer möglich) den realen Sternfarben entsprechen sollten. Das wäre der "hue". Ich gehe davon aus, dass die spektrophotometrische Farbkalibrierung anhand der Gaia DR3 Daten, wie sie in PixInsight mit SPCC erfolgt, für den Amateur derzeit das Non-Plus-Ultra darstellt. Inwieweit das fotometrische Ergebnis mit dem visuellen Eindruck übereinstimmt, kann ich leider nicht beurteilen.


    Schwieriger ist für ich die Sache mit der Sättigung der Farben in den Fotos und das hat in meinem Thread ja auch den Anstoß für diese Diskussion gegeben. Ich bin "Submitter" bei Astrobin und sehe manchmal 200 Bilder am Tag. Dabei sind Ergebnisse, bei denen einem die Augen brennen, eine feste Regel scheint es bei Fotografen im wahren Leben nicht zu geben ^^.


    Ich selber kalibriere die Farben bestmöglich und richte mich bei der Sättigung, wie Alex oben schon schrieb, auch nach dem abgebildeten Objekt. Insgesamt machen mir die Farben bis etwa zur Kategorie G2 in dem von Caro verlinkten Bild kaum Kopfschmerzen. Aber die heißen blauen Sterne haben es in sich. Weil sie so hell sind, sammelt sich das Blau fast ausschließlich in den Rändern und Halos der Sterne. Liege ich falsch, wenn ich sage, dass man tief in die Trickkiste greifen muss, wenn man die innere Fläche dieser Sterne ungesättigt blau darstellen möchte? Sollten diese Sterne stattdessen nicht eher nahezu weiß mit blauem Saum bleiben? Kommen bei irgendjemandem hier im Forum die Sterne oberhalb 6500 K mit flächigem Blau vom Sensor?


    CS Peter

  • Hallo Peter,


    in der Bildunterschrift der fraglichen Abbildung heißt es ja ganz explizit "We do not take into account the effect of brightness". Wir gucken da sozusagen mit farbechter Sonnenfinsternisbrille auf simulierte Sterne und es muß gelten: Sobald du Spikes und Halos siehst, muß der eigentliche Stern überbelichtet, also ausgebrannt und damit weiß sein. Und: Sterne sind als Punktlichtquellen verdammt schnell überbelichtet.


    Ein Trick zu dem ich gerne greife, um Sternfarben sichtbar zu machen: Die Kombination aus einer scharfen und einer deutlich unscharfen Aufnahme, hier mal am Beispiel vom Orion. Aber auch da sind Rigel und Beteigeuze schon wieder an der Grenze...



    Viele Grüße

    Caro

  • Guten Morgen Caro,


    ein sehr schöner Effekt. Aber leider verliert man dadurch Tiefe und Auflösung und für "pretty pictures" ist die Methode deshalb wohl nicht anwendbar. Ich bin also leider meistens gezwungen, die helleren Sterne zu Gunsten der Tiefe zu opfern und sie ausbrennen zu lassen.


    So, wie du es zeigst, also Sternfarben heller Sterne mit einer unscharfen Abbildung zu retten, mache ich es vom Prinzip her auch hin und wieder. Dabei erstelle ich in Photoshop eine enge weiche Auswahl der hellen Sterne und wende einen Gaußschen Weichzeichner auf die Sterne in der Auswahl an. Auch dabei wird die Farbe aus den dunkleren Säumen der hellen Sterne in deren Fläche gezogen. Jedoch wird dabei, genau wie bei dir, das Helligkeitsprofil der Sterne (PSF) total zerstört und sie werden zu bunten kleinen Plättchen. Und deshalb belasse ich es bei Deep Sky Aufnahmen meistens bei einer Farbkalibrierung und was zu hell und farblos, ist, muss halt im Wesentlichen so bleiben...zumindest so lange, bis jemand eine Methode vorstellt, welche beide Parameter (intakte PSF und Farbe) berücksichtigt ;) .


    Viele Grüße

    Peter

  • Hallo zusammen,


    ich präferiere wie in der Tageslichtfotografie eine Farbwiedergabe, die sich möglichst am gewohnten natürlichen Seheindruck orientiert. Deswegen sind z.B. HDR-Aufnahmen für mein ästhetisches Empfinden unnatürlich. Genau darauf kommt es mir an.

    Das gilt mir bei Aufnahmen von Sternen als solche genau so.

    Neben Caros Methode gibt es auch die Möglichkeit, die ausbelichteten Sterne mit einer weichgezeichneten, also gefilterten aber fokussierten Aufnahme zu überlagern. Leider besitze ich keinen geeigneten Filter, weil er für mein Filtersystem momentan nicht erhältlich ist.


    CS Wolfram

  • Ein interessantes Thema, das mich auch schön länger beschäftigt.


