Zwei Nächte klarer Himmel – Beobachtungsbericht 1. Teil (Nacht 1, 27. Mai 2023, fernglaslastig)

  • 27. Mai 2023, Dettenschwang: Endlich klarer Himmel selbst hier im südlichen Bayern! Und Wochenende bzw. Feiertage. Was will man mehr? O.k., Neumond wäre schön, wenn die Nacht eh schön kurz ist, aber man kann nicht alles haben.


    Diesmal bin ich zur Feier des ersten Spechtelns im Mai schon direkt bei Sonnenuntergang auf meinen Hügel gefahren und habe im Licht der Dämmerung mein Equipment aufbauen können. Bis auf das nach Norden Ausrichten geht das alles bei Licht ja so viel bequemer als im Dunklen. Vorher hatte ich daheim mit meinem Cheshire nochmal sauber justiert. Die Venus zeigt sich bereits in der frühen Dämmerung und natürlich auch der Mond. Als dann der Polarstern sichtbar wurde, schnell die Montierung ausgerichtet, dann ein Dreisterne-Alignment gemacht und los konnte es gehen.


    Als erstes Ziel blieb ich ausnahmsweise mal im Sonnensystem. Venus strahlte dermaßen, dass ich sie einfach mal besuchen musste. Und siehe da, es war „Halbvenus“, genau passend zum Mond. Da letzterer aber durch sein Licht doch massiv störte, hatte ich mein Teleskop eigentlich zum Fotografieren mitgenommen, um nebenher mit meinem 9 × 42 Fernglas zu beobachten.


    Bevor aber die Kamera aufgesattelt wurde, habe ich in der Dämmerung Ras Algethi (Alpha Herculis) aufgesucht. Es ist ja ein sehr bekannter Klassiker. Obwohl mehr oder weniger zur Konstellation des Schlangenträgers gehörend, steht er noch im Bereich des Sternbilds Herkules und ist hier sogar „der Alpha“. Trotzdem ist er irgendwie nicht Teil des Asterismus, der als Herkules gesehen wird, sondern steht eben abseits im Süden. Ob er der Große Zeh des Jägers sein soll? Wie auch immer, es ist ein wunderschöner Doppelstern. Genau genommen ist es ein Dreifachstern, aber nur zwei Komponenten sind optisch zu trennen. Komponente A ist variabel (zwischen 2m7 und 4m0, Hauptperiode bei 125 Tagen, er ist halbregelmäßig und zeigt mehrere Perioden, die überlagert sind), Komponente B ist 5m4 hell. Die beiden zeigen also einen variablen Helligkeitsunterschied bei einem bequemen Abstand von 4,8 Bogensekunden. Komponente B wiederum ist ein spektroskopischer Doppelstern. Interessant dabei ist, dass die beiden sehr engen Partner unterschiedlichen Spektralklassen angehören: G8 und A9, also gelb und (bläulich)weiß, wobei der weiße etwas lichtschwächer als der gelbe Partner ist. Komponente A hingegen gehört zur Spektralklasse M und ist somit orange. Im Teleskop sind A und B schon bei 81× klar getrennt; Komponente A ist hierbei deutlich (orange)gelb, Komponente B mal weiß, mal graubläulich erscheinend – warum hier A9 mehr als G8 zum Tragen kommt, weiß ich nicht. Man liest aber bei manchen Beobachtungen auch davon, dass B ebenfalls gelb ist, nur in einem anderen Farbton. Bei 203× sind die beiden sehr deutlich getrennt, dank guten Seeings zappelte auch A nicht. Die Farbe von A war nun deutlich gelb, weniger orange, die Farbe von Komponente B grau bis graubläulich. Der Helligkeitsunterschied war deutlich, aber ich habe nur etwas genussgespechtelt und daher nicht versucht, die Helligkeit von A zu ermitteln. Hier die Zeichnung, die dabei entstand:



    Als die Dämmerung noch etwas voranschritt, habe ich das kommende Objekt des Monats Juni besucht, weshalb ich hier noch nichts davon verrate (auch wenn das OdM eh zeitnah kommen wird).


