Sternenhimmel+Milchstraße - Objektivwahl

  • Hi Leute, ich saß neulich mit einem Freund darußen und wir haben darüber gesprochen, wie nice es wäre, den Sternenhimmel zu fotografieren. Ich nahm also meine Nikon d 750 und hab ein paar Fotos gemacht. Die waren jetzt nicht herausragend, doch seit dem habe ich vor, am nächsten Neumond ein paar bessere Fotos (vielleicht ja sogar von der Milchstraße) zu machen. Als location hätte ich auch schon eine sehr abgelegende Burgruine. also geringe Lichtverschmutzung. Nun zu meiner Frage: Ich habe ein wenig auf dem Dachbonden gestöbert und habe nun drei Objektive zur Auswahl. Ich weiß, dass eine geringe Brennweitenzahl und eine geringe Blendzahl sehr gut sind, da man so viel vom Himmel für längere Zeit und mit mehr Lichteinfall abbilden kann, doch die drei Objektive haben leider alle eine Schwäche. Das erste Objektiv hat eine Brennweite von 24 aber dafür eine Blende von 4. Das zweite Objektiv hat zwar eine Blende von 2,8 aber dafür eine Brennweite von 80, da es ein Teleobjektiv ist. Das dritte Objektiv hat eine Festbrennweite von 20 und eine Blende von 3,5. Ich habe nun also diese drei Objektive und würde natürlich alle einmal ausprobieren, doch momentan ist es bei uns nur bewölkt und in nächster Zeit kommt der Mond ja wieder raus. Da es auch sehr umständlich ist, vor allem auf das Teleobjektiv zu wechseln, wollte ich einmal fragen, weilches Objektiv ihr für den Sternenhimmel und die Milchstraße bevorzugen würdet, damit ich mich auf eins konzentrieren kann, um das Bestmögliche herauszuholen.

    Viele Grüße

    Ben ^^

    Hier nochmal die Bezeichnung der Objektive: 1. nikon af-s nikkor 24-120mm 1:4 G (war bei der Nikon dabei), 2. Tokina AT-X Pro 80-200mm 1:2.8, 3. MC MIR-20H (Über dieses Objektiv habe ich nicht viel herausgefunden, Foto ist angehängt)

  • Hallo Ben

    Wenn du den Sternhimmel bzw die Milchstraße von einem festen

    Stativ betreiben möchtest, also ohne Nachführung, ist die Festbrennweite 20mm

    am besten geeignet.

    Damit kannst du bis etwa 10-15s belichten ohne das die Sterne deutliche Striche werden.

    Etwas unrund werden sie sicherlich, aber bei der Brennweite geht das noch.

    Am besten auch eine Stufe Abblenden, das erhöht die Bildqualität.

    ISO würde ich 800 wählen, und in RAW und JPEG Format aufnehmen.

    Für die spätere Bearbeitung empfiehlt sich das Programm Sequator.

    Da jetzt die Nächte sehr hell sind kannst du ja etwas rumtesten, ein bißchen was geht immer.

    Beste Grüße

    Andreas

  • Hallo Ben,


    prima Idee! Im Sommer steht die Sommermilchstraße schön am Himmel. Siehe z.B. mein aktuelles Bild mit Olympus MFT Format Kamera + 8 mm Fish Eye kurz nach Mitternacht, oder ein Einzelbild von Ben.


    Deine Kamera wird sehr gut geeignet sein (großer Chip, große Pixel). Ich kenne diese Objektive nicht, jedoch aus Erfahrung mit anderen kann ich sagen, dass diese SuperZooms wie dein 24-120 mm vor allem bei der Weitwinkelstellung nicht besonders scharf sind. Von der 20 mm f/3,5 Festbrennweite würde ich mir mehr versprechen. Ich würde es als erstes damit probieren.


    Auf festem Stativ ohne Nachführung kannst du bei 20 mm Brennweite ca. 10-20 s belichten, ohne dass die Sterne zu sehr zu Strichen verzogen werden. Du kannst natürlich auch länger belichten, die Strichspuren können sehr ansehnlich wirken. Die meisten DSLRs liefern bei ca. 800 ASA einen guten Kompromiss zwischen Signal und Rauschen. Du kannst auch mit ISO 1.600 oder 3.200 testen, bei noch mehr dominiert das Rauschen schon sehr.


    Du muss ganz penibel manuell an einem hellen Stern oder zur Zeit Venus scharf stellen.

    Am besten mit Spiegelvorauslösung einstellen, damit nichts durch den Spiegelschlag verwackelt.


