Beobachtungsnacht vom 1.1. auf den 2.1.2023 – wenig zu berichten, aber immerhin zwei Zeichnungen

  • Seevus beinand,


    gestern Nacht war es bei mir zunächst klar, sodass ich eigentlich nach dem Abendessen gleich rausfahren wollte. Als meine Frau und ich dann gespachtelt hatten, zog es leider wieder zu. Der Wolkenradar machte aber Hoffnung, dass es ab ca. 23 Uhr wieder klar sein würde. Also war Warten angesagt. Da ich noch Ferien habe, bin ich natürlich rausgefahren, als es dann wieder besser wurde. Als ich aufbaute, war der gesamte Süden frei und zum Glück auch Polaris. ich hatte mir ein paar Ziele im Hasen rausgesucht (Doppelsterne, da der Mond doch sehr störte) und wollte Uranus beim Mond anschauen.


    Ich hatte ja letztes Mal ein paar Probleme mit einem GoTo. Heute Nacht habe ich die Pol-Kamera neu kalibiriert und siehe da, es ist wieder viel besser. Schon schräg, dass die eine etwas extremere Frostnacht offenbar sogar auf die abgespeicherten Position der Achse der Montierung hatte. Jedenfalls geht es jetzt wieder viel besser, kostete aber etwas Zeit.


    Natürlich zog es dann direkt wieder zu. Der Hase war eh weg. Also schnell den Mond angesehen mit Uranus noch im Übersichtsokular zusammen (es war kurz vor 24 Uhr), aber durch die Wolken, also vom Planeten nicht viel zu erkennen. Die Zwillinge waren noch ein bisserl frei und ich hatte noch eine Rechnung mit Castor offen: ich hatte bisher nicht auf YY Geminorum, sprich Castor C geachtet. Also Castor eingestellt und alles gezeichnet, was ich im 8mm-Okular durch die Zirren sehen konnte. Da Castor C recht hell ist mit 8m3, muss er ja dabei sein.


    Hier die fertige Zeichnung:



    Castor C = YY Geminorum habe ich über AAVSO ausfindig gemacht. Da es ein Bedeckungsveränderlicher ist, habe ich mir im Nachhinein eine Aufsuchkarte plotten lassen. Interessant finde ich, dass ich offensichtlich den Abstand von Castor A und B zu groß gezeichnet habe. Ich habe die beiden schon im Übersichtsokular getrennt gesehen und bei 203× deutlich getrennt gesehen. Man zeichnet das aber dann wohl doch zu weit auseinander ein, weil man beim Skizzieren automatisch die Sterne zu dick malt, wenn sie so hell sind. Misst man nämlich mit einem Lineal nach und nimmt den Abstand von Castor A zu C als Maßstab, dann ist Castor B hier deutlich zu weit von Castor A gezeichnet. So habe ich es aber wahrgenommen und ich wollte nicht nachträglich die Zeichung hinbiegen. Ich muss mehr Doppelsterne zeichnen, um hier ein besseres Gefühl zu bekommen. Jeder Anfang ist schwer... Die Spikes haben übrigens vermutlich auch die Zirren geschluckt, jedenfalls waren sie nicht deutlich genug, als dass ich sie einzeichen hätte wollen.


    Castor ist sogar ein Sechsfachsternsystem, denn alle drei Komponenten sind jeweils wieder Doppelsterne:



    (gemeinfreie Abbildung der NASA, entnmommen von Wikipedia, Original hier: https://www.jpl.nasa.gov/infog…e-6-star-system-a3-poster)


    Castor C habe ich nicht rot wahrnehmen können (entweder zu schwach oder die Wolken waren schuld).


    Ich konnte noch ein zweites Zielansteuern, die letzte kleine Wolkenlücke: Rigel...



    Hier waren die Spikes sehr deutlich. Ich hoffe, ich habe das System richtig gedreht, sodass die Nord-Ost-Angabe halbwegs passt. Jedenfalls war Rigel wie imer sehr einfach zu trennen, auch durch die Zirren hindurch. Fst ist hier geraten, da der Himmel recht dicht war, die Lücke um Rigel aber in Sachen Helligkeit/Transparenz dem ungefähr entsprach, was vorher zu sehen war. Wie bei Sirius ist schön zu sehen, dass die Komponente A pumpt und das Seeing reinhaut, während Komponente B im Vergleich dazu ruhig ist. Der Helligkeitsunterschied ist sehr deutlich bei Rigel, aber nicht so extrem wie bei Sirius. Letzteren habe ich aber nicht mehr ansteuern können, da es da dann viel zu dicht war.


