Planetenrunde 04.08.2022

  • Hallo Robert,

    das verfremden oder verfälschen ist ein wichtiges Thema, mit dem man sich beschäftigen sollte. Es wird schon zu einer philosophischen Frage: ist das, was ich sehen kann "echt". Die Ringe an den kontrastreichen Kanten sind real im Teleskop zu sehen, aber deshalb sind sie noch nicht "echt". Ähnlich ist es mit den Farben. Kann eine Kamera überhaupt ein Abbild der Wirklichkeit erschaffen? Jede Optik hat ihre Eigenschaften. Und ein Bild hat einen um Größenordnungen geringen Kontrastumfang als unsere Augen. Unser Gehirn wiederum hat einen internen HDR-Filter eingebaut. HDR auf Fotos angewendet, sieht aber meist gruselig aus. Es gibt einen sehr bekannten Astrofotografen, der retuschiert die Ringe mit Pinsel und Stempel weg. Ich stehe dem neutral gegenüber, auch, wenn ich das normalerweise nicht mache.

    Am Ende, so glaube ich, ist das eine Positionierung durch die eigene Persönlichkeit. Wichtig finde ich nur, dass man sagt, was man gemacht hat, dann wird es für den Betrachter nachvollziehbar.

    Soweit das Wort zum Sonntag ;)

    Gruß

    ralf

  • Hallo Ralf,

    das Wort zum Sonntag kam an ;) ! Irgendwelche Schätze mußte ich nun doch noch heben. Hab ja jetzt neuen turboschnellen Rechner. Der rechnet die 214 GB bzw. 144 Jupiter Filme a 10.000 Bilder schnell mal rauf und runter. Hab meine besten FIlme nochmal frisch gestackt, schlechte Bilder verworfen und nur noch die besten in winjupos addiert. Im besten Rotkanal war es immer noch 90% Verwendung, bei den beiden besten Blaukanälen bin ich auf 70% heruntergegangen. