Nachdem ich die vorigen Abende wegen teilweiser schwacher Bewölkung dazu verwendet hatte, zwei Beobachtungsplätze in meiner näheren Umgebung zu testen und zu vergleichen, ging es gestern abend dann mit dem Newton 114mm/F8 hinaus auf den Platz, der direkt vor meinem Wohnort in einer schwachen Senke liegt. Er ist umgeben von Obstbäumen und im Südwesten von einem leicht ansteigenden Waldhang, sodaß ich gestern vom Sternbild Schütze nur den oberen Teil zu sehen bekam, nämlich den "Teapot". Der andere Platz liegt 15 min Autofahrt weg, liegt auf einem Höhenrücken zwischen zwei Tälern und bietet super Rundumsicht. Keine direkten Lichter von Ortschaften sind zu sehen. Das Seeing scheint aber nicht wirklich besser zu sein als vor meinem Ort. Also werde ich diesen entfernteren Platz nur nutzen, wenn es ganz runter zum Horizont geht. Der Platz vor meinem Ort schirmt im Südwesten mal gerade die unterste Zone mit der Horizontlichtverschmutzung ab, der Himmel wirkt damit subjektiv sogar etwas dunkler. Da er aber näher an Stuttgart (35 km) und Bietigheim/Besigheim (10 km) liegt, wird es wohl nicht besser sein.
Gestern abend ging es dann los mit Visueller Grenzhelligkeit von m5.5 (UMi) und einem Seeing von 3/5 am Horizont und 4/5 im Zenit. Die Durchsicht war gut. Die Milchstraße im Zenit war um 23:15 Uhr beim Aufbauen schon schön sichtbar und verbesserte sich im Laufe der Nacht bis 02:00 Uhr noch deutlich.
Als erstes nahm ich mir im Südsüdwesten den Schützen vor, da er bald abtauchen würde:
M 22, NGC6656; 28.8.05; 23:30; Ein Kugelsternhaufen mit Durchmesser 24' und Helligkeit m6.5 (CDC sagt m5.1), der mit Lambda und Phi Sagitarrii ein rechtwinkliges Dreieck bildet. Er liegt näher zu Lambda. Er ist größer als M13. Eine milchige Scheibe ist erkennbar, ab V=100 sind viele Sterne aufgelöst sichtbar, außen wie auch im Zentrum. In SO ist ein kleiner Auswuchs erkennbar, gebildet von Sternen, sonst ist er rund. Angewendete V=100-225. Das Seeing war für 225x eigentlich nicht gut genug, aber die aufgelösten Sterne funkelten dann so schön, daß ich das einfach genießen wollte.
M 25, IC4725; 28.8.05; 23:41; Sehr schöner Offener Sternhaufen. Durchmesser 40', Helligkeit m4.9. Dieses Objekt muß man erstmal finden, im Sucher war nichts zu sehen. Mit dem Übersichtsokular mit 32 mm Brennweite (V=28) ging ich von M22 aus 1.25° westlich und 4.7° nördlich, indem ich M22 in RA erst mal an den Rand des Oku schob, dann noch ein bißchen weiter ging und danach in DEK nach oben marschierte, bis ich auf einen Sternhaufen stieß. Und dann habe ich ihn eine Weile genossen. Höhere Vergrößerungen machen ihn nicht schöner, also blieb ich bei 28x. Die schönen hellen Sterne, die weit verstreut darin liegen, kann man einfach nur genießen.
Danach war der Schütze entgültig im Mief versoffen und ich hatte Durst. Also ging ich zum Auto, um etwas zu trinken. Dabei fiel mein Blick auf den östlichen Himmel und ich sah zuerst einen dicken roten Klops, den Mars und links davon ein Gefunkel, die Plejaden:
Mars; 28.8.05; 0:00; Die Phase von 43° war gut zu sehen, außerdem dunkle Flecken. Leider stand er noch so niedrig, daß nur 60x ging, außerdem war er ziemlich überstrahlt. Ein Neutral-Graufilter ND 0,6 half etwas. Gegen 02:00 Uhr zum Abschluß der Beobachtungnacht habe ich ihn mir dann nochmal vorgenommen, da er dann schon deutlich höher stand. Da konnte ich dann bis zu meinem Maximum 225x gehen. Die Scheibe wackelte allerdings deutlich, hielt aber immer mal kurz still, sodaß die dunklen Gebiete jetzt besser zu erkennen waren. Mars wird sicher im Herbst noch besser.
