Servus beinand,
ich bin im Moment wegen meines Haupthobbies (Mykologie) viel unterwegs und eingespannt, weshalb ich lange nicht dazu kam, aktiv hier zu sein. Und kaum komme ich ins Forum zurück, finde ich sehr viele, neue Beobachtungsberichte, was ich absolut klasse finde. Ich werde auch nächste Woche noch sehr abgelenkt sein, aber dann kann ich später all die Berichte in aller Ruhe lesen und genießen. Schonmal ein kollektives Danke an alle Beobachter/-innen. Aber jetzt kommt erstmal mein erster Beobachtungsbericht mit meinem ersten Dobson:
Endlich war es soweit, in der Nacht vom 10. auf den 11. August 2023 konnte ich meinen neu gebraucht angeschafften Dobson ausführen. Alle Apps sagten eine wolkenlose Nacht voraus. Wunderbar! Doch bevor es losgehen konnte, musste ich noch ein Bisserl was vorbereiten. Das kommt davon, wenn man sich als Einstiegsdobson einen 22-Zöller gönnt.Was mir noch fehlt ist der nötige Paracorr (Lieferzeit...) und das bestellte 20 mm Ethos. Stathis war so nett, dass er mir seinen Paracorr einfach geliehen hat und zudem ein 21mm- und 8 mm-Okular (Nagler). Nochmals vielen Dank Stathis!
Zu den Daten des Teleskops: 22 Zoll (klar), sprich 650mm Öffnung, Brennweite 1944mm (f/3,47), durch den Parracor aber ank 15% Barloweffekt auf f/4 verlängert bzw. auf 2236mm Brennweite. Als Okulare nutze ich hauptsächlich mein 38mm von Omegon (zum Aufsuchen als Überblicksokular, mit entsprechend Restkoma, aber sooo schlecht ist das nicht mit dem Parracor zusammen) und meist mein 10mm Ethos von TeleVue, selten mein 4,7mm Ethos. Die 21mm habe ich meist direkt übersprungen (Anmerkung: die zweite Beobachtungsnach, deren Bericht noch kommen wird, lief besser und da gabe ich ein auch die 20mm genutzt bzw. die 21mm von Stathis).
Ich könnte die zusammengepackte Box zwar prinzipiell hochheben, aber dafür ist alles zu groß und sperrig. Nicht nur, dass ein Hexenschuss droht, nein, ohne guten Griff geht das kaum. Beim Abholen waren wir zu zweit und da ging es mit dem Rein- und Rausheben.
Die Lösung: Ladeschienen, da der Dobson wie eine Schubkarre bewegt werden kann. Doch so einfach ist das nicht, wenn der Kofferraum dummerweise eine erhöhte Kante hat:
Die Staubigkeit des Kofferraums *hüstel* bitte ich zu übersehen. In dem Auto führt hinten sonst unser Hund mit.
Und dann ist die Rockerbox mit den Rädern so lang, dass die Rücksitze ausgebaut werden müssten. Einerseits ein rechter Aufwand und andererseits gar nicht möglich, da einer der drei absolut klemmt. Gut, meine KFZ-Werkstatt könnte das wohl beheben, aber will ich wirklich immer die Sitze ausbauen? Und das Problem mit der Kofferraumkante bleibt. Also ab in den Baumarkt (nachdem ich das Autoinnere vermessen habe) und ein großes Brett zuschneiden lassen.
Damit nichts passieren kann, z.B. das Brett verrutschen und dann von der Kofferraumkante nach unten fallen kann, was das Ausladen sehr erschweren würde, habe ich noch zwei Stege hingebaut, Durch wird das Kofferraumvolumen zwar verringert, aber jetzt kann man alles relativ eben bzw. etwas bergauf hineinschieben..
So schaut's dann aus. Aber die Oberfläche ist sehr rutschig und ich will ja auch Kurven fahren können. Also noch etwas Antirutsch auf das Brett und es kann losgehen...?!