    Das war’s dann auch schon. Das Teleskop wurde umgesattelt auf Kamera und Belichtungsreihen und weiter geht’s mit dem Fernglas. Ich habe mein kleines mitgenommen und einfach frei Hand beobachtet. Jetzt war es bereits dunkel genug, nur der Mond störte natürlich. Die visuelle Grenzgröße lag um 5m0, vielleicht knapp drüber. Mizar und Alkor waren problemlos mit bloßem Auge zu trennen. Sehr positiv war auch die trockene Luft und die anfangs mild Temperatur. Das letzte Mal war ich bei Frost draußen.


    Das erste Objekt, das ich nun per Fernglas aufgesucht habe, liegt direkt bei Mizar und Alkor: Latyshev 2. Latyshev 2 ist ein Offener Sternhaufen mit 186 Mitgliedssternen, der in der Zukunft mit dem Coma-Berenices-Haufen zusammenstoßen wird – und zwar in 11,3 Millionen Jahren. Es ist der drittnächste „echte“ Offene Sternhaufen, nur 310 Lichtjahre entfernt (der Coma-Haufen ist der zweitnächste). Zusammen mit Mecayotl 1 bildet er die „Gruppe X“, die lange als Asterismus angesehen wurde. Über Mecayotl 1 habe ich allerdings bei der ersten Recherche nichts gefunden. Es handelt sich hier um eine Sternverdichtung, die aber hinsichtlich der Geschwindigkeiten der Mitglieder keinen Strernhaufen bilden. Näheres dazu und vor allem über Latyshev 2 und seine Interaktion mit dem Coma-Sternhaufen findet sich hier: https://arxiv.org/pdf/2304.08618.pdf – Es geht hier um „den Kosmischen Walzer“ der beiden Sternhaufen. Soviel erstmal vorweg, jetzt aber zum Anblick im Fernglas. Latyshev 2 passt gerade so ins Gesichtsfeld meines kleinen Fernglases. Mizar und Alkor sowie M 101 bilden quasi die Grenzen des Haufens. Zwischen diesen beiden Objekten finden sich im Fernglas zahlreiche Sterne – es ist ein auffallender und schöner Offener Haufen. Trotz störendem Mondlicht waren über 30 Sterne zu erkennen, die mehrere Muster bilden, so z.B. einen gebogenen Pfeil, der ungefähr auf M 101 deutet bzw. weniger als Pfeil, sondern mehr als gebogen gewachsener Pilz gedeutet werden kann. Ich habe das Muster in der Aufsuchkarte rot hinterlegt (die flache Sternreihe, die die Unterkante des Hutes bzw. der Pfeilspitze bildet, ist heller als die Hutoberseite des gedachten Pilzes):


    Bildgrundlage: SDSS (Wikisky.org)


    Nimmt man nur diese Reihe und den Stiel, kann man an ein Tau in Spiegelschrift denken. Ein sehr lohnenswertes Fernglasobjekt, gerade für kleinere Gläser. Ich habe in der Nacht darauf Latyshev 2 auch mit meinem 20 × 60 mm Fernglas besucht. Da war der Pilz klarer erkennbar und es waren insgesamt natürlich mehr Sterne. Der Haufencharakter verliert sich da aber ein Bisserl, da man ihn nicht als Ganzes sehen kann. In Neumondnächten und sehr gutem Himmel geht hier auch mit dem bloßen Auge etwas (Sterne ab 5m6), ein kleines Fernglas ist da aber auch hilfreich. Trotz der großen Nähe sind die Sterne nicht allzu hell, da er immerhin schon 300 Millionen Jahre alt ist.


    Melotte 186 (inkl. dem Taurus Poniatovii bzw. dem Poniatowskys Stier) im Ophiuchus ist der nächste, große Offene Sternhaufen, den ich aufgesucht habe. Wegen des Mondlichts war vom Stierkopf mit bloßem Auge wenig zu erkennen, erstmal nur die drei hellsten Sterne. Als dann der Mond endlich unterging, war auch der ganze Stierkopf mit bloßem Auge erkennbar. Im Fernglas ist die Ähnlichkeit mit den Hyaden sehr auffällig, denn am südöstlichen Rand des Stierkopfs sind zahlreiche weitere Sterne, sehr hünsch! Ein Klassiker eben. Der Haufen ist größer als der Stierkopf. Taurus Poniatovii war früher mal ein eigenes Sternbild – siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/…her_Stier_von_Poniatowski


    Direkt (westlich) neben dem Stierkopf befindet sich übrigens Barnards Pfeilstern, den ich aber nicht gesucht habe.


