EAA mit rudimentärem Equipment in denkbar schlechter Umgebung

  • Hallo,


    es ist endlich Zeit sich mit EAA zu beschäftigen.

    Warum? Ich bin 70 Jahre alt, habe vieleviele Treppen zur nächsten Straße und die wohl mit schlechtesten Bedingungen überhaupt um vom Garten aus Sterne zu beobachten. Bortle 7/8, Lampen am Fußweg (der mit den Treppen), dazu direkt oberhalb der Weinsteige (B27 in Stuttgart mit über 70.000 Autos am Tag) mit all den aufsteigenden Abgasen, ein Sichtfeld von (knapp) Süd bis etwas über West raus (WestNordWest). Bis etwa 30° Höhe stehen Bäume.

    Wenn ich was wirklich beobachten will dann ist die Sternwarte Stuttgart nicht allzuweit weg. Nach 4 Knie Ops (künstliches Kniegelenk ist vorgemerkt aber nicht akut) und mehreren Bandscheibenvorfällen habe ich einfach keine Lust mehr mein Gerödel über all die Treppen zum Auto zu schaffen. Im Moment bastle ich mir auch ein Parallelogramm (aus Holz) um wenigstens vernünftig mit einem meiner Ferngläser beobachten zu können.

    Aber jetzt will ich tatsächlich mal probieren ob es mit EAA nicht doch funktioniert aus meinem Garten heraus halbwegs anständige Ergebnisse zu produzieren. Die Auswahl der Objekte ist natürlich begrenzt, aber egal.


    Vorhanden sind:

    Montierung AZ-GTi GoTo WiFi mit Stativ, Gegengewichtstange, Polhöhenwiege & Artesky EQ-Mod Kabel

    Skywatcher Star Travel 80/400 oder

    Celestron C5 + Reducer/Corrector f/6,3

    Lidlscope 70/700

    Omegon Guidescope 50mm Öffnung und 180mm Brennweite.

    Computer mit 12V Eingang und allem allem Zubehör um die notwendige Software zu betreiben.

    Als Kamera* ist die Canon EOD 77D vorgesehen.


    D.h. ich will EAA mit meinem doch rudimentären Equipment machen

    Jetzt brauche ich noch einen Tipp für die günstigste aller Guiding Kameras. Sie sollte halt mit Sharpcap (das ich dann registrieren werde) funktionieren.


    Würde das so überhaupt funktionieren?


    *Objektive sind ein Tamron 100-400mm F/4.5-6.3 Di VC USD oder ein Weltbild 135mm/f2,8 mit M42 & Adapter. Natürlich auch noch ein 55-250mm F4 - 5,6 Zoom.

    Aber eigentlich sind die Teleskope dafür da.



    Ciao Hans

  • Hallo Hans,


    du brauchst am besten eine kleine mono Planeten/guiding Kamera dazu. Guidescope hast du schon, das ist gut. Ich bin in bortle 4, so kann nicht sagen ob du vielleicht ein UHC oder ein IR pass filter für die Kamera brauchst in Bortle 8 um Kontrast zu verbessern. Eine zusätzliche lange Lichtblende/Taukappe wird auch helfen.


    Mit Canon und Sharpcap ist es schwierig, zb. mein EOS550D funktioniert nicht mit DSLR Ascom driver mit Sharpcap. Du must es probieren. Ein workaround ist die Bilder zb. mit NINA aufnehmen und dann mit dcraw program mit einen batch-file in echtzeit auf FIT format konvertieren. Sharpcap kann dann die Bilder in folder-kamera modus verwenden un dann live stacken. Alle anderen sachen wie plate solving oder polar alignment geht auch. Fuer polar alligment würde aber das 50mm Guidescope viel besser wegen höhere bildrate.


    Eine Sache dass Komfort enorm erhöht ist in meiner Meinung ein Elektronik Fokussierung, du kannst dann alles vielleicht bequem von zu Hause steuern.


