Unterschiede der verschiedenen Astrokameras mit sony IMX-Chip

  • Hallo liebe Astrogemeinde,


    nach Jahren der Abstinenz wegen 1000 anderer Dinge verspüre ich den Drang doch mal mein Equipment abzustauben und mal wieder zu beobachten und evtl. auch wieder ein paar Bilder zu machen.

    Die Entwicklung ging ja weiter, und anscheinend sind nun ZWO-Kameras das Maß der Dinge. (Zumindest nutzt die nun fast jeder wie es scheint).


    Damals habe ich eine DMK 31AF03 CCD genutzt von TIS. Leider kann ich diese heute nichr mehr nutzen, da ich keine Möglichkeit mehr habe, Firewire zu nutzen. (Falls jemand Interesse an dieser Kam hat, einfach bei mir melden).


    Nun aber zur eigentlichen Frage:

    Nach etwas rumschmökern habe ich aber nun festgestellt, dass es offenbar mehrere Hersteller für Cams gibt, die die absolut gleichen CMOS Chips nutzen, und zwar die Sony IMX-Serie.

    Hersteller:

    - ZWO

    - TS

    - Omegon

    und evtl. noch andere, aber ich will es nicht zu sehr aufbauschen.


    Es gibt hier sogar Preisunterschiede, die ich mir bei eigentlich gleichen Innereien nicht erklären kann.

    Daher:

    Wo liegen die Unterschiede? Was kann die eine Kamera besser als die Andere?


    Beispiel (soll keine Werbung sein, einfach nur um mein Verständnisproblem aufzuzeigen):

    Teleskop-Express: Aktion: TS-Optics TS290M USB3.0 SW-Astrokamera - CMOS-Sensor mit D=6,46 mm

    Teleskop-Express: ZW Optical ASI290MM USB3.0-SW-Astrokamera - Chip D=6,46 mm, 2,9 µm Pixelgröße


    Alle haben den IMX290 Chip drin. Gleiche Leistungsdaten. etc.


    Danke für eure Erfahrungen.


    Gruss

    Sascha


    PS: und dann noch eine Sekundärfrage:

    Es gibt einen preisgleichen Chip mit 3 mal so hoher Auflösung. Natürlich wäre so eine Cam am Mond von Vorteil. Wie schlägt die sich am Planeten? Verliere ich durch die kleineren Pizel nicht zu viel Licht? Oder ist das mit den neuen CMOS Chips kein Thema mehr? Ich erinnere mich, dass damals die Pixelgröße doch einen starken Einfluss hatte.


    PPS:

    Man kommt vom Hölzchen auf Stöckchen, wenn man sich wieder mit Astro beschäftigt. XD
    Welche Kamera-Version (Auflösung, Chipgröße etc.) würdet ihr mir empfehlen für den Einsatz an Mond, Planeten und Sonne an folgenden Geräten:

    - 8" Mak f/10

    - 6" FH für sonne bei f/8 (Farbfehler ist hier wg. Filter uninteressant)


    Danke nochmal.

  • Hallo und willkommen zurück :D


    CCD ist tot, lang lebe CCD! ;)

    ZWO hat es geschafft, die Verkaufszahlen von Atik, Moravian etc. quasi auf Null zu setzen. Im Prinzip werden aber fast alle diese neuen Kameras von Touptek hergestellt, nur mit einem anderen Branding. Anderer Software.

    Das Innenleben ist (nahezu) gleich. QHY hat bspw. etwas mehr RAM verbaut bei den großen Chips, ob und wie das nun besser ist, lasse ich hier mal unbeurteilt.


    Wenn du dich in ZWOs eigenem Universum, dem ASIAIR, aufhalten willst, kommst du an ZWO only nicht vorbei. Dann musst du alles von denen kaufen, Filterrad, Motorfokus etc. Die Produkte von ZWO sind nicht High-End, aber auch nicht unten ins Regal gegriffen. Die früheren CCD Hersteller reichen nun so langsam auch CMOS Chips nach, die haben den Knall gehört und müssen nachziehen. Dass hier die Verarbeitungsqualität besser sein wird als bei ZWO, ist denke ich unbestritten.

    ZWO kennt jedenfalls den Markt sehr sehr gut. Und die wissen wie Scaling und Kundenbindung funktioniert. Davon könnten sich einige deutsche Unternehmen was abschauen...


    Mit den ganzen hochauflösenden CMOS Chips gibt es allerdings ein paar Probleme, die sich in der CCD Welt doch stark in Grenzen hielten.

    Die meisten Optik Designs sind alt (2000er), besonders im Bezug auf Fotografie. Hier hatte man gerade Optiken mit Parametern für große CCDs entwickelt, dann kamen die CMOS Chips und alles geht den Bach runter. Schau dir bspw. den FSQ85 von Takahashi an. Das ist bereits ein vierlinsiges Petzval Design, welches nochmals einen Flattener hinten dran bekommen muss, damit die Optik nicht komplett in der Abbildung bei modernen Chips verzweifelt.