(Man sieht übrigens auf dem Bild meinen Hut, nicht den des Teleskops...) Doch leider ging das so dann doch nicht. Beim Einladen stößt nun der Hut (des Teleskops), der in die Rockerbox gesteckt wird, oben am Autodach an, da man für den „Schubkarrenbetrieb“ das ganze Ding recht weit hinten anheben muss. Mist! Hatte alles so gut gedacht… Also musste ein Teil der Antirutschaufkleber wieder runter, damit ich das Teleskop am Ende über das Brett schieben kann. Und ja, jetzt geht es gut.
Das Plastikg'raffe im Hintergrund liegt an einer Begegnung mit einer zu hohen Kante, wodurch ich meine vordere Stoßstange / Schürze verloren habe. Das ist ein Teil davon. Ist aber schon repariert / zusammengeschraubt / geflickt.
Rockerbox mitsamt Hut ist also verstaut, Heureka! Doch damit ist der Kofferraum ziemlich voll. Es muss aber noch hinein: die Stangen (kein Problem, passen neben das Teleskop), die Schubkarrenstangen (zwei lange Metallstangen) – passt auch daneben. Höhenräder, Klapptisch(!) und Campingstuhl (man will sich ja auch mal in aller Ruhe hinsetzen und Sternkarten lesen oder was trinken oder sonstwie ausruhen) – letzterer macht bereits räumliche Probleme. Und die Laderampen müssen ja auch noch rein, dann die Okulare nebst Parracor, dann mein Ordner mit dem ausgedruckten TriAtlas, Stifte, Klemmbrett. Ach ja, nicht zu vergessen eine Powerbank und der Fön, falls was beschlägt… nun, den üblichen Kruscht, den man so braucht. Und siehe da, mein Roomster ist am Ende komplett voll, inklusive Beifahrersitz. Tetris Spielen ist nix dagegen. Und ich dachte, ich könnte meinen süßen 8-Zöller parallel mitnehmen *hüstel*. Ich brauche also ein größeres Auto! Doch das ist im Moment kein Thema. Es muss so gehen und es geht auch. Oder hab ich noch was vergessen? Winterjacke(!) ist auch eingepackt (einstellige Temperatur ist vorhergesagt). Hm, irgendwas habe ich sicher vergessen, aber mir fällt nichts mehr ein. Also los zu meinem Hügel…
Das Ausladen war schwieriger, weil sich der Campingstuhl mit den Rädern der Rockerbox verbündet hat uns sich wehrte. Aber schließlich konnte ich alles rausbugsieren. Jetzt erstmal durchatmen, die schöne Abenddämmerung genießen (die Sonne ist gerade untergegangen) und dann in aller Ruhe aufbauen… Denkste! Jetzt passierte das, was eigentlich nie passiert. Von hinten, der Seite, wo die kleine Straße, auf der ich stehe, in einen Feldweg übergeht, kommt ein Auto. Und ich habe gerade alles komplett auf der Straße verteilt, Tisch, Campingstuhl, Rockerbox mit Spiegelbox und Hut, alles weitere an Geraffel… Also zum Auto gehen, Bescheid geben, dass ich alles kurz zur Seite schieben kann… Aber – und das gefällt mir so an meiner Gegend – aus dem Auto heraus wurde ich freundlich gegrüßt und mir wurde gesagt, dass es doch kein Problem sei, er fahre über die Wiese an mir einfach vorbei. Nur keinen Stress! (Ich kenne das von dem Jäger, den ich des Öfteren nachts treffe und auch von mehreren der hier aktiven Landwirte, aber es muss ja nicht jeder so reagieren und das Auto und die Insassen kannte ich ja nicht). Der Fahrer war aber (positiv, freundlich) neugierig, was ich da eigentlich mache. Er stiegt aus, seine Frau auch, und wir gingen zu dem noch nicht aufgebauten Teleskop. Nach der Erklärung, was das überhaupt ist, denn unaufgebaut sieht es ja nicht nach Teleskop auf, wurde ich gefragt, ob sie später nochmal vorbeikommen dürfen und auch mal durchschauen könnten und wie lange ich denn draußen sei. Und klar, warum nicht? Wir verabredeten uns auf kurz nach Mitternacht und die beiden fuhren über die Wiese an mir vorbei nach Hause. Sie waren vorgewarnt, dass ich das Teleskop das erste Mal alleine benutze und ich nicht versprechen könne, dass alles klappt, aber später kamen sie tatsächlich vorbei.