    Von Software nutze ich neben Sharpcap, NINA, PHD2 fur guiding und dithering, Cartes du Ciel als Planetarium und ASTAP fur plate solving und offline stacking


    LG

    Peter

  • Hallo Peter,

    nachdem ich nun mit einem Astrokollegen in meiner Nähe in Kontakt bin, der sehr intensiv EAA betreibt, scheint mir das ich meine Vorstellungen weitgehend übern Haufen schmeissen kann und einiges neu Denken muss. Z.B. die Idee mit der DSLR (wie auch du schon schreibst), oder der Plan mit dem 80/400mm Teleskop.

    So sieht es bei mir im Garten aus der einzige halbwegs freie Blick. der geht nach nach Südwest. Rechts nach Westen ist die B27 mitsamt Abgasen, ihrer Beleuchtung und Bäume, links nach Süden noch mehr so Lampen und Bäume plus die 60 Treppen nach oben den Berg hoch. Richtung (Süd) Osten eine steile Wand mit einem 5 stöckigen Mehrfamilienhaus oben drauf. Nach Norden im Kessel Stuttgart hell erleuchtet + Dunst und viele Bäume Hang aufwärts. Dem Licht entkomme ich nur an einer Stelle. Da habe ich dann baer Sicht nur oberhalb von 30° und von Südwest aus weniger als 45°

    Das Bild wurde übrigens Abends gegen 23:00 Uhr aufgenommen. Schärfe war mir egal, es ging ums Licht. 18mm/f4


  • Hallo Hans,


    ok, das schaut wirklich nicht gut aus. Diese "nebel" link oben, ist das Abgas von Autos? Vielleicht wenn du Möglichkeit hast ein Schmalband filter mit eine mono Kamera ausprobieren, mindesten wenn die starke lichte nicht von LEDs kommen, könnte das helfen.


    Hier ist die M27 Dumbell Nebula aufgenomen gestern mit 150/750mm Newton und IMX290 mono Kamera und ein OIII filter, der filter das ich habe ist kein wirkliches Schmallband mit ca 18nm Bandbreite, in deinen Fall brauchst du wahrscheinlich 3-4nm bandbreite, aber nur das du es vorstellen kann ist das 22x20s, so ca 5 Minuten Subs Gestackt. Keine Darks oder Flats benutzt.

    Mann kann es schon nach ersten ca 5-10 Aufnahmen schön sehen.picture-95b6cf05449f737400d3779aba9d5bd9-thumbnail-427x296.jpg


    Das bild ist weit von perfekt aber sicherlich kannst mehr sehen als mit blose Augen, und mit Augen ist es auch nur mono :)


    So mein Empfehlung wird es wenn möglich mit mono und Schmalband ausprobieren.


    LG

    Peter

  • Hallo Hans,


    auch aus deinem Garten kannst Du EAA machen. Allerdings hättest Du dafür den Lacerta ED behalten sollen. ;) Mit dem

    80/400 geht das aber auch. Oder auch mit einem kleineren Refraktor wie einem 50/360. Dann eben für weitere Felder. Vor allem brauchst Du eine Astrokamera dafür. Zum Beispiel eine mit IMX 585 oder 533 Sensor.


    Bei Fragen dazu melde Dich ruhig. Die EAA-Leute hier sind sehr aktiv und hilfsbereit. Vor allem sind alle mit ganz unterschiedlichen Setups am Start. Da funktionieren also viele Wege.


    LG Olaf

  • Hallo,


    RadHard

    Das sind normale Wolken. Die Lampen sind mittlerweile alles LEDs, die haben das vor nicht allzu langer Zeit komplett getauscht. Jetzt werde ich mir zuerst mal die grundlegenden Mechaniken für EAA (Mechaniken für EAA ;) ) aneignen, die richtige Teleskopwahl überdenken und dann das nächste Problem, die Qualitätsverbesserung (Filter/Flattener etc.) angehen.


    Olaf M.

    Meine Überlegung war ja, dass Beobachtung aus meinem Garten raus eher mit EAA denn visuell funktioniert.

    Ja, das mit dem Lacerta war evtl. ein Fehler, aber jetzt keiner der nicht korrigierbar wäre. Der kleine Evoguide sticht da ins Auge. Aber zuerst mal eine Astrocam . Auch da war ich zu schnell beim Verkaufen* und habe erst später gemerkt, dass ich das Astrohobby doch nicht aufgeben will - ooops :saint: .


