08./09. September 2023 - ein Ort, ein Himmel = zwei Dobsons

  • Hallo zusammen,


    Christoph und ich sind am Freitag 08.09.2023 gemeinsam mit unseren beiden Dobsons ( 22 und 24 Zoll) zu seinem Beobachtungsplatzerl.

    Vorab, es war eine super angenehme, laue September-Nacht mit hoher Luftfeuchtigkeit - am Ende wirkte alles wie mit einer Wasserpistole eingesprüht. Die hohe Luftfeuchtigkeit ließ dann den Himmel auch nicht so richtig dunkel werden. Christoph´s SQM ergab einen Wert von 21,0.


    Ich werde im folgenden nun mehr oder weniger aus meiner Sicht berichten ( das ist dann auch eher der Teil, der nicht so gut recherchiert ist :D ) und denke einmal - Christoph wird das dann in gewohnter Weise informativer und genauer schildern ;) .


    Nach der Fertigstellung meines 24er hatte ich ja das Mobilitätsproblem - die Autos des Carsharings in meinem Ort waren einfach toooooo smaaaaaal <X Der Verein bietet glücklicherweise an anderen Orten für Dobsonauten mit mittlerem Equipement noch geeignete Fahrzeuge an. Und... I´m so happy - ich konnte zu Christoph mit dem Auto fahren und konnte alles für die Beobachtungsnacht mitnehmen. YES!!!!!!!!



    Der gemeinsame Aufbau der Dobsons verlief recht harmonisch - zwei haptisch durchtrainierte Akademiker waren zeitgleich fertig! Bis Mondaufgang so gegen 0:30 Uhr hatten wir somit noch etwas Zeit zu Spechteln!


    Mein erstes Objekt war M57.

    • im 31er Nagler (Vergrößerung 68-fach, Austrittpupille 8,8 mm) konnte ich den Ringnebel sofort sehen
    • im 7er Nagler  (Vergrößerung 302-fach, Austrittpupille 2,0 mm) ist der Ring strukturiert - erinnert mich an die Iris eines Auges; der kreisrunde Innenbereich ist eine hellere Nebelwand; der Zentralstern war nicht erkennbar

    In Richtung Osten wollte ich die Position von Andromedas Parachute (Quasar J014709+463037) finden.

    • hierzu habe ich mich anhand von Antlanten wie z.B. Deep Sky Atlas, SkySafari und Online-Berichten bezüglich des Findens vorbereitet
    • das Finden der Position hat funktioniert - toll

    Meine erste Skizze zeigt das etwas größere Feld als der 8x50 Sucher (5° Grad Blickfeld)



    Gerade die beiden Dreiecke haben mir sehr geholfen.


    • mit dem 31er in das letzte Dreieck und wieder mit dem 7er hinein gezoomt


    Diese Skizze ist im Nachhinein mit meinen Vorbereitungen noch einmal angefertigt - wichtig die Orientierung wie sie im Okular zu sehen war - stimmt nicht mit der Skizze überein. Eigenlicht müsste alles um 180° gedreht sein.

    • Die Knickgerade konnte ich der bei der Vergrößerung von 302 fach sehen - das kleine Dreieck war sehr zart (dafür wäre ein dunkler Himmel besser)
    • Die Verlängerung der Knickgerade führt dann zu der kleinen Sternengerade
    • Andromedas Parachute habe ich als Lichtpunkt erkennen können 

    Obwohl das Seeing ganz passabel war - kaum ein Flimmern bei 302-facher Vergrößerung - konnte ich nur aufgrund des Vorwissens sagen - das ist ein Quasar (und zwar was für einer!!!!) Für die Form bzw. Struktur müssen eindeutig bessere Bedingungen her - ich denke, wir müssen einen Betriebsausflug in Hochgebirge machen!!!!!!!!!