Aber jetzt, wieder allein und schon etwas dunkler, ging es los mit dem Aufbau. Das Anbringen der Höhenräder fand ich vorher beim Üben daheim immer etwas kniffelig und ich hatte mich auch beim ersten Ausprobieren vor dem Kauf da ein Bisserl angestellt, aber jetzt habe ich den Bogen raus (denke ich). Man muss die Schrauben sauber durchfädeln und dafür muss man die Spiegelbox ein wenig anheben, nur minimal. Und wenn man das im Gefühl hat, dann geht’s ganz locker. Die Stangen sind ein Kinderspiel und den etwas sperrigen Kopf zu halten und auf die Stangen zu setzen, geht auch schon problemlos. Und schon steht er da, in voller Pracht.
So, noch den Leuchtpunktsucher angebracht, dann das Sucherfernrohr… äh ja bzw. nein, das Sucherfernrohr, das war es, was ich vergessen hatte. Na super! Deshalb das Gefühl, es fehle was… Ohne ist der Hut zu leicht und der Dobson kippt bei zu starker Neigung wie ein Stehaufmännchen zurück. Hm, da ich sonst nur den Leuchtpunkt nutze (nebst GoTo bei meinem 8-Zöller) ist mir das Fehlen nicht bewusst aufgefallen. Also improvisieren… ich habe mein Fernglas als Ersatzgewicht verwendet und das am Hut so angebracht, dass es nicht runterfallen kann. Leider habe ich mein kleines Fernglas dabei gehabt, das etwas zu leicht dafür ist. Mit Okular und dem Zusatzgewicht des Fernglases hält der Dobson seine Position. Wechsle ich aber das Okular, dann ist er wieder oben zu leicht und kippt weg. Unpraktisch, wenn man die Vergrößerung ändern will. Dem war aber nur bei recht weit gekipptem Fernrohr so, störte also nur hin und wieder.
Für mich ist ja alles neu, was den Dobson angeht. Die Justage per Laser geht aber gut und ist kein Problem. Den Paracorr musste ich aber erst so richtig kennenlernen. Ich dachte, man stellt die Position einfach nach Gefühl ein bzw. es sei egal, solange man in den Fokus kommt (falsche Position gleicht der OAZ aus, dachte ich). Dem ist aber wohl nicht so. Ich habe erst später eine Anleitung gefunden. Demnach sind meine Ethosse 10mm und 4,7 mm bei Position H, mein Übersichtsokular (38 mm) wohl bei A und das 21mm, das mir zusammen mit dem Paracorr dankenswerterweise Stathis ausgeliehen hat (bis beides geliefert wird), auch auf Position A. Ich fand nämlich die Sternabbildung nicht optimal bei 10mm und 4,7mm, aber jetzt kenne ich den Grund. Man lernt ja. Der Anblick durch die Ethosse ist dennoch grandios gewesen (Gesichtsfeld, Blickfeld… und bei Nebeligem fällt das mit der Sternabbildung nicht ganz so auf).
Wie auch immer, jetzt war alles startklar. Da der klare Himmel erst angesagt war, dann wieder nicht und dann erst am Ende des Vortags wieder als eher gesichert gemeldet wurde, hatte ich keine Zeit, mich objekttechnisch sauber vorzubereiten. Wäre auch nicht nötig, dachte ich im Vorfeld, denn ich kann ja für das (auf mich bezogene) ausführliche First Light auch anhand von Standardobjekten genießen. Der Umgang muss ja erstmal geübt werden.