    Astroaufnahmen entfalten erst bei entsprechender Nachbearbeitung ihren Glanz , also solltest du unbedingt neben dem .Jpg+RaW Format aufnehmen. Bilder im verlustfreien Raw- Format kann man viel stärker Stecken, kontrastverstärken usw.


    Hast du einen automatischen Fernauslöser? Damit könnest du als nächsten Schritt nicht nur ein Bild, sondern am besten gleich 20 hintereinander machen und diese mit der App Sequator stacken. Beim Stacken wird das Rauschen immer weniger, während das Signal erhalten bleibt ---> das ergibt rauschärmere Bilder, die man noch mehr bearbeiten kann.


    Checkliste:

    1. Hinreichend stabiles Stativ

    2. Möglichst vollen Akku, damit er dir nicht auf halbem Weg versagt

    3. Kamera auf Modus manuell - du brauchst die volle Kontrolle

    4. Format RAW+ JPG

    5. ISO 800... bis 3.200

    6. Am hellen Stern, Venus oder sehr weit entfernte Laterne scharfstellen. Am besten im Live viel Modus mit maximaler Lupe.

    7. Spiegelvorauslösung, und oder mit Zeitverzögerung 2 s, damit bei auslösen nichts verwackelt.

    8. 10-20 Sekunden belichten

    9. Viele Bilder machen


    Weißabgleich ist egal - wird ohnehin meist so nachbearbeitet, dass der Himmel neutral grau erscheint


    Erste Tests kannst du auch bei Mond machen, bitte berichten.


    p.s.

    Andreas war schneller - egal - doppelt hält besser


    pps.

    Zeig doch mal deine bisherigen Bilder. Mit welchen Einstellungen hast du sie aufgenommen?

  • Vielen Dank für die Infos!

  • Hi, ich hänge gleich mal 2 Bilder an. Einen Fernauslöser habe ich nicht, ist aber vermutlich sinnvoller, als immer auf den Auslöser zu drücken (hab da nen Timer drinnen). Würdest du das Teleobjektiv komplett ausschließen? Es hat ja eine Blende von 2,8 - Oder ist die 3.5 doch besser, wenn man dank der Brennweite so lange belichten kann?

    Die Bilder habe ich alle mit dem ersten Objektiv aufgenommen, da ich vor Gestern noch nicht den passenden Adapter für die beiden anderen Objektive hatte. Ich hatte die Beiden Bilder beide mit ISO 3200 und 20 sec belichtung aufgenommen, wenn ich mich nicht irre. Ich hatte die Bilder auch schon bearbeitet, allerdings sind sie etwas dunkel geworden

  • Hallo Ben, ich würde es ebenfalls mit dem 20mm Objektiv versuchen. Es scheint sich dabei um einen Nachbau des berühmten Zeiss Jena Flektogon 2,8/20 zu handeln, hier ein Link auf eine Web-Seite mit allerlei Infos und technischen Daten. Empfohlen wird Abblenden auf Blende 5,6 um ausreichend Schärfe über das gesamte Feld zu haben. Ich habe das Zeiss Jena Flektogon 2,8/20 und bin sehr angetan davon, auch an APS-C macht es eine gute Figur. Aufgrund der hohen Tiefenschärfe lässt es sich auch hervorragend für normale Fotografie (Landschaft, Straße etc.) nutzen, Scharfstellen braucht man eigentlich kaum, denn abgeblendet auf 5,6 zeichnet es von 1 Meter bis unendlich scharf.

    Weitere Infos zum KMC MIR 3,5/20:

    Info1

    Info2

    Natürlich hat es (wie viele Weitwinkel-Objektive) kissenförmige Verzeichnung und ist bei voller Blendenöffnung unscharf am Rand verglichen zum Zentrum, aber wie gesagt, Abblenden hilft schon sehr.

    Viel Freude mit dem schönen 'Altglas'

    Viele Grüße Kay

  • Hi, ich hänge gleich mal 2 Bilder an. Einen Fernauslöser habe ich nicht, ist aber vermutlich sinnvoller, als immer auf den Auslöser zu drücken (hab da nen Timer drinnen). Würdest du das Teleobjektiv komplett ausschließen? Es hat ja eine Blende von 2,8 - Oder ist die 3.5 doch besser, wenn man dank der Brennweite so lange belichten kann?