    Wenn man schon bei Poniatowskys Stier ist, kann man auch gleich noch IC 4665 aufsuchen. Dieser seltsamerweise nicht in den NGC-Katalog aufgenommene Offene Haufen wird im Englischen auch Summer Beehive genannt, also die Sommerausgabe der Praesepe bzw. der Krippe. Dieser große, lockere, Offene Sternhaufen steht nordöstlich des im Fernglas auffallend gelben Sterns Cebalrai (Beta Ophiuchi). Im Fernglas ist IC 4665 in einige, auffallend helle Einzelsterne aufgelöst, sehr schön anzusehen. Der gesamte Haufen hat einen Durchmesser von 6°, im Fernglas ist aber nur der Kern mit auffallend hellen, jungen Sternen zu sehen, der klassisch als Durchmesser (von 70') angegeben wird. 110 Lichtjahre entfernt ist er fast ein Nachbar und nur 30 Millionen Jahre jung hat er noch einige leuchtkräftige Sterne. Mir gefällt hier insbesondere das intensive Gelb von Cebalrai beim Aufsuchen des Haufens.


    Weiter geht’s zu NGC 6633. Nordwestlich des hellen Sterns HD 170200 (5m7) liegt dieser Offene Sternhaufen, der im Fernglas als länglicher, auseinandergezogener Nebelfleck mit einzelnen aufgelösten Sternen erscheint. Nordwestlich des Sternhaufens schließt sich eine fast gerade, nur etwas gebogene, auffällige Sternkette an (eine "Kaskade"), die am Ende auf eine weitere, hellere, kurze Kette stößt und mit ihr eine Art „7“ bildet. Ein schönes Muster. Der Sternhaufen steht am Fuß der 7. O’Meara hat ihn in seine Liste der Hidden Treasures aufgenommen. Recht hat er, finde ich, aber mehr dazu und zum englischen Namen Tweedledum Cluster im Teil 2 (Beobachtungen in der Folgenacht mit meinem 8-Zöller). 1225 Lichtjahre Entfernung ist nicht sehr weit weg, mit 600 Millionen Jahren ist er aber schon ziemlich alt. Das bedingt vermutlich auch die Deformation zu einem langestreckten Haufen.


    Vermutlich selten beachtet wird Alessi 19. Ich finde auch im Internet sehr wenig zu diesem Offenen Sternhaufen. Er ist 1,5° groß, 1800 Lichtjahre entfernt und 110 Millionen Jahre alt. Das Alter und die Lage bedingen, dass auch er etwas zerzaust ist. Alessi 19 ist ein sehr großer, lockerer Sternhaufen, dessen hellsten Sterne ein umgedrehtes Kreuz bilden, das aber durch mehr Sterne als ein reines Kreuz aufgefüllt wird. Es ähnelt eher an den Schwan, aber ohne die abgeknickten Flügel, sondern mit eher geradem Querbalken. Im Fernglas ein auffallendes Objekt, das aufgrund des Musters Wiedererkennungseffekt zeigt. Wer bei einem umgedrehten Kreuz an etwas teuflisches denkt, den muss ich enttäuschen. Im Weltall gibt es kein Oben und Unten, nur im Fernglas wirkt der so. Auf der Südhalbkugel stünde das Kreuz aufrecht. Hier der Haufen aus Wikisky und mit eingezeichnetem Muster (wie es im Fernglas auffiel).


    Hier erstmal Alessi 19 ohne Markierung:

    Bild: aus SDSS (aus Wikisky.org)


    Und hier mir eingezeichmetem Muster:

    Bild: aus SDSS (aus Wikisky.org)


    Vielleicht doch eine fliegende Wildgans mit langem Hals?


