Neue Supernova in Messier 101 (SN 2023ixf)

  • Hallo miteinander,


    die vergangene Nacht auf Samstag haben Johannes und ich im Isarwinkel bei Lenggries beobachtet. Wir waren mit dem Zug angereist, zum Platz gelaufen,haben durchgemacht und sind morgens mit dem ersten Zug 4:47 wieder zurück. Macht müde, aber schee wars ...


    Im 99mm Spektiv gab es bei rund 50x einen interessanten Effekt: Die Supernova in M101 erschien mir relativ zu den zwei schon erwähnten Vergleichssternen (11,2 bzw. 11,5 mag Helligkeit) wieder eine Nuance heller als zwei Nächte vorher - eher um 11,3 mag herum.


    Ich wusste aber, dass das eigentlich nicht sein konnte, die offiziellen Zahlen gehen ja nach unten, in dieser Nacht lagen sie um 11,5/11,6 mag herum. Ich interpretiere das so, dass bei dieser relativ kleinen Vergrößerung der HII-Knoten NGC 5461 so dicht bei der Supernova stand, dass seine Helligkeit mit aufaddiert wurde und in den zu hohen 11,3 mag enthalten ist.

    Zudem sind vier Zoll Öffnung halt nicht viel, sodass die Knoten selber nicht herauskamen - ihr Licht ist aber da.


    Hier noch ein Stimmungsbild, die Milchstraße kam schön rüber; Johannes sitzt an seinem 90mm Refraktor:



    Servus

    Ben

  • Moin Tobi,

    Dies deckt sich ja perfekt mit Wolfgangs Schätzung.

    mit dem Schätzen von Helligkeiten tue ich mich als ungeübter Veränderlichenbeobachter immer schwer. Deshalb schaue ich mir die Ergebnisse anderer Beobachter auch erst an, wenn ich mich auf einen Wert festgelegt habe. Um so mehr freue ich mich dann, wenn ich nicht allzu weit von den "offiziellen" Zahlen entfernt bin.


    Viele Grüße aus Schleswig-Holstein

    Wolfgang

  • Guten Morgen Wolfgang,


    wenn zwei Ungeübte relativ gut übereinstimmen, dann müssen sie wohl doch was richtig gemacht haben (-:


    Die scheinbare Helligkeit des Feldsterns habe ich übrigens erst nach dem Reinkommen von der Beobachtung eroiert und war dann überrascht, dass meine Schätzung am Okular relativ gut zu den Angaben anderer Beobachter hier passt.


    Sonnige Grüße aus OWL,

    Tobi

  • Hallo Forum,

    während meines Urlaubes habe ich die ganze Zeit neidvoll auf Eure tollen SN-Aufnahmen geblickt. ^^

    Das Ereignis kann ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Ich habe gestern Abend also das C11 aufgesattelt. ;)

    Leider geben die "weissen Nächte" bei uns im Norden momentan nicht viel Belichtungszeit her - erst kurz vor Mitternacht konnte ich beginnen und um 2:30Uhr war schon wieder Schluss.

    Immerhin 123x60s Licht konnte ich sammeln:


    M101SN_13062023ANT.jpg


    Aufnahmedaten:

    Datum: 12./13.06.2023

    Teleskop: Celestron C11 | Kamera: ZWO ASI294MC Pro | Belichtung: 123x60s = 2,05 Stunden RGB ohne Filter | Temp: -10°C | Bin: 1x1 | Gain: 121 | Offset: 30 | 60 Flats | 60 Darkflats | 50Darks | 30 BIAS


    Gruß, Jochen

  • Man wies mich zurecht, dass ich selbst für derartige kosmischen Ereignisse die Balkone über mir nicht wegsprengen darf :whistling:, also bin ich extra wegen der Supernova SN2023ixf am 13-14.06. raus in auf's Land unter Bortle 4 Himmel und habe folgendes Bild mit einem RC 200/1600 + ASI294MC Kamera gemacht (Bilddaten siehe Bild):


    Mit Vergleichsternen aus den Gaia G-Helligkeiten in Simbad komme ich für die Supernova auf eine Helligkeit von 11,6 mag. Schön blau kommt sie daher!


    p.s.