    Wie Peter in #5 schon geschrieben hat, sind wir uns wahrscheinlich einig, dass die Sternfarben im Astrofoto die tatsächlichen Spektralklassen widerspiegeln sollten, für mich gehört das jedenfalls zur Bildinformation eines Farbbildes dazu. Visuell im Okular sehe ich an richtig hellen Sternen ja auch die Farben, wenn auch in den meisten Fällen eher dezent.


    Eigentlich mag ich kräftige Sternfarben, mir gefallen die deutlichen Farbdifferenzierungen. Das Problem sehe ich eher in der praktischen Umsetzung, wie oben bereits dargelegt. Beim hochdrehen der Farbsättigung werden die Sternhalos schnell unnatürlich bunt, während die gesättigten oder fast gesättigten Kerne zu weiß bleiben. Mit Monokameras mit guten RGB- Filtern mit steilen Flanken scheint die Farbdifferenzierung besser zu gelingen, jedenfalls sehe ich mit Monokameras oft die schöneren Sternfarben. Ich vermute, das liegt daran, dass bei den RGB Bayermartix Filtern der Farbkameras leichte Lichtleckagen zu den Nachbarpixeln auftreten und so die Farbe verwässern? Weiß jemand genaueres dazu?


    Beispiel Rosettennebel: Der Nebel wird hauptsächlich durch die hellen blauen O/B- Überriesen des zentralen Sternhaufens NGC 2244 zum leuchten angeregt. Also wollte ich in meinem Bild diese Sterne blau darstellen, musste jedoch ganz schön viel mit Sterne entsättigen und Dynamik Kompression hin und her probieren, um einen für mich akzeptablen Kompromiss zwischen hinreichend blau und doch nicht zu kitschig blaue Sternhalos zu finden.


    Beispiel Sloan Digital Sky Survey (SDSS). Schaut mal den Sternhaufen M44 an (im Link rechts unter dem Bild auf SDSS klicken und vergrößern) oder Pretty Objects by SDSS. Mich schaudert es jedes mal bei dem Anblick. Ok, die haben 5 Filter von nahem UV bis nahem IR verwendet, aber muss das so quitschbunt und zum Teil mit schwarzen oder knallroten Sternkernen sein?


    Viele Beispiele in Astrobin und anderswo: Ich sehe teilweise weiße Sternkerne mit Halos rot wie Autobremslichter oder blau wie Enzian. Da denke ich, weniger wäre mehr gewesen.

  • Hallo, Astro-Kollegen,


    zu Wolfram's Außerung oben:

    aus Spass hatte ich mal ein normales M45 Bild mit einem Bild überlagert, das ich mit einem P 830 Weichzeichner-Filter von Cokin gemacht hatte.

    Belichtungsparameter: ED 80 bei 560mm und EOS 1000d.

    2h ohne Filter und 1h mit dem P 830. Er wurde in ein 2Zoll Gehäuse gesteckt. Er ist leider etwas zu stark. Es gibt kaum Weichzeichner-Aufnahmen bei höheren Brennweiten. Endlich sieht man mal die Sternfarben richtig (schmunzel). Aber die Überlagerung sorgt dafür, dass das Sterninnere doch wieder weiß wird.



    viele Grüße und cs

    Andreas

  • ...ich präferiere wie in der Tageslichtfotografie eine Farbwiedergabe, die sich möglichst am gewohnten natürlichen Seheindruck orientiert. Deswegen sind z.B. HDR-Aufnahmen für mein ästhetisches Empfinden unnatürlich. Genau darauf kommt es mir an.

    Das gilt mir bei Aufnahmen von Sternen als solche genau so....

    Hallo Wolfram,


    mir erscheint es problematisch, sich bei Deep Sky Aufnahmen am natürlichen Seheindruck orientieren zu wollen. Das ergäbe insgesamt ein reichlich dunkles Portfolio, das vom Seheindruck m. E. sogar weit hinter den Möglichkeiten zurückbliebe, die man in den 90er Jahren bei der Analogfotografie realisieren konnte. Sobald man Aufnahmen in den nichtlinearen Zustand überführt, ist es mit der Natürlichkeit vorbei. Bei den Sternen ist das kaum anders. Bei tiefen Aufnahmen ist der Dynamikumfang so groß, dass man mit dem Versuch den "natürlichen" Eindruck erhalten zu wollen, schnell in Schwierigkeiten gerät. Seltsam erscheint mir vor diesem Hintergrund die öfters gehörte Kritik, dass kleine, feine Sterne, die man seit Starnet & Co. produzieren kann, nicht dem natürlichen Eindruck entsprechen, auch wenn sie das m. E. mehr tun als aufgeblähten Sterne, die in früheren Aufnahmen so gesehen hat.


    Neben Caros Methode gibt es auch die Möglichkeit, die ausbelichteten Sterne mit einer weichgezeichneten, also gefilterten aber fokussierten Aufnahme zu überlagern. Leider besitze ich keinen geeigneten Filter, weil er für mein Filtersystem momentan nicht erhältlich ist.