So, los ging‘s direkt mit M 57, dem Ringnebel in der Leier. Denn hatte ich direkt vor dem Kauf einmal durch eine kleine Wolkenlücke anschauen können, jetzt aber eben ausführlich. Mein neu angeschafftes SQM-Meter zeigte 21m2 an. Die Milchstraße war sehr strukturiert zu sehen, aber der Himmel war schon besser. Die Luftfeuchtigkeit ging zwar noch (wurde später dann recht heftig), aber keine ganz optimalen Bedingungen. Im Teleskop habe ich dann einen sowas von hellen Ringnebel sehen dürfen! Der ovale Kringel besteht aus zwei etwas unterschiedlich hellen Strukturen und das Innere des Kringels ist nebelig ausgefüllt. Im Vergleich zu dem, was ich vom 17-Zöller der Volkssternwarte Buchloe kenne, war das klar heller und kontrastreicher. OIII brachte nicht viel, außer, dass jetzt die Heterogenität des Kringels selbst noch etwas deutlicher wurde. Ich habe mich bis zum 4,7mm-Okular vorgearbeitet, was einer Vergrößerung von ca. 475× entspricht, aber den Zentralstern konnte ich leider nicht ausmachen. Vielleicht mir optimierter Paracorr-Einstellung.
M 56, der kompakte, schöne Kugelsternhaufen in der Leier, bietet sich als nächstes Objekt förmlich an. Der Ringnebel geht mit dem Leuchtpunktsucher sofort ohne Probleme, da die Position ja sehr genau erkennbar ist, bei M 56 hingegen ist es mehr ein Schätzen, wo er ungefähr ist. Aber auch das war mit nur ein bisserl Herumrühren (Zenitnähe ist so ne Sache) kein Problem. Der Anblick war toll! Im 10mm-Okular bei ca. 225× war er bis ins Zentrum in Einzelsterne aufgelöst. Was für ein Gefunkel! Stark!
Eigentlich sollte M 56 als Einstieg dienen, um NGC 6765 zu besuchen, einen weiteren, aber lichtschwächeren Planetarischen Nebel in der Leier. Hier machte sich aber das Fehlen der Vorbereitung bemerkbar. Die Orientierung mit Hilfe des TriAtalas war schwieriger, als ich dachte (wenn man zu viele Sterne sieht, erkennt man den Wald vor Bäumen nicht) und ohne genaue Kenntnis der exakten Position des Nebelchens war es mir nicht möglich, diesen zu finden. Nun gut, auch was gelernt. Rein manuell ohne GoTo ist halt nicht ganz so einfach. Back to the Roots, das wird schon.
Also „zur Belohnung“ umgeschwenkt und M 13 eingestellt. Geht auch direkt und sofort. Und wieder „Wow!“. Der Mercedesstern kommt fast plastisch rüber, ist sowas von auffällig (im 8-Zöller musste ich mir da fast die Augen verrenken, bis ich ihn gesehen habe). Und NGC 6207… auch sehr hell, sehr auffällig und in dem länglichen Nebel mit Knoten, die man ausmachen kann. Mit ihren 11m4 ist sie auch im 8-Zöller zu sehen, aber eben nur zu sehen. Jetzt ist sie auffällig, hell.
Weiter geht’s mit dem Sightseeing… Schnell M 11, den Wildentenhaufen im Schild eingestellt. Da wurde mir dann beim Okularwechseln klar, dass es noch das oben beschriebene Problem gibt. Aber egal, den findet man auch per Leuchtpunktsuche rund bei 225×. M 11 kennt aber jeder, Beschreibung erübrigt sich, denke ich.