    Zurück zu NGC 6633 und von hier zu einem unglaublich schönen Fernglasobjekt:


    IC 4756 – natürlich auch ein Hidden Treasure von O’Meara. Ich habe nun das Sternbild Serpens (Cauda) erreicht. Nachdem der Mond untergegangen ist, zeigt sich an der Stelle, an der sich der Haufen befinden soll (wurde zuerst nicht erkannt) ein großer, feiner Puderzuckerhaufen zwischen den hellen Sternen HD 172046 und HD 172365. Die hellsten Einzelsterne sind ca. 8m9 hell; vermutlich werden die hellen, den Haufen einrahmenden Sterne als Mitglieder gewertet, da die Gesamthelligkeit sonst nicht zu erklären wäre, die angegeben wird. Im kleinen Fernglas hat man, finde ich, selten den Eindruck, dass sich ein Haufen in Puderzuckersternchen auflösen lässt. Hier ist genau das der Fall. Sehr hübsch! Dass IC 4756 noch deutlich größer ist und zwei lange, ausgeprägte Gezeitenschweife gebildet hat, ist natürlich im Fernglas nicht zu erkennen. Wer über die Gezeitenschweife etwas nachlesen will: https://iopscience.iop.org/art…3847/1538-3881/ac1f1f/pdf – aus dem Jahr 2021, also recht aktuell und sehr spannend, finde ich. In der Nacth drauf habe ich IC 4756 auch mit dem 20 × 60 angeschaut. Da sind die feinen Sternchen natürlich noch funkelnder, aber gerade im 9 × 43 hat der Haufen seinen Charme. Der Puderzucker war natürlich erst zu sehen, als der Mond weg war.


    Beim Schwenken kamen dann noch M 71 (schwach, aber erkennbar), M 27 (leicht zu erkennen, sehr hell und groß) ins Auge, um dann beim eigentlichen Ziel zu landen:


    Stock 1 – ein großer, zerstreuter Haufen in der Vulpecula, dem Füchschen. Mit 1040 Lichtjahren Entfernung ist auch er noch relativ nah und mit 45‘ Durchmesser sehr groß, genau richtig für’s Fernglas. Durch Lage bei Albireo und Alpha Vulpeculae ist er leicht zu finden. Wie das Muskelmännchen ist der Haufen groß und besteht aus zerstreuten Sternen, sehr hübsch! Hier ein Foto aus SDSS:


    Bild: aus SDSS (aus Wikisky.org)


    Während des Beobachtens ist der Mond untergegangen und die Sommermilchstraße zeigte sich plötzlich in ihrem Glanz. Richtig perfekt war der Himmel nicht, ich kam nur auf fst 6m0, aber die Milchstraße zeigte plötzlich Details, Dunkelwolken, die Scutum-Wolke war dermaßen hell, dann die beiden Sternwolken im Schützen – wunderschön. Eindrucksvoll sind hier vor allem die Dunkelwolken. Leider war der Südhorizont selbst von Wolkenschleiern betroffen, die offenbar über den Alpen hingen. Die Milchstraße war aber wunderbar bis in den Taurus Poniatovii hinein. Dann schluckt der Dunkelwolkenkomplex alles weg.


    Da es jetzt bald dämmert, noch etwas Sight Seeing:


    M 22 im Schützen (Kugelsternhaufen, 5m5 hell): Sehr heller, großer Fleck, auffällig, grieselig erscheinend, aber nicht wirklich aufgelöst.


    M 16 (Adlernebel und Offener Sternhaufen): Der Sternhaufen geht im Nebelhintergrund unter und die Vergrößerung des Fernglases ist etwas gering, um beide Objekte zu trennen. Es blitzen aber Sterne aus dem Nebelfleck hervor, der Nebel ist optisch aber dominant. Im direkten Vergleich erscheint der Adlernebel selbst schwächer als M 17, ist aber dennoch auffallend hell und diffus nebelig.


    M 17 (Omeganebel): Als großer, heller Fleck sofort zu erkennen und heller als M 16 erscheinend, obwohl eigentlich gleich hell und dafür größer, also mit geringerer Flächenhelligkeit; vielleicht ist er hell genug, dass die Größe an sich ihn für die Wahrnehmung dominant erscheinen lässt.


    M 18: Der kleine Offene Sternhaufen liegt zwischen M 17 und der Sternwolke M 24, was ihn besonders reizvoll macht. M 24 dominiert das Gesichtsfeld als großer, heller, länglicher Nebelfleck mit herausblitzenden Einzelsternen und im selben Gesichtsfeld liegt M 18, der wie ein separiertes Stück von M 24 wirkt und direkt zu M 17 weiterleitet. Sehr hübsch im kleinen Fernglas, aber recht kompakt und klein, aber eben sehr auffällig.


    M 24: Sternwolke im Schützen, muss man sicher nicht mehr beschreiben, einfach toll im Fernglas.


    M 23: Erscheint als schwacher Nebelfleck im Fernglas, Einzelsterne werden nicht aufgelöst. Hier könnte aber bereits der Horizontdunst eine Rolle spielen.


    M 25: Bildet mit den zwei hellen Sternen HD 170680 und HD 170433 ein rechtwinkliges Dreieck, was im Fernglas gut zu erkennen ist. Der Offene Sternhaufen selbst ist ein heller Nebelfleck mit mehreren Einzelsternen, die aufgelöst werden, insgesamt aber recht kompakt.


    Kurz vor dem Einsetzen der Dämmerung wurde es plötzlich spürbar kühler und erst jetzt begann die Taubildung. 6° C war schließlich die Temperatur, frisch, aber nicht sehr kalt. Und damit ist die kleine Reise mit dem 9 × 42 mm-Fernglas zu Ende. Die Dämmerung setzte ein, alles musste abgebaut werden, rein ins Auto und um 4:30 Uhr war ich dann daheim im Bett.


    Ach ja, etwas Unschönes zum Schluss… kurz nach Mitternacht (ca. 0:10 Uhr bis 0:15 Uhr) flog eine lange Kette von Starlinksatelliten parallel zum Nordhorizont an Kembles Kaskade vorbei. Ein Lichtpunkt nach dem anderen. Es werden immer mehr…


    Fazit: für das kleine Fernglas sind insbesondere so große Haufen wie Latyshev 2, Alessi 19 oder Stock 1 ideale Objekte. Alle drei genannten haben mich fasziniert. Am hübschesten und eindrucksvollsten war aber IC 4765 durch den Puderzuckereffekt, der beim Monduntergang plötzlich dazu kam, wenn auch (visuell) nicht ganz so groß. Die Stermuster in Latyshev 2, Alessi 19 und auch bei NGC 6633 fand ich auch ästhetisch sehr ansprechend. Auch mit einem kleinen Fernglas kann man sehr viel am Himmel entdecken. Ferngläser werden m.E. oft unterschätzt. Man muss nur die richtigen Objekte aufsuchen.


    Liebe Grüße,
    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Guten Morgen Christoph,


    ah herrlich, wieder Beobachtungsberichte!


    Nachdem es endlich im Süden wieder klare Nächte zum langen Wochenende gab, war ich beim beobachten schon gespannt auf Berichte im Forum. Vielen Dank Dir an der Stelle für das ausführliche Mitnehmen 👍


    IC 4756 werde ich mir als Fernglas-Objekt merken für das nächste mal. Im Schlangenträger und Schlange war ich auch mit dem Fernglas am beobachten, aber in München und bei Mond war der Himmel so hell, daß ich abseits der Hauptsterne kaum Orientierung fand und mich schnell auf Doppelsterne zurückzog.


    Viele Grüße

    Johannes

  • Hallo Christoph,


    wieder ein schöner Bericht !


    Ich wusste nicht, dass das Gebiet östlich von Mizar auch einen lockeren Offenen Sternhaufen beinhaltet - sehr interessant 8).
    Wegen der hellen Supernova in M101 war ich da ja gerade wieder unterwegs.


    Trotzdem ist er irgendwie nicht Teil des Asterismus, der als Herkules gesehen wird, sondern steht eben abseits im Süden. Ob er der Große Zeh des Jägers sein soll?

    Nein, Herkules steht bei uns auf dem Kopf ^^. Ras Algethi ist der "Kopf des Knienden" , hier ist eine Grafik dazu:


    Ras Algethi – Astrodienst Astrowiki


    Dieser schöne Doppelstern ist auch einer meiner ganz alten Favoriten, schon aus der Jugendzeit mit dem 60mm Refraktor. Wir zeigen ihn auch gerne an der Sternwarte her: " Bei über 200-fach kamen die Farben im 20-Zöller wunderbar heraus: Bei Epsilon Bootis (Izar) orange-blau, und bei Alpha Herkulis (Ras Algethi) orange-gelb - wie gemalt, sehr schön ..."


    Ja, die drei Sternhaufen IC 4665, NGC 6633 und IC 4756 sind schöne Highlights für den Feldstecher, und bei richtig dunklem Himmel kommen sie bereits recht deutlich mit bloßen Augen heraus.


    Servus

    Ben

  • Hallo Christoph,


    besten Dank für die Beschreibungen zu den ausgedehnten FG-Objekten (offene Haufen). Die Objekte des "weiten Feldes" werden gerne vernachlässigt, da man immer wieder den Details im "tiefen Feld" nachjagt.


    Ich musste Dich "nebenan" mal zitieren. https://forum.astronomie.de/th…tapo.345029/#post-1799772


    CS

    Uwe

    "Hängst hier die ganze Zeit rum und wartest auf uns"

    Fünfhundertsechundsiebzig Milliarden Dreitausendfünfhundertneunundsiebzig Jahr", sagte Marvin. "Ich hab sie gezählt."...

    Die ersten zehn Millionen Jahr waren die schlimmsten...und die zweiten zehn Millionen Jahre waren auch die schlimmsten.

    Die dritten zehn Millionen Jahre haben mir überhaupt keinen Spaß gemacht. Danach habe ich ein bisschen die Lust verloren"

    (D. Adams)

    Einmal editiert, zuletzt von Uwe65 ()

  • IC 4756 werde ich mir als Fernglas-Objekt merken für das nächste mal. Im Schlangenträger und Schlange war ich auch mit dem Fernglas am beobachten, aber in München und bei Mond war der Himmel so hell, daß ich abseits der Hauptsterne kaum Orientierung fand und mich schnell auf Doppelsterne zurückzog.

    Servus Johannes,


    IC 4756 finde ich wirklich wunderschön, aber stimmt, in München wirst du von seinem Glanz nicht viel sehen können (im Fernglas) – auch ohne Mond. ;)


    Ich wusste nicht, dass das Gebiet östlich von Mizar auch einen lockeren Offenen Sternhaufen beinhaltet - sehr interessant 8).

    Servus Ben,


    ja, lange Zeit galt das alles als Bewegungshaufen (Gruppe X) und 2003 gab es noch ein Paper, das versuchte zu belegen, dass es kein Haufen ist. In dem aktuellen Paper, das ich verlinkt habe, wurden aber die aktuellen Gaia-Daten ausgewertet und es ist eben nicht nur ein verkannter, sondern ausgesprochen spannender Haufen, der offenbar bereits jetzt mit dem Coma-Berenices-haufen interagiert, der selber Gezeitenschweife ausgebildet hat. Den Zusammenprall der beiden werden wir aber alle nicht mehr erleben...


    Und das mit Ras Algethi... klar, vielen Dank für die Erklärung! Ich hätte nur mal auf wikipedia lesen sollen. Ich hatte immer versucht, selber irgendwas als Herkules aus den Sternen zu deuten, aber dass er auf dem Kopf steht bzw. kniet, darauf bin ich nicht gekommen. Ich habe den großen Kasten immer als Brustkorb gedeutet, er liegt aber wohl anatomisch etwas tiefer *hüstel*. In den meisten Strichzeichnungen, die ich kenne, wird Ras Algethi einfach zum Ophiuchus genommen und mit dessen Sternen verbunden.


    Die Objekte des "weiten Feldes" werden gerne vernachlässigt, da man immer wieder den Details im "tiefen Feld" nachjagt.


    Ich musste Dich "nebenan" mal zitieren. https://forum.astronomie.de/th…tapo.345029/#post-1799772

    Servus Uwe,


    aber sehr gerne doch! Die Zapfpistole kann ich aber dennoch nicht erkennen. Den Pilz hingegen deutlich. Der bleibt für mich der prägende Asterismus in diesem Haufe, zumal er auf M 101 hindeutet und daher eine gute Aufsuchhilfe im Fernglas ist (finde ich).