    Das ist ja eigentlich genau das, was ich unter #7 beschrieben habe, jedoch per Software und nicht per Hardware und vor allem: Anwendung nicht auf das gesamte Bild, sondern nur auf die hellen Sterne. Wie gesagt, empfinde ich das Ergebnis jedoch als unbefriedigend. Ich frage mich, welche Motivation man haben kann, bereits die Aufnahmen durch Weichzeichner abzuflachen. Das kenne ich nur von Skyscapes mit Weitwinkelobjektiven, um dort die Sterne etwas prägnanter darstellen zu können. In allen anderen Fällen opfert man Schärfe, Struktur und Tiefe, wie man es bei hobbyknipser Andreas sieht. Das wäre für mich ein echtes no-go.


    Vor allem ist es aber gar nicht "natürlicher", Sterne weichzuzeichnen, um deren Farbe aus den Rändern in die Fläche zu ziehen. Denn ein Stern ist ein Stern mit spezifischer Leuchtdichteverteilung und keine Leuchtscheibe. Ein typisches Helligkeitsprofil könnte etwa so aussehen:



    -The UIT FUV PSF as measured from star images on the Astro-1 frame ...


    Quelle: https://www.researchgate.net/p…_and_Data_Characteristics


    Durch Weichzeichnen, egal ob manuell oder per Software, opfert man das natürliche Helligkeitsprofil der Sterne zu Gunsten der Farbe, indem man der PSF die Spitze unten abschneidet, glättet und die Farbe aus den den Randbereichen ins Innere schmiert. Natürlich ist das m. E. nicht.


    Unter dem Strich bin ich bei Stathis. Manchmal ist weniger mehr.


    Viele Grüße

    Peter

  • Servus beinand,


    erstmal an alle Beteiligten viele Dank für die interessante Diskussion.


    ich nehme an, im Punkt Farben sind wir uns alle einig, dass sie auch in der Fotografie so gut wie möglich (wenn immer möglich) den realen Sternfarben entsprechen sollten. Das wäre der "hue".

    Ich denke auch, dass das allgemeiner Konsens ist, zumal wir ja deshalb auch versuchen, die Sternfarben zu kalibirieren.


    Eigentlich mag ich kräftige Sternfarben, mir gefallen die deutlichen Farbdifferenzierungen. Das Problem sehe ich eher in der praktischen Umsetzung, wie oben bereits dargelegt. Beim hochdrehen der Farbsättigung werden die Sternhalos schnell unnatürlich bunt, während die gesättigten oder fast gesättigten Kerne zu weiß bleiben. Mit Monokameras mit guten RGB- Filtern mit steilen Flanken scheint die Farbdifferenzierung besser zu gelingen, jedenfalls sehe ich mit Monokameras oft die schöneren Sternfarben.

    Ich mag auch kräftige Sternfarben lieber. Kräftig muss aber nicht komplett überdreht sein. Mit RGB-Filtern kann die Sternfarbe natürlich einfacher wiedergegeben werden. Man erhält für jeden Filter eigene, relative Helligkeiten. Aus denen wiederum kann ganz sauebr die Farbe bestimmt werden. Mit Bayer-Matrix ist das nicht so einfach.


    Dein Foto, Stathis, das du hier als Beispiel verlinkt hast (der Rosettennebel)m gefällt mir wirklich sehr gut. Genau das ist es, was ich meine. Wenn die blauen "Monster" den Nebel zum Leuchten anregen, dann sollte idealerweise der Blauton auch im Foto zu sehen sein. Und wenn, wie hier, am linken Nebelrand, ein leichtend gelber Stern zu sehen ist, dann ist es einfach schön, ihn auch gelb darzustellen. Dass das nicht einfach ist, ist klar.


    Es kommt auch immer auf die Präferenzen des jeweiligen Fotografen an. Manche wollen nur den Nebel im Vordergrund sehen und machen z.B. künstlich die Sterne kleiner und schwächer, andere wollen das gesamte Szenario zeigen. Und wer das Gesamtszenario zeigen will, schaut wohl auch stärker auf die Sterne im Foto. Man muss nur die vielen Fotos des Affenkopfnebels anschauen. Bei vielen ist der blaue Rewflexionsnebel mit dem kleinen Sternhaufen (Pismis 26 glaube ich, wenn ich mir die Zahl gerade richtig gemerkt habe) gar nicht zu sehen (also der Nebel, der Sternhaufen schon), weil dessen Blau natürlich nicht von den Schmalbandfiltern nicht durchgelassen wird und RGB nur kurz mitbelichtet wird, um die Sterne halt iergendwie hinzubekommen. (Überspitzt ausgedrückt)


    Wenn du Stathis, schreibst, dass die Umsetzung dei8nes Rosettennebelfotos schwierig war, glaube ich das sofort. Die Mühe hat sich da aber m.E. gelohnt.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • ..... Ideal sind natürlich getrennte RGB-Aufnahmen mit Schwarzweißkqameras, aber das hat nicht jeder und macht nicht jeder. .....