    Die Stern- Grenzgröße auf dem Bild habe zu 20,1 mag ermittelt. Auf dem Siril Rohstack im Autostrech Modus sehe ich bis zu 20,6 mag (Referenz Stellarium Web).

  • Hallo,


    hier mal ein Spektrum von gestern Nacht. Neben dem Spektrum der Supernova habe ich zum Vergleich das Kalibrierspektrum von eta Ursae majoris mit eingefügt. Der Verlauf beider Spektra entspricht der Korrektur aller äußeren Einflüsse, wie etwa Kamerasensor oder auch Himmelshintergrund.


    Das Supernovaspektrum ist typisch für eine Supernova vom Typ II. Die Balmerlinien des Wasserstoffs zeigen sich im Falle der H-alpha-Linie in Emission (P-Cygni-Profil), was auf eine (expandierende) Scheibe hindeutet. Die anderen Balmerlinien sind blauverschoben, was gestattet, durch Differenzbildung beobachtete Wellenlänge minus Ruhewellenlänge, mit Hilfe des Dopplereffekts, die Expansionsgeschwindigkeit der Hülle zu ermitteln.

    Zur Orientierung ist deshalb auch noch ein Wasserstoffspektrum als Referenz beigefügt.


    Edit:

    Eine Version mit Bilddarstellung des Rohspektrums gibt es hier (wurde hier nach dem Hochladen nur mickrig dargestellt):

    http://www.aau.telebus.de/Ver_7/user/Torsten_Hansen/SN2023xif20230614auf15/SpektrumSN2023ixf20230614v3.jpg




    Gruß

    Torsten

  • Ich hatte das große Glück, offenbar zur genau richtigen Zeit die Galaxie zu fotografieren. Hier mein Ergebnis:

    Aufnahmedaten: 18.05.2023 23:00 Uhr - 19.05.23 0:24 Uhr

    13x5min mit 8" TS Photon auf iOptron CEM70G und ZWO ASI 294 MC - Bin: 2x2 - Gain: 200 - Temp.: 11-13°C

    Helligkeit der Supernova: 17,3 mag

    Die Helligkeitswerte haben es sogar zur AAVSO-Datenbank geschafft :) (Bin da immer noch der "Erste" 8) )


    Viele Grüße, Thorsten

  • Aufnahmedaten: 18.05.2023 23:00 Uhr - 19.05.23 0:24 Uhr

    Helligkeit der Supernova: 17,3 mag

    Ja super ! Das war ja ca 0.75 Tage vor dem Entdeckungsbild von Koichio Itagaki: :thumbup:

    http://k-itagaki.jp/images/2023ixf.jpg


    - Er hatte am Tag 19.728 m=14.9mag, Du m=17.3mag (ich hoffe/nehme mal an: beides gleiches Filterband... ?!) d.h. also die SN wurde fast 10x heller in weniger als einem Tag !!!

    - Danach nochmal ca 4mag bis zur Maximalhelligkeit von ca 11mag, also nochmal 40x heller.

    - In meinem BB könnt ihr auch lesen, dass der totale Helligkeitsanstieg ausgehend vom Progenitor wohl an die Δm = 28-11.2 = 17mag = 6.300.000x war. Abgeschätzt aus dem Paper von Pledger & Shara (2023), die keine Detektion bis hinab nach 28mag hatten.


    Gruss, Peter

  • Das war bei uns die erste Nacht (18.05. auf 19.05.23), in der man die SN zufällig fotografieren konnte. Also nichts anderes als von RainerK oder von mir.

    Ob eine Stunde früher oder später, dürfte keinen großen Unterschied machen.

  • Man wies mich zurecht, dass ich selbst für derartige kosmischen Ereignisse die Balkone über mir nicht wegsprengen darf :whistling: ,

    Ach komm - der Zweck heiligt die Mittel - wer würde Dich dafür verurteilen... ;)

  • Hallo allerseits,


    nach knapp 10 Tagen konnte ich gestern wieder ein Spektrum aufnehmen; weitere 5 Spektren von Anfang Juni sind noch nicht ausgewertet.


