Rotbalken und rauschige Farbstriche

  • hallo,


    ich nutze ganz gerne eine Canon 30d mit gutem 70-200mm-Objektiv, hatte aber plötzlich heute morgen einen roten Balken in allen Bildern bei 200mm (weniger mm nicht getestet), die ich beim Weitwinkel nicht hatte, auch nicht mit demselben Obj vor einer Woche - keine Basteleien oder Reinigungen seitdem (Urbild, gestapelt, 2,3 Sek, F6,3, 1600, alles wie immer) :





    Auch der anvisierte mittige Omega-Nebel war im Gegensatz zur Vorwoche mit damals nur 136 mm jetzt eher eine Katastrophe. Wer weiß Rat ?


    Merci... Alex



  • Hallo Alex,


    das wirkt wie eine Form von Banding, das evtl. bei bestimmten Kombinationen von Aussentemperatur / Belichtungszeit / ISO-Wert auftritt. Man sieht ja auch mehrere schmalere Linien weiter unten im Bild.
    Dafür spricht auch, dass du eine Woche zuvor keine solchen Effekte hattest. Waren da die Temperaturen evtl. anders?

    Hast du auch mal andere Belichtungszeiten ausprobiert? Und erscheinen diese Linien auch in Darkframes bei gleicher Aussentemperatur, wie bei den Lights?

    Um einen möglichen Fehler oder Defekt deiner Kamera auszuschliessen, könntest du versuchen, diese Punkte mal durch Versuche mit anderen Belichtungszeiten abzuklopfen und ggf. auszuschliessen.


    LG & CS, Nick

  • Ja, der linke Pfeil zeigt nur zufällig auf die Satellitenspur, es ging um den breiten Balken.


    Die Außentemperatur war ausnahmsweise sehr hoch, das kann ein Grund sein. Dafür war das Biowetter recht gut ... kl Scherz :)


    Die neuen Bilder von heute zeigen evtl. mehr, es war auch etwas kühler,



    danke,


    Alex

  • hallo,


    gestern zweiter Test,

    auch beim Weitwinkel taucht der Balken nun oben auf, in hellen Bereichen unten im Bild streifig,

    das kenne ich ansich von der Kamera nicht ... 1600 Iso ist auch nicht so stark.


    Hier ein extremes Bild, nur zur Veranschaulichung verändert:



    komisch, dass die nervigen Streifen bis Balken stets magenta sind ...


    Gruß,


    Alex

  • Servus Alex,


    1600 ISO ist für die 30D völlig o.k. Ich fotografiere ja auch mit einer Canon (6D Mark II) und habe natürlich auch das typische Banding. Das varriert bei mir auch von Nacht zu Nacht. Ich habe aber den Eindruck, dass es stärker auftritt, wenn der Hintergrund durch Gradienten aufgehellt wird (Mondlicht) - und natürlich bei höheren Temperaturen. Bei mir ist auch ab 1600 ISO das Ausleserauschen am geringsten, weshalb ich meist auch 1600 ISO verwende – vgl. hier: https://www.photonstophotos.net/Charts/RN_e.htm . Wenn du "aus Spaß" mal ein Einzelbild mit z.B. 40000 ISO (falls die 30D das kann) machst, siehst du das Banding und das Farbrauschen schon am Einzelbild sehr gut.


    Warum es bei dir so stark reinhaut? Schwer zu sagen. Dein letztes Beispiel scheint mir zu stark gestreckt zu sein. Wie viele Lights hast du denn gestapelt? Wie viel Signal hast du also und wie stark versuchst du durch Strecken dieses hervorzuheben?


    Das Banding an sich kannst du z.B. mit Fitswork problemlos beheben. Da gibt es eine eigene Funktion (Zeilen gleich hell). Das Banding muss nur horizontal verlaufen, dann bekommst du das weg. Das Farbrauschen bei dem letzten Beispiel kann man auch wegbügeln, aber ich vermute, dass da eher mehr Signal, also mehr Lights und dafür ein dezenteres Strecken angesagt wäre. Ich würde das Bild auch croppen, denn die Sternabbildung in den Ecken ist grausig. (Dein Foto ist nur so klein, dass man nicht sooo viel dran erkennen kann).


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo Alex,

    in deinem 2. Bild hast du 2 verschiedene Arten von Streifen.