    ABER - ich habe uuuuuuuraaaaaaaltes Licht gesehen :love: :love: 8o 8o :) :) 8) 8)


    Nach diesem Event war ich eigentlich schon gar nicht mehr astrotauglich und Christoph hat dann dankenswerterweise das Astro-Guiding in die Hand genommen.


    Andromedanebel M31, M32 und M110


    Ich wusste nur von Fotos, wie groß diese Galaxie ist, aber das mit einem 31er Nagler abzufahren ist schon sehr abgefahren!!! Wow, was für ein Riesentrumm...


    M76 kleiner Hantelnebel - ein herrlicher Schmetterling - im 9er Nagler (Vergrößerung 235-fach, Austrittpupille 2,6 mm) wirkte er richtig groß und strukturreich.


    Saturnnebel - NGC 7009 - im 9er sehr hell (vH=+8,0mag) und die Verlängerungen in der langen Ellipsenachse waren zu sehen. Der OIII-Filter war leider völlig vom Tau durchnässt und Christoph hat länger mit den Fön das Filterchen getrocknet. Leider ging zwischenzeitlich der Saturnnebel immer mehr in Richtung Horizont und der OIII, als er dann endlich einsatzbereit war, brachte dann nicht mehr an Infos - zu langsam!!


    Saturn und Jupiter beeindrucken im 24 Zoll einfach nur und es stellt sich eher die Frage, welche Brillen verwende ich nun zum Beobachten.


    Ein paar Galaxien sind mir entfallen, da kann aber sicherlich Christoph im Infos aushelfen.


    Insgesamt eine schöne Beobachtungsnacht bei angenehmen T-Shirt Temperaturen.


    viele Grüße

    René

  • Servus,


    Tja mit 2 Zenitprismen bewaffnet HÄTTET ihr natürlich ein Bino zusammen stellen können. Dann wär der Parachute wahrscheinlich aufgelöst gegangen... :/ ;)


    Aber ja, gute Unternehmung. Zu zweit macht das natürlich Spass !


    Den Parachute hab ich auch noch nicht gesehen, hab ich mir gleich mal notiert für die nächste gute Nacht.


    Schönen Gruss an den Staffelsee,

    Peter

  • Hallo Peter,


    Der Bino-Ansatz hat schon was… mal sehen, was aus dieser Idee noch wird ;)


    Ich spiele ja immer noch mit dem Gedanken - die Spiegelbäckerei zu eröffnen, einen (oder dann halt zwei) Spiegel zu slumpen und auf F2.8, ganz im Sinne von Mel Bartels, herzustellen.

    Aber ja, gute Unternehmung. Zu zweit macht das natürlich Spass !

    Danke! Und Spaß hat es gemacht 8)


    Ich war gestern auf heute (9./10. Sept) noch einmal draußen. Die Bedingungen waren schlechter als am Vortag - es war noch mehr Feuchtigkeit in der Luft. M33 hat sich kaum vom Hintergrundhelligkeit absetzen können. Somit konnte ich den Versuch des OdMs für September und Jones 1 vergessen. Das machte keinen Sinn.


    Danke auch an alle Sternchengeber :)


    Viele Grüße

    René

  • Servus René,


    der Himmel war zwar grauslig (allerdings wolkenlos), aber es war dennoch eine wunderschöne und gemütliche Nacht. Erst gemeinsam im Garten grillen und dann raus zum Spechteln, besser kann es ja kaum sein.


    Ein paar wenige Ergänzungen:


    M 31 – hier haben wir beide NGC 206 angeschaut, eine sehr große Sternassoziation im Andromedanebel. Durch relativ helle Vordergrundsterne, die Muster bilden, ist die Lage leicht zu finden und siehe da, dort war eine deutliche, längliche Aufhellung, die erstmal wie eine eigene, schwache Galaxie wirkt. Bei genauerer Betrachtung kann man aber den unruhigen Hintergrund zwischen dem Kern des Andromedanebels bis hin zu NGC 206 als Teile der großen Galaxie erkennen, wodurch dann klar wird, dass es ein Teil des Andromedanebels ist. Es wäre hier mehr genangen, wenn die Bedingungen nicht so schlecht gewesen wären.