    Also wieder einpacken und nach Hause. Um zwei Uhr morgens war ich mit Sachen aus dem Auto Räumen fertig. Eventuell sollte es ab halb fünf Uhr wieder aufreißen, aber da habe ich mich nicht mehr aufraffen können, zur Probe wieder aufzustehen.


    Bilanz: Uranus plus Mond noch gerade so sehen können und zwei Doppelsterne... ist wenig, hat aber trotzdem Spaß gemacht, zumal es mit 6°C sowas von mild war. Und trocken noch dazu.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo Christoph,


    wieder ein schön aufbereiteter Beitrag, Castor ist wirklich ein interessanter Mehrfachstern :).

    Eventuell sollte es ab halb fünf Uhr wieder aufreißen, aber da habe ich mich nicht mehr aufraffen können, zur Probe wieder aufzustehen.

    Von Ralph weiß ich, dass es im Süden von München morgens wohl ein paar dünne Wolken hatte. Der Himmel war aber gut genug, dass er den Kometen C/2022 E3 (ZTF) in seinem 4-Zoll Bino schön mit kurzem Staubschweif sehen konnte; der Komet gewinnt in den nächsten Wochen ja noch deutlich an nördlicher Breite und an Helligkeit - bin gespannt.


    Servus

    Ben

  • Hallo zusammen !

    Sind ja interessante Info's ! Bleib ich mal dran an den Themen !

    Hab gestern auch mal wieder den Dob auf der Alb rausgeholt....war nach dem letzten Vierteljahr ja fast schon festgegangen... ;)


    So ca. von 17:30 bis 18:30 erste Runde... In der Höhe immer wieder Durchzug von Feuchteschlieren. Trotzdem immerhin 4 Planeten und 8 Monde (incl.Erdmond) :

    Venus, Saturn (Titan,Rhea und Tethys, der gerade noch manchmal so aufflackerte), Jupiter mit allen 4 galileischen, schön aufgereiht, und Mars. Auf dem nichts erkennen können.

    Mond war quasi von den Cirren gefiltert, Kopernikus interessanter Anblick mit den 2 Zentralbergen.


    Dann nochmal ne kleine Runde so ab ca. 21:30, paar (erfolglose) Schnappschussexperimente gemacht. Dann ab ca. 22.30 dichtere Wolken, Jupiter war schon weg.

    Nach Uranus hatte ich auch gar nicht geschaut. 23:00 dann eingepackt, da lief es dicht.


    Grüße Jürgen

  • Servus Ben,


    danke für deine Rückmeldung :) Ja, C/2022 E3 wäre ein Grund gewesen, nochmal aufzustehen. Aber der wird ja eh noch heller und wenn man alles wiede reingepackt hat, daheim ist, dann im Bett liegt, nochmal sich aufzuraffen – auf Verdacht... da war ich zu faul :saint:


    Ja, Castor ist – find eich – wirklich spannend, wobei man im Teleskop eben nur einen Doppelstern sieht und die dritte Komponente nicht auffällt, auch ein Feldstern sein könnte. Man kann ja auch sagen, "hat man einen Doppelstern gesehen, hat man alle gesehen, zwei Lichtpunkte halt". Hier zudem beide farblos weiß... Aber es sind eben besondere Punkte, die gehören physisch zusammen. Und hier dann jeweils wieder zwei Sterne. Vielleicht ist beobachtende Hobbyastronomie zu 90% Kopfkino... Ich vermute, "Normalsterbliche" können nicht nachvollziehen, wieso man zig Kilo Equipment rausfährt, ne Stunde braucht, das aufzubauen, um dann, nachdem man einen Doppelstern (Rigel), und einen 2x3-Fachstern, von dem man nur 3 sehen kann und die man beide schon mehrfach besucht und aufgelöst hat, angeschaut hat, wieder abzubauen, heimzufahrne und dennoich zufrieden zu sein :P

    Mir san scho a bisserl deppert... ;)


    Servus Jürgen,


    klar bleib ich dran an den Themen ;) schön, dass du auch rausfahren konntest und ebenfalls auf deine Kosten kommen konntest. Ich bin sicher, du hast 5 Planeten gesehen (hast ja mal auf den Boden geschaut...). Nein Spaß beiseite, es ist sicher ein gesünderes Hobby rauszufahren, Planeten anzuschauen, deren Monde, frische Luft zu atmen als vor der Glotze zu hocken und Zeit totzuschlagen. Vielleicht sind wir Astronerds gar nicht sooo verrückt.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo Christoph,

    Vielleicht ist beobachtende Hobbyastronomie zu 90% Kopfkino...

    Wenn ich an einzelne Momente am Fernrohr zurückdenke, die mir - teils noch Jahrzehnte später - intensiv ins Gedächtnis eingebrannt sind, dann sind da sowohl visuell spektakuläre Highlights als auch kleinste Fuzzel dabei.