    Hallo Christoph


    da irrst du,

    sehr viele Filter haben eine Lücke zwischen rot und grün, und die steilen Flanken ohne Überlappungsbereiche helfen nicht wirklich.

    musst du dir mal die kurven der photometrischem Filter ansehen, OSC kommt dem weit näher.


    Gruß Frank

  • Hallo zusammen,

    vielleicht hilft es mal einen Schritt zurückzutreten und sich anzuschauen, was Farben sind und was wir überhaupt daraus machen können, wenn wir fotografieren.

    Wenn man den physikalischen Hintergrund verstanden hat, dann kommt ggf. der kulturelle Hintergrund dazu und so manche Diskussion kann abgekürzt werden.

    Farben sind keine Eigenschaften von Körpern. Die Tomate ist nicht rot, sondern das von ihr reflektierte Licht wirkt rot, weil es eine Eigenschaft der Tomate ist, dass sie Licht der Wellenlänge um 550 nm absorbiert und uns das restliche Licht zurückwirft.

    Ein Stern ist nicht rot, sondern er emeritiert vorwiegend Licht der Wellenlänge um 650 nm, das wir als Rot empfinden.

    Ob mein Rot dasselbe ist wie Peters, das kann man dabei nicht sagen.

    Für den ein oder anderen ist das eine Wortklauberei, aber es soll zeigen, dass wir niemals exakt sein können, wenn es um Farben geht, sondern uns nur nähern werden. Das Wort "Farbkalibrierung" verspricht mehr, als es kann.

    Die Menschen haben verschiedene Farbempfindungen. 1/3 aller Männer empfinden ein bestimmtes Gelb als "kühlgelb", 2/3 mit einem anderen Gen als "warmgelb". Frauen sehen Farben grundsätzlich bunter und differenzierter. Und ich kann euch sagen, wenn man das Farbensehen trainiert, so wie ich einst im Farblabor der Uni, dann kommt man in der Dämmerung nach draußen und hat das Gefühl unter Drogen zu stehen.

    Ein anderer Punkt, dem wir uns nur nähern können, sind Helligkeiten. Astrofotos sind Vehikel, um etwas abzubilden, dabei muss man zwangsläufig Kompromisse machen. Die besten Astrokameras haben zwar eine FW-Kapazität von 220000 Elektronen, aber ab einem gewissen Punkt geben auch sie die Realität verfremdet wieder. Die Sterne werden dann nicht mehr heller, sondern dicker. Wir haben uns derart daran gewöhnt, dass wir das als normal empfinden, und auch Sternkarten bilden helle Sterne dicker ab.

    Nun kombinieren wir beide "Wortklaubereien" und wir haben einen ausgebrannten Kern eines Sterns und in seiner Peripherie gibt es eine Farbe. Damit müssen wir leben, weil wir Fotos machen und nicht die Wirklichkeit abbilden.

    Wie man mit dem Problem umgeht, ist jetzt Geschmackssache. Gibt man dem Stern künstlich einen Grauwert, damit die Farbe auch das Zentrum erreicht? Erhöht man die Farbintensität der Peripherie, damit sie für uns auffälliger wird? Es macht Spaß sich hier einen Workflow zu überlegen, der uns einerseits Farben zeigt, andererseits aber natürlich wirken soll.

    Das heißt freilich nicht, dass alles egal ist.

    Auch, wenn mein Rot nicht dasselbe ist wie Peters Rot, so können wir uns doch darauf einigen, dass es nicht grün ist oder blau. (deshalb die Farbkalibrierung). Aber, das ist eine kulturelle Übereinkunft.

    Genau so ist es eine kulturelle Übereinkunft, wie man nun mit dem Dilemma "ausgebrannter, also farbloser Stern" umgeht.

    Es gibt eine Untersuchung, dass Leute, die in Großstädten wohnen, eher kräftige Farben bevorzugen gegenüber Leuten, die auf dem Land wohnen. Für mich ist das sofort erklärbar.

    Ebenso ist es kulturell erklärbar, dass amerikanische und asiatische Astrofotografen ihre Bilder oft sehr bunt gestalten. Und die Deutschen tendenziell, als die "Dichter und Denker", nach irgendeiner grauen Wirklichkeit suchen. Aber das ist weder wahrer noch unwahrer. Es gibt nur kulturelle Zugehörigkeiten.

    Von daher schlage ich vor, diese Diskussion nur über das ästhetische Empfinden zu führen und nicht über wahrer oder unwahrer. Gerne wird dann gesagt, dass bei der Ästhetik aber ja alles möglich ist, dass das Kunst sein und damit alles erlaubt sei. Dem ist aber nicht so, auch da gelten Regeln und es gibt sogar Forschung dazu. U.a. vom Max Plank Institut (= seriöse Forschung) für empirische Ästhetik.