    Der Graphenverlauf (blauer Graph) deutet auf eine Abkühlung hin, was auch normal sein sollte. Weiterhin treten Fe-Linien deutlicher hervor ( bei 4460, 4900 und 5100 Angström). Zwischen 5400 und 5800 Angström hat sich auch was getan.





    Mit der folgenden Quelle lassen sich die Linien sehr gut vergleichen: https://iopscience.iop.org/article/10.3847/1538-4357/aa8f52


    Wegen der sehr hohen Expansionsgeschwindigkeiten der Hülle, erscheinen die Linien verbreitert, und so ist es bereits bei niedrigen Auflösungen möglich (oben knapp 8 Angström pro Pixel), einen Einblick in das Verhalten von Supernovae zu erhalten.


    Grüße

    Torsten

  • Moin,

    heute Nacht, 21.7.2023, um 1 Uhr habe ich mich wieder mit der SN beschäftigt, um die Helligkeit zu schätzen. In meinem 16" Dobson bei V=95x war von M101, wie so oft, nur der Kern zu erkennen. Das reichte aber für die Orientierung aus. Die SN ist immer noch auffällig, dominiert das Feld aber nicht mehr. Meine zwei Referenzsterne , welche zusammen mit der SN im Gesichtsfeld waren, haben lt. Gaia eine visuelle Helligkeit von 12,08 und 12,38 Magnituden. 2023ixf habe ich auf 12m2 oder einen Tick schwächer geschätzt. Da ich mir vorher keine anderen Helligkeitsangaben angeschaut habe und die SN mit ihrer Helligkeit eindeutig zwischen den beiden Vergleichssternen lag, dürfte ich nicht weit daneben liegen. Somit konnte ich bis jetzt drei Helligkeitswerte schätzen: am 25.5. = 11mag, am 9.6. = 11m6 und am 21.7. =12m2. Mal schauen, wie sich das beim nächsten Mal darstellt.


    Viele Grüße von 54°- Nord

    Wolfgang

  • 2023ixf habe ich auf 12m2 oder einen Tick schwächer geschätzt.

    Hallo Wolfgang,


    Deine Schätzung der Helligkeit der SN kann ich bestätigen. Ich habe sie am 8. Juli - also heute vor 13 Tagen/Nächten - fotografisch beobachtet und ihre Helligkeit via Astrometrica an einem Einzelframe ebenfalls zu 12m2 bestimmt.



    Grüße, Rolf

  • Moin Rolf,

    das ist ja interessant, würde es doch bedeuten, dass die SN in den letzten zwei Wochen so gut wie gar nicht schwächer geworden ist. Wie ist denn die fotografisch ermittelte Helligkeit mit meinem geschätzten Wert vergleichbar?


    Gruß

    Wolfgang

  • Wie ist denn die fotografisch ermittelte Helligkeit mit meinem geschätzten Wert vergleichbar?

    Hallo Wolfgang,


    das ist schwer zu sagen, hängt das geschätzte Ergebnis doch stark von Eigenschaften des schätzenden Individuums ab (Erfahrung, Sorgfalt, Faktentreue). Bei astrometrischen Programmen darf man zumindest sicher sein, dass sie sich auf eine breite Basis vergleichbarer Messwerte in den zugrunde gelegten Stern-Referenz-Katalogen stützen. Da können dann allerdings noch die Qualität der auszuwertenden Aufnahme und der im Programm implementierte Algorithmus entscheidenden Einfluss auf das Ergebnis haben.

    Zur Treffsicherheit des Programms Astrometrica von Herbert Raab habe ich großes Vertrauen - wie viele erfahrene (halb)professionelle Beobachter von NEOs (near earth objects) offenbar auch.


    Um einen Vergleichswert zu bekommen, habe ich das gleiche Einzelbild auch vom Programm ASTAP (Astrometric Stacking Program) bewerten lassen und für die Helligkeit der SN den Wert 12m3 erhalten. Der etwas höhere Magnitudenwert würde Deine Anmerkung "oder einen Tick schwächer" stützen.



