Servus beinand,
kaum zu glauben, der Wetterbericht hat für die Nacht von Samstag den 16. auf Sonntag den 17.12. klaren Himmel vorhergesagt. Am Wochenende, sprich ohne Probleme mit der Arbeit! Wobei klar bedeutet, dass immer wieder Zirren durchgehen sollen und die freie Sicht sehr schwankt. Für die Nacht drauf sieht es natürlich besser aus, aber da muss ich am Morgen wieder früh raus. Und eigentlich hieß es noch nebelig.
Nun gut, bei so wackeligen Bedingungen wollte ich flexibel bleiben und ich habe mich statt für eins meiner beiden Teleskope für meine beiden Ferngläser (8 × 42 und 20 × 60) entschieden. Es klingt zwar schräg, aber das 8 × 42 kam auf ein großes Stativ, das schwere 20 × 60 habe ich freihändig genutzt. Ist ein altes Russenfernglas mit guter Optik, aber ohne Möglichkeit, einen Stativadapter anzubringen. Zudem kann ich es eh gut halten, sodass ein Stativ kein Muss ist.
Dazu noch Gartenstuhl, Beistelltisch und los konnte es gehen. Da ich noch viel arbeitstechnisch zu tun hatte, war ich erst gegen 23 Uhr auf meinem Hügel und habe es mir bequem gemacht. Der Mond war bereits weg, der Frost hat übernommen (ich musste schon beim Rausfahren meine Scheiben kratzen) und ich konnte endlich auch meine neuen kleidungstechnischen Anschaffungen testen. Das sind richtig warme Stiefel (laut Hersteller bis -40°C, aber mir reicht natürlich weniger) und neue Alpakahandschuhe (doppelt getragen, engere und weite Fäustlinge). Ich habe mich einfach mal für klirrend kalt zurecht gemacht, was am Ende dann eher zu warm war. Es wurde nicht kälter als -7°C, aber mit dem Equipment sollte es auch deutlich kühler gut gehen. Ich hatte nur gemerkt, dass das freihändige Halten des schweren 20 × 60 auch durch die Handschuhe kühlte.
Los gings gemütlich sitzend mit dem Blick zum Himmel. Im Moment wolkenlos, im Nordosten eine kleine Wolkenbank, die dummerweise etwas Licht von München rüberreflektiert, aber man kann nicht alles haben. Mirach in der Andromeda zeigte sein schönes Orange, ebenso Kochab (Beta UMi, Spektraltyp K4IIIvar) und natürlich Betelgeuze und Aldebaran.
Sofort, auch ohne dunkeladaptierte Augen, war tief im Süden die Taube tief unterhalb des Hasen nicht zu übersehen. Phact (alpha Columbae) und Wazn (beta Col) waren nicht zu übersehen, auch direkt angesehen deutlich zu erkennen. Auch gamma Col mit 4m4 und lamda Col mit 4m9 waren zu erkennen. Letzterer nur indirekt, aber da war er sichtbar. Das ergibt ein kleines Viereck mit zwei besonders hellen Ecken. Weiter im Osten war auch kappa Col (Al Kurud, 4m4) und natürlich delta Col (Ghusn al Zaitun, 3m9) zu sehen. My Col mit seinen 5m2 war aber nicht auszumachen. Dafür natürlich epsilon Col (Zhàngrénèr, 3m9) im Westen zu sehen. Omikron Col (4m8) und gamma1 Caeli hielt ich dummerweise für einen Teil des Eridanus. Ich wollte immer mal von uns aus auch einen Stern des Grabstichels mit bloßem Auge sehen (warum auch immer ich versuche, mit bloßem Auge über den Zaun in den Süden zu schauen). Und jetzt geht es und ich denke, dass das nur der Eridanus sei. Nun gut, man lernt dazu.