    Oder, mal zusammengefasst. Ich darf sagen, dass mir ein Bild nicht gefällt, weil es wie ein zu süßer Kaubonbon zwischen den Zähnen klebt. Ich darf sagen, dass der Stern ein roter Riese ist, aber die Farbe das nicht widerspiegelt. Ich darf sagen, dass das Objekt zwar schön farbig ist, aber die Sterne als zu farblos empfinde. Ich darf aber auch mein eigenes Bild verteidigen, und sagen, dass mir das so aber besser gefällt.

    VG ralf

  • Das eigentlich gemeine ist doch: Bei zu wenig Licht sehen wir bei Sternen gar keine Farbe weil nur die Stäbchen fürs Hell-Dunkel-Sehen anspringen (Stichwort "Nachts sind Katzen grau"), es für die fürs Farbsehen benötigten Zapfen aber nicht reicht - und bei zu viel Licht sind wir geblendet und sehen auch nur noch weiß. Das entspricht dann der Überbelichtung.


    Nur irgendwo dazwischen haben wir es also überhaupt mit Farbe zu tun. Und die geht bei Sternen nunmal weder in Kaugummi-Pink (bei HII-Regionen dagegen ist Pink im Zweifelsfalle völlig legitim, weil wie Mischung aus H alpha, H beta, H gamma usw. eben pink ergibt) noch in Tomaten-Rot, weil Sterne sowas wie "vorwiegend bei Wellenlänge xy emittieren" eben einfach nicht machen - es sind bei Sternlicht immer alle Farben dabei, nur halt mal von der einen mehr als von der anderen und als Mischfarbe kommt die oben verlinkte Abbildung 5 raus.


    Ich war vor ein paar Monaten mal so frei dazu einen Online-Vortrag dazu zu halten, wers sich anschauen will:

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    Viele Grüße

    Caro

  • Hallo,

    ergänzend dazu ein netter Vergleich:



    Zwischen oberer und unterer Zeile wurde die Farbe nicht aktiv geändert. Es wurde lediglich das RGB-Bild linear dunkler gemacht.

    Die schweinchenrosa H-alpha Regionen sind deshalb schweinchenrosa, weil wir einen hohen Luminanzwert bei Rot haben. Das wollten wir auch, denn wir haben ja mit H-alpha Filter fotografiert, der die Regionen hervorhebt. Machen wir den Nebel dunkler, so wird das Rot immer intensiver. So gefällt das eigentlich besser, nur haben wir dann die bessere Luminanz verschenkt. Einen Tod muss man also sterben. (oder 2 mal halb)

    VG ralf

  • Hallo Ralf,


    an der Stelle muß ich jetzt ich jetzt mal Korinthen kacken - weil mir etwas im Amateurbereich immer häufiger begegnet, es aber schlichtweg falsch ist.


    Es heißt nicht H-alpha-Region, und damit meine ich nicht eventuell fehlende Bindestriche. Es heißt HII-Region, H-römisch-zwei. Sprich dieselbe Notation, die man auch von OIII kennt und die dann eben für ionisierten (mehr als einfach ionisiert geht da ja nicht) Wasserstoff bzw. zweifach ionisierten Sauerstoff steht. Ionisierter Wasserstoff rekombiniert und dann gibt es Kaskaden, bei denen nicht nur die gesamte Balmer-Serie mit H alpha, H beta, H gamma usw. herumkommt, sondern auch noch weitere Übergänge. H alpha kommt nie, niemals alleine sondern immer in Kombination mit H beta und Konsorten, und die Mischung aus Tiefrot, Türkis und Violett gibt bei Licht pink.


    Wenn du deine Luminanz mit H alpha machst, dann ist das schön und gut, aber eigentlich mußt du auf die 656nm eben gedacht immer anteilig 481nm, 434nm usw. obendrauflegen.


    Fies wirds natürlich dann, wenn dir Streuung = Rötung an interstellarem Staub die Blauanteile wegnimmt. Prominentes Beispiel: der Katzenpfotennebel. Der Orionnebel hingegen darf so pink wie nur irgendwas.


    Viele Grüße

    Caro

  • Hallo Caro,

    eigentlich habe ich das sogar gewusst, aber gut, dass du das nochmal klarstellst. In der Andromedagalaxie gibt es ja z.B. auch HII-Regionen, die blau sind, bzw. türkis.

    Wir Fotografen gehen da wohl immer zu sehr vom Bild aus und nicht vom Objekt. Wenn ich dann durch einen H-alpha-Filter fotografiere, dann ist das, was ich sehe, subjektiv mein H-alpha-Objekt (das es so ja gar nicht gibt). Und dann erwarte ich natürlich, dass mein Objekt auch so rot ist, wie mein Filter und versuche es entsprechend darzustellen. In den Lichtern wird es dann so hässlich rosa, weil es im Grunde ein monochromes Bild ist.

    Würde man HII-Regionen möglichst realistisch darstellen wollen bzw. können, dann würde die Farbe differenzierter werden, weil noch andere Wellenlängen mitspielen, dann kann es z.B. zwar pink sein, aber dieses Pink ist anders als das monochrome helle Rot, das in den Lichtern zu rosa wird.

