Hallo zusammen,
im August und September hatte ich unerwartet viele klare Nächte. Normalerweise dominieren hier um die Jahreszeit dermaßen die Quellwolken, dass es wenig klaren Himmel gibt. Dieses Jahr war das besser. Ein paar Highlights dieser Schönwetterperiode fasse ich hier zusammen.
SNR G 65.3 +5.7 (Sh2-91, -94, -96)
Dies ist der große Supernovaüberrest nördlich von Albireo. Schon seit Jahren hatte ich ihn auf der Bebachtungs-Wunschliste, aber mir war klar, dass er sehr groß ist und damit viel Zeit und Geduld braucht. Ich beobachtete ihn an zwei verschiedenen Abenden mit meinem 20" Dobson, 128x Vergrößerung und [OIII] Filter. Insgesamt verbrachte ich damit 3 Stunden, weil ich mich jedem Filament intensiv widmen wollte.
Um die Filamente zu benennen, hatte Reiner Vogel auf seiner Website eine Nummerierung eingeführt, die ich hier übernehme: http://www.reinervogel.net/ind…?/artikel/Sh91_SNR_e.html
Viele Hintergrund-Informationen sind ja auf seiner Website, da braucht man nicht wirklich was hinzuzufügen.
Sh2-91
Filament 1:
Aufgesucht von phi Cygni (4.7 mag) und HD 185735 (8.2 mag) ausgehend. Als ich letzteren mit O-III Filter im Gesichtsfeld hatte, fiel mir dieses Filament sofort als gebogene Struktur auf, die gegenüber von diesem Stern am hellsten war. Ich konnte sie über etwa 30 Bogenminuten Länge nachvollziehen.
Filament 2:
Y-förmige Teilung sofort erkannt, ohne mir vorher auf der Aufsuchkarte eine genauere Orientierung zu holen. Südlicher Y-Balken am auffälligsten. Ähnlich gut sichtbar wie Filament 1. Alle anderen nun folgenden Filamente waren schwächer.
Filament 3:
Nicht gesehen.
Filament 4:
Lang und gerade. Sehr schwach, aber da.
Filament 5:
Längliche schwache Struktur, die sich noch wahrnehmbar vom Himmelshintergrund abhob. Davon abgesetzt das nordwestliche Ende dieses Filaments als schwacher, kleiner Fleck.
Sh2-94:
Dieses westliche Filament war als schwacher länglicher Schein erkennbar.
Filament 12:
Nicht gesehen.
Sh2-96: Mit diesem nördlichen Teil des SNR habe ich mir insgesamt schwerer getan als mit dem südlichen:
Filament 23: Nicht gesehen.
Filament 21:
Zwei separate, jeweils etwa 10-15 Bogenminuten lange, Filamente nachvollzogen. Also nicht durchgehend. Ziemlich schwierig.
Filamente 32 und 33:
Der “einfachste” Teil von Sh2-96. Lange, gekrümmte und schwache Struktur. Deutlich schwieriger als z.B. Filamente 1 und 2.
Filament 31:
Recht kurzes Filament, über eine Länge von etwa 15 Bogenminuten verfolgt. Schwach, aber da.
Dann wieder zurück zu phi Cygni. Damit habe ich eine Runde um diesen SNR absolviert.
Als Objekt des Monats 06/2023 hatten wir ja den Kugelsternhaufen NGC 6229. In seiner Umgebung, besser gesagt in Hintergrund, befinden sich die beiden Galaxiengruppen Arp 312 und Arp 103.
Arp 312 (PGC 59071, 59072, 59073)
PGC 59071: 16.2 bmag, 0.5' x 0.2', Typ: E
PGC 59072: 15.3 bmag, 0.7' x 0.4', Typ: E, Fluchtgeschwindigkeit: 11654 km/s
PGC 59073: 16.7 bmag, 0.5' x 0.3', Typ: Sbc
Die Datenlage ist etwas lückenhaft.
Im 20” Dobson bei 419x Vergrößerung eine Gruppe von 3 Galaxien, die rund, diffus und strukturlos wirkten. Bilden ein spitzes Dreieck mit etwa 1 Bogenminuten Kantenlänge. Etwa 1° südöstlich des Kugelsternhaufens NGC 6229.
Arp 103 (PGC 59061, 59062, 59065 - Zwicky's Triplett):
PGC 59061: 15.2 bmag, 0.9' x 0.7', Typ: Sa, 9405 km/s
PGC 59062: 15.4 bmag, 0.5' x 0.5', Typ: S0-a, 9418 km/s
PGC 59065: 16.2 bmag, 0.6' x 0.4', Typ: S0-a, 9449 km/s
Im 20” Dobson bei 419x Vergrößerung eine Gruppe von 3 Galaxien, die ein etwa 3 Bogenminuten langes, spitzes und Richtung Norden zeigendes Dreieck bilden. Etwa 2° südlich des Kugelsternhaufens NGC 6229.
PGC 59061 mit hellem Kern, und rundem diffusem Außenbereich. PGC 59062 hängt direkt daran und wirkt klein, rund und diffus. PGC 59065 in etwas Abstand, runde diffuse Galaxie.
Kronberger 56
Einer der planetarischen Nebel, die von Matthias Kronberger entdeckt wurden.
Im 20” Dobson bei 256x Vergrößerung mit O-III Filter ein recht einfaches Objekt. Elongierter Fleck ohne Strukturen, den ich problemlos mit indirektem Sehen halten konnte.
Clear skies
Robin