So, der Test geht weiter. Wieder das 38mm-Okular (ca. 60× Vergrößerung) genommen und einfach mal im Drachen spazierengeschaut. Der Test: ich muss da doch irgendeine der vielen helleren Galaxien erwischen, einfach so, da sie ja viel deutlicher als im 8-Zöller auffallen. Und ja, das ging. Ich habe recht schnell zwei helle „fette“ Nebelflecke im Gesichtsfeld. Und in einer Reihe noch einen Reflex? Schmal und lang? Nein, kein Reflex, eine edge-on-Galaxie. Klar, ich habe das Draco-Triplett erwischt, einfach so, beim Herumschwenken. Coole Sache. Also gleich hoch auf 225× und die drei hellen Galaxien, die auch als Holm 719 bekannt sind, näher betrachtet.
NGC 5981 ist diese schmale, lange edge-on-Galaxie, 2,7 × 0,3‘ groß, 120 Millionen Lichtjahre entfernt und 13m2 hell. Also noch im visuellen Beuteschema für meinen 8-Zöller. Aber auch hier: keine schwache, längliche Aufhellung, sondern eine helle, graue Nadel. Stark, muss ich wieder sagen.
NGC 5982 ist einfach nur ein noch hellerer Nebelfleck, etwas elongiert und mit einem auffallend hellem Kern (LINER-Galaxie, 11m0 hell).
NGC 5985 wiederum ist eine Spiralgalaxie, die uns ihre breite Seite zeigt, mit 11m1 auch sehr hell. Zudem ist sie eine Seyfert-I-Galaxie, was am stellar hell erscheinenden Kern gut erkennbar ist. Was im 8-Zöller aber gar nicht gegangen wäre (da bin ich mir sehr sicher): die Spiralstruktur war erkennbar bzw. zu erahnen.
Die mangelnde häusliche Vorbereitung ist gut daran zu erkennen, dass ich NGC 5976 nicht versucht habe, ausfindig zu machen. Diese kleine Galaxie liegt in einem Sterndreieck in direkter Verlängerung des Tripletts nach Westen hin, ist mit ihren 14m8 aber keine helle Leuchte. Bei einem weiteren Besuch des wunderschönen Draco-Tripletts wird sie aber (hoffentlich) fällig!
Nun kam wieder ein Auto, aber schon rein uhrzeittechnisch dürften es die beiden sein, die vorhin schon da waren, als ich aufgebaut hatte. So war es dann auch. Ich habe den beiden erst M 13 gezeigt, dann M 57, den Ringnebel und schließlich M 11, den Wildentenhaufen. Sie hatten beide vorher noch durch kein Teleskop gesehen, um Sterne anzuschauen und es war alles komplett neu für sie. Eine Aussage kam aber von meinem nächtlichen Besucher, also ihm, nämlich die Überraschung, dass die Sterne bunt sind. Erst dachte ich an Refraktion/Extinktion, aber nein, er meinte Sternfarben innerhalb von M 11. Und ja, ich fand es auch faszinierend, wie klar mit den 22 Zoll die Sternfarben rüberkommen, insbesondere Orangetöne. Mehr Licht vom Spiegel heißt eben mehr Licht auf die Rezeptoren. Und so waren wir alle zugleich fasziniert.
Den beiden reichte das dann auch schon. Sie hatten mir eine Butterbrezn und eine Limo mitgebracht, sodass ich dann noch eine kleine Brotzeit hatte, als ich wieder allein auf „meinem Hügel“ war. Frisch gestärkt ging es dann weiter.
Zunächst ging es wieder in den Herkules zu NGC 6229, dem 100.000 Lichtjahre entfernte Kugelsternhaufen, der Teil von Sarahs „Mäuseschnäuzchen“ ist. Bei 60× ist nur ein kompakter, in der Mitte hellerer Nebelfleck zu erkennen, der bei 224× deutlich körnig wirkt, aber noch nicht wirklich aufgelöst erscheint. Bei längerem indirekten Betrachten scheinen sich erste, schwache Sternchen aus dem Nebelfleck herauszulösen, aber das sollte bei einer transparenteren Nacht nochmal geprüft werden.
