Von Bullialdus über das Mare Nubium zu Tycho, Maginus und Clavius, ein wenig beachteter, unscheinbarer Krater

  • Guten Abend werte Astroholiker,


    Als Einzelaufnahme war ich von Bullialdus nicht ganz so begeistert. Bullialdus ist trotz 63 km Durchmesser und einer Tiefe von 3500 m recht unbeachtet, deswegen findet man hier in der Galerie auch nur wenige Aufnahmen von diesem Krater. Tycho, Maginus und Clavius sind dagegen schon fast eine Attraktion, weshalb sich weit mehr Bilder von dieser Region auf dem Mond finden lassen. Deshalb habe ich ein Panorama von Bullialdus mit seinen prominenteren Nachbarn erstellt damit er ein wenig am Glanz teilnehmen kann. Leider kann ich nur einen Schlauch präsentieren, aber wenn ich das Bild drehe, sieht es zwar gefälliger aus, aber eben auch etwas unnatürlicher.


    Ansatzweise (wenn man ganz, ganz, ganz genau hinschaut) ist sogar die Rimae Pitatus und Rimae Hesiodus (habe ich zuerst für eine Schnittkante gehalten) zu erahnen. Eine Besonderheit im Mare Nubium ist die Beobachtung des Pitatus- und/oder Hesiodus Strahls die zwei Tage nach dem ersten Viertel zu sehen sind Hier gibt es weitere Informationen.


    Der Pitatus-Strahl auf der Mondoberfläche - Der-Mond.de

    Der Hesiodus-Strahl auf der Mondoberfläche - Der-Mond.de


    Teleskop: Bresser Venus 76/700 (Tchibo Torpedo)

    Zwischenlinse: Barlow 3x

    Kamera: Zwo Asi 120 MC


    Aufnahmesoftware: AsiCap@Windows

    Aufnahmeformat: 1280 x 960 AVI

    Ausrüstung: DIY Mini-Dobson auf DIY Stativ


    Bearbeitung: Autostakkert, AutoStitch, Gimp


    Von Bullialdus über das Mare Nubium zu Tycho, Maginus und Clavius, ein wenig beachteter, unscheinbarer Krater


    Übrigens, das Mare Nubium wurde von Perry Rhodan mit der Stardust I im Jahre 1971 vor seiner Landung überflogen.


    cs


    Peter

  • Hallo KanaTschi (Peter),


    meinen Glückwunsch zu dieser Aufnahme: Denn hier ist der neben dem Geisterkrater Kies gelegene Lavadom Kies pi deutlich zu sehen.


    Der Lavadom Kies pi ist ein Vulkankegel zwischen dem alten Krater Campanus und dem Krater Kies. Auf Deiner Aufnahme sind dort drei kleine Erhebungen erkennbar. Die von diesen dreien am nächsten beim Geisterkrater Kies gelegene Erhebung ist der Vulkankegel Kies pi.


    Und das im 76/700 Newton, wieder ein schönes Beispiel für die Leistungsfähigkeit dieser kleinen Geräte, wenn man sie nur richtig zu nutzen weiß.


    Viele Grüße


    Michael

    Will unsre Zeit mich bestreiten,

    ich laß es ruhig geschen.

    Ich komme aus anderen Zeiten

    und hoffe, in andre zu gehn.

    (Franz Grillparzer)

  • Hallo Michael,


    Danke für deine Anerkennung. Heute habe ich versucht den Lavadom Kies Pi zu lokalisieren. Auf der LROC Seite ist er nicht extra bezeichnet und auch auf der Mondseite. Fündig wurde ich dann in meinem Buch "Reiseatlas Mond" und auf dieser Webseite.

    ASTRO-OS | Kleiner Mondspaziergang, 26.12.2020, Thomas Grunge


    Wenn man weiter runter scrollt kann man dort lesen "Einer der Dome, die sehr leicht zu finden sind, ist Kies Pi mit einem Durchmesser von elf Kilometern. Er liegt im Mare Nubium westlich des 44 Kilometer großen und von Lava überfluteten Kraters Kies. Messungen seiner Schattenlänge ergaben, dass der Dom etwa 150 Meter hoch ist. Bei sehr guten Beobachtungsbedingungen und exzellenter Fernrohroptik können Sie möglicherweise auch seinen gerade mal 1,3 Kilometer kleinen Gipfelkrater erkennen. Einzelne Dome wie Kies Pi kommen nur selten vor, denn meist treten sie in Gruppen auf. [2]".


    Bei einer Skalierung meiner Aufnahme auf 200% kann ich diesen 1,3 km kleinen Gipfelkrater tatsächlich erahnen obwohl das Tchibo rechnerisch auf dem Mond nur Objekte ab 3 km auflösen kann. Deshalb ist der Gipfelkrater auch nicht einmal ansatzweise aufgelöst.


    Denn hier ist der neben dem Geisterkrater Kies gelegene Lavadom Kies pi deutlich zu sehen.

