Preisentwicklung beim Wiederverkauf eines APOs

  • Die Optik hat einen irreparablen Vergütungsfehler

    Hm, evtl. mal AP direkt fragen? Die sind eigentlich ganz engagiert wenn es um ihre eigenen alten APO Produkte geht. Der Fehler in der Vergütung ist bestimmt nur auf der Frontfläche. Evtl. haben die eine Möglichkeit die Vergütung zu entfernen und eine neue drauf zu machen. (Sind Kratzer drauf??) Die AP Objekte sind mit Öl gefügt, ähnlich wie die von Busch. Die inneren Flächen sollten alle in Ordnung sein.


    Sagen wir mal für einen symbolischen Preis von 100EUR nehme ich das Ding und kümmere mich drum.


    Clear Skies,

    Gert

  • Es ist schwierig, den Verguetungsschaden zu beurteilen.

    PRO: Eine gute Mehrschichtverguetung reduziert die Reflektivitaet der Glasluftflaeche von 4% auf unter 1%. In Reflexion treten Zonen, wo die Beschichtung "abgeputzt" sind, stark hervor. Wenn eine gute Beschichtung im Durchschnitt eine Restreflexion im VIsuellen von 0.5% zeigt, sticht eine Reflexion von 4% in einer Zone, wo die Zone "weggeputzt" wurde, klar hervor. In Transmission jedoch zeigt die Zone statt 99.5% eine Transparenz von 96%. Dieser Unterschied ist kaum wahrzunehmen, selbst beim unscharf gestellten Stern und Beobachtung der Eintrittspupille. Im Bild ist es noch weniger, da der Flaechenanteil der Stoerung noch deutlich geringer ist: An den meisten Stellen ist die Verguetung ja noch erhalten. Also rein kosmetisch.

    CONTRA: Moderne Verguetungen haben als Standard ein sogenannte MIL-Norm. Die Spezifikation ist, dass die Verguetungsschicht keine merkbare Aenderung erfaehrt, wenn wiederholt ein Klebstreifen auf ihr befestigt und orthogonal abgezogen wird. Die abgelichtete Situation stellt aber eine merkbare Aenderung dar. Dies kann ein Hinweis darauf sein, wie grob die Putzaktion wirklich war. Im schlimmsten Fall haben wir einen "subsurface damage", also Kratzer.


    Welche Seite nun Recht hat, laesst sich von den Bildern nicht beurteilen. Kosmetisch sieht es halt nicht gut aus, vor allem bei einem so teuren Edelobjektiv. Aber in der Praxis?

    Echte Kratzer erzeugen Beugung, die den Kontrast mindert. Reine Verguetungsfehler erzeugen einen marginalen Lichtverlust. Wenn ich Kaufinteressent waere, wuerde ich zwei Tests am Stern machen:

    - Gibt es beim fokussierten Stern Spikes - also Strahlen, die radial vom Sternabbild fortweisen?


    - Sehe ich beim defokussierten Stern, also beim Anblick der Eintrittspupille, Variationen in der Helligkeit, die dem Muster der Wischer folgen?

    Danach wuerde ich meine Kaufentscheidung taetigen.


    Ob nun der Umstand, dass ein Haendler das Instrument mit einer Preiserhoehung weiterverkauft, ein Rolle in meiner Kaufentscheidung spielt, haengt davon ab, wie stark ich das Teil haben will. Dass Haendler Sachen billiger einkaufen als verkaufen, liegt in der Natur der Sache. Ob der Haendler einen Gewinn macht, wird der Markt regeln. Verboten ist es nicht, und hier in UK beispielsweise gibt es ganze Fernsehserien darueber, wie Antiquitaetenhaendler alte Sachen aufkaufen, aufmoebeln und mit Gewinn wieder verkaufen. Vielleicht ist ja auch eine neue Verguetung der Frontflaeche drin, um die angestrebte Gewinnmarge zu erreichen?

  • Noch ein Nachtrag:

    Vor ein paar Jahren wurde unserem Astroclub ein 150/1200er Refraktor angetragen. Ein Helios (=Sky-Watcher)- Achromat, noch auf einer EQ5 auf dem unsaeglichen Alustativ mit Plastik-Anlenkstuecken - wabbelt gut. Das Fernrohr lag jahrelang in seinem Pappkarton in einer Gartenhuette, die feucht und kalt war. Maeuse fanden ihren Weg - Pappe muss schmackhaft sein - und das Objektiv war jahrelang feucht. Wir bekamen das Instrument mit der Massgabe "Behaltet es oder schmeisst es weg". Ich habe seinerzeit das Objektiv zerlegt und gereinigt, dann wieder zusammengesetzt. Die Verguetung war angegriffen und sah schauderhaft aus! Dennoch - am Himmel machte es eine gute Figur! Ich konnte das ganze Teil an einem Stueck heraustragen und innerhalb einiger Minuten ein Dutzend Objekte finden. Bei den Plejaden sah ich sogar andeutungsweise den Meropenebel - die Nacht war fuer UK-Verhaeltnisse aussergewoehnlich transparent. Das Rohr machte einfach Spass, und es ist inzwischen im Fundus unseres Vereines.

    Klar, das ist jetzt nur ein Achomat mit einem Markwert von ein paar hundert Euro. Aber es zeigt, dass Verguetungsschaeden oft nur eine kosmetische Rolle spielen.

  • Dem kann ich nur beipflichten.

    Natürlich sind solche Sünden putzwütiger Zeitgenossen sehr unschön, schaden aber der optischen Performance nur unwesentlich.

    Wer zu langsam für die Anzeige auf a.de war und die Gewinnspanne des Händlers akzeptiert, bekommt sicher ein feines Gerät...... ;)


    Gruß & CS

    Franjo

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