    Vielen Dank für eure netten und positiven Rückmeldungen,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo Christoph,


    Toller Bericht. Ich war auch bis 3 auf (erst danach kam der Tau) und bin deshalb heute nicht aus dem Bett gekommen, ne Schande bei dem Wetter.

    Mond war ok aber nicht wirklich gut, hohe Schleierwolken.


    Deswegen hab ich das 10x40 auch nur zum Aufsuchen von Doppeln genutzt. Ehrlich gesagt, bei dem hellen Himmel, hätte ich nicht gedacht, dass offene Sternhaufen im FG reizvoll sein können. Hab kurz auf M13 geguckt und mich bestätigt gefühlt, dass der schwach war und nicht funkelte.

    Deshalb hab ich mich einmal mehr auf Doppel beschränkt, die gehen auch bei hellem Himmel.


    die üblichen Delta Cyg, eta Boo epsilon lyr waren besonders schön und ruhig. Sogar Zeta Her ging bei 220x nach langem Gucken und auch Eta CRB konnte ich wieder bestätigen, bei 440x. Da gibt es noch einen, mit kleinerem Abstand, 44 Boo, aber der war absolut im Zenit, das war mir zu unbequem.


    Übrigens, eta Boo ist schön blau-rötlich, erinnert etwas an Albeiro. Und ist bei gleichem Abstand wie Delta Cyg leichter weil a nicht so hell ist und b dafür heller. Zeigt einmal mehr, dass Abstand nur ein Aspekt ist für die Erkennbarkeit von Doppelsternen.


    Überhaupt finde ich, mit kleiner Öffnung, rein visuell und schlechtem Himmel ist man so ziemlich auf Doppel reduziert. Und Mond.


    Gruß

    Stephan

  • Ciao Christoph,


    ja wiedermal ein sehr schöner Bericht mit vielen Objekte aus Deinem 'Kerngeschäft', den Offenen Haufen ! Prima.


    Ich hab's mir mal zum Anlass genommen, ein paar Papers - inkl des von Dir zitierten 'Walzer-Papers' oben (allerdings sehr geschwätzing intern das Paper...) - runterzuladen. Werd ich mit der Zeit mal lesen (hab noch ziemlich viel über Gx Cluster zu verarbeiten...) . Ich denke mir, dass mit GAIA dieses Business ja einen Wahnsinns Schub bekommen haben muss, weil jetzt endlich so viele neue und genaue Daten verfügbar sind. Früher wurde hier viel und ausgiebig im Dunkeln gestochert, weil Daten fehlten... (Hipparcos hat es sicher auch schon etwas verbessert). Daher hab ich da auchmal gleich mit nen Hyaden, dem ALLERNÄCHSTEN OC angefangen, weil die so bedeutend sind (für die gesamte Entfernungsbestimmung in der Astrophysik). Auch da gibt es Papers über Gezeitenschweife, z.B. Röser et al. 2019, 'Hyades tidal tails revealed by Gaia DR2'. Vielleicht kapier ich damit ja mal, über was man in dem Feld so nachdenkt, jenseits der 'altehrwürdigen' Gebiete von Alters- und Metallizitäts-Bestimmung...


    Ob ich deshalb allerdings gleich zum OC Liebhaber wie Du werde...?! (als Gx Freak eher nicht oder :) )

    Allerdings kann man OCs ja wohl auch gut bei (fast) Vollmond beobachten - wie man bei Dir sieht ! - Drecksthema die Galaxien in dieser Hinsicht, grummel, grummel ! ;(


    Danke also für Deinen ausführlichen + illustrativen/illustrierten Bericht + die Zitate !

    Peter


    PS: Fände es auch mal an der Zeit, dass IRGENDJEMAND (who knows !?) mal eine dedizierte DSO Webseite über OCs eröffnet, wo man dann alles zum Thema + alle seine Beobachtungsberichte schön beieinander findet... Wüsste nicht WER das tun könnte, allerdings. ... ... ;)

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!