    Der rötliche Balken oben ist das angesprochene Banding.

    Die etwas schrägeren unten sind das berühmte "Regenrauschen", was zufällig gerade fast horizontal verläuft (weil du in der Nähe des Himmelsäquators aufgenommen hast)

    Mit Darks (ggf. Flats) sollte beides deutlich weniger werden.

    Die hohen Temperaturen sind sicher ein sehr wichtiger Aspekt.

    VG ralf

  • hallo,


    ----mir zu stark gestreckt zu sein. Wie viele Lights hast du denn gestapelt?

    Lights 50, andere immer 20: black, off u flat. Ich strecke jedoch nicht aktiv, ändere nur Hintergrundrauschen.


    ----du "aus Spaß" mal ein Einzelbild mit z.B. 40000 ISO

    Kenne ich, deswegen kam ich mit 1600 stets gut klar. Wenn ich tiefer gehe, fehlen mir evtl Infos ... . Viell könnte ich auch Blende oder Zeit einen Wert verändern, Blende kleiner und/oder Zeit kürzer ?


    -----mit Fitswork problemlos beheben

    Ja, probiert, das Bending wird eliminiert, einzelne Dünnstreifen nicht


    -----würde das Bild auch croppen, denn die Sternabbildung ...

    croppen kenne ich noch nicht, wie erreiche ich das ?



    so tief wollte ich eigentlich nicht in die Fotobearbeitung ... Nach etlichen Bearbeitungen mit vier Programmen konnte ich hier den Balken u ein paar Steifen eliminieren, aber nicht ganz:




    den Satelliten ließ ich authentisch drin,


    Danke,


    Alex

  • Hallo Alex,

    die Kamera ist ja auch von 2006/7. Nicht daß man eine solch alte Kamera nicht mehr verwenden kann, für Tageslicht-Aufnahmen mag das noch sehr gut gehen. Und die Bilder stellen auch keine besonderen Anforderungen an die Rechenleistung bei der Bildverarbeitung. Aber die technische Entwicklung bei den Sensoren hat wirklich gute Fortschritte gemacht seit 2006.

    Ich habe auch in dieser Zeit Abschied von den filmbasierten Kameras genommen und mit einer EOS 350 D(a) den Einstieg in die Digitaltechnik gemacht, die ja einen vergleichbaren Sensor hatte. Auch mit dieser Kamera hatte ich gute Astrobilder bekommen. Aber nur wenige Jahre später wurden die Sensoren deutlich besser und problemloser auch für die Astrofotografie.

    Natürlich gibt und gab es immer Ausreißer bei den verbauten Sensoren, Astrofotografie ist leider nicht die Kernspezifikation der normalen EOS - Kameras. Trotzdem hat man mit einer moderneren EOS weniger Schwierigkeiten mit der Bildbearbeitung. In die du ja nicht so tief einsteigen möchtest. Obwohl sie ungefähr die Hälfte der Astrofotografie ausmacht.

    Grüße

    Dietrich

  • croppen kenne ich noch nicht, wie erreiche ich das ?

    Servus Alex,


    das war denglisch – das meint, einen Bildausschnitt verwenden, also die Ränder wegschneiden.


    so tief wollte ich eigentlich nicht in die Fotobearbeitung ...

    Astrofotografie ohne / mit nur wenig Bildbearbeitung? Hm, wenn du meinst... Und einen Ausschnitt zu erstellen ("Ausschneidefunktion") ist jetzt nicht wirklich ein tiefes Eintauchen in die Bildbearbeitung.


    Ich bin auch ziemlich puristisch, was das Bearbeiten angeht und man könnte aus meinen Rohdaten mit mehr Erfahrung sicher auch mehr rauskitzeln, aber ein Minimum an Bearbeitung muss man eben doch reinstecken. Gerade das Strecken ist eben auch so eine Sache. APP (die Software, die ich zum Stacken nutze) streckt auch am Ende des Stackens, wenn ich ihr das erlaube. Ich kann aber hier in APP und vor allem nachträglich in Photoshop weiter (oder weniger) strecken. Die schmalen Regenstreifen haben, wie oben erklärt wurde, auch nichts mit dem Banding zu tun, weshalb sie durch das Ebnen des Hintergrunds nicht weg gehen. Je mehr du streckst, umso stärker werden diese Artefakte. Dithern müsste hier helfen, aber das hat ja nichts mit der Bildbearbeitung zu tun.


