Beobachtungsbericht (inkl. Zeichnungen) vom 17.10.2022 – Offene Sternhaufen und Galaxien in der Andromeda, Cassiopeia, den Fischen und im Stier

  • Nach langer Durststrecke war es endlich wieder soweit. Die Nacht vom 17.10 auf den 18.10.2022 sollte laut Wetterbericht klar sein. Meteoblue hat sogar eine relativ geringe Luftfeuchtigkeit angegeben. Im Laufe des sonnigen Tages hat sich die Vorhersage aber leider immer mehr in Richtung Zirren und Bodennebel verschlechtert. Und natürlich zog es passend zum Sonnenuntergang zu. Zum Glück haben sich die Zirren dann erstmal wieder großteils verzogen. Also raus ins Dunkle und schonmal gemütlich aufbauen. Man konnte die Milchstraße gut sehen, aber nicht so strukturreich, wie ich es gewohnt war. Im Dreieck kam ich beim Prüfen der Grenzgröße auf gut 5m8, also nicht sehr prickelnd. Zudem waren immer wieder Zirren da, die über den Himmel zogen.


    Beim Ausladen aus dem Auto war die umliegende Wiese bereits klatschnass. Aber man lässt sich ja nicht abschrecken... Schließlich wollte ich unbedingt das OdM Okotber aufsuchen. Mirachs Geist habe ich noch nie besucht, das wurde wirklich Zeit. Im entsprechenden Thread habe ich darüber bereits berichtet. Hier nochmal kurz die Skizze, die ich gemacht habe...


    NGC 404 – Mirachs Geist



    Während des Zeichnens wurde das Papier feucht. Na super... Und als ich einmal zu lange am Radieren und Ausbessern war, beschlug mein 8mm-Okular ein wenig (der Hof um Mirach wurde plötzlich sehr groß). Ab da habe ich die kleinen Okulare (20mm, 8mm) immer sofort in die Manteltasche gepackt, wenn ich sie nicht gebraucht habe und auch mein großes 38mm-Okular habe ich immer wieder mit der Hand wärmen müssen. Zum Glück war die Nacht an sich recht mild. Die Temperaturen gingen nicht unter 10°C (bis ich eingepackt habe).


    Was an dem Abend aber – zumindest horizontfern – erstaunlich gut war, ist das Seeing. Das hat die nicht optimale Transparenz zumindest bei den Sternen ausgeglichen. Trotz der nicht prickelnden Grenzgröße mit bloßem Auge kam ich im Teleskop zumindest zu Beginn der Session knapp jenseits von 14 mag. Mit 8 Zoll ist das wirklich o.k.


    Ich habe zwischendurch auch immer wieder mal mein 9 × 42 Fernglas in die hand genommen und damit gespechtelt. Direkt südsüdöstlich von Mirach befindet sichg nämlich ein riesiger, Offener Sternhaufen, der aber wohl wenig beachtet wird:


    Platais 2:

    Ein sehr großer Offener Sternhaufen bzw. Bewegungshaufen, der mit seinen 5,5° Durchmesser gerade noch in das Gesichtsfeld des Fernglases passt. σ Psc und τ Psc (Anunitum) sind ebenfalls innerhalb des Haufens zu sehen, sind aber (?) Vordergrundsterne?! Im Fernglas erkennt man hier eine doch auffallende Häufung von Sternen so zwischen 6m und 8m, aber die Häufung ist sehr locker. Die zum Haufen gehörenden Sterne verraten sich (nur noch) durch eine sehr ähnliche Bewegungsrichtung. Es dürfte also das Endstadium eines ehemals großen Offenen Sternhaufens sein. Auf jeden Fall interessant. Der Haufen liegt direkt südsüdöstlichlich von Mirach.


    Das Zentrum und der Großteil des Haufens befindet sich in den Fischen, er reicht aber in die Andromeda hinein. Grob gesagt sind das die vielen Sterne zwischen M 33 und Mirach.