    Die Bilder habe ich alle mit dem ersten Objektiv aufgenommen, da ich vor Gestern noch nicht den passenden Adapter für die beiden anderen Objektive hatte. Ich hatte die Beiden Bilder beide mit ISO 3200 und 20 sec belichtung aufgenommen, wenn ich mich nicht irre. Ich hatte die Bilder auch schon bearbeitet, allerdings sind sie etwas dunkel geworden

    Am Freitag abend/Samstag morgen soll es nicht bewölkt sein, dann werde ich das mal ausprobieren

  • Ah okay, also ist es nicht mal umbedingt so schlau, bei dem Objektiv die Blende komplett zu öffnen?

  • Für die homogenere Schärfe über das gesamte Format ist Abblenden besser, ebenfalls für die Vignettierung in den Ecken. Sie Dir das Bild mit Offenblende im Link Info2 Beitrag #7 an, dann siehst Du was ich meine mit Unschärfe zum Rand...

  • Hallo Ben,


    das sind doch schon schicke Bilder, aber ja, die "Final" sind viel zu dunkel, so dass Information verloren geht.

    Hier mal dein erstes mit steiler Gradationskurve und etwas Vignetierungsausgleich in RawTherapee: Man sieht die Milchstraße incl. Teilung im Schwan und links neben Deneb sogar ganz leicht den Nordamerikanebel:



    Die Randausleuchtung ist bei Super Zooms in Weitwinkelstellung oft sehr stark, daher die starke Vignettierung im Bild.

    Etwas abblenden verbessert oft die Randschärfe und vermindert die Vignettierung, vermindert aber natürlich das Signal. Bei nachgeführten Aufnahmen kann man zum Ausgleich länger belichten, ein Luxus, den man ohne Nachführung nicht hat. Daher liebe ich mein 8 mm f/1,8 FishEye oder das Olympus 12 mm f/2, die sammeln ordentlich Licht ein. Ich würde an deiner Stelle erst bei voller Öffnung aufnehmen und wenn Zeit, ist auch mal mit 1 und 2 Blendenstufen weniger, dann kannst du vergleichen.


    Das 80 mm wird bereits nach 5 s Belichtung deutliche Strichspuren ziehen. Damit kannst du natürlich z.B. 40 Einzelbilder zu je 5 Sekunden aufnehmen und diese stacken, dann sollte z.B. die Milchstraße im Schwan oder Schlidwolke kräftig kommen.


    Kennst du dich am Himmel etwas aus? im Bild 1.jpg hast du in der Mitte das Sternbild Cassiopeia mit leichter Milchstraße. Über dem Einzelbaum ist der Doppelsternhaufen Hi und H im Perseus, rechts oberhalb der anderen Bäume ist die Andromeda Galaxie:


  • Wow, ist die Milchstraße links oben im Bild? Ich wusste gar nicht, dass ich die schon drauf hatte xD Alles klar, das mit dem Teleobjektiv stimmt natürlich, vielleicht benutze ich das dann lieber mal für den Mond oder so. Dann werde ich am Freitag mal ein paar Bilder aufnehmen, in Sequator stacken und Samstag mal nen Update geben. Tausend Dank dir und den Anderen für eure Tipps!

  • Wegen dem zweiten Bild. Ich kenne mich eigentlich ganz gut aus, was die Sterne angeht, doch bei den Galaxien bin ich raus. Aber ich erkundige mich!

  • Hallo Ben,


    das ist doch für den Anfang schon sehenswert! Bleib nur dran und versuche verschiedene Einstellungen und Belichtungszeiten.

    Dann bekommst Du langsam ein Gefühl dafür, welche Einstellung was bewirkt und wo die Grenzen sind.

    Ein Bild sagt hier mehr als tausend Worte.

    Und mit den Kommentaren, Fragen und Anmerkungen wirst Du rasch Fortschritte machen.


    Viele Grüße und CS

    Erich

  • Hallo, ich melde mich mal mit einem Update. Ich war die letzten beiden Nächte einmal draußen und habe das Objektiv 20mm f3.5 ausprobiert. Trotz heller Nacht und ein paar störenden Straßenlaternen hatte ich ein paar ganz gute Bilder gemacht (so dachte ich), denn auf dem live view sahen die BIlder ziemlich gut und scharf aus. Scharfgestellt hatte ich das Objektiv an dem gleichen Punkt, wie auch in meiner ersten Session mit den Bildern, die ich schon reingeschickt hatte. Ich habe mich ein bisschen auf die Milchstraße eingeschossen und wollte sie unbedingt ein paar mal drauf haben, bzw. wenigstens erahnen können, da es für ein richtiges Foto der Milchstraße momentan viel zu hell bei mir ist. Als ich die Bilder in Sequator stacken wollte, ist mir allerdings aufgefallen, dass eigentlich alle BIlder um welten schlechter aussahen, als die ersten, die ich gemacht hatte. Alles ist irgendwie unscharf. Ich habe so ziemlich jeden Iso und jede Belichtung ausprobiert, doch das Ergebnis war immer das gleiche. Auch beim Abblenden auf 5,6 war das Ergebnis gleich. Bin bisschen ahnungslos gerade :/ Anbei sind drei Bilder (unbearbeitet aber gestackt)