Ich springe ein Bisserl hin und her, was wieder zeigt, dass ich nicht so recht vorbereitet war. Jedenfalls kam ich durch NGC 6229 auf die Idee, rüber zum Delphin zu schwenken, um dort einen weiteren Kugelsternhaufen live anzuschauen, nämlich NGC 6934, ein kleiner, kompakter Kugelsternhaufen, der bei 224× deutlich in Einzelsterne aufgelöst erscheint. Die Sterne am Rand auf hellem Nebelhintergrund ergeben einen sehr netten visuellen Eindruck.
NGC 188 im Cepheus, ein Methusalem unter den Offenen Sternhaufen, auch als Polarissimahaufen bekannt, war das nächste Objekt. Ich hatte ihn schon mehrfach mit meinem 8-Zöller versucht, bin aber immer gescheitert. Jetzt mit 22 Zoll sah das ganz anders aus. Vom Polarstern ausgehend ist er mit dem Leuchtpunktsucher leicht zu finden. Im Rechten Winkel zur Deichsel steht HD 212710 und dieser bildet mit Polaris, Delta UMi (Yildun) und HD 5848 eine etwas verzogene Raute. So hat man direkt HD 5848 im Visier, kann den Leuchtpunkt auf ihn richten (immerhin 4,2 hell) und rutscht noch etwas vom Polaris weg. Und siehe da, schon im Übersichtsokular sieht man einen schönen Offenen Sternhaufen, umringt von ein paar helleren Sternen. Diese Sterne konnte ich mit dem 8-Zöller immer gut sehen und so den Haufen lokalisieren. Jetzt aber finden sich innerhalb dieses Sternrings viele, kleine, zarte Sternchen. Ein paar davon gehen mit 8 Zoll, aber einen Haufen bildet das noch nicht wirklich. Jetzt aber finden sich dort unzählige, feine Sternchen. Ein wunderschöner Anblick! Der Anblick bei 224× brachte wenig Verbesserung, da der Haufen sehr groß ist. 6,3 Milliarden Jahre alt ist dieser Methusalem. Da ist die Distanz von 6700 Lichtjahren schon schwierig, da ja die hellen Sterne alle bereits erloschen sind. Dank seiner Lage ist er aber ziemlich stabil und soll immer noch um die 5000 Sterne enthalten. Was für ein Monster muss das gewesen sein, als er noch jung war?! Zumal er trotz seiner Entfernung eine recht große Fläche am Himmel einnimmt.
Und wenn man schonmal in Polnähe unterwegs ist, dann noch rüber zu NGC 5385 im Kleinen Bären. Ich muss zugeben, dass mir dieses im TriAtlas als Offener Sternhaufen eingetragene Objekt nichts sagte. Kannte ich nicht und ich hatte keine Ahnung, wie das ganze aussehen soll. Das Finden war einfach: von Beta UMi (Pherkad) zu Beta UMi (Kochab – der ist ja schon mit bloßem Auge gelborange, aber erst im Teleskop! Was für eine Farbe…) zu 5 UMi (der ist auch leuchtend orange, genial!) und jetzt nochmal ein bisserl weiter, aber nach Süden abweichend und schon ist eine Sternverdichtung zu erkennen. Bei 225× ist es eine nette Sterngruppe aus ca. 15 Sternen. Später habe ich dann gelesen, dass es ein Asterismus ist. NGC 188 hat also keinen kleinen Bruder in der Nähe.
Mittlerweile ist der Andromedanebel hoch genug am Himmel, dass sich der Besuch lohnt. Ich fasse mich kurz, denn der Anblick an einem weiteren Beobachtungsabend (Bericht folgt noch), was so grandios, dass dieser Erstbesuch mit 22 Zoll im Vergleich nicht spektakulär war. Für mich war es toll, beide Staubbänder direkt und ohne Probleme zu sehen, die Sternverdichtung NGC 206 erkennen zu können, M 32 und M 110 extrem hell zu sehen, den stellar wirkenden Kern des Andromedanebels leuchten zu sehen und vom inneren Staubband auch die Biegung klar und deutlich ausmachen zu können. Man muss sich aber auch erstmal einsehen. Wie gesagt mehr beim Folgebericht. Mittlerweile ging auch der Mond auf, was den Himmel nicht verbesserte.
