Beobachtungsbericht von der Nacht vom 31.5. auf den 1.6.2023 (viele Doppelsterne)

  • Servus beinand,


    trotz fettem Mond, der aus der Jungfrau heraus alles beleuchtete, bin ich mal wieder zu meinem Beobachtungshügel gefahren – und das ganz bewusst ohne Kamera, um visuell mit meinem 8" RC f/8 zu beobachten. Trotz Mond ;-). Die Durststrecke war wetterbedingt so lang, dann kann der Mond nicht schrecken. Als Ziele hatte ich mir einige Doppelsterne herausgesucht. Und hier war erstmal der Herkules Zielregion (nebst Nördlicher Krone, Leier, dann auch Delphin und Adler).


    Ich beginne mit 52 Herculis, Teil des OdM Juni, der auch auf β 627 hört und 180 Lichtjahre von uns entfernt ist. Es ist eigentlich ein Dreifachsystem, aber die Komponenten Aa und Ab sind zu eng. A und B trennen aber 2,0 Bogensekunden, was für einen 8-Zöller kein Problem sein sollte. Die Komponenten sind aber 5m5 und 8m5 hell, was es schwieriger macht. Ich konnte die beiden auch wirklich erst bei 203× trennen, da aber doch bequem. Folgende Zeichnung sprang dabei heraus:


    52 Herculis


    Ich bleibe bei den Sternbildern, unabhängig von der Reihenfolge des Beobachtens. Also weiter im Herkules...


    Rho Herculis (= STF 2161) ist im Cambridge Atlas mit einem Sternchen versehen, soll also sehr hübsch sein. Auch hier umkreisen sich drei Sterne, wobei zwei zu dicht zum Trennen stehen (nur spektroskopisch). Rho Herculis ist deutlich weiter entfernt als 52 Her, nämlich 394 Lichtjahre. Die beiden Hauptsterne sind 4 Bogensekunden voneinander entfernt und 4m5 resp. 5m4 hell. Notiert habe ich: Der Doppelstern steht in einem auffälligen Sternmuster, das entweder (kleiner gesehen) an eine Bienewabe erinnert, wobei hier die unterschiedliche hellen Sterne die Symmetrie stören, oder eher mit weiteren Sternen im Osten an einen Drachen (den, den man steigen lässt); einfach zu trennen, schon bei 81× problemlos. Beide Komponenten strahlen rein weiß. Das Sternmuster ist ausgesprochen hübsch und Rho Herculis steht am Ende des Musters, was ihn zu einem sehr schönen Objekt macht.


    Hier die Übersichtszeichnung bei 81×:


    Rho Herculis (=STF 2161)


    Die "Drachenschnur" geht hier links außerhalb des Sichtfeldes weiter...


    Und hier mit Fokus auf den Stern selbst bei 203×:


    Rho Herculis (= STF 2161)


    µ Herculis (= STF 2220) war das nächste Ziel. Er ist fast ein Nachbar, nur 27,1 Lichtjahre von uns entfernt. Dementsprechend sind die beiden Komponenten weit auseinander, 35,5". Der Helligkeitsunterschied (3m5 vs. 9m8) ist da dann fast irrelevant. Auch hier haben wir ein Dreifachsternsystem. Aa und Ab sind 1,3" voneinander entfernt, Aa ist aber 3m5 hell und Ab nur 12m7, daher wird die schwächere Komponente überstrahlt. Notiert habe ich: Dank des sehr weiten Abstands auch bei 43× einfach zu trennen. Bei 81× fiel ein Sternmuster in Form einer Geraden auf, die an dem Doppelstern vorbeizieht. Bei 203× erscheint Komponnente A gelblich, und B grau.