    Eigentlich ist ja soweit alles da. Und das Equipment auf dem Bild läßt sich - Überraschung - komplett auf dem Motorroller (550 ccm/55PS) mit Seitenkoffern, Topcase und Quer aufgeschnallter Tasche, transportieren.

    Und hier komme ich wieder auf die Astrocam zurück.

    Als Teleskop würde ich mal den Evoguide einplanen.

    Zurzeit sind bei Ebay für unter 200€ im Angebot (schneller Überblick)

    Zwo Asi 120mm Mini

    ZWO ASI224MC HD

    Svbony SV305proBresser Deep Sky HD-Kamera


    Oder würde gar die hier für 80€ reichen?

    BRESSER HD Planeten Kamera & ST4 Guider 1.25"


    * Ich bin jetzt 70 und habe beschlossen so ziemlich alles (Tauchgerödel, Computerspiele/Hardware, Vinylplatten, HiFi Zeuchs) wirklich alles was ich nicht unmittelbar oder in absehbarer Zeit brauche, zu verkaufen. Letztlich dann auch den Roller mit dem ich aber noch eine letzte große Tour durch GB nach Irland machen will. Plus vielleicht noch im Herbst zur Emberger Alm :)



    Ciao Hans

  • Hallo Hans,


    die SVBONY SV305 habe ich, sogar drei, eine kleinere, eine SV305 Pro und Mono SV305M Pro, die sind nicht schlecht aber dieses Sensor ist schon wurde ich sagen 2 Generationen vorbei. IMX290 war ersetz erst mit Starvis IMX462 und dann Starvis 2 IMX662. Die letzte ist mehr oder wenig vergleichbar (nur das sensor ist viel kleiner) mit IMX585, welche derzeit sehr beliebt für EAA ist. Mit kleine Brennweite ist das kleinere Sensor von IMX662 vielleicht auch ok, Entscheidung must du selbst treffen, zb. in Stellarium kannst du schauen wie viel FOV du hast.


    Die neue Starvis 2 Sensoren haben vor allen das vorteil von Kein Ampglow und insgesamt niedriger Rauschen, so du kannst gleich ohne irgendwelche post processing ein besseres Bild sehen.

    Amp-glow kannst du aber in Sharpcap ganz gut auch mit Benutzung von Darks bekämpfen.


    Ich warte spannend fuer eine mono IMX585. Sensor gibt es schon, aber so weit hat kein Kamerahersteller eine mit dem in seinen Angebot. Ich schätze dass danach kannst du vieleicht eine benutzte Farb IMX585 finden.


    Ich habe von kurzen eine Mono QHY IMX678 vorbestellt, das schaut so aus ist die erste verfügbare Mono mit Starvis 2 sensor.


    Eine Kamera hast du schon bereit auf deinen bild? Welche ist das?

  • Hallo Peter,

    wenn du die kleine Rote da meinst, das ist eine Zwo Asi120mm Mono. aber, hier zitiere ich mich selber:

    Zitat

    Aber zuerst mal eine Astrocam . Auch da war ich zu schnell beim Verkaufen* und habe erst später gemerkt, dass ich das Astrohobby doch nicht aufgeben will - ooops :saint: .

    Die DSLR ist eine EOS 77D.

    Den USB Monitor (1280 x yyyy) habe ich im Geschäft mal aus dem Elektroschrott raus gefischt.

    Wenig Platz, schlechte Tischoberfläche = BLuetooth Trackball, wie auch Bluetooth Tastatur.

    Rechnerle (Win10, 256GB & 512GB SSDs, 8GB Ram, 4xUSB3, 4 Celeron J4xxx Kerne) hat einen 12V Eingang, funktioniert also mit dem Skywatcher Powertank. Im Winter bei -10° geht dem allerdings ziemlich schnell die Puste aus.

  • Hallo.

    EAA ist, wenn man Astrofotos macht, oder?

    CS Dietrich

    Hallo Dietrich,


    EAA ist Astrofotografie, allerdings ohne High-End-Anspruch und mit deutlich reduziertem Zeiteinsatz, sowohl was Belichtungszeit angeht, als auch Nachbearbeitungszeit.


    Wenn man elektronisch beobachtet, hat man am Ende automatisch auch ein abspeicherbares Astrofoto, das Du bei Bedarf oder höherer Ambition auch weiiterbearbeiten kannst. Der Unterschied zur klassischen Astrofotografie besteht lediglich darin, dass man bei EAA die Einzelbilder live stackt, um immer mehr Details im Objekt sofort sichtbar zu machen, während klassische Astrofotografie Einzelbilder sammelt, ohne diese live zu stacken. Vielmehr wird so verfahren, erst nach der Aufnahmesession die Einzelbilder am Rechner zu bearbeiten, indem fehlerhafte Bilder aussortiert werden und anschließend aufwendige Nachbearbeitungen des dann gestackten Bildes erfolgen. Bei EAA kannst Du das alles im Nachgang auch machen, sofern Du die Einzelbilder des Livestacks ebenfalls abspeicherst.


    EAA ist also Astrofotografie, nur mit anderem Ansatz.


    LG Olaf

  • Guten Abend


    Ich will hier keine Nebendiskussion oder ähnliches lostreten, aber ich verstehe die Grenze zwischen Fotografie und EAA ehrlich gesagt nicht ganz. Nach meinem Verständnis ist die Grenze nicht vorhanden, oder extrem fliessend.


    Nach der definition: "muss live gestackt sein" ist dieses Bild EAA:



    Aufgenommen mit einem 6" Newton, einer ASI1600MM und LRGB Filter und livegestackt in PI. Mit 9min Belichtungszeit wäre der reduzierte Zeitaufwand auch gegeben.


    Dieses Bild hier, ist aber Astrofotografie, da nicht livegestackt:



    Sehe ich das richtig?


    CS, Seraphin

  • Guten Abend,


    mein Input zielte darauf, das Ziel und Prozess zumindest für mich total unterschiedlich sind.


    Bei der Astrofotografie nehme ich durch mein Teleskop digitale Bilder auf um nach der Beobachtungssession (die keine Beobachtung enthält - außer Kontrollblicke auf das Display der DSLR oder den Monitor ob der Bildausschnitt richtig ist und die Schärfe) um dann Stunde oder Tage später nach aufwendigem Prozess ganz tolle Bilder der Objekte anschauen zu können.


    Bei EAA nutze ich die Lichtsammelleistung der Kamera und die Funktion des (Live-)Stackings aus, um mit meinem Auge unsichtbare Objekte beobachtbar zu machen. Nicht im Okular, sondern auf dem Monitor. Ein Hauptnutzen von EAA ist neben dem Erreichen schwächerer Objekte auch die Möglichkeit, Besuchergruppen oder anderen Unbedraften Objekte zeigen zu können, ohne das sie ins Okular schauen müssen und ich nicht weiss, ob sie es mit ihren Augenfehlern oder -krankheiten scharf fokussiert bekommen oder ob sie das Nebel-Funtzelchen überhaupt sehen - da sie ja z.B. indirektes Sehen nicht beherrschen und auch nicht so einfach erklärt bekommen können ("Sie müssen links neben das Objekt schauen!!"). Außerdem wird so Covid-Infektionen vermieden und man muss nicht immer sein Okular mit Desinfektionsmittel reinigen nach jedem Beobachter...


    Für mich wird, immer wenn ich ein EAA-gewonnenes Bild abspeichere oder sogar nachbearbeite aus der EAA dann Astrofotografie. Meine persönlich Ansicht - andere mögen es anders definieren. Kein Problem!


    Nächste Woche wird hier im Rheinland endlich super Wetter. Holt das Equipment nach 2 oder 4 ... oder ich weiß nicht wieviel Wochen Regenpause wieder hervor!!


    Guido




  • Guten Abend


    Danke für deine Antwort.

    Das finde ich eine sehr nachvollziehbare Grenze und passt ja auch zu meinen Bildern oben (bis aufs abspeichern des Livestacks).

    Interessant, dann betreibe ich eigentlich oft wenn ich fotografiere auch noch EAA, weil ich (zumindest beim Beginn einer Fotosession) einen Livestacker laufen lasse. Den Livestack stoppe ich meist ohne zu speichern, wenn ich zu Bett gehe.


    CS, Seraphin

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