Am Montag den 21.08 war es wieder soweit:
Die Sterne haben gerufen und ich bin dem Ruf gefolgt. Allerdings nicht besonders weit, sondern nur rund 30km. Danach war die Fahrt für mich zuende und ich fand mich auf 460mNN wieder. Nachdem es um 21 Uhr bei der Abfahrt bei mir in der Straße immer noch 30.3°C hatte (ja, ich hab tatsächlich ein geeichtes Thermometer und deswegen darf ich das so genau angeben ), erwarteten mich oben angenehme 24.5°C.
Aber mich erwartete auch Flip die Grille. Junge, wie laut kann man denn bitte als Grille sein? Ich dachte mir, entspann dich doch mal... Aber Flip wollte sich nicht entspannen - zumindest nicht sofort, sondern erst nach Mitternacht. Zwischendurch gabs ab und an ne kleine Pause, in der ich schon Hoffnung geschöpft hab. Aber dann gings unvermittelt wieder los und ich hatte wieder dieses hochfrequente Dröhnen im Ohr... *sigh
Nun gut, ich hab dann erstmal aufgebaut und die Dämmerung abgewartet. Irgendwann wars dunkel genug und Zeit für das erste Objekt - die Supernova SN 2023ixf in Messier 101. Jep, ist noch da und indirekt mit 20“ auch noch recht einfach. Die helle HII Region auch sehr schön zu sehen. Läuft. Die Spiralarme hingegen bisschen blass heute.
Als nächstes dann zum Ring aus dem OdM – oder auch Ferrero 27. Gut, der Ring wurde schon oft beschrieben, aber auf dem DSS zeigten sich noch drei kleine Galaxien in der unmittelbaren Umgebung. Die beiden „oberen“ Gx'en waren aufgrund des aufgehellten Himmels relativ schwierig, die untere ging dafür ganz gut. Außerdem hab ich mir mal die Mühe gemacht und die Entfernungen der Sterne in die Zeichnung eingetragen. Man erkennt, dass es sich eindeutig um einen Asterismus handelt.
Danach gings mit dem „richtigen“ Programm los.
Vor ewigen Zeiten (2004 oder so) hatte ich mir für meinen damaligen 8“ mal die Uranometria besorgt. Tolles Buch mit tollen Sternkarten, nur halt bissle overkill für 8“, weil lediglich ein Bruchteil der Objekte mit 8“ zu sehen ist. Aber es gibt coole Detailkarten – für mich bitte einmal die Umgebung um den Nordamerika- Nebel und einmal um den Stern „Sadr“. Darin sind ewig viele Sternhaufen und Dunkelnebel eingezeichnet. Da wollte ich schon sehr lange mit 20“ draufhalten und die ganzen Dolizdes, Roslunds und Collinders abgrasen.
Gesagt getan: erstmal in den Norden zu „Baractova 1“. Den hatte ich seinerzeit schon mit 8“ im Okular und fand ihn ziemlich gut. Jetzt mit 20“ natürlich noch viel besser. Sieht wie ein Sternhaufen aus, ist aber glaub keiner. Hab mir mal über Aladin die Parallaxen gezogen und man findet alles von 0.4mas bis 11mas. Also wohl doch einfach nur ein netter Asterismus. Spannend ist mit 20“ ne Mini- Sterngruppe im westlichen Teil des Haufens, deren Sterne so 12-14mag hell sind. Nice! Quasi ein "Sternhaufen" im "Sternhaufen".
Anschließend gings weiter zu Barnard 352 im nördlichen Teil von NGC 7000. Was für ein Oschi von Dunkelwolke! Phänomenal gut! Am besten kommt der DN bei 210x rüber, wenn man beim Schwenk zuerst hunderte von schwachen Sternchen sieht, man dann aber die Kante des Dunkelnebels erreicht und das Gesichtsfeld auf einmal in pechschwarzer Nacht versinkt. Überhaupt muss man sich mal vergegenwärtigen, dass Dunkelwolken zu den schwersten und auch kältesten Objekten in der Milchstraße gehören und mehr als eine Million Sonnenmassen enthalten können. Das hat schon was für sich.
Nun der Schwenk hinunter zu „Sadr“. Schöner heller Stern übrigens.
Erstes Objekt war Roslund 6 – eine nette Sterngruppe und ziemlich groß. War am besten in meinem 38mm Okular bei 48x und ner AP von 10mm zu sehen. Ja, da geht Licht verloren, ist aber egal wenn man genug hat. Außerdem ist das 38er selbst mit Koma- Korrektor sooo schlecht an f/3.2, dass eh alles wurscht ist.
