WinRoddier Anleitung

  • Hallo,


    Ich habe mit meinem Dobson mal ein intra-und extrafokales Bild aufgenommen. Das habe ich bei WinRoddier einfügen können, das war es dann aber größtenteils auch weil ich der französischen Sprache nicht so mächtig bin 😁

    Gibt es eine Anleitung, die Schritt für Schritt erklärt wie vorzugehen ist ?


    Danke und viele Grüße :)

  • Hallo Stefan


    Ich habe mich recht intensiv mit WinRoddier beschäftigt und damit vertraut gemacht, indem ich den Test zuerst beim Spiegelschleifen statt des Foucault eingesetzte. Nachdem ich dann auch die Interferometrie einführte, konnte ich mich überzeugen, dass er hervorragend ist. Die Französische Anleitung ist schlüssig. Die Englische ("User Manual") leider z.T. widersprüchlich und Fehler-behaftet.


    Wenn der Test am Stern durchgeführt wird, muss die Luft sehr ruhig und der Stern möglichst im Zenit sein. Ideal ist Vega. Hier gibt auch die Französische Anleitung keine praktischen Angaben, darum gebe ich sie Dir an:

    Ich mache die Aufnahmen mit meiner SW CCD 8 Bit Guiding-Kamera wie bei der Planetenfotographie, weil die Nachführung sonst enorm präzise sein muss. FireCapture für die Aufnahmen und AutoStakkert fürs Mitteln der idealerweise mehr als 2000 Bilder. Wenn die Belichtungszeit so kurz wie möglich gehalten ist, braucht man eine nicht allzu präzise Nachführung: Das zu messen und dann rechnen ist natürlich einfach: Die Belichtung soll so kurz sein, dass der Stern Pixel-genau aufgenommen wird. Das heisst aber, dass der Stern hell und die Kamera empfindlich sein müssen. Das Einzelbild soll im linearen Bereich der Kamera aufgenommen werden. Bilder die in WinRoddier gut ausgewertet werden können, haben bei mir nach dem "Stacken" etwa 15 Bit.


    Ob das Dir hilft? Die Yahoo Gruppe ist leider versiegt. Mit Gruss, Beat

  • Hallo,


    Danke nochmal für die Hinweise , auch dir, Beat. Ich glaube ich habe alles falsch gemacht , was man falsch machen kann . Ich hatte zwar den Polarstern genommen , aber hatte ein sehr unruhiges Seeing und auch noch ziemliche Luftschlieren auf dem unscharfen Stern. (20“ Spiegel,57mm dick) Es kam auch jedesmal etwas anderes heraus , ich hatte dann zum Schluss 0,67 als Strehlwert. Aber ich glaube nicht das dass hinhauen kann wegen o.g. Gründen. Zumal ich visuell auch recht zufrieden bin . Ich kann zwar nicht so hoch vergrößern durch mein lokales Seeing, ich beobachte in einem Innenhof. Aber mit der Sternabbildung bin ich zufrieden . Ich probiere es vielleicht nochmal später mit kleinerer Optik die ich auch unter ruhigerer Luft testen kann.


    Viele Grüße

    Stefan

  • die Originalmethode, natürlich nur für festmontierte Fernrohre nutzbar, ist die 10s-30s Belichtung eines Sterns, das kann dann meistens nicht der Polarstern sein, der ist für größere Optiken zu hell. Für Amatuerfernrohre sind Sterne so 4m-5m gut geeignet. Möglich ist auch die Verwendung eines künstlichen Sterns, dann muss man den Öffnungsfehler durch die endliche Entfernung rausrechnen. Alle Fehler, die sich nicht statistisch mitteln, muss man tunlichst vermeiden. DH die Optik/Tubus muss ausgekühlt sein, die Hauptspiegellagerung gut für zb die horizontale Lage etc.. Mein SCT zb braucht zur Vermeidung von Tubusseeing trotz Ventilator über eine Stunde. Zur Zeit der ersten Verwendung der Methode gab es übrigens die Stackprogramme noch nicht. Ich habe es zB 1999 auf dem CCD Workshop in Stuttgart vorgestellt, noch mit der originalen ef Software von Malcolm Northcott, dem Assistenten/Doktoranden von Francois/Claude Roddier. Bei der Verwendung von AS3 oder PSS sollte auf das multigrid Verfahren verzichtet werden. Kritisch ist auch die exakte Einhaltung der symetrischen Fokusdistanz, sonst funktioniert der Laplace Detektor nicht gut. Das geht mittlerweile mit den Motorfokusierern aber auch gut. Viel Erfolg bei der Anwendung, noch nie war es so einfach!


