Venus am Taghimmel.

  • Venus am Taghimmel...


    ...oder: geht das überhaupt mit dem Cassegrain?


    Hallo,


    Heute Nachmittag hatte ich die Gelegenheit, die Venus am Taghimmel mit der Kombination aus einem 80/400mm Refraktor und einem 254/3048mm Cassegrain aufzusuchen.


    Beide Teleskope habe ich auf meiner Losmandy G11 aufgebaut, ohne GoTo.

    Die Montierung habe ich mit einem Kompass nach Norden ausgerichtet. Die Polhöhe musste ich nicht verstellen, denn diese wird bei den Beobachtungen in der Nacht auf meinem Breitengrad eingestellt.





    Nach dem Aufbauen der Teleskope zog ich über dem Cassegrain, der eine offene Gitterbauweise ist, einen Streulichtschutz. An einer Windkraftanlage stellte ich beide Teleskope zueinander parallel. An der Windkraftanlage fokussierte ich dann auch den Cassegrain.


    Ausgehend von der Sonne wollte ich die Venus aufsuchen. Damit ich den Cassegrain in die Sonne schwenken konnte, bekam dieser eine Sperrholzabdeckung vor dem Tubus, damit auf den offenen Spiegeln kein ungedämpftes Sonnenlicht fällt. Auf dem 80/400mm Refraktor steckte ich einen Objektivsonnenfilter (Folienfilter) der Dichte ND 5.0.


    Mit dem 80/400mm Refraktor stellte ich die Sonne mittig ein, und fokussierte das Teleskop. Anschließend suchte ich mir mit "Stellarium mobile" die aktuellen Positionen der Sonne und der Venus in Rektaszension und Deklination heraus. Damit ich nicht immer auf die App zurückgreifen musste, schrieb ich mir die Werte auf einem Zettel.

    Mit der zentrierten Sonne stellte ich die aktuellen Werte in Rektaszension und Deklination an den Teilkreisen meiner Montierung ein. Anschließend bewegte ich das Teleskop zunächst mit der Deklination zu den Werten der Venus. Anschließend ging ich mit der Rektaszension zur Position der Venus.


    Bei den ersten Versuchen vergrößerte ich zu gering, so das ich die Venus nicht gleich erkannte. Um zu überprüfen, ob ich die Teilkreise richtig eingestellt habe, ging ich nach der Suche der Venus anhand der Teilkreise wieder zurück zur Sonne, die dann auch wieder zentrisch im Okular vom Refraktor stand (zuvor den Sonnenfilter aufsetzen).

    Beim nächsten Versuch vergrößerte ich höher. Die Venus konnte ich dann auch sofort im Feld sehen, sie war nur nicht ganz richtig fokussiert.


    Im Cassegrain...

    ...konnte ich die Venus auf Anhieb sehen. Sie stand sehr deutlich im Okular, die Sichel der Venus war nicht zu übersehen.


    An diesem Nachmittag ging Wind und das Seeing war sehr schlecht. Die Venus hüpfte im Okular.

    Mit der Kamera gelang es mir zunächst nicht die Venus zu fokussieren. Im Sucher der Kamera hatte ich keinen Anhaltspunkt, wo sich der Fokus befinden könnte. Anders als wie in der Nacht wenn ich Fotos vom Mond mache, habe ich meine Kamera dieses mal direkt am Zenitspiegel angeschlossen und damit einen völlig anderen Fokus. Nach ein paar Versuchen hatte ich die Venus schließlich im Sucher der Kamera. Durch die Luftunruhe konnte ich die Venus kaum richtig fokussieren.


    Ein Bild der Venus habe ich dennoch angefertigt, auch wenn es nicht gerade das schönste und beste ist:





    Beim nächsten Versuch werde ich die Venus vormittags aufsuchen, wenn das Seeing deutlich besser ist.

    Damit ich beim nächsten Aufsuchen der Venus leichter in den Fokus komme, habe ich mir Bilder von den Stellungen vom Okularauszug angefertigt, auf denen die Skala vom Okularauszug zu sehen ist:





    Viele Grüße

    Gerd

    Beobachtung der Sonne im Weißlicht und der H-alpha Linie. Beobachtungen am Nachthimmel mit verschiedenen Teleskopen.

  • Hallo Gerd,


    Dein so detailliert geschriebener Beitrag hatte mich schon einige Zeit beschäftigt, und heute war endlich einmal die gelegenheit, ebenfalls den Nachbarplaneten am Tageshimmel im Foto festzuhalten.

    Da ich im Moment bewegungstechnisch recht eingeschränkt bin, wollte ich es vom Garten aus mit eher leichtem Gerät probieren und dazu die längste Brennweite benutzen, die mir als Objektiv zur Verfügung steht und das zusammen mit der 600D plus Konverter noch vom Tracker (Vixen Polarie) getragen werden kann.

    Das Objektiv - ein Soligor 6,3/400mm M42 mit Blendenvorwahl - hatte ich vor vielen Jahren mal für etwas mehr als 30€ (DM waren es wohl nicht mehr) ersteigert und war damals von den Abbildungseigenschaften an der KB-Kamera eher enttäuscht, eine Vergütung kann ich nicht erkennen. So verschwand es bis vor kurzem hinten im Schrank.


    Der Aufbau war also - von unten nach oben - Stativ mit Schwenkkopf - Tracker - 600D mit Objektiv und Konverter. Zum Auffinden von Venus wurden 3 Informationen benötigt: wo ist Süden ? (geschätzt), wann ist Kulmination (es war 16:07 Uhr MESZ) und wie hoch steht Venus über dem Horizont (Stellarium sagte: 49°). Dieser Winkel wurde mit der Wasserwaage am Smartphone eingestellt. Da das Einrichten ca. eine halbe Stunde vor Kulmination erfolgte, brauchte die Kamera nur noch auf dem Tracker etwas um die RA-Achse gedreht werden, und nach kurzer Zeit war Venus auch im Sucher zu erkennen, der Tracker hielt sie dort fest. Scharfstellen erfolgte über Llive-view mit Hilfe einer Lesebrille ...


    Bei 32°C Lufttemperatur entstand dann neben anderen dieses Einzelbild mit effektiven 560mm Brennweite, nicht bearbeitet, originale Größe, nur verkleinert, beschriftet und gerahmt:







    Aus diesem Foto ein Ausschnitt mit leichter Nachbearbeitung:









    Immerhin, die Sichelform ist trotz sommerlicher Hitze und der damit verbundenen Luftunruhe doch recht gut zu erkennen.



    Beste Grüße

    Manfred

  • Hallo Manfred,


    Trotz der widrigen Umstände konntest du die Venus einfangen. :thumbup:

    Ich habe die Venus schon recht erfolgreich mit einer elektronischen Wasserwaage und einem Fotostativ eingestellt. Ich habe mir für diesem Zweck so eine Wasserwaage zugelegt:





    Mit dem kam ich sehr gut zurecht. Die Südrichtung hatte ich bei diesem Versuch mit einem Kompass eingestellt.


    Viele Grüße

    Gerd

    Beobachtung der Sonne im Weißlicht und der H-alpha Linie. Beobachtungen am Nachthimmel mit verschiedenen Teleskopen.

  • Moin Gerd,


    vielen Dank für den Tipp mit der Wasserwaage. Wenn die auf hunderstel Grad genau anzeigt, dann stellt sich ja schon die Frage, wie man die Optik ausrichten muss, wenn 0,00° angezeigt wird - wenn es auf diese Genauigkeit überhaupt ankommt.

    Habe wohl Glück gehabt gestern - jetzt, am Vormittag, zieht Schleierbewülkung auf, und für heute nachmittagist regen angesagt .....


    Einen angenehmen Sonntag

    Manfred

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!