    Nachdem NGC 404 so schön zu sehen war und Platais 2 ausreichend bewundert wurde (genau genommen war es umgekehrt, erst Platais 2, dann NGC 404), ging es zu einer kleinen Galaxiengruppe...


    Hickson Compact Group 10 mit NGC 529 und NGC 536:

    NGC 529: Bei 81× und 203× als kleiner, diffuser Fleck erkennbar, nicht sehr auffällig.

    NGC 536: Bei 203× Vergrößerung ist eine sehr schwache Aufhellung erkennbar, aber so schwach, dass ich die Sichtung als unsicher ansehe. Ich meine, dass sie sich manchmal beim Bewegen des Teleskops mitbewegt hat. Sehr grenzwertig, Beobachtung müsste bei besseren äußeren Bedingungen wiederholt werden.


    Es gehören zwei weitere, schwächere Galaxien zu dieser Gruppe. Sie liegt übrigens knapp außerhalb des Areal von Platais 2 (nordöstlich, genau genommen).


    Das nächste Ziel war nur aus Neugierde, aber ohne tiefere Hoffnung, denn es kamen wieder leichte Zirren auf. Innerhalb von Platais 2, also im Hintergrund, liegt Arp 331, eine Kette von Galaxien (unter anderem NGC 379, 380, 382, 383, 384, 385, 386 usw. Es war aber davon nichts zu sehen...


    Also, bevor es noch mehr zuzog, zu einem großen, auffälligen Offenen Sternhaufen in der Andromeda:

    NGC 752:

    8" RC: Ein sehr großer Offener Sternhaufen, der so gerade noch bei 43× ins Gesichtsfeld des Okulars (38 mm) passt. Die Sterne zeigen auffällige Bögen und Ketten, Verdichtungen innerhalb des Haufens und aufgelockerte Bereiche. Bis auf sehr wenige Ausnahmen sind viele Sterne gleich hell, was auf einen alten Haufen rückschließen lässt (laut Wikipedia 1,1 Millarden Jahre, was das bestätigt). Habe den Haufen nicht weiter vergößert, da er im Übersichtsokular schon sehr gut aufzulösen war.

    Fernglas 9 × 42 : Auch im Fernglas auffällig und sofort auszumachen. Man sieht einen recht großen Nebelfleck und bereits erste aufgelöste Sterne. Hübscher Anblick!


    Jetzt war ein Bisserl Warten angesagt. Alle Okulare wurden nochmal gewärmt, die Fangspiegelheizung verrichtete erfolgreiche Arbeit und als es wieder besser wurde, ging es weiter in der Cassiopeia...


    Mit NGC 133, NGC 146 und King 14 gibt es einen Dreifachhaufen in der Cassioepeia. Das musste ich mir natürlich ansehen. Im Teleskop sah das ungefähr so aus:



    Kappa Cassiopeiae ist sehr hell und hilft beim Aufsuchen (o.k., ich war faul und hatte mein Goto). Folgendes habe ich jeweils notiert:


    NGC 133: Es fällt schon bei geringer Vergrößerung ein Sternmuster auf (kurze Kette mit Knick aus vermeintlich vier Sternen, die auffallend hell sind, ein fünfter bildet eine Verzweigung). Nach Offenem Sternhaufen sieht das Muster nicht unbedingt aus. Bei besseren Bedingungen müsste hier nochmal genauer nach schwächeren Sternen gesehen werden.


    NGC 146: Ich habe beim Zeichnen diesen Haufen mit einer Sternverdichtung direkt südöstlich verwechselt, die sich oberhalb eines 8m8-Sterns von Südwest nach Nordost zieht. NGC 146 liegt aber eben direkt nordwestlich dieser Verdichtung und ist mit nicht sofort als Haufen aufgefallen. Da ich wusste, dass hier drei Haufen liegen (und ich das Sternmuster von NGC 133 – siehe dort – kannte), habe ich NGC 133 und King 14 (der ein bisschen auffällt) sofort erkannt und dann eben NGC 146 verwechselt. Die Zeichnung habe ich der Vollständigkeit aber etwas weiter gezeichnet und somit NGC 146 noch auf ihr abgebildet. Im Nachhinein anhand der Skizze kann ich den Haufen durchaus erkennen, aber ich sollte diesen Dreifachhaufen unbedingt nochmal bei besseren Bedingungen besuchen. Der bereits aufgegangene Mond und die leichten Zirren, die aufzogen, haben das Beobachten erschwert. Bei Wikisky sind viele Sterne um 14 bis 15 mag zu sehen. Diese füllen den haufen auf. Ein Foto würde sich sicher lohnen.