Mit den Ferngläsern waren natürlich weitere Sterne zu sehen, aber das ist kein Kunststück. Was aber eindrucksvoll ist: Wazn (auch Wezn, je nach Quelle), also beta Columbae, ist tief rot. Es ist ein sogenannter K-Stern (Spektralklasse K), der im Fernglas bei diesen Bedingungen einfach wunderschön leuchtet. Zwischendurch hat aber das Zugspitzhaus Festbeleuchtung gehabt und durch das 20 × 60 konnte man die weiße Nordwand erleuchtet sehen. Krass, wie stark das Licht vom Schnee der Wand reflektiert wurde. Kurz danach ging das Licht dann aber aus und es war nur noch eine kleine Funzel vom Haus erkennbar (nicht mehr mit bloßem Auge, vorher natürlich schon).
Doch zurück zu den fernen Objekten. Als erstes, bevor es zu spät ist und es hinter Bäumen verschwindet, habe ich „mein“ OdM vom November nochmal besucht. M 77 – delta Ceti war sofort gefunden, klar, und im 8 × 42 war natürlich auch das Sternenpärchen, das die Position von NGC 1055 kennzeichnet, klar zu sehen. NGC 1055 selbst hingegen war unsichtbar und von M 77 auch keine Spur. Oder anders ausgedrückt: da, wo M 77 sein sollte, war nur ein schwacher Stern zu sehen. Also bequem in den Gartenstuhl halb gelegt, Ellenbogen aufgestützt und mit 20 × 60 nochmal beobachtet. Auch hier kein NGC 1055 (schade, aber erwartbar), dafür wurde aus dem Stern, den ich im kleinen Fernglas gesehen habe, nun ein kleines, diffuses Etwas. Direkt beobachtet ein Stern, indirekt ein Nebelfleck. Na also, geht doch!
Wenn man schon in die Richtung schaut, dann gleich noch ein Blick zu Jupiter – süß mit den Monden im Fernglas, aber man sieht doch schon einiges. Auch hier ging es gut mit Aufstützen, denn bei 20fach sieht man schon die Bänder angedeutet. Hübsch.
Mit bloßem Auge ging es dann zur Nördlichen Fliege, ehemals Apis (die Biene). Dieser Asterismus war mal ein eigenes Sternbild und gehört nun zum Widder. Mit bloßem Auge waren hier klar erkennbar 41 Arietis (3m6), 39 Ari (4m5), 35 Ari (4m7), 33 Ari (5m3), VZ Ari (5m8 bis 5m9) und 49 Ari (5m9), letztere aber grenzwertigerweise. Trotzdem, seit ich auf die Nördliche Fliege achte, was noch nicht so lange ist, ist das der besten Anblick gewesen. Knuffig.
So, jetzt erstmal den Orionnebel ins Visier nehmen… M 42 ist riesig, vor allem im 20 × 60. Traumhaft. Man erkennt sogar viele Strukturen im Nebel, der Nordwestausläufer ist zudem deutlich größer als der nach Südosten. Das Trapez ist nicht aufzulösen. Im 8 × 42 sieht man zwei sehr helle Sterne im Nebel, im 20 × 60 einen dritten sehr deutlich. M 43 ist auch zu erkennen, natürlich im größeren Fernglas besser. Darüber fällt im 20 × 60 der Running Man auf, also der Offene Sternhaufen NGC 1977 mit dem Nebel, dessen Dunkelstrukturen wie ein laufendes Mantschgerl aussehen. Den Nebel sieht man deutlich, vor allem indirekt, man erkennt im 20 × 60 sogar, dass er dunklere Bereiche hat, aber das Mantschgerl kann man nicht ausmachen. NGC 1981 darüber, noch ein Offener Sternhaufen und sogar ein Hidden Treasure von O’Meara (Hidden Treasure Nr. 30), sieht dagegen richtig hübsch im Fernglas aus. Er sieht hier eine Kohlenlore. Nun gut. NGC 1980, der Offene Sternhaufen südlich des Orionnebels hingegen wirkt eher wie eine Ministerngruppe als wie ein Haufen, dafür sind die Sterne, die im Teleskop den Haufencharakter ausmachen, zu schwach im Vergleich zu den hellsten Sternen hier (und wohl zu kleinräumig?) .