    Lights 50, andere immer 20: black, off u flat. Ich strecke jedoch nicht aktiv, ändere nur Hintergrundrauschen.

    50 Lights zu je 2,5 Sekunden? Also 50 * 2,5 s = 125 s = 2 Minuten 25 Sekunden? Wie ich mir dachte: sehr wenig Signal. Da hast du eben viel Rauschen. Ich würde da eher 500 Lights empfehlen. Du wirst über den Unterschied überrascht sein.


    Ich will damit nicht sagen, dass sich nicht auch Fotos mit wenig Licht lohnen können. Willst du die Sternbilder zeigen oder schnell mal ein helles Objekt ablichten, warum nicht? Zum Beispiel ohne Nachführung auf einem festen Objektiv mal eben z.B. 100 Lights zu je einer Sekunde, warum nicht? Ist dann aber halt wenig Signal und man kann die Daten nicht weit strecken, denn es fehlt an Licht, das aufaddiert wird, um sich so über das Rauschen besser hinwegzuheben. Für einen variablen Stern, dessen Helligkeit man aber z.B. abschätzen will, reichen ein paar wenige Lights oft aus. Kommt halt drauf an, was man als Ziel hat.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • hallo,



    ----Bildausschnitt verwenden, also die Ränder wegschneiden.

    ----Minimum an Bearbeitung muss man eben doch reinstecken


    ja, das wird natürlich durchgeführt, ich bearbeite Fotos seit 2008, macht ja auch Spaß,

    nur dass ich plötzlich 5 Programme benötige, weil viell die Temperatur mir Scherzstreifen produziert, damit hatte ich nicht gerechnet. Ich war mit drei Programmen- und acht Schritten recht glücklich.




    ----100 Lights zu je einer Sekunde, warum nicht? Ist dann aber halt wenig Signal


    bisher reichte es für nette Himmelsauschnitte. Auch für Anfänger-Mitleser viell interessant, 200 mm, 2,3 Sek, 1600 und F6,3 ergab schon Vorzeigbares bzw. 17-33 mm und 8-20 Sek.





    ---Aber die technische Entwicklung bei den Sensoren hat wirklich gute Fortschritte gemacht seit 2006.


    Ja, mein guter alter Sensor soll doch ein paar Vorteile zeigen, wie Mr Calumet sagte, die nach etlichen Jahren erst von anderen neuen Sensoren eingeholt wurden - Fachleute hier kennen wohl die Unterschiede. Witzigerweise habe ich noch Vergleichsfotos alte Canon zu moderne G70 von Pana, die jetzt nachträglich betrachtet im Winter schwächeren "Regen" zeigte - wieder extreme Einstellungen zur Ansicht, Ausschnitte:






    Die Striche sind im Großbild eher unaffäliger, nach Bearbeitung Gradationsstufen, etc. ergab sich ein ähnliches Bild wie mit der Canon 30d (!),

    aber ohne Sommer und ohne Weitwinkel Milchstrasse.



    Anbei, Ich fand nur die Einzeldarstellungen der G70 etwas pixeliger




    Die Canon bildet mehr Fläche :), aber anderes Thema.






    Merci !


    Alex


  • dachkieker

    Hat den Titel des Themas von „Rotbalken“ zu „Rotbalken und rauschige Farbstriche“ geändert.
  • Hallo Alex,

    welche Vorteile soll denn der Sensor von 2006 gegenüber denen von heute oder selbst denen von vor vor 10 Jahren haben?

    Ich komme aus der Pressefotografie und habe auch nicht jede neuere Kamera blind mitgenommen, aber spätestens seit 2010 sind die Canon-Kameras mit Sensoren ausgestattet, die sichtbar problemlosere Astrofotos aufnehmen können.

    Wenn du nicht so tief in die Bildbearbeitung eintauchen möchtest, ist eine modernere Kamera sicher hilfreich.

    Und welches ist dein "gutes" 70-200mm-Objektiv?

    Naja, wenn du nicht so tief in die Materie rein willst, wirst du immer wieder an solche Probleme kommen.

    Wer ist Mr. Calumet? Wo?

