Etwas deepsky v. 18.10.2022

  • NGC 6755/Czernik 39 (off. Haufen, Adler) – Vergrößerungen: 51, 90, 112, 200

    Es stellte sich ein recht uneindeutiger Eindruck dar. Zunächst zeigte sich ein weites Feld von verteilten Sternen, die zu 3er und 4er-Ketten fast ein wenig spiralförmig angeordnet schienen. Der Haufeneindruck fehlte, beim hochvergrößern fällt eine Sternverdichtung auf, die eindeutig ein offener Haufen ist. Am Teleskop stellt sich die Frage, ob ich nun einen schwachen, abgegrenzten Kern mit weitläufig verteilten Mitgliedern habe oder ob die Verdichtung der Haufen ist. Bei der Nachbearbeitung klärt sich die Lage ein wenig auf. Die erkannte Verdichtung ist Cz39 innerhalb von NGC 6755, so der BAfK. Die weitere Recherche zeigt, dass die Bezeichnungen gelegentlich synonym verwendet werden. NGC 6755 ist mit einer Entfernung von 6800 Lj. angegeben für Cz39 habe ich keine Daten gefunden.


    Etwas nördl. steht NGC 6756, den ich aber bei den aktuellen Bedingungen nicht erkannte. Er hat im Gegensatz zum helleren Nachbarn (7m5) nur eine Helligkeit von 10m6, bei einer Flächenhelligkeit von 13m6.



    NGC 6781 (PN, Adler) – Vergrößerungen: 51, 200, 255

    Bei direkter Betrachtung ist er stellar, indirekt ist er etw. flächig und andeutungsweise rundlich, er wirkt türkis, während der Beobachtung notiere ich „bipolar ?“. Das bestätigt sich aber nicht und die Luftunruhe könnte ihres zu dieser Wahrnehmung beigetragen haben. (11m4, Flächenh. 12m5, Æ 1,9‘). Zur Absicherung der Identifikation setze ich den OIII-Filter ein.



    NGC 6778 (PN, Adler) – Vergrößerungen: 200, 255

    Der PN erscheint mir visuell ähnlich hell wie der vorgenannte (lt. BAfK 12m3, Flächenh. 11m0, Æ 0,6‘), er wirkt eher bläulich und leicht oval.



    NGC 6760 (Kugelhaufen, Adler) – Vergrößerungen: 90, 112, 200, 255

    In allen Vergrößerungen erscheint er als gleichmäßig heller, opaker, runder Fleck, der keine Helligkeitszunahme zur Mitte aufweist und recht undefiniert in die Umgebung ausläuft. Er ist aber im Okular leicht zu erkennen (9m1). Der Haufen kann nicht aufgelöst werden, ein Feldstern steht unmittelbar daneben.



    NGC 7026 (PN, Schwan) - 90, 112, 200, 255

    Mir erscheint der Nebel (12m0) am ehesten rundlich und ohne erkennbare Struktur. Auffallend ist ein diffuser Rand, Farbe hellgrün. Unmittelbar daneben steht ein 10m6 heller Feldstern: TYC 3592-2787-1 (Aladinlite)



    NGC 7027 (PN, Schwan) – Vergrößerungen: 90, 112, 155, 200, 255

    Bei diesem Nebel gehe ich über viele Vergrößerungen, er wirkt ähnlich groß wieder vorgenannte, ist aber deutlich heller (9m6, Flächenh. 6m2). Er ist bereits bei 90-fach auffällig. Er erscheint leicht oval, hellblau und bipolar, da eine Dunkelstruktur in der Mitte erkennbar ist (am deutlichsten bei 200x). Ein lohnendes Ziel!


    ...und der Rest :whistling:

    Meteore

    Um 20.32 Uhr konnte ich einen schnellen (gelblichen?) Meteor zw. Albireo und Leier erkennen.


    Um 21.59 Uhr einen weiteren oberhalb von M31. In der Nachbearbeitung des Abends konzentriert sich die scheinbare Quelle auf die Zwillinge und siehe da – an diesem Abend war das Maximum der Epsilon-Geminiden mit einer ZHR von 2/h und Eintrittsgeschwindigkeiten bis 70 km/s. Die Sichtungen glückten, da ich an diesem Abend immer wieder zum „Augen entspannen“ vor die Vereinssternwarte trat und am Himmel spazieren guckte.


    und sonst - gab es noch 3 Doppelsterne im Wassermann und Saturn (mit Titan, Rhea u. Japetus) sowie Neptun "im Vorbeigehen" zu Jupiter, der als Event noch den Io-Schatten anbot. Das ist nun alles kein klassisches deep-sky-Gedöns, daher sei es nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Ich bin nun kein deep-sky Purist sondern nehme, als astronomischer "Allesfresser" gerne mit, was sich am Himmel anbietet.