    King 14: Bei 203× Vergrößerung ist eine kleine Sternverdichtung aus ca. 10 Sternen auszumachen. Bei besseren Sichtbedingungen und mehr Zeit lässt sich hier sicher mehr herauskitzeln. Der Reiz besteht hier vor allem aus den drei beieinander liegenden Offenen Haufen, wobei hier NGC 146 am wenigsten auffällt (siehe dort). Für einen Haufen aus dem King-Katalog ist er ziemlich einfach zu sehen, was auch an seiner geringen Entfernung zu uns liegt.


    Für einen King-Haufen ist der Abstand zu uns mit nur 2600 Lichtjahren quasi gleich um die Ecke. NGC 133 ist mit 2500 Lichtjahren nur wenig näher. Er ist mit 10 Millionen Jahren noch sehr jung (und offenbar sternarm). Die beiden Haufen stehenalso real sehr nah zueinander. NGC 133 hingegen ist mit 9900 Lichtjahren Entfernung viel weiter von uns entfernt. Vielleicht habe ich auch fast nur Vordergrundsterne erwischt?! Die drei werde ich sicher nochmal aufsuchen und/oder fotografieren. Es sind noch Dunkelnebel in der Nähe (v.a. östlich...). Wäre ein schönes Fotobjekt für astrophin – du magst ja die King-Haufen ;-).


    Jetzt zu einem sehr bekannten Haufen...


    NGC 225, Segelboothaufen:

    Bei 81× sieht man ca. 28 Sterne, die zum Haufen gehören dürften. Auffallend ist, dass viele davon (ca. 18) ungefähr gleich hell sind. Insgesamt ist es ein lockerer Haufen, der ein mit etwas Phantasie an ein Segelboot erinnerndes Muster bildet. vdB 4, der innerhalb des Haufens liegt, war (/natürlich) nicht zu sehen.


    Das Muster ist wirklich auffällig. Was für ein netter Sternhaufen. Der Reflexionsnebel vdB macht ihn auf Fotos noch hünscher. Dunkelnebelstrukturen sind auch in der Nähe. Eine spannende Region! Gleich in der Nähe liegt der für einen Stock-Haufen winzige Stock 24, der der letzte des Katalogs ist...


    Stock 24:

    Für einen Stock-Haufen ist dieser Offene Sternhaufen äußerst klein. Der hellste Mitgliedsstern, TYC 4020-1596-1, ist 12m7 hell und ist ein (optischer?) Doppelstern. Der Partner steht sehr nahe und ist ungefähr genauso hell, was bei 203× sehr nett aussieht (da sind die beiden klar getrennt, aber immer noch sehr nah beieinander). Mit 120 Millionen Jahren ist der Haufen nich relativ jung, was erklärt, dass die Helligkeit der Mitgliedssterne sehr unterschiedlich ist bzw. ein paar wenige, hellere Sterne klar hervortreten. Die Sternverdichtung ist nicht sehr auffällig, aber als solche erkennbar (habe ihn nicht per GoTo, sondern von NGC 225 ausgehend nach Westnordwest gehend direkt gefunden – einfacher wäre von NGC 189 nach Norden zu gehen, da sie fast die gleiche R.A. haben). Der Haufen benötigt eine hohe Vergrößerung (ich habe ihn bei 203× betrachtet).


    Ich habe von diesem Haufen eine schnelle Skizze gemacht:



    Sehr schön ist der helle Doppelstern in Stock 24.


    Noch ein Haufen liegt in der Nähe:


    NGC 189:

    Ein sehr kleiner Offener Sternhaufen, der einige Sterne zwischen 11m und 13m enthält und somit hinreichend helle Sterne enthält, um völlig problemlos aufgelöst zu werden. Bei 203× ein sehr schöner Anblick.


    Ich gebe aber zu, dass ich hier nur kurz mal draufgesehen habe.


    Mehr Zeit habe ich in einen Asterismus gesteckt, der mich irgendwie fasziniert hat...


    NGC 272 – Corona minima:

    Der 9m3 helle Stern HD 4883 dominiert das kleine Sternmuster, welches bei 203× gut ins Gesichtsfeld passt. Südsüdöstlich von ihm bilden vier Sterne, einer davon ein (optischer ?) Doppelstern, einen kleinen Bogen. Nordöstlich bilden zwei weitere Sterne eine Linie mit HD 4883, sodass mich das Muster irgendwie an Corona australis, die Südliche Krone erinnert. Die ist ja auch etwas windschief und hat einen "Stiel". Ich habe das Muster für mich daher einfach mal als Corona minima bezeichnet, die kleinste Krone. Vielleicht wäre Coronilla minima (das kleinste Krönchen) noch besser... Das Muster empfinde ich im Okular als auffällig und HD 4883 wirkt wie ein kleiner Edelstein, was mich wiedeurm an Gemma in der Nördlichen Krone erinnert. Den Eindruck eines Offenen Sternhaufens macht mir das Muster aber nicht. Im Moment wird es auch als Asterismus geführt. Vergrößert man hoch, finde ich das Muster sehr nett und hübsch. Der Besuch hat sich durchaus gelohnt.




    Das Sternmuster ist in der Mitte der Skizze.


    Nach der Zeichenarbeit noch schnell zu einem weiteren Haufen:

    NGC 129:

    Diesen Sternhaufen habe ich nur sehr kurz besucht und habe bei 81× Vergrößerung einen recht großen Haufen aus locker verteilten Sternen gesehen, der aber nicht sehr auffällig war. Ein weiterer Besuch nebst genauerer Analyse würde sich dennoch sicher lohnen.


    Jetzt zogen dichtere Wolken auf. Der Stier war noch gut zu sehen und sah wunderschön aus, da Mars ihn ja rot verziert. Die Bewegung von Mars durch das Goldene Tor der Ekliptik jetzt in Richtung M 1 hin war in den letzten Wochen/Monaten wunderschön zu sehen. Ich nahm erstmal das Fernglas in die Hand und habe die Hyaden besucht. Darüber muss ich ja sicher nichts mehr schreiben. Ich finde die Hyaden im Fernglas ziemlich genial, weil sich das grobe Sternmuster jetzt wunderbar mit feinden Sternen füllt. Dann weiter nach Osten mit dem Fernglas...


    NGC 1647:

    Im Fernglas ein hübscher Offener Sternhaufen, der in viele Einzelsterne aufgelöst wird. Besucht man erst die Hyaden, um dann zu NGC 1647 rüberzuschwenken, kann man förmlich in die Tiefe des Raums blicken, denn man sieht ja einen weiter entfernten, aber auch mit auffallend hellen Sternen bestückten Haufen in scheinbar direkter Nähe. Wäre der Haufen nicht durch interstellaren Staub um eine Magnitude abgeschwächt, wäre der Anblick noch grandioser. Aber auch so ein schönes Fernglasobjekt, zumal unter den hellsten Sternen ein deutlicher Nebelfleck zu sehen war.


    Jetzt wurde es immer schlimmer, was die Bewölkung angeht. Ich habe zum Sightseeing noch kurz M 45, die Plejaden mit dem 8-Zöller besucht (muss einfach sein, sie waren noch in einer Wolkenlücke) und die Reflexionsnebel um einige der Sterne waren schön zu erkennen. Es war aber keine Zeit, um hier tiefer zu gehen, zumal jetzt auch der Mond aufging. Also kurz auf den Mars geschwenkt (wenn man eh schon vor Ort ist), aber der steht halt noch tief. Das Seeing war hier ganz "witzig". Bei 203× war die Scheibe erst ruhig und recht gut zu erkennen. Ich habe sogar Helligkeitsunterschiede im Rotton ausmachen können (grobe Oberflächendetails), aber plötzlich hat Mars angefangen zu pumpen. Ich schaue mir Planaten sonst ja kaum oder nur nebenbei an. Dass das Seeing in kurzer Zeit stark schwanken kann, ist mir klar. Aber so extrem hatte ich das auch noch nicht. Ich kenne es von Sirius, wenn ich ihn trennen will, dass ich auf ruhige Momente warte. Aber so ein Wechsel war mir neu. Mars stand aber noch im Osten und entsprechend nicht sehr hoch. Ich habe noch ein Bisserl beim Pulsieren und Pumpen beobachtet. Der Osten war der letzte, freie Bereich am Himmel. Schließlich beendete ich die "Session" kurz nach halb zwölf. Vielleicht wurde es später wieder besser, aber der Mond verdirbt einem visuell schon etwas den Spaß, weshalb ich nicht warten wollte, bis der Bodennebel kommtm und mich dann trotz vielleicht klarem Himmel einhüllt. Bei der Heimfahrt hat sich dann bestätigt, dass das Abbrechen sinnvoll war, denn ich fuhr bereits in den Niederungen durch die ersten Nebelbänke.


    Trotz Nässe und Zirren war es ein wunderschöner Abend. Zudem war es erfreulich mild. Das wird im Winter anders aussehen. Ich bin hier nahe Dettenschwang ungefähr auf 700 Meter und oben auf dem Moränenzug zwischen Ammersee und Lech. Da kann es knackig kalt werden. Was stört da ein Bisserl Feuchtigkeit?! Jammern kann man über bedeckten Himmel. Ist es aber (halbwegs) klar, gibt es keinen Grund dafür.


    In diesem Sinne liebe Grüße in die Runde,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • P.S.: Ich habe eben per Zufall auf Faint-Fuzzies gesehen, dass die Sternverdichtung zwischen Kappa Cas und NGC 146 ein Großteil des Sternmusters Pothier 7 darstellt – siehe https://www.faint-fuzzies.de/e…sms.php?constellation=Cas

    Ich habe das Muster als solches aber nicht erkannt und die beiden Spitzen fehlen. Ich MUSS also nochmal in die Region schauen.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

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    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo Christoph,


    danke für den schönen Beobachtungsbericht. Und die Zeichnungen natürlich. Das Wetter bei mir ist momentan chronisch mies und ein paar Wolkenlücken habe ich leider verpasst. Da lese ich so etwas natürlich gerne.


    Zu den Zeichnungen: Du schreibst von nassem Papier, die Bilder hier sehen mir aber nach Zeichnung am PC aus. Überträgst Du Deine Skizzen am Computer?


    Bis dann:

    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Guten Morgen Christoph


    Danke für diesen wunderbaren Bericht! Ich finde die Zeichnungen runden deine Berichte perfekt ab! Sie ergänzen den Text wunderbar, man ist noch mehr "dabei".


    Wäre ein schönes Fotobjekt für astrophin – du magst ja die King-Haufen ;-).

    Wie es der Zufall will, habe ich gestern gerade die Sequenz in Nina erstellt. Die Aufnahme ist für heute geplant. Ich hoffe es klappt. Wetter sieht vielversprechend aus, mein Tagesprogramm eher weniger. Ich habe noch einen Auftrag als Fotografen und darf anschliessend noch die Kinder zu Bett bringen... Wenn alles perfekt klappt, läuft die Aufnahme aber bereits während des Fotoshootings!