    Habe ich das so richtig verstanden? Auf jeden Fall werde ich jetzt immer HII-Regionen schreiben und mich so daran erinnern, dass das immer nur ein Teil des Lichtes ist, das ich sehe.

    VG ralf

  • Servus Ralf,


    kurz nochmal zu "monochrom" und Rosa vs. Sternfarben... Und unserer Farbwahrnehmung.


    Ich gebe dir völlig Recht damit, dass es Farben eigentlich nicht gibt. Es gibt Photonen mit mehr oder weniger Energie. Da es für uns als Lebewesen umständlich wäre, das in unsere Augen fallende Licht hinsichtlich der Energiemengen aufzudröseln (wir wären damit überfordert), übersetzt es unsere Netzhaut und das Sehzentrum in einen ästhetischen Eindruck, hier Farbe. Beim Schall ist es analog: Klang statt Einzeltöne der Obertonreihe, also Klang statt Frequenzanalyse.

    Da wir nur drei Farbrezeptoren haben, berechnet unser Gehirn anhand der unterschiedlichen Reizung derselben einen Farbeindruck. Diese Farbe sehen wir. Dabei ist es egal, ob diese Farbe aus einzelnen Spektral"farben" oder aus einem kontinuierlichen Spektrum zusammengesetzt ist. Deshalb können wir Glühlampen durch geeignete LEDs ersetzen.

    Damit zur Farbe von HII-Regionen. Hier werden ja wirklich nur einzelne Spektralfarben gemischt.

    H-alpha ist tief rot, H-beta ist türkis und H-gamma ist violett. H-gamma wird oft durch das interstellare Medium geschuckt, sodass wir bei HII-Regionen vor allem die Mischung aus H-alpha und H-beta wahrnehmen. Daraus wird dann ein Farbton, den wir als Pink oder mehr oder weniger als Magenta bezeichnen würden. Dieser Farbton ist allerdings nicht im Licht von kontinuierlichen Spektren enthalten. Der Regenbogen ist nirgends pink (oder magenta...). Unser Gehirn codiert also die Mischung einzelner Spektralfarben in einer Farbgebung, die nicht als Einzelfarbe (Spektralfarbe) vorkommt.


    Sterne emittieren ein kontinuierliches Spektrum (die Absorptionslinien ändern am Farbeindruck nichts). Und das ist eben für unsere Lichtrezeptoren anders als die Einzelfarben einzelner Spektrallinien. Da gibt es beispielsweise kein Grün (obwohl grün im Regenbogen vorkommt). Das entspricht dem, dass Eisen rot glüht, heißer dann orange, gelb, schließlich (statt grün) weiß und dann blau, wenn es extrem heiß ist. Interessanterweise codiert unser Sehzentrum in natürlichen kontinuierlichen Spektren über das gesamte sichtbarew Licht unabhängig vom Maximum des Spektrums keinen Farbeindruck "grün". Der entsteht erst, wenn aus diesem Spektrum ein größer Bereich praktisch fehlt bzw. nur sehr schwach enthalten ist.


    Tiefes Rot nehmen wir nicht sehr gut wahr. Unser "Rotrezeptoren" (die L-Zapfen) haben ihr Empfindlichkeitsmaximum bei nur 563 nm, sprich bei "gelbgrün". Das ist eigentlich viel zu nah am Maximum der M-Zapfen ("Grünrezeptoren"), die bei 534 nm am empfindlichsten sind. Bei sehr langwelligem "Rot" sind die M-Zapfen bereits unempfindlich und die L-Zapfen nehmen noch ein bisserl was wahr. Das sehen wir dann als tief rot. Bei 656 nm (H-alpha) machen die M-Zapfen schon ziemlich schlapp. Wir sehen hier bei der Einzellinie daher genauso "tief rot" wie bei einem Kontinuierlichen Spektrum, dessen Maximum noch weiter unten liegt. Die Mischung mit H-beta aber macht daraus dann direkt pink. Dass man bei HII-Regionen gerne tief rote Nebel auf den Fotos zeigt, liegt einfach an den H-alpha-Schmalbandfiltern.


    Jetzt kann man natürlich diskutieren, ob es sinnvoll ist, bei solchen Nebeln auf eine "korrekte" Farbe, wie sie das Auge wahrnehmen würde, zu achten, denn wir werden auch mit Lichteimern das Pink nicht sehen (sage ich mal), da wir schon bezüglich H-alpha sehr unempfindlich sind und alles eh nur als grau sehen werden.

    Denke ich aber an die Wasserstoffdampflampe in meiner Physiksammlung an der Schule, dann sehe ich da natürlich ein kräftiges, "künstliches" Pink, wobei hier natürlich H-gamma, da nicht wegabsorbiert, auch mitmischt.