    Ein Hinweis noch:

    Latest Supernovae

    Auf dieser Website von David Bishop werden für die Helligkeit der SN die Werte "Mag 12.2:7/5 (10.9:5/27)" angegeben.

    Also auch nach dieser Information 12m2 am 05.07.2023 - noch drei Tage vor(!) meiner Messung.


    Grüße, Rolf

  • Moin Rolf,

    danke für Deine ausführliche Antwort. Ich gehe davon aus, dass meine Schätzung nicht weit vom korrekten Wert entfernt ist. Was bleibt ist mein Staunen darüber, wie lange sich die Helligkeit nicht verändert hat. Um das richtig einzuordnen fehlt mir allerdings die wissenschaftliche Grundlage.


    Viele Grüße

    Wolfgang

  • In der vergangenen Nacht konnte ich nochmal einen fotografischen Blick auf die SN2023ixf in M101 werfen. Sie hat in den letzten zwei Wochen deutlich in ihrer Helligkeit nachgelassen. Waren es am 8. Juli noch 12.2 mag, ergaben die aktuellen Messungen mit ASTAP und Astrometrica beide übereinstimmend 12.5 mag.



    Grüße, Rolf

  • Moin Rolf,

    Deine letzten Messungen und diese interaktive Lichtkurve der AAVSO für visuell ermittelte Helligkeitswerte zeigen doch , dass ich mit meiner Helligkeitsschätzung ( 12m2 am 21.7.) nicht richtig lag. Es gibt allerdings eine große Streuung der Werte, die so bei der fotogrfischen Auswertung wohl nicht auftritt. Bei passender Gelegenheit werde ich einen neuen Versuch starten.


    Gruß

    Wolfgang

  • ...dass ich mit meiner Helligkeitsschätzung ( 12m2 am 21.7.) nicht richtig lag.

    Hallo Wolfgang,


    einen Stern auf eine Kommastelle genau zu schätzen zeugt schon von Übung und Erfahrung. Am Ende ist es eine unkalibrierte Schätzung und kann so gar nicht den Anspruch auf "Messgenauigkeit" erheben. Ein Sensor erfasst die spektrale Helligkeit auch anders als unser Auge, daher sind Abweichungen zwangsläufig. Wenn Du also deutlich innerhalb einer Magnitude schätzen kannst, finde ich das schon sehr genau. Und bei nur noch 0,3m Abweichung finde ich das schon eine sportliche Leistung. Da brauchst Du Dich weder entschuldigen noch verstecken. Ich habe vor solch einem Können immer viel Respekt und Deine Schätzung gibt einen guten nachvollziehbaren Anhaltspunkt.

  • Hallo André,

    vielen Dank für die "Blumen". So enttäuscht wie es vielleicht rübergekommen ist, bin ich dann doch nicht. Ich habe bisher auch nur drei Helligkeitsbestimmungen an der SN vorgenommen . Die Abweichungen lagen mit +/- 0, -0,2 und +0,3mag nicht weit vom mittleren Wert in der verlinkten Lichtkurve entfernt. Also kein Grund zum Klagen.


    Nochmals Danke für Deinen Zuspruch

    Wolfgang

  • Vergangene Nacht habe ich mal wieder nach der Supernova SN2023ixf in der Galaxie Messier 101 geschaut. In den knapp vier Wochen seit meinem letzten "Besuch" am 22. Juli hat sie jetzt deutlich um ca. 1 Magnitude an Strahlkraft verloren.

    Die Messwerte an einem Einzelframe mit Astrometrica (13m4) und ASTAP (13m8) liegen diesmal allerdings um 0.4 mag auseinander.



    Das allmähliche Verblassen der SN passt ganz gut zur Standardlichtkurve einer Supernova vom Typ II. Ob am Ende der "Katastrophe" ein Neutronenstern oder ein Schwarzes Loch übrig geblieben ist, werden wir wohl leider nie erfahren.


    Grüße, Rolf

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