Also noch ein paar hellere Offene Sternhaufen, zumal ich ja eh schon nahe der Cassiopeia war. Los gings mit Trumpler 1, wobei M 103 der Startpunkt des Aufsuchens war. Die hellsten Sterne von M 103 sind Vordergrundsterne, während die hellsten Mitgliedssterne bei 10m5 beginnen. Da die Vordergrundsterne dominieren, wirkt der Sternhaufen nicht viel spektakulärer als im 8-Zöller, wobei er bei einer anderen Gelegenheit eingehender angesehen werden sollte. Ich habe ihn ja wie gesagt nur kurz bei 224× betrachtet, da ich von hier aus zu Trumpler 1 sternhoppeln wollte bzw. es habe.
Trumpler 1 fällt schon im Übersichtsokular auf, da man den Sternbalken klar wahrnimmt. Geht man dann mit der Vergrößerung rauf (auf 225×), wird daraus ein Offener Sternhaufen mit Balken. Es sind nun sehr viele, weitere Sterne zu sehen. Hierbei fällt eine weitere, kurze Sternenkette aus relativ hellen Sternen um 11mag auf, die etwas schräg neben dem Balken liegt. Gegenüber, am Balken gespiegelt, ist eine kleine, auffällige Sternenraute aus Sternen jenseits von 12 bzw. 13 mag. Dazu kommen einige weitere, schwache Sterne, sodass man jetzt einen schönen, kleinen, Offenen Sternhaufen erkennen kann. Der Anblick erinnert mich direkt an ein Foto, das ich am 18. Juli 2022 mit meinem 8-Zöller gemacht habe. Lohnt sich.
Im TriAtlas ist in direkter Nähe noch Czernik 4 eingetragen, der eigentlich ein Synonym von Trumpler 1 sein soll. Ich nenne das, was ich aufgesucht habe, einfach mal Czernik 4 im Sinne vom TriAtlas. Und da ist an der markierten Stelle bei 59× noch nichts, was wirklich auffällt, aber bei 224× zeigen sich rund um den Stern HD 9583 (= HIP 7418) neben drei helleren Sternen ab 11 mag einige schwächere Sterne jenseits der 13 mag, die insgesamt visuell den Eindruck eines lockeren Haufens rund um den hellen Vordergrundstern (?) machen; der Haufen wurde direkt beim Suchen nördlich von Trumpler 1 als Haufen erkannt. Wikisky verortet Czernik 4 an einer etwas versetzten Position, bei WEBDA ist er einfach nur Trumpler 1 (das Synonym wird auch bei Wikipedia angegeben). Laut Triatlas würde aber die Position passen und auch zur Beschreibung bei faintfuzzies.de – auf alle Fälle ist rund um HD 9583 eine Sternverdichtung auszumachen.
Der Mond stieg nun immer höher, was für mich das Signal zum Abbau war. Um kurz nach 3 Uhr morgens war ich dann wieder daheim.
Leider musste ich ein paar wunderschöne Nächte ungenutzt verstreichen lassen (konkurrierende Hobbies), aber vom 20. auf den 21. August habe ich wieder meinen Dobson ins Auto gepackt. Diesmal habe ich auch die ersten, einfachen Zeichnungen versucht. Ich hatte da schon viel mehr Routine und habe auch den Paracorr perfekt zu den einzelnen Okularen einstellen können. Das Seeing war vermutlich auch besser und die Sternabbildung daher viel besser als bei der ersten Nacht. Ich bin von dem, was ich da beobachten konnte, noch immer etwas geplättet. Doch davon später mal mehr (ich bin noch bis Ende nächster Woche mykologisch eingespannt – der Bericht wiurd aber kommen).
Liebe Grüße,
Christoph