    Zu den ersteren gehören z.B. mein erster NGC 891-Eindruck in Helmut's 17,5 Zöller (Dezember 1986), die "zerfetzte" M82 in Ralph's 16-Zöller bei 400-fach (Dezember 1991) - jeweils bei gutem Alpenhimmel -, M51 in Erhard's 42-Zöller am ITV 2004 oder der Kugelhaufen 47 Tuc und die Große Magellansche Wolke (als "Gesamtpaket") 2018 in Südafrika.


    Bei den "kleinsten Fuzzeln" gings dann eigentlich nur darum, was dahinter steckt: Etwa die Sichtung des Blazars CTA 102 im Winter 2016/17, nur ein schwacher Lichtpunkt im 80mm Fernrohr, aber dahinter steckt ein echtes Monster in acht Milliarden Lichtjahren Entfernung - das Ding soll während des Ausbruchs bis zu 80-Billionen-fache Sonnenleuchtkraft gehabt haben. Oder die hellen Supernova in M81 (1993), M101 und M51 (beide 2011) oder M82 (2014). Oder Strukturen am Limit - hier ein Spiralarm "blickweise indirekt" ausgemacht, dort ein Staubband gerade so erahnt.


    Oder es ist primär der sportliche Aspekt, wie beim Messier-Marathon. Ich hab intensive Erinnerungen daran, als es darum ging, unter großem Zeitdruck in der schnell aufziehenden Morgendämmerung noch ein paar kritische Objekte zu erwischen.


    Mir san scho a bisserl deppert... ;)

    Mei, und wenn schon: Mir ham halt auch ein faszinierendes Hobby - so schee scho :P 8) .


    Servus

    Ben

  • Rigel...Wie bei Sirius ist schön zu sehen, dass die Komponente A pumpt und das Seeing reinhaut, während Komponente B im Vergleich dazu ruhig ist. Der Helligkeitsunterschied ist sehr deutlich bei Rigel, aber nicht so extrem wie bei Sirius...

    Eine Trennung von Rigel bei niedrigen Vergrößerungen nutze ich als "Vortest" für eine erfolgreiche Trennung von Sirius:

    Wird Rigel nicht glasklar im 4" bei 70x und im 5" bei 60x getrennt, versuche ich es gar nicht bei Sirius, weil dann das seeing schlecht ist.

  • Servus Christoph!

    Kurzer und interessanter Beo-Bericht mit informativer Abbildung vom Castors Sechsfachsystem. ;) Sehr anschaulich, kannte ich nicht. Danke dafür.

    Zum Rigel-Doppelstern, von dem habe ich schon eine eigene Zeichnung gemacht und Du hast bei einer mageren 4m5 Nacht mit 8" ein sehr gute Zeichnung hier abgeliefert.

    Respekt :thumbup:!

    Schade, dass es mit Sirius nicht mehr geklappt hat, wäre sicher interessant gewesen was bei diesen Bedingungen sichtbar wäre :saint: :whistling: .


    Grüße aus dem Allgäu,

    Roland :) :)

  • Letzte Nacht war das seeing hier so gut, dass ich Castor A/B mit 35x trennen konnte (107/700 Triplet, 20mm Widescan III).

    Dass Castor, wie von Christoph sehr schön dargestellt, ein Mehrfachsystem ist, wusste ich bisher noch nicht; vielen Dank!

    Tatsächlich konnte ich gestern das 1. Mal Castor C als rötlichen Stern bewusst sehen.

    Rigel wurde bei 70x getrennt (10mm Radian), Alnitak bei 117x (6mm Radian), 32 Ori und Sirius bei 175x (4mm Radian); wie gesagt, sehr gutes seeing letzte Nacht...

    Leider jetzt erstmal Pause, bei anhaltend schlechtem Wetter die nächsten Tage... :( .

    CS, Chris

  • Servus Roland,


    vielen Dank für deine nette Rückmeldung! Sirius hatte ich letztes Jahr schon mehrfach getrennt – heuer hat es noch nicht geklappt, aber was nicht ist, kann ja noch werden. ;)


    Liebe Grüße vom Ammersee,

    Christoph

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  • Servus Chris,


    cool, dass du Castor C als rot sehen konntest. Das war mir leider bei meiner Beobachtung nicht gelungen – was bedeutet, dass ich ihn nicht das letzte Mal beobachtet habe :saint:


    Rigel ist übrigens ein Dreifachstern - Rigel B müsste genau genommen B/C heißen, da "der" kleine Partner auch ein spektroskopischer Doppelstern ist.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

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    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

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