M 45, die Plejaden (NGC1); 29.8.05; 0:12; Ein offener Sternhaufen mit Durchmesser von 110', Helligkeit m1.4, mit bloßem Auge prima zu erkennen und auffällig, da er ziemlich allein auf der Flur steht. Im 32mm Okular ist er einfach nur wunderschön. -- Andächtige Pause zur mehrminütigen Betrachtung dieser wahrhaft himmlischen Schönheit.
Da ich schon mal in diese Richtung geschwenkt hatte, ging es gleich mal noch ein Stückchen nach links zur Andromeda:
M 31, Andromeda Galaxie; NGC224; 29.8.05; 0:20; Galaxie mit Durchmesser 178'x63'und Helligkeit m4.5, mit bloßem Auge erkennbar bei guter Sicht. Im 32mm Oku ist die Galaxie im Vergleich zu den anderen Objekten einfach riesig. Ich bekam den hellen Kern mit einer schwachen, kaum abgegrenzten Scheibe zu sehen, die sich irgendwie in den Weiten zu verlaufen schien. Eine Struktur in der Scheibe war nicht zu erkennen. Die Begleitgalaxien M32 & M110 konnte ich ebenfalls erkennen, wenn sie auch sehr schwach waren. Aus deren Abstand konnte ich abschätzen, daß ich von M31 höchstens die Hälfte in Breite und Länge visuell erkennen konnte. Also sah ich etwa den Kern und die innerste Spirale mit einer Andeutung der nächsten vielleicht.
M 32, NGC221; 29.8.05; 0:36; Galaxie mit Durchmesser 8'x6'. m10.0. Distanz zu M31 ca. 24'. Auf Fotos findet man M32 immer direkt am Rand von M31. Ich sah sie mit deutlichem Abstand. Klein und sehr schwach. Gefunden habe ich sie dadurch, daß sie ein nicht fokusierbares Fleckchen war, welches einfach nicht scharf werden wollte, obwohl der Stern daneben sich doch bequemte, sich zum Pünktchen zusammenquetschen zu lassen. Nicht so M32! Klar.
M110, NGC205; 29.8.05; 0:37; Galaxie mit Durchmesser 17'x10', m10.0. Distanz zu M31 ca. 42'. Längliches Fleckchen etwa senkrecht zu M31.
Jetzt ging es nochmal in den Herkules, der jetzt schon etwas niedriger stand, sodaß ich mir am Sucher nicht den Hals verrenken mußte:
M 13; 29.8.05; 1:14; Kugelsternhaufen mit Durchmesser 16.6' und Helligkeit m7.0. Man sieht eine milchige Scheibe, aber bei V=100 blitzen am Rand einzelne Sterne auf und die Mitte hat deutlich Struktur. V=150 ging komischerweise nicht mehr. Später sah ich, daß dieses Okular zugetaut war. In Zukunft muß ich den Deckel meines Okularkastens immer schön schließen.
M 92, NGC6341; 29.8.05; 1:50; Ein etwas kleinerer Kugelsternhaufen im Hercules als M13, Durchmesser 11.2', Helligkeit m7.5. Er zeigt bei V=100 etwas Struktur. Zu finden ist er leicht: Man geht am linken Kasteneck von 67 Pi Her nach links zu 69 Her (m4.67). Daneben ist noch 75 Rho Her. Die drei bilden eine typische Konfiguration, ein langgestrecktes Dreieck mit 69 Her oben in der Mitte. Dieser hat den Charme, dieselbe RA wie M92 zu haben. Man klemmt also die RA Achse und marschiert in DEK nach oben, bis dieses typische milchige Etwas auftaucht.
Zum Abschluß habe ich mir noch die schon ziemlich schmale Mondscheibe gegeben. Bis auf V=225 bin ich hochgegangen und damit am Terminator spazieren gefahren. Es waberte zwar erkennbar, aber alles war noch schön scharf zu erkennen. Jura mit Sinus Iridium wie gestochen, und die Karpaten standen in der Ebene rum wie wenn sie nur auf Betrachter warten würden. Da stach mich nochmal der Hafer und ich holte die 2x Barlow raus. Ergebnis: Milchsuppe am Mond, gar nichts ging. Die Barlow war mittlerweile auch beschlagen.
Da packte ich ein und fuhr die paar Meter nach Hause. Um 2:15 Uhr war ich wieder daheim. Da es so super war, habe ich mich aufgerafft, diesen BB zu schreibe, und auch, weil andere das vor mir auch schon getan haben. Ich habe deren Berichte genossen, auch (oder gerade), wenn es Standardobjekte waren wie die meinen. Jetzt wollte ich auch mal was beitragen.
Hoffe, es ist euch wohlbekommen. Kommentare sind selbstverständlich gern gesehen.
Sternentrunken (und somit ohne Handunruhe [:D]), Michael.