Planetary Abell 13 im Orion, das rote Auge

  • Der planetarische Nebel Abell 13 = PK 204-08.1 ist 2,9'x2,2' groß und wird mit einer Helligkeit von 15,3 mag angegeben. Die magere Helligkeit verteilt auf die recht große Fläche macht ihn visuell zu einem richtig schwierigen Objekt, zumal er hauptsächlich im roten H-Alpha leuchtet. So hatte ich im 24- Zoll Dobson selbst bei guten Voralpen- Bedingungen nur den SW Bogen erkannt und auch das nur mit viel Mühe. Sogar Uwe tat sich mit 27 Zoll in den Hochalpen schwer damit. Gibt es überhaupt jemand außer Frank, Friedel und Uwe, der ihn visuell geschafft hat?


    Mir war klar, der braucht Filter und vor allem Belichtungszeit! 6 Stunden mit dem 8 Zoll f/6 Newton ohne Filter (nur UV/IR- Cut) bringt zwar eine Sterngrenzgröße von 19,6 mag, aber der Nebel quält sich nur sehr schwach aus dem Himmelshintergrund. Zuvor hatte ich jedoch über 7 Stunden mit einem 6 Zoll RC und L-Enhance dual band Filter draufgehalten und war hoch erfreut, dass sich der rote Kringel selbst unter Stadthimmel doch recht kräftig hervortat. Hier das etwas beschnittene kombinierte Bild aus 2 Nächten mit insgesamt über 13 Stunden Belichtungszeit:



    Zu dem Planetary und seinem Zentralstern konnte ich gar keine weiteren Angaben finden, außer dass die ovale Form auf einen bipolaren Nebel hinweisen könnte. Der 16,5 mag helle Stern etwas rechts vom Nebelzentrum scheint mir nicht der Zentralstern sein. Eine stark gestreckte und auf 200% vergrößerte Version zeigt nämlich ein winziges bläuliches Sternchen links oberhalb dieses Sterns, der in Stellarium Web als Gaia DR2 3318052348593263488 mit 19,5 mag gekennzeichnet ist. Bläuliche Färbung und Position recht mittig im Nebel - das muss doch der Zentralstern sein?:



    In dieser Referenzaufnahme ist der blaue Zentralstern schön zu sehen, 52 Stunden belichtet mit zwei 150 mm Apos in Remote Sternwarte mit sicher sehr gutem Himmel, der wollte es aber wissen!


    Aufnahmedaten:

    - TS-Photon Newton 200/1200 ohne Komakorrektor mit Astronomik UV / IR Cut Filter: 189x2 min

    - TS-RC 150/960 mit TS-Reducer mit Optolong L-eNhance Zweibandfilter: 210x2 min

    Gesamtbelichtung: 13h18m in 2 Nächten. Darks, Himmelsflats während der Dämmerung.

    Montierung: Losmandy G11

    Kamera: ZWO ASI 294MC Pro bei Gain 122 und -10°C.

    Guiding: PHD2 Sucherguiding mit ZWO Guidescope Mini 30 mm + ASI 120MM Mini

    Bedingungen: Klarer Stadthimmel, Laternen, zum Teil Mond am Himmel. Bortle 7-8, fst meist knapp 4 mag

  • Hallo, Stathis,


    ein sehr schönes Ergebnis für die "kurze" Belichtungszeit! :thumbup: 8)


    Ja, der Brite Peter Goodhew ist für seine langen Remote Belichtungen aus Spanien (da stehen seine wahren "Arbeitspferde") bekannt. :) Das können auch mal über 100 h werden, wenn das Objekt extrem schwach ist.

    Seine Ergebnisse zeigt er meist im U.S.-Forum CN.

    Deshalb bewundere ich immer Deine Ausdauer und finde es toll, dass Du Dich aus der Stadt an solche extremen Objekte wagst.

    Hier ein link, "nur" 20 h mit einem C11 und 18 h davon mit einem Ha-Filter: damit kommt ma am Schnellsten voran.



    viele Grüße und weiterhin häufig cs

    Andreas

  • Hallo, Stathis,


    Du schreibst öfter mal etwas über die Sterngrenzgröße, die Du mit Deinem 8" f/6 Newton erreichst. Das wären 1200 mm und ein relativ heller Himmel.

    Sind das die Helligkeiten der schwächsten Sterne in Deinen Aufnahmen? Hängen diese nicht auch davon ab, wie stark Du die Bilder streckst, um auch noch die schwächsten Sterne aus den Rohdaten herauszuholen?


    Ich habe mal überprüft, wie tief ich mit einem 80 mm APO bei f/4.8 komme, also nur 384 mm Brennweite (bei ähnlichem Himmel wie Deinem behaupte ich mal). Das waren nach 96 min mit einer relativ unempfindlichen Canon DSLR ca. mag 19,8, also fast an die mag 20 dran. Dies würde irgendwie mit Deinen Angaben nicht recht zusammenpassen ....mhh.