    Eigentlich sollte B rot sein und einen Kontrast zur gelben Hauptkomponente zeigen (G5 vs. M3), aber vermutlich war B nicht hell genug und mein Auge hat den Rotton nicht wahrgenommen und daraus einen Grauton gemacht. Hier die Skizze dazu (bei 81×, inkl. der Sternketten in der Nähe):


    µ Herculis (= 86 Herculis = STF 2161)


    STF 2021 = 49 Serpentis ist das nächste Ziel. Im Cambridge Atlas steht er (mit Sternchen als besonders hübsch) unter "49" im Herkules, aber 49 Herculis ist ein ganz anderer Stern (und auch nicht doppelt). Die Grenze zwischen den Sternbildern Hercules und Serpens (Caput) wurde zwischenzeitlich einmal verlegt, weshalb 49 Serpentis dadurch nun im Hercules liegt. Daher die Namensverwirrung. Unter der Struve-Bezeichnung ist es aber eindeutig. 76,9 Lichtjahre Entfernung ist auch nicht allzu weit entfernt, trotzdem ist der Abstand nur 4,1". Die Helligkeiten sind 7m4 und 7m5, die beiden Komponenten sind also etwa gleich hell. Notiert habe ich: Die Trennnung erfolgt schon bei 43×, bei 203× (und 81×) erscheinen beide Komponenten blass gelb. Es ist wieder ein Dreifachsystem, zwei Komponenten sind aber nur spektroskopisch trennbar.


    Hier die zugehörige Skizze:


    STF 2021 (=49 Serpentis), ein Doppelstern im Herkules(!)


    95 Herculis (= STF 2264), wieder mit Sternchen im Cambridge-Atlas versehen, ist mit 417 Lichtjahren wieder weiter entfernt. Der Abstand der Komponenten beträgt bequeme 6,4". Der Reiz des Systems ist die Farbigkeit der Sterne, die 4m9 und 5m2 hell sind. Ich habe notiert: Die Trennung ist bereits bei 43× erfolgt. Beo 203× zeigt sich ein netter Farbunterschied: Komponente A erscheint weiß, B gelblich; beide sind fast gleich hell. Ein sehr hübscher Doppelstern.


    Hier die zugehörige Skizze:


    95 Herculis


    Im Hercules befindet sich auch der Schildkrötennebel, NGC 6210. Da er mit 8m8 ein heller Planetarischer Nebel ist, geht er auch bei viel Mond. Zudem kann ja ein OIII-Filter helfen. Mit 6500 Lichtjahren ist er im Vergleich zu den besuchten Doppelsternen weit weg. Der Zentralstern mit 12m9 wird vom Nebel, der nur eine halbe Bogenminute klein ist, überstrahlt. Ich habe notiert: Wirkt bei 43× und 81× fast stellar, bei 203× dann doch flächig. Man sieht einen helle, nicht ganz runde, mehr ovale, asymmetrische Struktur in der Mitte und an den Rändern einen schwächeren, diffusen Nebelhauch. Im OIII-Filter wirkt der Nebel etwas kontrastreicher und der schwache Außenbereich ist vielleicht einen Tick besser zu sehen, aber viel mehr an Erkenntnissen hat der Filter nicht gebracht. Interessant ist v.a. die leichte Asymmetrie, sowohl in Bezug auf den hellen Zentralbereich als auch das außenrum.


    Hier die zugehörige Skizze:


    NGC 6210, der Schildkrötennebel


    Weiter geht's in der Nördlichen Krone. Zeta Coronae Borealis (= STF 1965) ist hier ein einfaches Ziel, das wieder den Stern vom Cambridge-Atals erhalten hat. Dass mit STF 1964 gleich ein weiterer, mit Sternchen versehener Doppelstern in direkter Nähe steht, hatte ich bei der Vorbereitung des Nachtsession glatt übersehen. Ich muss also nochmal hierhin und STF 1964 nachholen. Zurück zu STF 1965... 473 Lichtjahre entfernt, Komponenten mit 6,4" Abstand (sehr bequem), Helligkeiten von 5m0 und 5m9 und insgesamt sogar ein Fünffachsternsystem (ein spektroskopisches Dreifachsystem und Komponente B wiederum ein spektroskopischer Doppelstern. Notiert habe ich: Die Trennung war klar bei 43× zu sehen. Bei 203× zeigt die hellere Komponente ein wäremeres Weiß, also einen ganz schwachen Gelbstich.


    Hier die zugehörige Skizze:


    Zeta Coronae Borealis


    Also rüber zur Leier...


    Epsilon Lyrae, der Doppel-Doppelstern. Erklärungen sind unnötig, denn zu bekannt ist dieses Ziel. Hier die Notiz: Bei 203× sind beide Sterne jeweils in die beiden Komponenten getrennt. Der Hintergrund ist trotz Mondlicht recht sternreich – äußerst nett!