    NGC 6015 im Drachen – mit 11m0 eigentlich sehr hell, aber sie war schwach, hob sich wenig ab (oder es war doch ein anderes Ziel, was ich im Nachhinein eher vermute). Das Zielfernrohr war beschlagen, alles tropfte vor Nässe... nun gut, kann man ja in einer anderen Nacht wieder besuchen.


    M 13 – hatten wir eingestellt, als meine Frau zu Besuch kam (nebst Tobi, unserem Hund). Im 4,7 mm Ethos war das ein Traum. So plastisch und bis in den Kern hin mit Sternketten sowie richtig deutlich dem Mercedesstern (und weiteren dunklen "Kanälen"). Ich kann mich da kaum sattsehen. Und natürlich, wenn man schon da ist, NGC 6702, die 11m4 helle Spiralgalaxie in der Nähe von M 13. Wir konnten deutlich den hellen Kern sehen sowie eine asymmetrische Form, die bereits die Spiralstruktur andeutet. IC 4617 hingegen war nicht zu erkennen (jedenfalls nicht auf die Schnelle).


    Dass sich vom Saturnnebel die Jets ab und zu aus dem Nebelglimmen herauskondensietr haben, fand ich cool. Würde ich auch gern nochmal bei g'scheitem Himmel sehen.


    Es ist unglaublich, was Luftfeuchtigkeit ausmachen kann. Das Seeing war gut, aber die Transparenz nicht. Die Milchstraße war ohne Details, nur verwaschen, der Himmelshintergrund diffus hell und die visuelle Granzgröße war jenseits von gut und böse. Am Tag vorher waren die Alpen (tagsüber) noch gut zu sehen, am Beobachtungstag aber gingen sie im Dunst unter. Der Tag drauf war noch schlimmer, da war sogar das gegenüberliegende Ufer des Ammersees von Dießen aus im grauen Schleier. Nachts war es noch schlimmer, noch weniger Milchstraße. Noch weniger Details (dass ich in der Früh raus musste und deshalb am Samstag nicht spechteln konnte, wird dadurch etwas entschädigt. Gestern Nacht aber, da war es plötzlich wieder klar, transparent, die Milchstraße war um 22 Uhr bei meinem Abendgassigang viel besser als bei uns um Mitternacht. Und mit Strukturen (und ich musste heute wieder zur Arbeit). Aber man steckt nicht drin, ist eben Freiluftsport. Umso größer die Freude, wenn klarer, transparenter und trockener Himmel auf Zeit stößt.


    Das gemeinsame Spechteln hat jedenfalls irre Spaß gemacht und ich habe dabei klar festgestellt, dass ich doch lieber mit dem Leuchtpunktsucher als mit einem Sucherfernrohr arbeite. Letzteres ist zu sperrig, beschlägt zu leicht und man sieht zu viel. Zum Aufsuchen reichen mir die Sterne bis 6m5. Die sehe ich in einer guten Nacht mit bloßem Auge. Mehr verwirrt da nur, finde ich.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo Rene



    Gratuliere zum Andromedas Parachute.

    Das ist einer meiner persönlichen Highlights am Himmel. Ich habe in drei Beobachtungsnächten vergeblich versucht, seine Position zu bestimmen.

    Zwischenzeitlich finde ich ihn meist ohne Karte.

    Ich starte aber immer zwischen den Sterne HR518 und HR504 und komme so zu deiner Knickgeraden mit 120fach Vergrößerung, Der kleine Stern in fast Verlängerung zu Deiner Knickgeraden wird dann mittig auf mind. 400fach vergrößert.

    Ich kann jedenfalls Deine Erfolgsgefühle mitfühlen :thumbup: :S :thumbup:



    Gruß

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