    Ich habe aber auch extrem gestreckt. Vielleicht verhindert das Seeing eine größere Tiefe bei 1200 mm Brennweite? Hier mal mein Nachweis auf Seite 1 Beitrag # 12:

    Der Kollege Tino ("tbstein") hat zur fotografischen Tiefenbestimmung auch mal eine schöne excel-Tabelle erstellt, woraus zu ersehen war, wie nutzlos die Ergebnisse mit relativ großen Brennweiten waren, wenn der Himmel zu hell ist. Sternscheibchen zu groß, etc. (gilt natürlich nicht für die "Kurzbelichtung"). Die Tiefe mit meinem C9.25 war nicht besser als mit meinem kleinen 80mm APO, bei meinem Himmel und der großen Obstruktion des SC Systems!



    viele Grüße und ein schönes Wochenende

    Andreas

  • Servus Stathis,


    wieder eine saustarke Aufnahme von dir! Aus der Stadt heraus ist das schon genial. Wenn ich bedenke, wie sehr mich München nervt, weil die "mingerer Lichtseuche" noch meinen Nordosthorizont etwas aufhellt und du hockst mitten drin...

    Der blaue Zentralstern kommt auch sehr gut rüber. Da meine Kamera unmodifiziert ist und daher H-alpha nicht gut abbildet, sind diese roten Abell-PNs nichts für mich. Zum Glück kann ich bei dir (und auch anderen) diese interessanten Objekte trotzdem bestaunen. Danke für's Zeigen!


    Liebe Grüße aus der Ammersee-Lech-Region nach Minga,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Danke an alle fürs anschauen, liken und kommentieren.


    Hallo Andreas, schönes Bild mit dem C11 und viel H-Alpha Filter.


    Die Sterngrenzgröße ermittele ich meist mit Stellarium-Web am fertigen Bild. Das ist meist nur moderat gestreckt, damit das Rauschen noch einigermaßen im Rahmen bleibt. Im stark gestreckten .tif Original komme ich in obigem Bild auf 19,9 mag. Mehrere nur eindeutig sich vom Hintergrund abgebende Sterne werden gewertet und ein Mittelwert genommen. Mit einem 80 mm f/9 ED Apo kam ich nach 4 Stunden Belichtung bei sonst gleichen Bedingungen auf ca. 18,5 mag. Ich kann mir kaum vorstellen, dass du bei so einem Himmel mit ungekühlter DSLR bis 19,8 kommst. Ich habe mir deinen verlinken Beitrag angesehen und denke, du hast bei deinem Stern die falsche U- Helligkeitsangabe hergenommen.

    Aber vielleicht geht das hier zu weit, wie wäre es mit einem separaten Thema dazu?


    Der blaue Zentralstern kommt auch sehr gut rüber.

    Der ist süß, gelle? Erst dachte ich ja, es sei der andere helle rechts daneben, fragte mich aber, warum der nicht blau ist. Erst dann erkannte ich den blauen Winzling. Gut dass man andere weit tiefere Aufnahmen der Dark Sky- Belichtungsorgie Spezialisten als Referenz heranziehen kann.

    Es gibt am Winterhimmel auch einige Abells die mehr OIII haben und auch heller sind. Wie wäre es mit Abell 10 oder Abell 12 neben my Ori?

  • Hallo, Stathis,


    Danke für den Hinweis! Habe ich mir nochmal angesehen: das Ultraviolett-Spektrum darf ich für den Vergleich gar nicht nehmen.

    Dann bin ich doch wohl eher bei mag 16-17. Danke, wieder etwas dazugelernt!


    viele Grüße und cs

    Andreas

  • Es gibt am Winterhimmel auch einige Abells die mehr OIII haben und auch heller sind. Wie wäre es mit Abell 10 oder Abell 12 neben my Ori?

    Servus Stathis,


    eine ausgezeichnete Frage! Das Hauptproblem sind die Umstände: ständig bewölkt oder nebelig und wenn mal klar, dann natürlich meist, wenn ich am nächsten Tag früh raus muss. Zudem bin ich auch gerne visuell unterwegs und die Liste zu fotografierender Objekte, die mich interessieren, ist viel zu lang, um abgearbeitet zu werden. Deshalb habe ich bislang den Abell-Katalog nach hinten geschoben. Aber klar, nicht alle Abells sind tief rot. Die schwache Helligkeit schreckt mich hingegen gar nicht ab ^^. Auf alle Fälle vielen Dank für die Anregung – wer weiß, vielleicht nehme ich ja doch mal den einen oder anderen auf's Korn. Abell 10 ist wirklich sehr hübsch, Abell 12 hingegen wäre eine Herausforderung, denke ich.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

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