    Grüße

    Dietrich

  • Hallo,

    ich nutze das hellgraue 70-200 von Canon, ich glaube 2.8, damals von Calumet, in einigen Großstädten das grösste Canongeschäft mit recht kundigem Personal, die meinen Sensor für normale Lichtaufnahmen noch sehr schätzen.


    Ich weiss es nicht mehr genau, aber der moderne cmos-Sensor war bei Einführung unterlegen, technisch per se, und brauchte Jahre, um den Oldie bezüglich einiger Charakteristika zu überholen. Wenn wir "Vergleich cmos" in Suchmaschinen eingeben, finden wir viele technische Beschreibungen, Vor- und Nachteile.


    Die meisten Tageslichthobbyfotografen wären mit der 30d wahrscheinlich ein Leben lang glücklich :)



    weht heute nicht weg ...


    Alex

  • Hallo Alex,


    man kann mit der 30d noch fotografieren, aber es gibt eigentlich keine moderne Kamera die der 30d nicht in eigentlich allen Belangen deutlich überlegen wäre.

    Ich habe ja nun die 30d auch gehabt und meine hatte auch ein Problem mit Banding und ähnlichem. Geholfen hat die Kamera grundsätzlich nur mit der internen Dunkelstromkorrektur zu betreiben. Irgendwas ging da also beim Vorkochen der Daten schief.



    MfG


    Rainmaker

  • Ja, mittlerweile wurde ich Profi im Rauschen- und Bandingbearbeiten,

    aber bei rein hellen Objekten wie Kometen, etc. kann sie infolge der Verdunkelung des Hintergrundes noch gut mithalten, ansonsten hätte ich sie schon eingetauscht,



    merci ...


    Alex

  • Hallo dachkieker,



    natürlich kann man diese Bildfehler immer alle wegbearbeiten, aber eigentlich ist das Murks.

    Man streicht ein Auto ja auch nicht erst mit der Lamfellrolle, weil man die ja noch hat, und versucht das Ergebnis dann verzweifelt zu retten.



    Ich hatte diese Probleme auch.

    Meine EOS 600D(a) hatte dieses Banding recht extrem.

    Einige Sensortypen sind dafür anfällig, andere nicht, die 600Da ist aber bekannt dafür.


    Mir hat das reihenweise Bilder unbrauchbar gemcht, das machte keinen Spaß.


    Da ich saubere Daten zum Verarbeiten haben möchte, habe ich jetzt eine EOS 250D.

    Glaubt man Julien Steelandt von astrolab Service, der mir die Kameras (mittlerweile habe ich zwei 250Da) umgerüstet hat, ist das der neue Standard bei den DLRS.

    Und ja, da liegen Welten zwischen der 600D und der 250D, wenn man sich mal die Darks anschaut.


    Dieses Linienrauschen heisst "walking pattern noise".

    Das zeigt zum einen, dass Deine Nachführung prima funktioniert, weil sich die Dunkelströme in bestimmten Bereichen sauber addieren.

    Das bekommt Du nur durch Dithern in den Griff, also durch die zufällige Verschiebung des Bildausschnittes nach jedem Foto.

    Das kannst Du manuell machen, indem Du den Ausschnitt nach jedem Foto veränderst. Es gibt Leute, die machen das nach jedem x.ten Bild (setze für "x" eine sinnvolle Zahl ein....hier wird auch eher geraten), ich würde es nach jedem Bild machen.

    Besser geht das, wenn Du einen Guider hast, der das für Dich tut. Mein MGEN dithert nach jedem Bild um 15 Pixel.


    Meiner Meinung lohnt sich die Anschaffung einer gebrauchten 250D im Vergleich zu der 30D (habe ich auch noch) in jedem Fall.




    Viele Grüße

    Thomas

  • Die Canon30D war seinerzeit lediglich eine minimalst verbesserte Canon20D.

    Ich habe hier noch eine originale 20Da mit LiveView und eine Baader-modifizierte 40D liegen - bei heutigen Maßstäben - für Astrofotografie nicht (mehr) zu empfehlen.

    2011 stand ich dann vor der Wahl Canon60Da, oder Sony Nex5 - nach direktem Vergleich fiel die Entscheidung mehr als eindeutigst auf die kleine Sony (trotz deren sonstiger unschöner Nachteile)!


    viele Grüße - Ronald

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