    Und hier die Skizze:


    Epsilon Lyrae, der Doppel-Doppelstern


    Wenn man schon in der Leier ist, dann kann man auch bei Mondlicht einen sehr hellen (nein, nicht der Ringnebel ist gemeint) Offenen Sternhaufen besuchen, nämlich Stephenson 1. Dieser kleine Haufen liegt bei Delta Lyrae, wobei Delta2 Lyrae, der wunderschön gelb strahlt. nicht zum Haufen gehört. Hier habe ich nur genussgespechtelt und nicht skizziert, da ich noch ein paar Doppelsterne vor mir hatte. Das wunderschöne Gelb von Delta2 Lyrae in Verbindung mit dem kleinen Sterngewimmel hat was. Funfact zum Stephenson-Katalog: Stephenson 2 im Schild enthält mit Stephenson 2-18 einen der oder den größten uns bekannten Stern. Leider ist dieser Sternhaufen, der viele Rote Überriesen enzhält, nur im Infrarot wirklich als Haufen zu sehen. Stephenson 1 ist dafür umso schöner, wenn man ihn aufsucht – auch für das Fernglas ein schönes Objekt.


    Albireo (Beta Cygni) habe ich auch noch kurz besucht, also im Schwan. Dieser höchstens sehr locker gebundene Doppelstern, der eher als optisch gilt, ist ja allbekannt und zeigt einen wunderschänen Blau-Gelb-Kontrast. Das Gelb kommt strahlend rüber, das Blau aber erst nur als Weiß. Dann habe ich etwas unscharf gestellt und der Kringel war kräftig blau. Wunderschön. Dann wieder fokussiert un dmein Gehirn erkannte ihn nun auch im Fokus als blau (bzw. bläulich). Sehr nett.


    So, jetzt weiter südlich zum Adler...


    57 Aquilae (= STF 2594) ist ein Fünffachsystem, von dem mal wieder nur zwei Komponenten erkennbar sind. Der Abstand von 36" macht aus ihm ein Fernglasobjekt (Helligkeiten 5m7 und 6m4). Entfernt ist das System von uns 482 Lichtjahre. Hier meine Notiz: Weiter Abstand, daher leicht zu trennen; die hellere Komponente erscheint etwas wärmer weiß, die schwächere rein weiß (bei 81× und 203×). (Diesmal keine Skizze)


    STF 2644 war wieder mit Sternchen im Cambridge-Atlas, also habe ich ihn aufgesucht. Eckdaten: 6m9 und 7m1 bei 2,6", 590 Lichtjahre entfernt. Hier meine Notiz: Enger Doppelstern, der bei 203× klar getrennt ist; die hellere Komponente strahlt blau, die schwächere bläulichweiß – sehr hübsch! Der Doppelstern steht in einem Sterndreieck.


    Und die Skizze dazu:


    STF 2644


    HIP 99476 war das letzte Ziel im Adler. Zwischen STF 2644 und Theta Aquilae ist im Cambridge Atlas noch ein Doppelstern (aber ohne Namen) eingezeichnet. Ich habe den Stern dann über Wikisky identifiziert. Die beiden Komponenten sind 7m1 und 7,9 hell und haben einen Abstand von 56,4", es ist also eigentlich ein Fernglasobjekt. Stelle Doppie bzw. die WDS-Datenbank sagt, dass nicht geklärt sei, ob es ein physischer Doppelstern ist. Hier meine Notiz (ohne Skizze): Abstand ist sehr groß, Trennung daher bei 43× sehr einfach. Hellerer Stern erscheint gelb (F3), der schwächere graubläulich (A3) - sollte aber eigentlich weiß sein?! Aufgrund der Farben sehr nett – Fernglasobjekt!


    Zu guter Letzt noch ein Abstecher in den Delphin:


    Gamma Delphini und STF 2725 – zwei Doppelsterne beieinander (wirkt etwas wie epsilon Lyrae, nur mit weiter entfernten Komponenten und nicht alle vier fast gleich hell. Bei 81× sind beide gemeinsam im Gesichtsfeld:


    Gamma Delphini und STF 2725, zwei Doppelsterne in direkter scheinbarer Nähe


    Ich habe zu den beiden notiert: Leicht zu trennender Doppelstern, dessen hellere Komponente deutlich gelblich erscheint, die blassere eher weiß (obwohl sie vom Spektraltyp nocch etwas gelber sein müsste). Besonders schön: STF 2725 steht bei 81× im selben Gesichtsfeld, ebenfalls etwas gelblich.