Mit bloßem Auge sieht man das Schwert als „vier Sterne“ von oben nach unten, NGC 1981, NGC 1977, M42/43 und NGC 1980. Indirekt betrachtet wird das Schwert richtig hell, den Orionnebel kann ich aber nicht gut festhalten. Ist so halt alles etwas winzig.
Also hoch zum Gürtel. NGC 2024 ist auch im 8 × 42 sofort auffällig. Man kann sogar den schwarzen Stamm des flammenden Baums erahnen. Im 20 × 60 ist der dunkle Streifen deutlich zu erkennen, aber alles nur indirekt betrachtet. Dann zu Collinder 70, dem Offenen Sternhaufen rund um Alnilam, dem mittleren Gürtelstern. Mit bloßem Auge sehe ich neben Alnilam nur noch zwei schwache Sterne des Haufens (HD 36695 mit 5m3 und HD 36591 mit 5m4), aber in beiden Ferngläsern wird daraus ein Sternengewusel mit Ketten, Bögen – wunderschön! Die helleren Sterne um Alnitak nehme ich mal raus aus dem Haufen, denn ich bin nicht sicher, ob sie dazu gehören. Das Gewusel rund um Alnilam hingegen ist klar der Offene Haufen.
Weiter ging’s zu M 78, dem hellen Reflexionsnebel weiter nördlich. Im 8 × 42 war er nicht wirklich auffällig. Ich habe da ehrlich gesagt nichts gesehen, hatte aber vielleicht auch zu wenig Geduld. Im 20 × 60 war ein deutliches Nebelfleckchen zu sehen. Und zwar so deutlich, wenn auch diffus! Und darüber ein zweites, kleineres Fleckchen (NGC 2071). Und wenn man schon da ist, kann man noch nach Barnard‘s Loop schauen. Hm, schwierig. Aber nordöstlich von M 78 / NGC 2071 fällt beim Bewegen schon etwas auf. Eine schwache Aufhellung? Und dort sind weniger Sterne als sonst im Hintergrund… Puh, nochmal mit dem 8 × 42 – nope, nichts, nada. Mit dem 20 × 60 erneut ein „puh, grenzwertig… nicht greifbar, indirekt mit Bewegung eine große schwache Aufhellung?“. Ich werte es als nicht eindeutig. Bei besserem Himmel vielleicht. Das SQM zeigte 21m2 bei -7°C. Da ist Luft nach oben. Ich konnte auch im Zwilling nicht die 6m2 packen (meine Teststerne im Winter sind da). Ich komme eher auf 6m0. Also suboptimal, aber sternenklar, was keine Selbstverständlichkeit ist. Und nach der Durststrecke darf man nicht jammern.
Collinder 69 muss natürlich auch besucht werden (aka Sahras Klappstuhl, aka Lamda-Orionis-Haufen und zudem Hidden Treasure Nr. 29, zurecht!). Das ist der Kopf des Orion. Neben den drei hellsten Mitgliedern Meissa (lamda Orionis), Khad Prior und Khad Posterior (phi1 und phi2 Orionis) sind hier einige weitere, schwächere Sterne, die im Fernglas einen netten Sternhaufen offenbaren.
Und dann natürlich gleich weiter nach oben zu Collinder 65 an der Grenze vom Orion zum Stier. Diesen lockeren, Offenen Sternhaufen besuche ich regelmäßig mit dem Fernglas. Man sieht im 8 × 42 den ganzen Haufen formatfüllend, im 20 × 60 muss man ihn bereits abklappern.