Nun weiter zu „Dolizde 9“, eine nette Gruppe aus einer Handvoll Sterne neben einem hellen Stern. Jo, kann man sich mal anschauen, muss man aber nicht gesehen haben. Dann doch lieber weiter zu vdB 131/132 und Dolizde 8. Himmel war zwar aufgehellt, aber mit einem UHC-S waren die zwei Reflexionsnebel dennoch schön zu sehen und offenbarten ein wenig Struktur, was nun doch eher selten bei RN ist. Spannend auch Dolizde 8, der im Inneren einen kleinen Schatz beherbergt, nämlich GN 20.22.7 – ein längliches, schwaches Nebelchen.
Ein bisschen abseits dann Collinder 421, ein netter Sternhaufen mit rund 40-50 Sternchen, der am besten bei 120x rüberkommt. Dolizde 5 auch wenig spektakulär, deswegen schnell weiter zu „Cl vdB 130“. Das Ding Cluster zu nennen, ist schon fast bisschen zuviel des Guten, Sterngruppe würde besser passen. 3 Sterne sind von netten Reflexionsnebelchen umgeben und überhaupt scheint ein fahler Nebelschimmer über dem „Cluster“ zu liegen.
So, was gabs noch am Himmel zu sehen? Aahhh ja, Kometen.
Den Anfang machte C/2023 E1 Atlas. Ist mittlerweile schon ins Sternbild Pegasus gewandert. Bei 210x mit UHC-S ziemlich groß, recht hell, rundlich, kein Schweif und der zentrale Bereich ein wenig heller. Insgesamt weist die Koma eine geringe Flächenhelligkeit auf, so dass die scheinbare Größe doch sehr stark vom Himmelshintergrund abhängen dürfte. Als nächstes hatte ich mir dann den Kometen C/2022 W3 auserkoren. Der stand im Sternbild Pfeil. Junge, was für ein schwacher Komet – selbst bei 270x mit UHC-S nur indirekt ein paar mal gesehen. Keine Ahnung was ich bei einer Helligkeit von 15mag erwartet hab...
Und dann endlich war es soweit:
Saturn fast im Meridian. Ein wunderschöner Anblick bei fast 300x. Ein gestochen scharfes Bild dank super ruhiger Luft – Cassini umlaufend, Encke- Minimum angedeutet, Kreppring deutlich zu sehen, mehrere Bänder und die unterschiedliche Farbe der beiden Halbkugeln. Oberhalb des Rings waren bräunliche, rötliche und gelbliche Farbtöne vorherrschend – unterhalb des Rings dann iwie so ne Mischung aus grünlich- grau... (ich könnte jetzt meine Schwester fragen, die könnte mir sicherlich den genauen Farbton nennen – letztens hab ich erfahren, dass das Zimmer meines Neffen „Seebär- Blau“ gestrichen wurde – SEEBÄRBLAU!!!!). Egal, belassen wir es bei grünlich-grau. Jedenfalls echt spannend! Und diese vielen Monde! Titan war sogar als winziges, gelbliches Scheibchen zu sehen. Junge, junge...
Als nächstes gleich mal rüber zu Neptun! Auch der bei 380x gestochen scharf mit seiner seltsam bläulich- gelben Farbe und Triton natürlich ein Selbstläufer mit 20“ und dem Seeing. Ich liebe ja die Eisriesen, obwohl sie so winzig und strukturlos sind. Glaub, das Faszinierende ist einfach, dass diese Giganten so weit von uns entfernt sind – iwie eine fremde, eisige und unbekannte Welt.
Zum Abschluss gabs dann noch Jupiter auf die Linse. Der stand zwar noch recht tief, aber dafür der GRF mittig auf dem Planetenscheibchen mit vielen kleinen Wirbelschleppen hinter sich. Aber mit dem GRF isses wie mit den Gletschern – iwann isser weg wenn das so weitergeht. Der hat schon echt abgebaut seit der Jahrtausendwende. Oh mann...
Und damit war die Nacht dann auch zu Ende. In 10min alles im Auto verstaut und dann wieder nach Hause ins überhitzte KA. Ist immer wieder nett, das Autothermometer zu beobachten, wenns dann innerhalb von kurzer Zeit von 19° auf 25° hochgeht, sobald man in die Stadt kommt... Da möcht man am liebsten direkt wieder umdrehen.
CS, Christian