    Die Katzenpfoten, bei denen H-gamma ganz weg ist und H-beta auch ziemlich weggeschluckt wurde, ist hingegen "wirklich" tief rot.


    Alles in allem sehr spannend. Ich selber mag die Galxienfotos mit pinken HII-Regionen, weil ich eben die Farbe der Wasserstoffdampflampe kenne. Aber dafür braucht es halt einen H-alpha/H-beta Dualbandfilter.


    Da es aber hier primär um Sternfarben geht, ist alles etwas einfacher. Wir müssen uns ja "nur" um den Farbeindruck eines glühenden Schwarzen Strahlers (in Näherung) kümmern. Und die Farben sind bekannt (wie wir sie wahrnehmen, wenn genügend Licht in unsere Augen fällt) – tja, wenn das mit der Luminanz nicht wäre, die da ja mitspielt.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo Christoph,

    ich habe das viel profaner gemeint. (und nur aus der Sicht des Bildermachens)

    Da gibt es einen H-alpha-Filter, der zeigt einen Nebel viel deutlicher, als im Kontinuum.

    Ich belichte, und es kommt ein monochromes Bild dabei heraus.

    Dieses will ich irgendwie mit einem RGB verheiraten, denn ich möchte ja, dass die Sterne Farben haben.

    Ich nehme also das H-alpha-Bild und definiere es als Rotkanal im RGB-Modus. Das sieht, gelinde gesagt, mäßig aus, denn in der Luminanz habe ich jetzt einen deutlich erhöhten Rotanteil. Der Nebel wird rosa. Dieses Rosa meinte ich.

    Ein echtes Wasserstoffleuchten ist vermutlich pink oder rot-pink, je nachdem, aber das kriegen wir nicht so einfach fotografiert. Dieses Pink ist "echt", und was echt ist, ist auch schön, wenn ich das mal so platt sagen darf.

    Wenn jetzt aber jemand die Andromeda-Galaxie mit diesen "rosa Pickeln" infiziert, dann ... gefällt es mir persönlich nicht. Werden die dann dunkler dargestellt, dann werden sie zu roten Regionen, damit kann ich besser leben, das meinte ich.

    Bei Sternen ist das i.d.R. einfacher, wie du selbst sagst. Aber auch da. Nehmen wir mal an, du hast eine staubige Region in einem Nebel. Die Sterne, die dort hindurchleuchten, sind gerötet. Das ist sehr logisch und das Bild gibt das auch wieder. Obwohl ein bläulicher Stern jetzt wie ein roter Stern dargestellt wird, haben wir mit der "Echtheit" keine Probleme, solange wir die Zusammenhänge interpretieren können. Ändern wir lediglich den Bildausschnitt und unser Bild besteht nur noch aus geröteten Sternen im Staub, dann ist das hässlich, weil es rot in rot in rot ist. In diesem Moment würden unsere Augen, wenn wir vor Ort wären, einen Farbabgleich machen. Dann würde der Stern, entsprechend seiner Klasse, bläulich dargestellt werden und wir würden uns freuen. Ebenso können wir das bei der Fotografie machen. Dann allerdings würden wir einen Teil der Realität ausblenden, dass er nämlich gerötet ist. Einen Tod muss man also sterben.

    VG ralf

  • Hallo Sternfreunde,


    eine interessante Diskussion über ein Thema, das auch mich schon seit langem beschäftigt. Als ich mit dem Fotografieren anfing, habe ich vor allem an Sternfreund Jonas orientiert, der zumindest für meine Augen sehr ansprechende Aufnahmen erarbeitet hatte. Leider scheint er zur Zeit nicht mehr aktiv zu sein. Hier verlinke ich nochmals (wie im Ausgangsfaden von Peter) ein Bild von Jonas:



    Sicher wird dem einen oder anderen die Farbgebung der Sterne zu intensiv erscheinen. Wenn ich jedoch versuche, meine Sternfarben zu intensivieren, werden stets die Halos um die hellen, weil gesättigten, Sterne bis zur Unkenntlichkeit bunt, so daß ich es lieber bleiben lasse. Daran hat auch das Weichzeichnen der hellen Sterne zum Zweck der Entsättigung bislang nichts ändern können. Aber man lernt ja ständig dazu.


    Viele Grüße

    Heinz

  • Hallo zusammen,

    Wie bunt oder wie dezent sollten Sternfarben aussehen?


    Gute Frage, ich gehe einmal davon aus, du meinst Sternfarben auf Fotos. Wenn du von pretty pictures sprichst, gibt es keine klare Linie, jeder macht es gefühlt nach seinem Gusto. Es gibt sicherlich gute Hilfsmittel, Peter (pete_xl) hat in PixInsight die gute Funktion SPCC erwähnt, .... nur das macht man, wenn kein PixInsight zur Verfügung steht.


    Ich bin "Submitter" bei Astrobin und sehe manchmal 200 Bilder am Tag. Dabei sind Ergebnisse, bei denen einem die Augen brennen, eine feste Regel scheint es bei Fotografen im wahren Leben nicht zu geben

    genau, Peter beschreibt genau diesen Sachverhalt.