  • Wie schon in der Signatur erwähnt, habe ich die Canon R7. Vor ein paar Tagen oder schon länger zurück liegend, hatte ich hier an meinem Haus (Nachts ab 23:00 Uhr - stock dunkel, weil Laternen aus) einige Probeaufnahmen gemacht. Mit dem bloßem Auge konnte man sie leider nicht gut sehen, aber an einem anderem Ort sieht mal sie ein wenig dann später gut. Das sind zwei verschiedene ISO-Werte mit denen ich vorläufig was ausprobiert hatte. Will aber wenn ich die Montierung auf dem Balkon nun heute endlich eingenordet bekommen habe, dann mal Vergleichsaufnahmen mit meiner alten machen.




    Die Bilder sind nur ein wenig nach bearbeitet worden, also nur Kontrast und andere Einstellungen in PS. Bin mal gespannt wenn ich die nachführen werde, wie das Ergebnis heraus kommt.

    Wenn uns Außerirdische aus der Ferne im All  beobachten, dann merken Sie dass was auf der Erde hier faul ist.
    :telescope: 150/750 mm Skywatcher Newton | :camera: Canon EOS 600d, Canon R7 + 14 mm Walimex, 24 mm Weitwinkel, 80 - 300 mm Tele, 16 - 55 mm Zoomobjektiv | Skywatcher Montierung HEQ-5 Pro SynScan GoTo

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    Gruß Manfred

  • So, ich melde mich nochmal. Heute war wetterbedingt erstmal die letzte Gelegenheit, zu fotografieren und da ich heute nicht in die Uni muss, war ich nachts nochmal draußen. Ich habe ganz penibel scharf gestellt, doch das Ergebnis war wieder das selbe. Ich habe die Vermutung, dass es an dem Adapter liegt, den ich für das Objektiv brauche. Eventuell hat es auch einfach schon nen Knacks, da es schon über 25 Jahre alt ist. Ich habe dann nochmal ähnliche Fotos mit dem Nikon Objektiv 24-120, f4.0 gemacht, und diese waren so viel besser. Man konnte sogar leicht die Milchstraße erkennen. Diese kann ich mit genügend Übung sicher auch gut in Darktable o.ä. rausarbeiten. Außerdem hat meine Nikon d750 auch noch ein recht gutes Rauschverhalten bei höheren Iso Werten.


    Denkt ihr, dass ich trotz der vierer Blende bei Neumond und einem sehr dunklen Ort (alte Burgruine) gute Fotos der Milchstraße werde machen können, wenn ich zusätzlich noch einen Weg finde, die Vignettierung etwas besser in den Griff zu bekommen?

    Hier sind drei Beispielbilder (unbearbeitet, gestackt) mit ISO 3200, f4.0, 24mm, 15sek.

  • Hallo Frank,

    Da ich an dem Abend viel rumexperimentiert habe, habe ich von jedem Spot nur so ca 25 Bilder gemacht. Darkframes habe ich auch gemacht. Kann ich denn jetzt noch nachträglich Flats machen? Und wenn ja, wie genau? Kenne mich da noch nicht so gut aus.

    Viele Grüße

    Ben

  • Alles klar, das werde ich dann mal in die Tat umsetzen. Vielen Dank!

  • Hallo Ben,


    in deinem Beitrag #15 sieht man im Bild D1 an den kleinen "Planetenscheibchen" deutlich, dass du den Fokus nicht getroffen hast. Das Scharfstellen ist halt kritisch und muss muss bei höchster Zoomstufe möglichst sorgfältig erfolgen. Die späteren Bilder sehe viel schärfer aus.


    Flats mache ich persönlich nur bei Brennweiten ab ca. 50 mm, bei Weitwinkel oder gar Fisheye funktioniert das weniger gut. Ich mache stattdessen bei der anschließenden Bildbearbeitung eine Vignettierungskorrektur mit RawTherepee. Es gibt auch andre Programme, die das können. Ich finde, das muss bei Weitwinkelaufnahmen auch nicht komplett flach aussehen, über den großen Himmelsbereich hat man ja immer etwas Horizontaufhellung oder sonstige Gradienten im Bild, das darf bei mir ruhig drin bleiben.


    Viel Spaß und Erfolg weiterhin.

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