11 Zoll, 4 Zeichnungen, 1 Mentor - der Nachthimmel gehört uns beiden!

  • Eine Ode an meinen Freund und Mentor und Inspirationengeber und Objektezeiger und Wissensvermittler und Binobaupaten und ... einfach ... an: Christopher!


    Mein Sommerbesuch mit geplanter Beobachtungsnacht steht endlich an, juhuuu! Teleskope oder Ferngläser oder gar Bücher brauche ich wie immer nicht mitzubringen, denn die diversen Schatzkisten und Regale in der guten Stube und im Astroschuppen enthalten alles, was die Hobbyastronomin begehrt. In gewohnter Manier durchforste ich die Bücherregale und werde wie immer fündig, wälze, stöbere, lese und staune. Meine Buchwunschliste wächst wieder einmal und ich umschleiche gute Gebrauchtangebote in den Weiten des Netzes :)


    Der Plan für die Beobachtungsnacht sieht so aus: Das Leitz Trinovid 6x24 auf ein Stativ schnallen, damit große Sternfelder betrachten und ein paar Grenzobjekte auskundschaften. Offene Sternhaufen und Dunkelnebel im Schwan beobachten. Mit dem Nachtsichtgerät und H-alpha-Filter handgehalten bei 5-facher Vergrößerung und anschließend im Refraktor bei 19-facher Vergrößerung Nebel in der Milchstraße auf neue Weise kennenlernen. Gegen 22 Uhr stapfen wir schon einmal durch das naturnahe Gartenparadies, das seinesgleichen sucht, nach oben zum Beobachtungsplatz und wechseln dabei direkt eine ganze Klimazone - ganz schön frisch im Vergleich zur Terrasse am Haus! Aber wir wollen ja auch "nur mal kurz gucken, was grade schon geht" und uns dann mit extra für uns gekochter Kartoffelsuppe aufwärmen und für die restliche Nacht stärken. Nur mal kurz gucken endete dann in etwa einer Stunde "ah, hier, oh, können wir da noch kurz, ach komm, das zeige dir auch noch schnell" :saint: Dann wird es doch Zeit, uns aufzuwärmen und auf einmal ist es drinnen in der Stube so urgemütlich, dass wir beinahe mit den Holzstühlen verwachsen. Aber die Motivation ist dann doch zu groß. Also mehrere Jacken und warme Sachen an und ab nach draußen, juhu! Die Milchstraße zeichnet sich im Zenit schon zart ab, der Sternenreichtum beflügelt mich und nun soll sich mal die ganze spannende Vorbereitung auszahlen ;)


    1) Barnard 361 im Schwan, mit dem Doppelstern STTA 215 im Nordwesten

    Die Zeichnung entstand zwei Tage später in meinem heimischen Garten. In Seeheim war das Gesichtsfeld etwas kleiner, dafür aber mit mehr Funkeln gesprenkelt. Von Westen kommend, war die Kante des Dunkelnebels besonders gut zu sehen und überhaupt fiel es mir sehr leicht, das schwarze Plops ringsherum abgegrenzt zu erkennen.



    2) NGC 6997, ein Offener Sternhaufen im Schwan

    Mein erster Eindruck, ganz eindeutig, spontan und überhaupt: Das ist 'ne Maus mit Hut! Lasst mich nicht im Stich, ihr seht das auch, ja? JA?

    Der Hut ist trapezförmig und zeigt nach Norden, die Maus selbst hat ihre Nase im Westen und das Mauseschwänzchen auf der Ostseite in Richtung Norden weisend. Auch diese Zeichnung ist dann in meinem Garten entstanden, denn in Seeheim war das Beobachten einfacher wichtiger!

    3) Barkhatova 1, ein Offener Sternhaufen im Schwan

    So ein genial exotischer Name, nicht wahr? Die Region ist aber auch gespickt mit schönen Sternhaufen (Leiter 2/Webb's Hufeisen zum Beispiel oder auch Calvet 1, oder NGC 6991-2, Renes Oktopus)



    4) Jetzt kommt das Nachtsichtgerät zum Zuge: Der Schwanennebel M 17 im Schützen mit einem H-alpha-Filter (6,5 nm)

    Nicht nur schwimmt der schöne Schwan endlich auch mal im Wasser, nein, er ist auch noch mit Natur umgeben, nämlich einer schönen Ansammlung von Schilf - ist das nicht herrlich!

    Das Nachtsichtgerät ist für mich wie ein Fernglas oder ein Teleskop oder die Filternutzung: Es zeigt einfach etwas, das nur mit diesem Gerät so zu sehen ist und eben andere Bereiche als der unverstärkte, visuelle Anblick. Bekannte Nebel mit neuen Formen und ohne Augenverrenkung und indirektem Sehen zu erahnen, und neue Nebel auf dem Präsentierteller serviert zu bekommen, ist auch mal eine schöne Abwechslung


    Ein erinnerungswürdiger und mehr als seligmachender Besuch bei einem meiner besten Astrofreunde bleibt durch diese Zeichnungen auf ewig in meinem Gedächtnis. Auf eine baldige Wiederholung! Mehr Worte braucht es heute nicht, finde ich.


    Sonnige Grüße

    Sarah

  • Ciao Sarah,


    Ja das hört sich natürlich begeisternd und begeistert an, Glückwunsch zu solchen Beobachtungsnächten mit guten Freunden !!! Das beste was einem passieren kann :) ...


    Das NSG habt ihr auf dem Kopf vor die Augen geschnallt und guckt damit ins Okular, oder wie geht das ? Was für ein NSG ist das ?


    Gruss,

    Peter

  • Hi Peter,


    das Modell des NSG kenne ich nicht auswendig, das sollten wir Christopher fragen.

    Es hat ein eigenes, nicht austauschbares Okular und am anderen Ende die Möglichkeit, ein Objektiv anzuschrauben. So lässt sich einmal die Vergrößerung wählen. Das Konstrukt kann man bequem freihändig benutzen.

    Für höhere Vergrößerungen kommt dann eben ein "großes Objektiv" auf Stativ zum Einsatz, sprich ein besonders schneller Refraktor, in Christophers Fall ein Fünfzöller mit f 3,8.


    Viele Grüße

    Sarah

  • Liebe Sarah,


    ein schöner Bericht, lebendig und anschaulich wie immer, so mag ich das.


    NGC 6997 steht auch noch auf meiner Agenda. Ich werde berichten, ob ich die Maus auch sehen konnte.


    Beim Dunkelnebel Barnard 361, hast du die Abgrenzung über die Sterne wahrgenommen oder gab es auch einen Unterschied in der Himmelshintergrundhelligkeit? Dann könntest du versuchen, das zeichnerisch umzusetzen. Bestimmt nicht leicht, aber mal einen Versuch wert. Ich habe den Dunkelnebel mit dem FG, 4" und 12,5" beobachtet, fand ihn in allen Öffnungen imposant, die Fernglasbeobachtung hat mich wohl am meisten beeindruckt, dann ich hab das hier geschrieben: ... kaum zu glauben, was für ein imposantes schwarzes Loch in dieser sternreichen Himmelsgegend - zum Zentrum hin nimmt die Dunkelheit zu - sehr auffälliger Nebel.

    Na, auf jeden Fall hast du mich angefixt. Ich will es demnächst auch mal probieren, Dunkelnebel zeichnerisch einzufangen.


    In der Überschrift hatte ich erst Meteor statt Mentor gelesen, aber dein Text danach ließ keine Zweifel, das Christopher dich ebenso begeistert hat.


    Beste Grüße


    Rene

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