    CS, Seraphin

  • Hey Christoph,


    inzwischen hast du mich so inspiriert, dass ich ab sofort bei meinen Beobachtungen auch genauer nachforschen möchte, was es zum Objekt zu wissen gibt. Ich lese zwar schon immer im BAfK, was dazu steht, aber reflektiere das nicht so sehr. Deine vielen Hintergrundinfos, deren Zusammenstellung sicher auch viel Zeit in Anspruch nimmt (neulich las ich hier, dass bei jemandem eine Stunde Beobachten in vier Stunden Nacharbeit endet, das ist bei mir fast ähnlich, sofern eine oder zwei Zeichnungen dabei sind), jedenfalls, zurück zum Anfang des Satzes: Die Mühe, die du dir machst, zu recherchieren und hier zu präsentieren, steckt mich ein wenig an. Danke dafür :saint:


    Den Segelboothaufen habe ich vor längerer Zeit auch beobachtet und gezeichnet, das möchte ich gerne wieder auffrischen! Die letzten Nächte waren hier von der Transparenz nicht ausreichend für so ein Vorhaben. Ich hoffe auf dieses Wochenende, wo ich gerne einige deiner Objekte auf der Alb anschauen möchte!


    Und so viele visuelle Andenken, also deine Zeichnungen, wundervoll!!!


    Tristgraueaberausmeineminnerstendennochfröhliche Grüße

    Sarah

  • Servus Marcus,


    Zu den Zeichnungen: Du schreibst von nassem Papier, die Bilder hier sehen mir aber nach Zeichnung am PC aus. Überträgst Du Deine Skizzen am Computer?

    ganz genau. Ich scanne meine Skizze ein, lade das dann in Photoshop, speigele und drehe die Skizze in die (halbwegs) richtige Lage (Norden oben, Osten links) und dann überarbeite ich die Skizze digital. Sprich ich male in einer neuen Ebene an die Stellen mit den Punkten per Photoshop saubere Punkte. Wenn ich mich verzeichnet habe, kreuze ich Sterne auch durch, denn ich sehe nachts ja nicht so gut, ob das Radieren komplett gewirkt hat oder noch Reste des Punkts da sind. So kann ich dann ganz bequem nacharbeiten.



    Servus Seraphin,


    sowas ähnliches hatte ich mir fast schon gedacht. Bisher warst du aber ja vor allem im Cepheus unterwegs. Cassiopeia ist da ja nicht sehr weit weg. Ich bin schon sehr gespannt auf dein Ergebnis (wenn das Wetter mitspielt). Dank deiner kleineren Brennweite bekommst du das Umfeld natürlich viel besser ins Bild hinein (z. B. Dunkelnebel, H-alpha-Gebiete usw.).



    Servus Gerd (und auch alle anderen, die kommentiert haben oder Sternchen verteilt haben),


    es freut mich sehr, dass dir (und euch) mein Bericht so gut gefällt. Wie heißt es so schön? Geteilte Freude ist doppelte Freude.



    Servus Sarah,


    auch dir vielen Dank! Und wie cool ist das denn? Ich bin eine Inspirationsquelle (freut mich natürlich ungemein). Und ja, es steckt mehr Zeit und Mühe dahinter, als man meinen würde. Die Zeichnungen kosten wirklich viel Zeit. Aber selbst das Übertragen der (krakeligen, des nächtens erstellten) Notizen in Excel (und später in Berichtform hier) braucht seine Zeit. Zudem rekapituliere ich dabei immer nochmal das Gesehene (ich habe da zum Glück ein gutes Gedächtnis). Ich recherchiere zu vielen Objekten dann auch noch Hintergrundinfos – mehr, als in den Berichten auftauchen. Ich lese aber eben auch gerne in den Originalquellen (Paper über Sternhaufen zum Beispiel) nach. Manchmal fällt das schwer, weil man fast nichts findet. Platais 2 ist so ein Fall. Da gibt es kaum Publikationen. Andere Platais-Haufen sind besser untersucht. In den meisten Sternkarten ist Platais 2 nicht einmal eingetragen.