    Bevor ich es vergesse: Gesehen habe ich das alles im C11 in unserer kleinen Vereinssternwarte, des ebenso kleinen Vereins :smirking_face: . Die Nacht war aber derart feucht, das selbst in der 3,2m-Kuppel das alte Schulheft, in das die ersten Notizen eingetragen werden, klamm wurde.


    Viele Grüße

    Uwe

    "Hängst hier die ganze Zeit rum und wartest auf uns"

    Fünfhundertsechundsiebzig Milliarden Dreitausendfünfhundertneunundsiebzig Jahr", sagte Marvin. "Ich hab sie gezählt."...

    Die ersten zehn Millionen Jahr waren die schlimmsten...und die zweiten zehn Millionen Jahre waren auch die schlimmsten.

    Die dritten zehn Millionen Jahre haben mir überhaupt keinen Spaß gemacht. Danach habe ich ein bisschen die Lust verloren"

    (D. Adams)

  • Hallo Uwe,

    Ich lese zwischen den Zeilen einen Hang zu bipolaren Nebeln...:-) da solltest du bei gutem Seeing nochmal auf den 7026er halten...den Cheeseburger Nebel, der zeigt bei ca. 300fach eine deutliche Zweiteilung in Deiner Öffnung.


    Schöne Grüße und CS

    Norman

  • da solltest du bei gutem Seeing nochmal auf den 7026er halten

    Hallo Norman,

    wenn ich mein nächtl. Geschreibsel ins Reine übertrage recherchiere ich in der einschlägigen Literatur. Dort wird er ebenso beschrieben, also Danke für den Tipp. Der wird nochmal ins Gesichtsfeld genommen. Die Bedingungen sind ja bekanntlich von Nacht zu Nacht anders. Die Milchstraße sah an diesem Abend für unsere Region recht strukturiert aus und die hellen Regionen im Schwan waren schon mit den nicht dunkeladaptierten Auge zu erkennen. Der Himmel war ausreichend schwarz (und nicht anthrazit), so dass ich ganz hoffnungsvoll war. Die gute Durchsicht wurde dann aber doch von der Luftunruhe limitiert. Aber egal - Spaß machts trotzdem immer :victory_hand: - und wenn deepsky nicht toll ist, kommen eben Doppel- und Kohlenstoffsterne an die Reihe. Da reizen mich die möglichen Farbkontraste.


    VG

    Uwe

    "Hängst hier die ganze Zeit rum und wartest auf uns"

    Fünfhundertsechundsiebzig Milliarden Dreitausendfünfhundertneunundsiebzig Jahr", sagte Marvin. "Ich hab sie gezählt."...

    Die ersten zehn Millionen Jahr waren die schlimmsten...und die zweiten zehn Millionen Jahre waren auch die schlimmsten.

    Die dritten zehn Millionen Jahre haben mir überhaupt keinen Spaß gemacht. Danach habe ich ein bisschen die Lust verloren"

    (D. Adams)

  • Servus Uwe,


    lange ist der Adler ja nicht mehr gut zu besuchen ;-). Danke für den interessanten Beobachtungsbericht von interessanten Objekten!


    NGC 6755 und Czernik 39... ein interessantes Paar. NGC 6755 ist (laut den Pretty Deep Maps) 4635 Lichtjahre von uns entfernt, Czernik 39 nut 4370 Lichtjahre. Beide Haufen sind noch recht jung, Czernik 39 nur 10 Millionen Jahre als, NGC 6755 52 Millionen Jahre. Czernik 39 ist laut den Pretty Deep Maps die Sternverdichtung (mit Sternen ab 11 mag) im nördlichen Bereichs von NGC 6755 (bzw. letzterem etwas vorgelagert). Die Sternverdichtung aus helleren Sternen im südlichen Bereich des Haufens gehört demnach zu NGC 6755 himself.


    Ob Czernik damals wirklich diesesn vorgelagerten, sehr kleinen Haufen meinte oder NGC 6755 "nochmal entdeckte", als er die Palomar-Platten durchgesucht hatte, kann ich natürlich nicht sagen. Ich komme an seine Orignalpublikation nicht ran.