    Und nochmal Gamma Delphini, diesmla aber bei 203× gezeichnet:


    Gamma Dephini (= STF 2727)


    Jetzt war ich mit meinem angedachten und vorbereiteten Pensum durch und es war schon wieder gegen 3 Uhr morgens. Der Mond geht und geht nicht unter und wenn er es doch macht, dann dämmert es schon. Also habe ich alles eingepackt und bin zufrieden und doppelsterngesättigt wieder heimgefahren. Und ich muss sagen, es hat wirklich Spaß gemacht. Man kann auch bei Mondlicht visuell beobachten. Wo ein Wille, da ein Weg. Galaxien gehen halt nicht, aber Doppelsterne, helle Offene Sternhaufen und helle Planetarische Nebel gehen immer.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Lucifugus

    Hat den Titel des Themas von „Beobachtungsbericht vom der Nacht vom 31.5. auf den 1.6.2023 (viele Doppelsterne)“ zu „Beobachtungsbericht von der Nacht vom 31.5. auf den 1.6.2023 (viele Doppelsterne)“ geändert.
  • Servus beinand,


    oh, einen Doppelstern hatte ich ganz vergessen, zu erwähnen... Auf der Übersichtsskizze von Rho Herculis ist unten links noch ein Doppelstern: STT 329 = HR 6491 = HIP 85181. Die beiden Partner sind 6m4 und 9m8 hell, der Abstand beträgt 33" und die Distanz zur Erde beträgt 752 Lichtjahre. Hier sind also auch zwei Doppelsterne auf einmal im Gesichtsfeld.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • "Bei 81× fiel ein Sternmuster in Form einer Geraden auf, die an dem Doppelstern vorbeizieht. "

    Das muss Starlink gewesen sein :)


    Hallo Christoph,


    schöner Bericht. So ähnlich mach ichs auch, nur dass ich nicht organisiert bin. Ich guck mir einfach Sterne an, die bequem liegen, und geh inzwisch manchmal auf Verdacht gleich mit 260x drauf. Oft ist dann ein Doppelfang dabei. Nur dass ich dann nicht immer weiß, was es war.

    So hab ich auch mein Lieblingsdoubledouble gefunden, auf der Suche nach M57. Struve 2430 und 2470? jedenfalls ein Doppeldoppel, nur optisch aber was total gleich aussieht, auch in der Ausrichtung. Geht gut schon bei 50x.

    Einen schönen hast du uns unterschlagen: Eps Boo, der ist gelb-blau wie. Albeiro aber dunkler. Trennung leichter als Delta Cyg trotz gleichen Abstandes (2,8") da a dunkler und b heller.

    In deinem Bild von Eps Lyr ist das ungleiche Paar fast gleich. Meine Erfahrung ist die, je kleiner die Öffnung, durch die man guckt, desto größer erscheint der Unterschied im ungleichen Paar. Das scheint überall zu sein. Ist das nur mein Eindruck?

    Das hieße, Das Erkennen von schwachen b-Sternen geht besser mit mehr Öffnung.


    Magugge, vielleicht fahr ich nächste Woche auch mal runter ins Oigai. Hab mir gerad ne astronomische Kiste gebaut, die kann zwei Sitzhöhen. Sie hätte auch drei Höhen gekonnt, wäre dann aber zu groß geworden. Und das "Armeeglas" ist neu. Mein bestes, 10x40 mit 65° WW, wahrscheinlich DDR, Vergütung sieht nach Pentacon aus. Ein optisch besseres Glas kann mich mir kaum vorstellen, es löst so gut auf wie das Bresser Tento 20x60 nur müsste man entsprechend gute Augen haben. Das braucht jedoch einen Sessel mit Lehne.




    Gruß

    Stephan


    PS: Seeing. Die letzten Wochen waren außergewöhnlich (für mich, so lange bin ich noch nicht dabei). Ein Astrokollege sagt, das hängt mit den Sonnenflecken zusammen. Bei hoher Aktivität ist auch das Seeing gut. Hoffen wirs, dann kann noch wat kommen.