Noch weiter nordwestlich wäre noch Platais 4, den ich ehrlich gesagt (Asche auf mein Haupt) vergessen habe. Mich haben die Plejaden und Hyaden zu sehr angelockt. Platais 4 grenzt an NGC 1746 (bzw. überlagert ihn, er ist uns mit nur 297 Parsec viel näher), aber entsprechend habe ich auch NGC 1746 nicht aufgesucht, nur den „Zahlendreher“ NGC 1647, der ja östlich der Hyaden zu finden ist und auch ein schönes Fernglasobjekt darstellt. Relativ groß und viele aufgelöste Einzelsterne sind zu bewundern.
Zeit für einen Blick nach Norden… Kembles Kaskade ist ja aktuell OdM. Aber was ist das? Die Wolken im Nordosten kamen näher und drohen bereits, die Kaskade zu erreichen. Also schnell angeschaut – die vier hellen Sterne, die sie als kurze Kette berühren, gehen mit bloßem Auge ja sehr gut. Also direkt gefunden. Immer wieder stark der Anblick der Kette aus feinsten Sternchen (bis auf den hellen der Viererkette, die in die Kaskade reicht). Im 8 × 42 fällt NGC 1502 nicht weiter auf. Die Kette verzweigt sich und da ist es heller, hellere Sterne eben. Bei 20fach aber im großen Bruder ist schon eher zu erkennen, dass sich da was tummelt. Für den Jolly Roger wäre aber mehr Vergrößerung hilfreich.
Also wieder umgedreht und den Wolken aus dem Weg gehen, indem es wieder nach Süden geht.
Erstmal schnell in den Hasen und M 79 mit dem 20 × 60 freihändig aufgesucht und sofort gesehen. Ein auffälliger Nebelfleck, aber natürlich im Fernglas ohne aufgelöste Einzelsterne. Dann rüber zu Platais 5, einem zerfallenen, alten Offenen Sternhaufen, der an der Grenze vom Hasen zum Großen Hund sich über mehrere Grad verteilt. Man sieht hier vor allem im 8 × 42 eine gewisse Sternverdichtung, wobei nicht wirklich zu erkennen ist, ob das nun ein Haufen oder nur Vordergrundsterne sein könnten. Endstadium eben und mit weiten Gezeitenschweifen bis ins Sternbild Octans.
Nächster Halt Großer Hund. M 41 ist im 8 × 42 nett, aber nur ein recht großer Haufen aus einer Handvoll Sternen. Im 20 × 60 aber ist er aber eine Offenbarung. Unterschiedlich hell funkelnde Sterne, die sich in vier Gruppen aufteilen mit sternarmen Bereichen dazwischen. Hübsch! Und zwischen M 41 und Sirius habe ich wieder „meine Stadionfahne“ gesucht, einen Asterismus, und sofort gefunden. Auffällig. NGC 2283 aber, die Galaxie direkt daneben, ging nicht. Kunststück, wo ich ja schon mit meinem 8-Zöller bei ihr kämpfe.
Weiter südlich zu Menkelb Prior (omikron 1 CMa) – der ist sowas von rotorange, Wahnsinn! Und weiter im Süden geht es hier ja weiter… Adhara (epsilon CMa) mit seinen 1m5 ist einfach weiß, Unurgunite (sigma CMa) wiederum daneben ist orange Wezen (delta CMa) weiter nach Nordosten gelborange. Dann natürlich zu tau CMa, aber der Offene Sternhaufen rund um ihn herum ist nicht zu sehen. Zu eng an diesem Scheinwerfer. Definitiv ein Schmuckstück in Fernrohr, im Fernglas aber nicht auszumachen (in keinem der beiden).