    Für mich persönlich ist das quasi das i-Tüpfelchen. Ich genieße auch die pure Naturbeobachtung, also das Spechteln an sich. Aber die Dokumentation und die Recherche machen mir dann erneut Spaß und ich kann dabei die Beobachtung rekapitulieren. Insbesondere die Verknüpfung von Form/Gestalt mit der Historie der Objekte, also der Zusammenhang von Alter und Aussehen (z. B. Stelle des Knicks im HRD, der sich auch optisch bemerkbar macht) finde ich spannend.

    Wenn ich die Nacharbeit in Stunden angeben müsste... hm, schwierig. Mache ich ja Stück für Stück. Ich war z.B. so gegen Mitternacht wieder daheim und habe den Bericht zum OdM Oktober dann um halb drei hier eingestellt. Das bedeutet, wenn ich noch ne halbe Stunde Teleskop Aufräumen abziehe, dann waren das schon gut zwei Stunden, die ich an der Nachbearbeitung der Zeichnung und dem Bericht gesessen bin.

    Dieser Bericht hier hat mich einen Teil des Nachmittags und den Abend gekostet. Fünf Stunden kommen da schon hin, was aber noch mehr wird, wenn ich nachträglich noch ein bisserl nachrecherchiere (und die Paper wollen ja auch gelesen werden).


    Das Schönste ist, finde ich, dass man sich gegenseitig inspiriert. Deine Zeichnung des Segelboothaufens (und viele weitere) habe ich natürlich gesehen und diese haben mich natürlich auch inspiriert. Man muss ja ein Bisserl r den inneren Schweinehund überwinden, um zu Zeichnen anzufangen (man braucht Ruhe und Zeit und könnte sich in der zeit weitere, andere Objekte ansehen). Das Zeichnen hat aber den großen Vorteil, dass man viel genauer hinsehen muss. Man trifft ja ständig Entscheidungen, was man wo wie hinzeichnet. Und je mehr Zeichnungen man hier sieht, umso mehr Lust hat man, selber mitzuwirken (geht mir jedenfalls so).


    Langer Rede kurzer Sinn: wie inspirieren uns wenn, dann gegenseitig. :) Ich wünsche dir bald richtig guten, klaren Himmel und bin auf deine weiteren Berichte schon sehr gespannt.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Lieber Christoph,


    lange Durststrecke bei Dir ist eine kurze bei vielen anderen. Wirklich ein Feuerwerk mit vielen, vielen Hintergrundinfos von Dir hier. DANKE.

    Und dann wieder ein schöner Sternhaufen-Beobachtungsbericht, sehr schön.


    Bei Platais 1 hast Du mich neugierig gemacht. Im isDSA ist da nix eingezeichnet, weil vermutlich schon zu zerstreuet. Ich schaue mir die Gegend demnächst mal an, wenn ich wieder mit einem Fernglas unterwegs bin.


    Zu NGC 752 gibt es einen Schläger (Harrington 14), einen Golfschläger westsüdwestlich von NGC 752, sehr markant, aber auch ein wenig Phantasie ist gefragt.


    Dann Dein Schwenk zum Sternbild Cassiopeia,, ein Eldorado für uns Sternhaufenfuzzis.

    Die Gegend um NGC 133 und NGC 146, ja da ist auch noch Pothier 7. Das Muster war für mich im 18x70-Fernglas die auffälligste Sternansammlung von den vieren, eindeutig länglich gebogen wie eine Banane. In solchen Gegenden schlagen immer zwei Herzen in meiner Brust. Das eine freut sich über soviel Objekte so eng zusammen stehend, das andere fürchtet sich vor dem Chaos, das das Diktieren der Beobachtungen in solchen Regionen hinterlässt.


    Und dann lieber Christoph zu meiner Lieblingsregion dort, wo sich auch eins meiner Lieblingssternmuster versteckt, ja regelrecht versteckt. Die von Dir beobachteten Sternhaufen NGC 225 und Stock 24 gehören zu diesem großen Mustergebilde => HM 4, Hays Ring. ein ringförmiges Sternmuster mit einen Durchmesser von etwas über 0,7°. NGC 225 ist am südöstlichen Rand des Rings beteiligt, der Sternhaufen Stock 24 liegt etwas innerhalb des westlichen Rands. Und ein Dunkelnebel ist auch beteiligt, er durchbricht den nordöstlichen Rand des Rings kurz, aber nur langbelichtete Fotos zeigen tatsächlich, dass hier ein Dunkelnebelband den Ring kreuzt.