    Wer diesen Lavadom kennt und auf meiner Aufnahme erkennen kann, hat sich schon intensiver mit dem Mond beschäftigt als ich. Ist das die richtige Stelle.


    lg


    Peter

  • Hallo Peter,


    ja, das ist Kies pi. Noch mal meinen Glückwunsch, denn der ist nicht vielen Beobachtern so schön gelungen wie auf Deiner Aufnahme. Ich habe mich tatsächlich seit vielen Jahren sehr intensiv mit der Mondoberfläche befaßt, insbesondere unter der Prämisse, was mit kleinen Instrumenten zu machen ist:


    Meine eigenen Teleskope sind drei japanische Refraktoren nach Fraunhofer aus den 1960er Jahren, ein 60/1000, ein 60/1200 und ein 76/1200, alle von Royal-Astro, Tokyo. Mit entsprechend erstklassigen Okularen zeigen die schon sehr viel, für Kies pi im 60/1000 langt es auf jeden Fall. Auch sein Gipfelkrater ist manchmal - nicht immer - möglich.


    Das maximale Auflösungsvermögen bezieht sich in der Regel auf Punktlichtquellen. Nur ist ein 1,3 km großer Krater auf die Entfernung Mond-Erde eben keine Punktlichtquelle mehr, aber dies ist vielen Experten ( auch hier ) kaum verständlich zu machen. Ich versuche es auch schon lange nicht mehr.


    Ich freue mich schon auf weitere Fotos von Dir und helfe gerne beim Identifizieren der weniger bekannten Formationen. Wie Du selber schon gesehen hast, steht das auch in vielen Atlanten und Büchern über den Mond nicht drin.


    An dem Foto aus dem "Reiseatlas Mond" haben wir kein Copyright, es wäre besser, es rasch zu löschen. Wir brauchen es sowieso nicht, denn Deine eigene Aufnahme zeigt den Lavadom Kies pi eindeutig.


    LG


    Michael

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    (Franz Grillparzer)

  • Hatte es auch gelesen, und zumindest erst eher bezweifelt, dass der Dome sichtbar wäre visuell, in dem Gerät.


    Konnte aber von gestern auf heute draufhalten mitm 88/498 Refraktor. Gute Sicht, mässiges Seeing. Und tatsächlich, man kann ihn visuell eindeutig erkennen (hier bei 143x), der Hang links fällt bei der Phase etwas dunkler aus (bzw. rechts leicht aufgehellt), war doch überrascht. Soviel dazu.


    Gruss

    Der auf Anderer Zehen tanzt

    Möge das Wetter mit dir sein

    ------------------------------------------

    Omegon Pro APO 110/660 Carbon Doublet, Baader BBHS Amici 2", Televue Delos 3.5, 6, 10mm, Nagler 22mm, Panoptic 35mm, Rigel Quikfinder, Tecnosky 8x50 finder, on aokswiss AYO II and Manfrotto 028, binoculars Leitz Trinovid 7x42

    Einmal editiert, zuletzt von CHnuschti ()

  • Hallo CHnuschti,


    ja, es geht wirklich und es freut mich, daß auch Du es hast sehen können.


    Ich nutze am 60/1000 und 60/1200 meist Vergrößerungen zwischen 83x und 112x, in manchen Fällen auch mehr, aber diese beiden zeigen als Linsenteleskope mit f/17 bzw. f/20 einen so extremen Kontrast, daß solche Details wieder leicht sichtbar werden.


    Es geht aber wirklich nur mit sehr guten Okularen.


    Viele Grüße


    Michael

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    ich laß es ruhig geschen.

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    und hoffe, in andre zu gehn.

    (Franz Grillparzer)

    Einmal editiert, zuletzt von Venusmond ()

  • nach Fraunhofer aus den 1960er Jahren, ein 60/1000, ein 60/1200 und ein 76/1200, alle von Royal-Astro, Tokyo. Mit entsprechend erstklassigen Okularen zeigen die schon sehr viel, für Kies pi im 60/1000


    Konnte aber von gestern auf heute draufhalten mitm 88/498 Refraktor.

    Schön das es noch weiter Mitstreiter gibt, die mit kleinen Öffnungen unterwegs sind, dachte immer ich bin hier ein viel belächelter Einzel NERD. Hinsichtlich Auflösungsvermögen habe ich hier ja schon vor kurzem die Rima Hyginus gezeigt, die mit einer durchschnittliche Breite von 3 km in der Nähe des Auflösungsvermögen des Tchibo Torpedo liegt.


    lg


    Peter

  • Hallo Peter,


    ja, es gibt hier noch ein paar Leute, die auch mit eher kleinen Geräten beobachten. Bei mir z.B. hat das mehrere Gründe: Es macht mir einfach Spaß und an meinen Beobachtungsplätzen ( Schwetzingen / Rheinebene in Höhe von Speyer ) machen größere Geräte auch nicht wirklich Sinn. Und die drei fast sechzig Jahre alten Japaner ( alle drei Linsenteleskope !! ) machen wirklich Spaß!


    LG


    Michael

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    (Franz Grillparzer)

    2 Mal editiert, zuletzt von Venusmond ()

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