O.k., dann weiter in den Süden. Pi Puppis wartet, also Collinder 135! Pi Puppis ist deutlich mit bloßem Auge zu erkennen, auch direkt betrachtet. Mit seinen -37° steht er und auch der Haufen (der sehr groß ist) weit im Süden. Heute war die Horizontsicht aber gut genug. Schön, das kleine Muster aus vier hellen Sternen inkl. pi Puppis, vor allem, weil letzterer tief rot leuchtet. O.k., Horizontnähe? Andere hellere Sterne waren aber nicht so rot. Vielleicht wurde das Rot etwas verstärkt, aber hier war es so kräftig und deutlich, dass ich die Eigenfarbe (die sehr rot ist) als ursächlich sehe (Passt auch zur Spektralklasse K3lb). Insgesamt habe ich ca. 40 Sterne des Haufens gezählt, die aber sehr weit zerstreut sind. Ich kam südlich bis HD 57240 (5m25, Dekl. -39°13‘). Direkt östlich von Collinder 135 ist mit UBC 7 ja ein weiterer Haufen, der den pi Puppis-Haufen berührt. Vermutlich habe ich hiervon Sterne mitgezählt. Trotz der südlichen Deklination bei gutem Himmel insgesamt ein lohnenswertes Fernglasobjekt. Wie muss das vom Südhimmel aus wirken?
Und wenn man schon beim pi Puppis-Haufen ist, dann muss natürlich auch der Stechende Skorpion aufgesucht werden (NGC 2451, Hidden Treasure Nr. 42), der bei stolzen -38° liegt. Und ich muss sagen, der Haufen ist ja der Wahnsinn! Ich habe lange versucht, die Form zu deuten. Das Auge wird hier auch auf einen tiefroten Stern namens HD 63032 (3m6) gelenkt. Wie auch bei Pi Puppis leuchtet dieser Rote Granat aus allen anderen (nicht roten) Sternen hervor. Wie genial schaut denn das aus? Die Form aber konnte ich nicht sauber greifen. Im Nachhinein und zusammen mit Fotos sehe ich den Giftstachel des Skorpions, der nach Westen zeigt. Die Sternkette war auch auffällig und dass südlich dann eine breite Verdichtung ist. Muss ich unbedingt nochmal anschauen, ob ich dann die Form erkennen kann.
Noch weiter südöstlich ist NGC 2477, ein dichter, sternreicher Offener Haufen, aber mit deutlich schwächeren Einzelsternen. Den Haufen habe ich nicht sehen können. -38°30‘ machen es nicht einfach.
Im Einhorn war nun der Rosettennebel dran (NGC 2237-2239, 2244). Genau genommen fällt erstmal nur der Offene Sternhaufen NGC 2244 auf. Er sieht eher wie ein Sternmuster auf, das an die Fliegende Elritze erinnern, nur kleiner. Ohne den Nebel ist der großflächige Anblick (auch bei 20×) ungewohnt und der Haufen sticht hervor. Etwas weiter nordöstlich fällt ein weiteres, eher y-Förmiges Muster auf: NGC 2252. Das Y ist auf einem Nebelhintergrund eingebettet, es werden eben nur die hellsten Sterne aufgelöst. Also zwei Offene Sternhaufen ganz nah beinand. Zurück zu NGC 2244 – kann man zumindest etwas vom Nebel erahnen? Hm, schwierig. Das ist wie bei Barnard’s Loop. Irgendwie schon beim indirekten Beobachten und Schwenken, irgendwie aber auch nicht. Grenzwertig. Ich habe zwar in mein Büchlein (+ Nebel) notiert, aber im Nachhinein war das schon sehr dünn. Muss bei besserem Himmel wiederholt werden…
Und wenn man im Einhorn etwas herumschwenkt, dann landet man irgendwie immer bei M 50. Hell, groß, nebelig plus erste Sternchen. Einfach nur schön. Kurz geprüft: rüber zum Kleinen Hund und von Procyon im rechten Winkel (in Bezug auf Alpha und Beta CMi) rüber ins Einhorn und man landet automatisch bei M 50. Also direkt bestätigt: der große, helle Fleck ist dieser schöne Haufen.
