Bilder der Sonne mit einer einfachen Kamera.
Hallo,
Hier im Forum hat Andreas seine Vorgehensweise Bilder von der Sonne zu erstellen bereits vorgestellt. In diesem Thread möchte ich meine Vorgehensweise vorstellen.
Ich habe eine Kamera... Nicht einmal angeschafft für die Astronomie, sondern um eben mal eine etwas "bessere" Digitalkamera zu haben, um eben mal ein Bild aufzunehmen. Die digitalen SLR Kameras waren mir zu wuchtig, ich entschied mich für eine Angebot beim Saturn-Markt in Nürnberg, mir eine spiegellose digitale Kamera zuzulegen. Vor einigen Jahren gab es im Saturn Markt in der Vorderen Ledergasse noch eine große Fotoabteilung, jetzt hüllen wir am besten den Mantel des Schweigens darüber, was davon übrig geblieben ist...
Die Beobachtung der Sonne interessiert mich schon seit über 40 Jahren, ab und an habe ich mal versucht die Sonne zu fotografieren, das aber noch nie so richtig verfolgt. Das Bild stammt aus dem Jahr 2001, abfotografiert vom Okular:
Oder dieses hier aus dem Jahr 2017:
Entstanden am Schiefspiegler mit der Panasonic LUMIX G70.
Zu meinem Aufzeichnungen der Sonne wollte ich auch immer schon Bilder anfertigen, aber mit einer unkomplizierten Kamera, ohne einen Laptop mitnehmen zu müssen, ohne einer speziellen Planetenkamera. Nur ein paar einfache Übersichtsfotos.
Ein paar Fotos entstanden am 110/1035mm Maksutov Cassegrain von Vixen mit Filterfolie. Ein unmögliches Teleskop, das eine schlechte Abbildung hat. Die Bilder sahen auch entsprechend aus:
Die Bilder wurden einfach nur flau...
Mit der Anschaffung vom 152/1200mm Refraktor mit Herschelprisma änderte sich die Situation grundlegend:
Mit dieser Kombination schaffe ich es, solche Fotos der Sonne anzufertigen:
Die Sonne vom 25. Mai 2023.
Für die Aufnahme der Sonne verwende ich eine Panasonic LUMIX G70, die ich fokal an das Herschelprisma anschließe. Die Kamera hat 3,7µm große Pixel.
Die Kamera schließe ich mit einer Ringschwalbe an das Herschelprisma an. Der Polfilter wird dabei nicht eingesetzt. Die Reihenfolge setzt sich zusammen aus:
- 152/1200mm ED-Refraktor.
- Okularauszug.
- IR/UV Cut on KG3 Filter.
- Herschelprisma.
- ND 3.0 Neutralfilter.
- Kamera.
Mit der Serienbildfunktion meiner Kamera nehme ich dreieinhalb Minuten lang ununterbrochen Fotos von der Sonne auf. Die Kamera steuere ich dabei mit einem programmierbaren Fernauslöser an. In diesen dreieinhalb Minuten erstellt die Kamera circa 2.000 einzelne Bilder im jpg Format. An der Kamera ist dabei "jpg Fine" eingestellt. Den Weißabgleich stelle ich auf "klarer Himmel" ein. Den ISO Wert stelle ich je nach Jahreszeit und damit der scheinbaren Helligkeit der Sonne zwischen 250 und 400 ein.
Die Aufnahmeparameter an der Kamera sind:
- Manueller Modus.
- Belichtung 1/13.000 Sekunde.
- ISO überwiegend 320.
- Weißabgleich klarer Himmel.
- Serienbildaufnahme.
Meine Kamera bietet eine Ausschnittsvergrößerung als Fokusierhilfe an. Mit dieser Fokussierhilfe fokussiere ich die Kamera mit Hilfe der Feinverstellung vom Okularauszug so genau wie möglich auf einzelne Sonnenflecken. Zum fokussieren benutze ich nicht den Monitor der Kamera, sondern den Sucher. Durch die Helligkeit am Tag ist die Sonne auf dem Monitor nicht genau genug zu sehen. Beim Blick durch den Sucher wird das Licht der Umgebung geblockt, und die Sonne ist deutlich besser zu sehen, um sie zu fokussieren.
Ich zentriere dann die Sonne auf dem Chip der Kamera und starte mit dem Fernauslöser die Aufnahme der Sonne. Bei der Aufnahme korrigiere ich die Position der Sonne auf der Kamera, falls das durch eine ungenaue Aufstellung vom Teleskop nötig ist.
Nach meiner Erfahrung nach sollte das Bild der Sonne nicht zu stark belichtet werden. Bei zu langer Belichtung oder einem zu hohen ISO-Wert wird das Bild der Sonne zu hell, die Granulation und auch die Fackeln werden überbelichtet und sind dann im feigen Bild kaum mehr zu sehen.
Mit dem Programm "RegiStax6" bearbeite ich die Bilder weiter.
in den Grundeinstellungen habe ich im "Automatic Processing" die Einstellungen:
- Algin to Wavelet
- Algin to Stack
- Stack to Wavelet
aktiviert.
Ich verwende die Einstellungen wie sie hier im Bild zu sehen sind.
Ich verwende zum ausrichten der Bilder (Align) nur 100 Ausrichtpunkte. Weiterhin verwende ich 50% der besten Bilder (Best Frames (%))
Zum entrauschen und schärfen der Bilder verwende ich nur drei Ebenen (Layer) die ich nicht sehr aggressiv einstelle.
Ich bearbeite den Kontrast und die Helligkeit ebenfalls in RegiStax.
Nach dem schärfen der Bilder speichere ich das fertige Bild als TIF-Bild und bearbeite dieses mit Gimp weiter.
Im Programm Gimp passe ich noch die Helligkeit und den Kontrast an. Die Werte die ich dazu verwende sind im Bild zu sehen.
Anschließend markiere ich das Bild der Sonne mit der Elliptischen Auswahl in Gimp und kopiere das ausgewählte Bild.
Ich erstelle dann ein neues Bild und füge das kopierte Bild in dieses ein.
Mit dem Werkzeug "Transformationen - Spiegeln" und...
...und dem Werkzeug "Transformationen - Drehen" richte ich das Bild der Sonne so aus, das es dem SDO Bild entspricht.
Mit dieser Vorgehensweise erhalte ich vergleichbare Bilder, besonders dann, wenn ich die Gelegenheit habe, die Sonne ununterbrochen über mehrere Tage aufzunehmen. Die Veränderungen der Sonnenflecken sind dann gut zu sehen.
Mit dem Programm IrvanView passe ich noch die Größe vom fertigen Bild an und setzte mein Copyright darunter.
Die Sonne vom 22. August 2023.
Mit dieser Methode habe ich mir eine Möglichkeit geschaffen, einfach gehaltenen Übersichtsaufnahmen der Sonne mit einer handelsüblichen spiegellosen Kamera anzufertigen.
Das Bild der Sonne vom 25. Mai 2023 ist vom Helligkeitsverlauf "flacher" als das Bild vom 22. August 2023. Dazu stelle ich im Gimp den Kontrast und die Helligkeit nicht so extrem ein. Dadurch sehen die Flecken besser aus, die Randverdunkelung und die randnahen Fackeln kommen dadurch aber nicht so sehr zur Geltung.
Meine nächsten Versuche Bilder der Sonne im Weißlicht aufzunehmen laufen auf einer Barlowlinse hinaus, und falls meine Kamera mal verschlissen ist, auf eine Kamera mit kleineren Pixeln.
Viele Grüße
Gerd