Das Objekt ist mein 12“ Cassegrain- Hauptspiegel (ehemals „Quarzmonster" genannt). Diesen hatte ich am 26. April 05 chemisch versilbert und mit einem Silbeputztusch mit Anlaufschutz nachpoliert. Die eigentlich fällige Reflexionsgradmessung direkt nach der Politur hab ich mir zunächst gespart, weil der Belag im direkten Vergleich mit einem sauberen Alu- Spiegel sehr gut aussah.
Nun passierte es vor einigen Wochen in einer lauwarmen Sommernacht, dass einige dicke Wassertropfen auf den Spiegel gefallen sind. Die kamen nicht etwa von einer Regenschauer, sondern es war Kondenswasser, welches sich an der Fangspiegelspinne niedergeschlagen hatte. Diese Tropfen auf der Spiegelschicht hab ich eintrocknen lassen, was sich ganz klar als „falscher Fehler“ herausgestellt hatte. Dort wo die Tropfen waren gab es deutlich matte Stellen auf der Schicht. Vorgestern hab ich dann versucht diese Spuren zu beseitigen. Das ging auch ganz einfach durch Absprühen mit dest. Wasser aus einer Sprayflasche. Dummerweise ging aber die Silberschicht unter den matten Stellen mit dem Wasserstrahl einfach weg! Der Spiegel sah dann nach der Trocknung so aus:
Als Optimist könnte man ja sagen, dass der größte Anteil der Silberschicht doch noch auf dem Spiegel verblieben ist und immer noch gut aussah. Man konnte auch keinen „Gilb“ erkennen. Das wäre ein Zeichen von deutlichem Schwefelwasserstoff– Angriff gewesen. Aber einen Spiegel mit unübersehbaren Löchern in der Schicht, den kann man ja nicht mehr vorzeigen. Daher war eine neue Beschichtung angesagt. Vorher machte ich aber noch zwei Messreihen des Reflexionsgrades bei jeweils 470nm, 520nm und 635 nm, also bei blau grün und rot. (Die Wellenlängen entsprechen den Werksangaben der verwendeten LEDs im Messaufbau).
Im nachfolgenden Diagramm zeigt die Kurve 1 den Reflexionsgrad nach der Spülung und Trocknung des Spiegels. Anschließend wurde die Schicht mit einem brandneuen Silberputztuch mit Anlaufschutz (Fabrikat von WMF) trocken poliert. Die Silberschicht hat das klaglos überstanden,
Die Kurve 2 zeigt den Erfolg dieser Operation. Wären da nicht die blöden Löcher gewesen, hätte ich es gut sein lassen, denn die nach 5 Monaten nachpolierte Silberschicht hat praktisch noch den Reflexionsgrad wie eine normale Alu- Schicht.
<font color="red">Sicherheitshinweis:
Selbstverständlich trägt man bei den nachfolgend beschriebenen Reinigungsarbeiten sowie bei der anschließenden Verspiegelungspanscherei Latex- Schutzhandschuhe, Schutzbrille und Schutzkittel:</font id="red">
Zum Ablösen der alten Silberschicht wurde ca. 10 ml Salpetersäure 10%ig angemischt und mittels Wattebausch auf der Spiegelschicht verteilt. Das har keine 2 Minuten gedauert und das Silber war weg. Danach folgte folgende Reinigungsprozedur:
1. gründliche Spülung mit Leitungswasser.
2. Absprühen mit dest. Wasser (Baumarkt- Qualität. Preis: 1,49€ /5l)
3. Auftragen von „Dr. Beckmann Oxymagic“ – Granulat auf den feuchten Spiegel und allseitig Abreiben mit einem Wattebausch.
4. Absprühen mit dest. Wasser.
5. Lagern des Spiegels im dest. Wasser bis zur Fertigstellung der Versilberungsbäder.
Die Zubereitung und Handhabung der Bäder nach Brashear wurde hier im Forum schon ausführlich beschrieben.
Da obiger Spiegel durchbohrt ist, bot es sich an in die Bohrung ein Kunststoffrohr als Griff einzupassen und mit der Spiegelseite nach unten im Bad zu führen. Dabei erspart man sich das herumwedeln mit Watte auf der Spiegelschicht während des Verspiegelungsprozesses. Als Gefäß wurde ein großer Plastik- Blumenuntersetzer verwendet. Die gesamt- Badmenge betrug ca.1 Liter, der Verbrauch an Silbernitrat 15g.
Nach ca. 5 Minuten wurde der Spiegel aus dem Bad genommen, mit dest. Wasser abgesprüht und hochkant zum Trocknen aufgestellt. Danach erfolgte die erste Messreihe, Kurve 3 im obigem Diagramm. Der Spiegel zeigte zu dieser Zeit einen leichten blaugrau- Schleier. Der ließ sich mittels o. a. Silberputztuch mit sanftem Druck innerhalb von wenigen Minuten wegpolieren. Danach wurde Kurve 4 gemessen. So gut ist mir bisher noch keine Versilberung gelungen. Offensichtlich bringt diese Art der Politur einige % mehr an Reflexionsvermögen über den gesamten vis. Spektralbereich. Kurve 4 ist eindeutig besser als Alu+ Schutzschicht mit 88- 90% Reflexionsgrad. Selbstverständlich werde ich evtl. Veränderungen messtechnisch festhalten. Ob man evtl. mit einer anderen Poliertechnik der Silberschicht den blauen Spektralbereich noch weiter anheben könnte wäre einen Versuch wert. Vacuumbedampfe Silberspiegel bringen bei 470 nm ca. 98% Reflexionsgrad statt 91% wie an meinem Spiegel gemessen.
Gruß Kurt