  • Servus Stephan,


    dass das Seeing und die Sonnenaktivität korreliert sind, kann ich mir nicht vorstellen aber wie auch immer, das Seeing war in der Nacht m.E. bei mir wirklich gut.


    Danke für den Tipp mit STF 2430 und STF 2470. Muss ich mir mal anschauen. Epsilon Bootes habe ich in der Nacht nicht besucht, weil ich mich erst auf Herkules gestürzt hatte. Epsilon Bootes wird sicher noch drankommen. Ich fange ja eh erst mit den Doppelsternen ein Bisserln an und finde sie sehr nett für Nächte mit Mond. Ich hatte früher auch viel zu wenig auf Farben geachtet, weshalb ich hier Doppelsterne sehr gut zum Üben finde.


    In deinem Bild von Eps Lyr ist das ungleiche Paar fast gleich. Meine Erfahrung ist die, je kleiner die Öffnung, durch die man guckt, desto größer erscheint der Unterschied im ungleichen Paar. Das scheint überall zu sein. Ist das nur mein Eindruck?

    Das hieße, Das Erkennen von schwachen b-Sternen geht besser mit mehr Öffnung.

    Der Helligkeitsunterschied war durchaus zu erkennen und ich hatte gemeint, ihn mit den unterschiedlichen Durchmessern der Sternscheibchen anzeigen zu können. Vielleucht hätte ich das etwas stärker darstellen können. Die Abstände waren fast gleich, aber das in der Zeichnung untere Paar zeigt einen größeren Helligkeitsunterschied.


    Magugge, vielleicht fahr ich nächste Woche auch mal runter ins Oigai.

    Ja Herrschaftszeiten, Dettenschwang liegt in Oberbayern 8o – aber das Allgäu ist nicht weit weg. Ich wünsche dir jedenfalls gute Beobachtungsnächte (oder eine, falls im Singular) im Allgäu.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo Christoph,


    wieder ein präziser, schön dokumentierter Bericht mit einer Reihe interessanter Doppelsterne :). 95 Herculis ist auch einer meiner langjährigen Favoriten, ein einfacher Farbkontrast-Doppelstern mit nahezu gleich hellen Komponenten - diese Kombination findet man nicht oft.


    Zeta Coronae Borealis (= STF 1965) ist hier ein einfaches Ziel, das wieder den Stern vom Cambridge-Atals erhalten hat. Dass mit STF 1964 gleich ein weiterer, mit Sternchen versehener Doppelstern in direkter Nähe steht, hatte ich bei der Vorbereitung des Nachtsession glatt übersehen. Ich muss also nochmal hierhin und STF 1964 nachholen.

    Ja, STF1964 lohnt unbedingt einen genaueren Blick, der ist nämlich echt was Besonderes 8). Dazu mein alter Astrotreff-Kommentar aus einem Thread von 2016:


    "Und neulich bin ich darauf gestoßen, dass nur etwa ein halbes Grad entfernt ein sehr interessantes Struve-Objekt liegt: Struve 1964, mit erstmal zwei 7 und 7,5 mag hellen Komponenten in 15" Abstand. Das war bei 80-fach ein netter Anblick in meinem 80mm Spektiv, beide Doppelsterne schön aufgelöst, und zusammen (Zeta CrB und Struve 1964) auch eine Art doppelter Doppelstern.


    Der Clou ist aber: Struve 1964 ist selbst wieder ein doppelter Doppelstern, und zwar einer von der anspruchsvollen Art: Bei der einen Komponente beträgt der Abstand 1,6", aber da die Helligkeit der Sterne nicht allzu verschieden ist (8 zu 9 mag), ist das nicht so wild. Bei der anderen Komponente ("Hu 1167") stehen die Sterne nicht nur enger zusammen (1,3"), sondern haben vor allem auch eine spürbar größere Helligkeitsdifferenz (8 zu 10 mag). Gestern nach der Führung an der VSW - bei klarem (Stadt-)Himmel - haben Bernd Gährken und ich Struve 1964 dann sowohl im 32-Zöller als auch im 10-Zoll Refraktor eingestellt, bei letzterem bei etwa 450-fach: Das Seeing war nicht gut, die eine Komponente aber dennoch ganz einfach getrennt, während die andere (Hu 1167) schon recht anspruchsvoll war: Nahe am helleren Stern klebte da noch ein kleiner zweiter Stern, in Richtung des anderen Paares gelegen - von der gegenseitigen Ausrichtung ein bissl so wie bei Epsilon Lyrae selber. Infos und Bilder hier. Ein sehr interessantes Objekt !"