    Die großen CMOS Chips haben winzige Pixel und somit besonders hohe Ansprüche an:


    1. Optik

    2. Tilt

    3. Fokus

    4. Je nach Brennweite Nachführung


    Sollte ein Faktor da nicht stimmen hast du komisch geformte Sterne. Die kleinen Pixel machen Fehler der Optik und Fehler in der Bedienung sofort sichtbar.

    Ein weiteres Problem sind lange Brennweiten. Es gibt quasi keine gekühlte CMOS Kamera mit großem Chip UND großen Pixeln. Das wäre aber notwendig für längere Brennweiten. Hier wäre es mal gut (Hallo liebe Hersteller falls ihr mitlest) eine entsprechende Kamera zu entwickeln.


    Deswegen, wenn du mit sehr langen Brennweiten Deep Sky fotografieren willst, siehe oben, lang lebe CCD! ;)

    Bei Planeten (hier bin ich nicht so informiert) ist das was ich so mitbekomme wohl der IMX290 die Referenz. Die meisten sehr guten Planetenfotos werden mit dieser Kamera geschossen, Mono. Manche verwenden auch eine Mono und eine OSC und mischen beide Signale.


    Der CCD Suitability Calculator von astronomy.tools ist nach wie vor ein guter Richtwert, ob die Kamera zu einer Optik passt. Bei Planeten gibt es hier seitenlange Diskussionen welches Sampling wann wie besser ist usw. usw., das geht sogar so weit, dass die Leute sich gegenseitig die Köppe einrennen und wir das typische deutsche Forum mal wieder in seiner vollen Pracht erleben.


    Fakt ist, CMOS wird im Consumerbereich bleiben. In der Wissenschaft ist CCD angesagt.

    Ich hoffe, ich konnte dir etwas helfen!

  • Hallo Drehn,


    danke für deine Rückmeldung.


    Also ist es in der Tat so, dass ich prinzipiell jeden Hersteller nehmen könnte, und bekomme absolut die gleiche Leistung, wenn ich dich richtig verstanden habe. Interessant.

    Wobei dann natürlich, wenn ich eine Custom-Lösung nehme, sich die Frage nach dem Softwaresupport stellt. Ist sichergestellt, dass ich z.b. den TS-Nachbau kaufen würde, die Updates immer funktionieren?!


    Ich lasse das nochmal auf mich wirken XD


    Viele Grüse

  • [...]

    Wo liegen die Unterschiede? Was kann die eine Kamera besser als die Andere?

    [...]

    Alle haben den IMX290 Chip drin. Gleiche Leistungsdaten. etc.

    [...]

    Hallo,

    Drehn schrieb es schon ausführlich. Im Prinzip unterscheiden sich die Kameras tatsächlich nur von Details, wie die Speichergröße. Allerdings würde ich nur Kameras von den verbreiteten Herstellern/Anbietern nahmen (ZWO, Altair, Omegon, TS, QHY, ATIK, ToupTek, Player One, ...). Bei anderen ggf. (NoName)-Produkten gibt es sonst schon man Probleme mit Treibern.

    [...]

    Bei Planeten (hier bin ich nicht so informiert) ist das was ich so mitbekomme wohl der IMX290 die Referenz. Die meisten sehr guten Planetenfotos werden mit dieser Kamera geschossen, Mono. Manche verwenden auch eine Mono und eine OSC und mischen beide Signale.

    [...]

    [...]

    Welche Kamera-Version (Auflösung, Chipgröße etc.) würdet ihr mir empfehlen für den Einsatz an Mond, Planeten und Sonne an folgenden Geräten:

    [...]

    Meine Optiken unterscheiden sich zwar, aber für Mond/Planeten/Sonne setze ich auf Kombination aus ZWO ASI178MM und ZWO ASI178MC.


    CS & VG

    Stefan

    :star: Deep Sky: Sky-Watcher QUATTRO 150P | TS PHOTOLINE 106/700 f6.6 | ASKAR FRA300 Pro 60mm f/5 | Samyang 135mm F2.0 ED UMC :ringed_planet: Mond, Planeten (,Sonne): Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 150/1800 | Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 102/1300 :sun_with_face: Sonne: Lunt LS60MT Ha B1200 :camera: Kameras: ZWO ASI533MC Pro, ZWO ASI178MM, ZWO ASI178MC, ZWO ASI585MC, QHY 5III 715C :magnet: Autoguiding: Svbony SV106 | QHY 5III 178c :telescope: Montierung: iOptron CEM26 :high_voltage: Powerbank: FOX HALO 96K Power Pack :globe_showing_Europe_Africa: Webseite: https://www.junger.net/

  • Hallo Sascha,


    nicht zu unterschätzen sind die Unterschiede in der Chip-Qualität. Man kann als OEM bei den Herstellern nicht nur Grade A, sondern auch bis Grade-C bestellen (ohne Quelle, hatte ich mal in einem anderen Forum gelesen). Ist mir aber aus jahrzehntelanger IT-Erfahrung auch bei anderen Halbleitern bekannt.