    Ich habe einmal aus meiner Sicht vier Vorgehensweisen beschrieben


    Szenarien: A) verwendet eine Mono-CMOS / CCD-Kamera und belichte Filter R G B separat. Wird dazu noch L gemischt. Das ergibt einen deutlich höheren Kontrast als der R G B Urspung, die Sternfarben kam noch wahrnehmbar aufgrund des immensen Signals aus dem L-Kanal. Vermischt man R dann noch mit H-Alpha, wird das Ergebnis gerne einem Lachs-Farbend. Dann dreht man rigendwie an den Reglern, damit der Nebel halbwegs Rot erscheint. Aus Sicht einer Farbkalibierung ist RGB in Verbindung L und/ oder H-alpha ein overkill.


    Szenario B) verwendet eine One-shot (Farb) CMOS/ CCD-Kamera; typischerweise sind die Sonsoren so ausgelegt, dass sie dem Farbempfinden des menschlichen Auges entsprechen. D.H. für R G B ist das, was "hinten" rauskommt, zunächst einmal für das Auge oder Farbempfinden angenehm. Wird [OIII] oder H-Alpha dazugemischt, haben wir eine, aus Sicht der Farbkalibierung, eine Verschiebung, die per Bildverarbeitung wieder zurechtgerückt wird. Dennnoch, bei One-shot (Farb) CMOS nativ ist man nahe an der Wirklichkeit.


    Sznario C) verwendet: Hubble-Palette oder HHO oder oder oder... Das mathematische Zusammenrechnen der aus Ha, [OIII] und / oder [SII] ergeben abenteuerliche Mischungsverhältnisse, die auf die optimale Darstellung der Emissionsnebel abzielen, der künstlerischen Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt. Gerne werden die Sterne ersetzt durch R G B Sterne, und da sind wir wieder beim Thema. ;) :)


    Sznario D) Eine aufwändige aber korrekte Methode um eine saubere Farbwiedergabe zu erhalten, ist sein System, d.h. Kamera, Teleskop, Filter, am heimischen Himmel zu eichen. Idealerweise wird dies an G2-Sternen praktiziert. Dabei wird die Belichtungszeit für jeweile R G B so "ermittelt" dass diese im Ergebnis für ein G2-Stern (=Sonne) gleich sind. Wenn man es ganz genau machen möchte, muss man es vor jeder Beobachtungssession, denn die atmospärischen Bedingungen ändern sich.


    Zu deiner Urspungsfrage, persönlich finde ich dezent farbige R G B Sterne und -Darstellungen am schönsten. Für reine Kontinuum-Objekte lässt es sich halbwegs gut bewerkstelligen, sobald Emissionsnebel im Spiel sind, wird es "fies" .


    P.S. um korrekt Emissionsnebel wiederzugeben müsste man das "rest" Kontinuum noch herausrechnen, aber für unsere pretty pics wohl dann eher doch nicht ;) :)


    CS

    Peter

  • Hallo Peter,

    Szenarien: A) verwendet eine Mono-CMOS / CCD-Kamera und belichte Filter R G B separat. Wird dazu noch L gemischt. Das ergibt einen deutlich höheren Kontrast als der R G B Urspung, die Sternfarben kam noch wahrnehmbar aufgrund des immensen Signals aus dem L-Kanal. Vermischt man R dann noch mit H-Alpha, wird das Ergebnis gerne einem Lachs-Farbend. Dann dreht man rigendwie an den Reglern, damit der Nebel halbwegs Rot erscheint. Aus Sicht einer Farbkalibierung ist RGB in Verbindung L und/ oder H-alpha ein overkill.

    diese Aussage ist eine interessante These. Du beschreibst die standardisierte Vorgehensweise, wie sie in allen Tutorials beschrieben wird, die ich bislang verarbeitet habe, als „Overkill“. Dabei muß ich gestehen, daß ich bei Betrachtung meiner neueren Aufnahmen zum gleichen Ergebnis gelange. Das kann aber doch eigentlich nicht sein. Wie sollen denn Einsteiger, oder letztlich jeder, der LRGB Aufnahmen macht, mit diesem Problem umgehen?


    Viele Grüße

    Heinz

  • Hallo


    Da muss man mal in Photoshop versuchen den L Kanal auf einen nur Rot Kanal anzuwenden, gibt da ja verschiedene Möglichkeiten, wenn man hinterher analysiert dürften ja nur Rotwerte da sein, kein blau kein grün.

    Als Anfänger , wenn man Farbe haben will einfach alle Zeit in RGB, der L Kanal ist nur eine Krücke , hat man ern benutzt um bei gebinnten Farbkanälen Zeit zu sparen und wieder Details zu bekommen. Ob und wie man den L Kanal Sinnvoll einsetzt erst später.


    Gruß Frank

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