    Ich habe auch mal eine Zeichnung davon gemacht, weil mich das Muster so fasziniert hat:

    Ich würde mich sehr freuen, wenn Du bei nächster Gelegenheit dort nochmal vorbeischauen und Deine Eindrücke schildern würdest.

    Ich habe das mal bei einem Teleskoptreffen einer bunten Beobachtertruppe präsentiert ... genauso bunt waren dort die Einschätzungen zur Sichtbarkeit, von langweilig und nicht gesehen bis zu schönen Aha-Effekten.


    Dein Bericht ist eine wahre Fundgrube an schönen Objektideen, an NGC 272 klebt jetzt ein Pfeil bei mir.


    NGC 609 (King 3) hast Du bei diesen Bedingungen lieber nicht noch mal probiert, wie es scheint. Weise Entscheidung :). Aber den knackst Du irgendwann auch.


    Beste Grüße


    Rene

  • Servus René,


    vielen Dank für deine Reaktion!


    Bei Platais 1 hast Du mich neugierig gemacht. Im isDSA ist da nix eingezeichnet, weil vermutlich schon zu zerstreuet. Ich schaue mir die Gegend demnächst mal an, wenn ich wieder mit einem Fernglas unterwegs bin.

    Platais 2 (nicht 1). Falls du dir den TriAtlas heruntergeladen hast, findest du Platais 2 auf dem Blatt C167. Du kannst auch einfach mit dem Fernglas von Mirach ausgehend senkrecht runter nach Süden gehen. Du wirst eine Sternkette finden, die sich etwas windet und an tau Psc östlich vorbei geht. Die ist Teil des Bewegungshaufen. Er geht noch ein Bisserl nach Osten, wo sich eine weitere Sternenkette (auch ungefähr in Nord-Süd-Richtung) entlangzieht, die sich dann in Richtung Süden aber verbreitert. Die erste Kette geht dafür von Süd nach Nord auseinander. Zusammen bilden sie eine deutliche Erhöhung der Sternendichte. Ich bin schon gespannt, wie du den Haufen im Fernglas wahrnimmst.


    Pothier 7 hatte ich bereits im P.S. erwähnt. Es ist wirklich genau, wie du es beschreibst. Das Muster fällt mehr auf als die anderen Sternhaufen, weshalb ich das langgezogene Rechteck (auf die nach oben gerichteten, spitzen Enden hatte ich offenbar nicht geachtet) erst als NGC 146 interpretiert und verwechselt hatte. Beim nächsten Besuch werde ich genauer darauf achten (was man nicht kennt, das sieht man nicht...).


    HM4, klar, war mir gar nicht mehr bewusst, dass der Ring ja genau da liegt. Ich habe auf eurer Seite die verschiedenen Asterismen schon mehrfach durchgesehen. Mir fehlt aber, da sie eben in meinen Atlanten (meist) nicht eingetragen sind, dann meist konkret der Bezug. Ich werde gerne auf den großen Ring achten und berichten. Er müsste ja noch in mein Übersichtsokular passen (43×). Deine Skizze macht da richtig Lust drauf. Harrington 14 ist auch notiert :-).


    Auf deinen Eindruck von NGC 272 bin ich auch schon gespannt. Und nein, Kind 3 aka NGC 609 habe ich bewusst nicht aufgesucht. Das mache ich erst wieder bei optimalem Himmel, damit ich die Hintergrundaufhellung wahrnehmen kann. Das Nichtbesuchen war keine Aufgabe, sondern nur das Warten auf den richtigen Moment.


    Liebe Grüße und wie gesagt auch dir Danke für die Anregungen :thumbup:


    Liebe Grüße,

    Christoph

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    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

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