    NGC 7026 habe ich auch mit meinem 8-Zöller besucht:


    Dieser PN ist mit 10m9 recht hell. Er liegt direkt neben einem recht hellen Stern und man kann an einen Doppelstern denken, wobei die eine Komponente eben ein kompaktes, helles Nebelchen ist. Schaut man den Nebel dann genauer an, zerfällt er optisch auch in zwei Komponenten. Das fällt aber nur indirekt sehend auf, finde ich (bzw. war so).


    Ich hatte dafür 203× vergrößeert (8-mm-Okular.). Im 17-Zöller bei 800× Vergrößerung konnte ich eine deutliche Lücke zwischen den beiden Hälften sehen und weitere Strukturen, die als Bogen die Hälften verbinden. Im C11 müsstest du, wenn ich das im 8-Zöller hinbekomme, sicherlich in einer guten Nacht die Zweiteilung des PN sehen können. Ich kann mich da Norman nur anschließen – ein erneuter Besuch lohnt sich.


    NGC 7027 habe ich auch schon selbst im 8-Zöller beobachtet:


    Dieser PN ist mit 8m5 sehr hell, aber recht klein (ca. 20 x 12"). Ich habe visuell erst ein Rechteck erkannt, dann zudem eine Zweiteilung. Das Rechteck zerfällt in einen kleineren und größeren Teil. Die Längsunterbrechung des größeren Teils konnte ich aber nicht sehen.


    Auch das wieder bei 203×

    Man kann auch diesen kleinen PN oftmals mehr an Struktur herauskitzeln, als man denkt. Man braucht passendes Seeing und Geduld beim Beobachten.


    Den Adler muss ich nächstes Jahr unbedingt mal visuell angehen. Bisher habe ich ihn eigentlich nur per Fernglas wegen der schönen Dunkelnebel besucht. Dein Bericht regt aber sehr dazu an, auch mal mit dem Teleskop ein paar Objekte anzugehen. Danke für die Ideen dazu.


    Liebe Grüße,

    Christoph.

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo Norman, hallo Christoph,


    danke für Eure Hinweise (hier insbesondere der Hinweis auf "pretty deep maps" - kenn ich nich' - muss ich mal recherchieren :huh: )


    Gestern hatte ich ein kleines Zeitfenster von 20-21.30 MESZ und war (erfolgreich) auf der Suche nach C/2022 E3 (ZTF). Der war im C11 so fix zu erkennen, das ich bei nächster Gelegenheit mal mit dem 90/600 Apo ran will. Sterne bis <11m kann der. Da der Kernbereich recht hell aufblitzte, ist das eine lohnende challenge.


    Ich habe dann die Gelegenheit genutzt und nochmal NGC 7026 angeschaut. OIII-Filter fand ich nicht hilfreich, aber ich bin dann mal länger (15-20 Min.) am Okular (bzw. den Okularen) geblieben. Blickweise konnte ich zwei längliche, parallele Ovale wahrnehmen. Wobei ich mir zunächst nicht sicher war, ob ich es "sehen wollte". Aber bei längerer Betrachtung meine ich es bestätigen zu können, ob ich das auch ohne Kenntnis der Morphologie gesehen hätte will ich dennoch mal offen lassen. Die Region bleibt ja erstmal noch gut zugänglich.


    ChristophP: Das "ganze planetarische Nebelgedöns" im Adler über den Pfeil bis in den Schwan hinauf ist äußert umfangreich und lohnt m.E. sehr. Da kann man schön am Teleskop sitzen bleiben und ohne viele Schwenks die Region durchbeobachten.


    CS

    Uwe

    "Hängst hier die ganze Zeit rum und wartest auf uns"

    Fünfhundertsechundsiebzig Milliarden Dreitausendfünfhundertneunundsiebzig Jahr", sagte Marvin. "Ich hab sie gezählt."...

    Die ersten zehn Millionen Jahr waren die schlimmsten...und die zweiten zehn Millionen Jahre waren auch die schlimmsten.

    Die dritten zehn Millionen Jahre haben mir überhaupt keinen Spaß gemacht. Danach habe ich ein bisschen die Lust verloren"

    (D. Adams)

  • Servus Uwe,


    die Pretty Deep Maps findest du hier:

    Pretty Deep Maps: a detailed all-sky astronomical atlas
    The Pretty Deep Maps astronomical atlas is a large hyperlinked collection of charts and indices in PDF format covering the entire sky, in the main to a…
    zenodo.org


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

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