    Servus

    Ben

  • Mal ne Frage zu STF-Nomenklatur. Stellarium kennt die offenbar nicht. Z.B. STF 1932 war gestern ein schönes Ziel, beide geich hell, um 7,4 und 1,6° getrennt, eigentlich ziemlich leicht bei gutem Seeing. Aber im 5,5" ging mir schon das Licht aus, höher als 270x wäre zu dunkel gewesen.

    Und Stellarium kann keine STF (und auch keine Struve, oder nicht alle)


    Gruß

    Stephan

  • Wenn man schon in der Leier ist, dann kann man auch bei Mondlicht einen sehr hellen (nein, nicht der Ringnebel ist gemeint) Offenen Sternhaufen besuchen, nämlich Stephenson 1. Dieser kleine Haufen liegt bei Delta Lyrae, wobei Delta2 Lyrae, der wunderschön gelb strahlt. nicht zum Haufen gehört.

    Hallo Christoph,

    den Delta² Lyr hab ich gestern auch nochmal besucht auf Deinen Beitrag hin. Er wird ein wenig von den Sehenswürdigkeiten in der Leier unterbuttert, ist aber ein so stark orangeleuchtender Stern, daß er bis hinunter zu kleinsten Fernglasöffnungen eine Freude ist. Daß die ihn umgebenden Sternen zu einem offenen Haufen gehören, wußte ich bislang nicht.


    Stephan -> STF: Stellarium Web Online kennt die STF Kataloge. Ich ärgere mich aber auch, daß diese in der teuren Stellarium Plus Version fürs Handy nicht dabei sind.


    Viele Grüße

    Johannes

  • Delta² Lyr hab ich gestern auch nochmal besucht...

    Von dort kann man einfach zu STF 2429 schwenken, der ca. 4 Bogenminuten südöstlich von delta2 steht; im Sucher leicht erkennbar als südlich-mittiger Stern einer rautenartigen Sternformation.


    STF 2429 (8.4/10.0m, 5.5"): die Herausforderung ist, nicht das Paar zu trennen, sondern den 10.0m-Begleiter deutlich zu sehen, z. B. bei Mondbeleuchtung.

    Ist auch ein guter Test für die Transmission von Okularen, an kleineren Öffnungen...

  • Lieber Christoph,


    du scheinst ja hier viel von Mai nachholen zu wollen. Klasse Bericht mit so vielen schönen Hintergrundinfos! Was will man mehr.


    Von deinen Doppelsternen habe ich auch schon einige beobachtet.


    Rho Herculis (= STF 2161) habe ich mit 4" cremeweiß/blauweiß gesehen. Und das obwohl, A Spektralklasse B9 haben soll.

    95 Herculis (= STF 2264), ja auch so ein schön enges Paar in kleinen Öffnungen, hier waren die Farbeindrücke bei mir weißgelb und blaugrau

    Zeta Coronae Borealis (= STF 1965) - gleicher Farbeindruck wie du

    STF 2644 konnte ich bei 144-fach trennen, aber dafür mussten ruhige Momente herhalten. Mein Ninja ist auch nicht zwingend eine Doppelsterntrennungsmaschine.


    Gamma Delphini (STF 2727) und STF 2725 fand ich auch sehr schön zusammen, habe damals aber noch nicht auf Farben geachtet. Schön in jedem Fall auch der Kontrast zwischen dem hellen Sternpaar STF 2727 und den beiden schwächeren Sternchen von STF 2725.


    Struve 2430 und 2470? jedenfalls ein Doppeldoppel, nur optisch aber was total gleich aussieht, auch in der Ausrichtung. Geht gut schon bei 50x.