Und dann war erstmal Schluss. Orion wurde geschluckt, Sirius leuchtete schwach durch die Wolken, nur eine kleine Lücke war noch im Süden offen, sodass man Taube, einen Teil des Hasen, den südlichen Teil des Großen Hunds, pi Puppis und Umgebung und den Kompass weiter östlich, der jetzt schön über dem Horizont stand, mit bloßem Auge sehen konnte. Es war jetzt 00.45 Uhr, denn die Kirchturmuhr hat gerade geschlagen, als im Großen Hund ein recht heller Meteor senkrecht zum Horizont in das Achterdeck rauschte. Kurz danach noch einer in der Taube (mehr nach Südwesten), dann einer im Hasen… drei hintereinander. Und geht man den Spuren nach oben nach, landet man im Zwilling, den man noch in den Schleierwolken erahnen konnte. Geminiden also.
Ich war kurz vor dem Zusammenpacken, denn die Bewölkung wurde erst dichter und das kleine Fernglas war nun beschlagen. Ich habe eh das meiste mit dem 20 × 60 angeschaut, denn freihändig kann man sehr schnell am Himmel hin und herschwenken und einfacher Objekte abklappern. Aber manchmal muss man einfach etwas Geduld haben. Und der Blick ganz im Süden, das kleine Fenster über den Alpen, blieb eben frei. Also nochmal den Pi Puppis-Haufen und den Stechenden Skorpion bewundert, dann wieder einfach Hinsetzen und Pausieren.
Bevor es ganz zuzog bekam ich nebenbei bemerkt wieder Besuch vom Revierjäger. Er fährt mittlerweile (was ich sehr nett finde) über einen Feldweg seitlich zu meinem Hügel, so blendet er mich nicht. Er lief dann ein paar Meter rüber zu mir und wir haben wieder mitternächtlich ratschen können. Er hatte sein Nachtsichtgerät dabei, um Schwarzwild zu finden. Diesmal habe ich nicht durchgeschaut, denn alles ist darin so hell, dass die Dunkeladaption komplett weg wäre. Ich muss es aber wohl doch nochmal geben lassen, um damit mal den Himmel anzuschauen.
Wieder allein und mit zugezogenem Himmel wartete ich, sah nur noch die helleren Sterne durch die Wolken, bis sie fast schon plötzlich große Lücken bildeten. Jetzt war der Krebs frei und das lädt ein, M 44, die Praesepe und M 67, den Methusalem schlechthin, aufzusuchen. Die Praesepe muss man wohl nicht beschreiben. M 67 wiederum ist auch im 20 × 60 nur ein großer diffuser Fleck ohne Einzelsterne. Die ganzen hellen Sterne sind eben schon ausgebrannt und weg. Die Erklärung, warum man keine Sterne sieht, ist daher logisch.
Jetzt war auch Auriga wieder frei. M 36 war mit bloßem Auge zu erkennen und wirkt im Fernglas kompakt, während M 38 auffallend groß ist, deutlich größer als M 36 und diffuser und mit weniger Einzelsternen. NGC 1907 ist mir hingegen nicht aufgefallen. Es war aber auch nur ein kurzes Rüberschwenken. Ich war neugieriger, wie die beiden Nebel westl. und östl. von der Fliegenden Elritze (Melotte 31) zu sehen sind. Zuerst IC 410 – der Kaulquappennebel. Die Quappen habe ich natürlich nicht gesehen, aber der Nebel an sich ist schon auffällig. Eine große, diffuse Aufhellung im 20 × 60. NGC 1893, der Offene Sternhaufen darin, war nicht wirklich auszumachen. Er geht in dem diffusen Nebel unter. Also gleich nach Westen zum nächsten Nebel, IC 405 (Flaming Star Nebula). Ich hatte ihn früher schon mal im 8 × 42 versucht, da aber nichts gesehen. Jetzt, mit dem großen Fernglas war auch der Flaming Star-Nebula erkennbar, aber diffuser, schwächer als der Nachbar mit den Kaulquappen. Trotzdem ein Erfolg.