    Markus


    PS: mittlerweile kann man die Wellenfrontrekonstruktion auch per KI ML machen, ohne optische Theorie zB mit SkyWave von Innovations Foresight.

  • Hallo Erposs

    Am Stern teste ich das gesamte Teleskop, Kamera statt Okular. Einen Spiegel teste ich im Foucault Aufbau (künstlicher Stern z.B. Laserdiode im LED Modus) und CCD Kamera statt Messerschneide.


    Hallo Markus

    Was verstehst Du unter "Multigrid Verfahren"? Die symmetrische Fokusdistanz einzustellen, war bei mir bisher kein Problem. Ein Problem, das ich immer noch habe, ist den "seuil" korrekt einzustellen, wenn die Automatik es nicht schafft.


    Hallo Stefan

    Mit einer kleineren Optik versuchen ist eine gute Idee. Nachdem die Belichtungszeit im Minutenbereich sein muss, um die statistischen Fehler auszumitteln, wie Markus schreibt, kommt man meines Erachtens nicht ohne Stacking zum Ziel, weil die Nachführung immer zu wenig genau sein wird. Man kann dann auch einen beliebig hellen Stern auswählen.


    Mit Gruss, Beat

  • Hallo Beat,


    die Multigridverfahren definieren eine grosse Zahl an Referenzpunkten im Bild um lokale Verzerrungen beim Aufaddieren auszugleichen. Es werden also nicht einfach die besten Bilder als Gesamtheit gegeneinander verschoben und aufaddiert, sondern die Bilder in viele Teilbildchen zerlegt, verschoben und aufaddiert. Das erscheint mir für das Messverfahren problematisch zu sein. Eine empirische Überprüfung wäre aber sicher interessant.


    CS, Markus

  • Danke, Markus


    Multigrid verwendet AutoStakkert demnach auch. Wenn ich allerdings Spiegel oder ein Teleskop (in Autokollimation) „on the bench“ teste, so erhalte ich dieselben Resultate, ob ich die defokussierten Bildchen mit einer 16 Bit CCD Kamera in einer einzelnen oder mittels 8 Bit Kamera mit vielen gestackten Aufnahmen mache.


    Am echten Stern kann ich das nicht verifizieren wegen zu ungenauen Nachführung. Ich erhalte aber praktisch denselben Strehl-Wert wie auf dem Prüfstand im Keller. Ich möchte das illustrieren, auch als Motivation für alle, die WinRoddier nutzen wollen.


    Ich habe mein 6 Zoll Instrument (Yolo) in Autokollimation zuerst mittels WinRoddier und dann mit Point Diffraction Interferometrie (PDI) geprüft. Die Vergleichbarkeit des Resultates ist offensichtlich, wenn man die unterschiedliche Farbcodierung von WinRoddier (li)und DFTFringe (re) berücksichtigt.






    Dasselbe Instrument an Wega getestet gibt einen diskret geringeren Strehl-Wert und kein identisches Wellenfront-Bild. Die Wellenfrontfehler sind sehr klein und werden durch die nicht ganz perfekte Kollimation des Instrumentes am Himmel kaschiert (vgl. den Astigmatismus). Die Kollimation identisch hinzukriegen ist unrealistisch. Die Luft war nicht perfekt ruhig, was sich als Koma äussert.





    Noch einen Hinweis: WinRoddier kennt keine Eingabe der konischen Konstante. Das ist bei der Spiegelschleiferei unpraktisch. Ein Mitglied der Amerikanischen Gruppe hat aber ein Programm entwickelt (WR2OF), mit welchem die WR Resultate in Open Fringe (nicht DFTFringe) geladen werden können.


    Gruss Beat

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!