    Falls Du es noch nicht kennst:

    https://agenaastro.com/article…cameras-buyers-guide.html

    Gruß,

    Peter

  • Hallo


    Selbst wenn die Hardware im Prinzip identisch ist, so wird sie in Windows unter ihrem Namen erkannt, und braucht den jeweiligen Treiber.... Zumindest. Bei den großen Kameras wo noch Kühlung und USB Hub drin ist.

    Die Frage ist dann ob deine Aufnahmesoftware damit umgehen kann, hab schon Kameras zum Händler zurück gehen sehen und dann gab es doch die teure.

    Ist bisschen wie mit alten Webcams, Phillips 740 lief nicht mehr und noch ältere Logitech bekamen immer noch neue Treiber.


    Gruß Frank

  • Hallo zusammen,


    vielen dank für die doch mittlerweile umfassenden Tips. Den buyers guide kannte ich noch nicht. Vielen Dank.


    Ich habe mich für die 290MM entschieden von ZWO. Also die wohl aktuelle Meta-Kamera XD


    Mit der 178er hatte ich dann auch nochmal geliebäugelt, aber ich denke nicht, dass ich diese Auflösung wirklich nutzen könnte. Evtl am Mond, ja, aber die größeren Pixel der 290mm werden mehr Licht und damit kürzere Shutterspeeds bringen (hoffentlich). Ich habe ja nur 8", und Licht ist hier kostbar.


    Danke an alle!

  • Hi!


    Für QHY gibt es hier eine Rechtfertigung für den höheren Preis einiger Modelle:

    WARUM sind die QHY 600 CMOS Kameras teurer als Modelle von Mitanbietern / Baader Planetarium Blog Beiträge

    Industrial Grade Sensoren, Keramikgehäuse statt Kunststoff, mehr Auslesemodi und eigene Treiber-Software werden da aufgeführt, und noch einiges mehr.


    Beste Grüße,

    Alex

  • Hallo


    Kunsttoffgehäuse hatten nicht mal die Webcamchips der Tuocam, ist vermutlich nicht möglich ein LGA Chip aus Kunststoff zu fertigen, die Auslesemodi werden der Firmware nach vermutlich??? es gibt von den Kosten keinen Sinn andere Firmware aufzuspielen, das findet wohl auf der Platine statt die unterschiedlich sein könnte, Treiber ist ein Argument, Auslesemodi welche man nicht benötigt eher weniger, wenn man die Kosten für Auslesmodi welche nur in der Industrie benötigt werden der Astrogemeinde aufdrückt und so nur eine Version statt zwei produziert wäre das eher Kosten senkend.


    bleiben weniger Chipfehler

  • Das habe ich doch bereits gesagt, dass das alles von Touptek kommt.

    Woher weißt du das? In China werden nicht nur Produkte aus dem Westen kopiert, da werden ebenso Produkte aus China kopiert. Man erhält vom Prinzip fast alles und alles sieht baugleich aus und hat auch noch den gleichen Namenszug drauf. Was drinsteckt und wer das gefertigt hat, ist nicht herauszufinden. Ob in den diversen Kameras also die gleiche Chip-Qualität verbaut ist, ob die Hardware identisch ist oder nicht und falls scheinbar identisch, ob die Bauteile original oder ebenfalls eine Kopie sind- das ist nicht feststellbar.


    Und egal ob Touptek oder Zwo, deren Einkäufer beziehen im Normalfall nur von zuliefernden Firmen, die Baugruppen oder komplette Kameras anbieten und die Zulieferer wechseln, auch in China gilt, günstig einkaufen und der günstigste Anbieter bekommt den nächsten Auftrag

  • Hallo Frank,


    gibt ja noch mehr als das, was ich da rausgegriffen hatte. Bessere Rauschreduzierung, optional Modelle mit besserer Kühlung oder extrem präzisen GPS-Zeitstempel (für einfache Fotos uninteressant, für Photometrie oder Satellitenjagd u.ä. schon eher) zum Beispiel.


    Aber ein Auslesemodus mit weniger Ausleserauschen bei gleicher Full Well Kapazität ist auch für Amateurastronomen nicht ganz uninteressant. Wie viel einem das wert ist, ein eine ganz andere Frage. Ebenso wie mehr Zwischenspeicher, damit ggf. weniger Bilder bei Übertragungs-/USB-Störungen verloren gehen. Das kann einem egal sein, oder wichtig, wenn man für ein Ereignis keine Bilder verlieren will, nur weil USB grad rumzickt.


    Erfahrungen im Alltag? Ich habe eine monochrome ZWO 120 Mini, die bis auf Newton-Ringe bei H-alpha soweit funktioniert, eine monochrome gekühlte QHY 163M, die auch keine Probleme macht (und auch gekauft wurde, weil mir ZWO zu sehr auf ein geschlossenes Ökosystem hinarbeitet), und eine farbige SVBony als Niedrigpreismodell, die erst mit einem anderen USB-Kabel erkannt wurde (und die Treiber-CD nicht lesbar war) und bei der die Farbbalance manuell angepasst werden muss. Fürs just-for-Fun-knipsen tut sie's aber auch; für ernsthaftes Arbeiten würde ich eher zu einem Markenhersteller greifen.


    Beste Grüße,

    Alex

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