Also kurz rüber zu den Zwillingen. 6m2 geht immer noch nicht mit bloßem Auge, also Grenzgröße so um 6m0. Heißt aber, dass der Himmel wieder halbwegs o.k. ist, was ja auch durch das Sehen von IC 405 klar war. M 35 war mit bloßem Auge zu sehen, also logischerweise mit dem Fernglas draufhalten! Im 20 × 60 war der Sternhaufen sofort als dreieckiger Nebel mit vielen aufgelösten Sternen zu sehen. Interessant war, dass parallel zu zwei Seiten jeweils ein dunklerer, sternärmerer Streifen zu sehen ist. NGC 2158, der direkt daneben, aber viel weiter entfernt ist, war auch klar als kleiner, diffuser Nebel zu sehen. Hübsch!
Der Südhorizont war zwischendurch auch zugezogen, jetzt wieder frei bis auf den untersten Rand knapp über dem Alpenkamm. Der Kompass war jetzt sehr gut zu sehen, was bedeutet, dass die drei Sterne alpha, beta und gamma Pyxidis als eine Sternenreihe zu sehen waren. Beta Pyxidis zickt ja oft mal rum, war in der Nacht aber erkennbar, erst nur bei indirektem Sehen, dann auch direkt (4 mag bei -35° ist jetzt kein Scheinwerfer).
Jetzt zog es erneut zu (vorher waren es größere Wolkenlücken), also schnell nochmal ins Achterdeck und M 46 und M 47 angeschaut. M 47 war deutlich, hell und es schon in Einzelsterne aufgelöst, M 46 direkt daneben hingegen nur ein diffuses Wölkchen. M 47 ist mit nur 1600 Lichtjahren Entfernung auch ein recht enger Nachbar von uns, M 46 hingegen mit 5400 Lichtjahren deutlich weiter weg. Eigentlich müsste man auch aus ihm Einzelsterne rauskitzeln können, denke ich, denn bei 8m7 fängt es damit an, aber der Himmel wurde wieder schlechter.
Ich hatte gehofft, noch ein Bisserl was von der Luftpumpe mit bloßem Auge zu sehen, aber das war mir nicht mehr vergönnt. Mittlerweile war es drei Uhr morgens und wieder alles voll mit Schleiern. Ein guter Moment, um schnell alles ins Auto zu packen und heimzufahren.
Der Himmel war mit 6m0 bzw. 21m2 ganz o.k., zunächst auch beeindruckend, was das Gefunkel an sich betrifft, dann zugezogen, dann wieder mit großen Wolkenlücken offen – nach der Durststrecke… was will man mehr? Und die Nacht bewusst nur mit Ferngläsern zu verbringen hat sich sowas von gelohnt. Zumindest, wenn man in der Wintermilchstraße spazieren geht.
Wenn ich als Fazit das Objekt des Abends für mich angeben müsste, würde ich direkt sagen, dass es der Stechende Skorpion, NGC 2451 war. Was für ein schönes Fernglasobjekt und auch etwas für kleine Teleskope. O’Meara schwärmt davon mit seinem 4-Zöller. Und manchmal geht so ein Objekt auch von Süddeutschland aus. Besonders hübsch ist der Anblick zusammen mit den Alpen – man muss nur ein bisserl nach Süden schwenken und die Alpen sind im Blick. Hat was! Und für die Jahreszeit sind -7°C auch noch recht friedlich.
Gezeichnet habe ich in der Nacht nichts, weil meine kleine Rotlichtzeichenlampe offenbar ein Sommergerät ist. Wenn ich sie in der Hand aufgewärmt habe, ging sie wieder, durchgefroren aber hat die Batterie gestreikt. Dafür habe ich vieles abklappern können. Hat auch was für sich.
Liebe Grüße,
Christoph