    Ja Stephan, das ist auch mein Lieblings-Doppeldoppel. STF 2430 ist sicher ein Schreibfehler, STF 2474 & 2470 wäre richtig. aber ich lege bei Doppelsternen nicht mehr meine Hand ins Feuer 8o


    Beste Grüße


    Rene

  • Servus beinand,


    vielen Dank für die Reaktionen und auch die Sternchen. Ich muss nur eine Kleinigkeit noch korrigieren, denn ich habe mich bei manchen, wenigen Bildern verschrieben: Norden ist immer oben (klar) und Osten immer links (manchmal steht da rechts...). Im Teleskop ist alles wegen des Zenitspiegels um eine Achse gespiegelt, aber die Zeichnungen spiegle ich immer wieder zurück. Steht versehentlich in manchen der Zeichnungen falsch drin...


    Rho Herculis (= STF 2161) habe ich mit 4" cremeweiß/blauweiß gesehen. Und das obwohl, A Spektralklasse B9 haben soll.

    Manchmal passt der subjektive Farbeindruck nicht zur Spektralklasse. Ein interessanter Effekt, der mir auch aufgefallen ist. Ich finde das Farbsehen bei den Sternen eh schwierig. Ich hatte bis vor Kurzem ehrlich gesagt auch nur groß drauf geachtet. Dank einiger Berichte hier und auch dank HanRolos Zeichnungen mit bloßem Auge sowie meinen ersten Gehversuchen bei Doppelsternen nach der langen Pause wird es aber besser. Gestern Nacht ist mir beispielsweise bei Yewd Prior (Delta Ophiuchi) dessen tief orangegelbe Farbe mit bloßem Auge aufgefallen.



    Ja, STF1964 lohnt unbedingt einen genaueren Blick, der ist nämlich echt was Besonderes 8). Dazu mein alter Astrotreff-Kommentar aus einem Thread von 2016:

    Habe ich nachgeholt (vorgestern) und gestern habe ich ihn fotografiert. Mal schauen, wie die Fotos geworden sind (20 x 1 s, im Moment stacke ich gerade M 92, da sind es mehr Lights...).


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Wenn man M13 beobachtet, was derzeit vermutlich öfters stattfindet :), findet man südöstlich (im Sucher) ein Trapez, dessen westliche Sterne STF 2104 (der nördliche) und STF 2101 (der südliche) sind.


    STF 2104 (7.5/8.8m; 5,7")


    STF 2101 (7.5/9.9m; 4.1")


    sind ab 3" nicht besonders schwer, reizvoll sind jedoch die jeweils dunkleren Begleiter...

  • Farben sind manchmal eine große Hilfe um b zu erkennen. Wie bei Zeta Her im hoch obstruierten 6er. Denn der b sitzt außen am ersten Beugungsmaximum. (bei 1,3" Abstand wärs noch schlimmer, dann würde er genau mittig auf dem Nebenmaximum sitzen) Und wenn b dann noch dunkler ist als das Nebenmaximum, hilft nur mehr die Farbe, in diesem Fall rötlich. Also bei mir ist das rechte Maximum außen etwas rötlich, das linke nicht. Und manchmal, aber nur ganz kurze Momente, kann man b als kleinen rötlichen Ball erkennen.


    Lambda Cyg steht noch so unbequem. Aber nach Verbesserung des CC6 und bei so guter Sicht wie in den letzten Wochen, wird der vergleichsweise leicht sein (hoffentlich). Obwohl delta Cyg dieses Jahr schwieriger ist als letztes Jahr.

  • Rene


    Ich war gestern wieder mal da. Und habe den Eindruck, sie sind nicht mehr ganz so parallel wie vor fünf Jahren. Nichts ist für die Ewigkeit.

    Dagegen sollten die sich mal an die Sterne kleben. Irgendwie ist der Eindruck nicht mehr ganz so toll.

    2474 und 2470 kann gut sein, ich hatte das aus der Erinnerung. Die hatte ich übrigens zufällig auf der Suche nach M57 gefunden. Und als ich die mal wieder aufsuchen wollte, hab ich weiter im SO noch so ein Doppeldoppel in größer gesehen, was ich aber bisher nicht eindeutig wiedergefunden habe. Es gibt unglaublich viel da oben, gestern Nacht der ganze Südhimmel zw 40° und Zenit, alles mal wieder abgefahren mit 30x ohne zu gucken, was das alles ist. Obwohl, mit dem passenden Namen wie Struve 2474 ist son Ding gleich doppelt so schön.



    Gruß

    Stephan

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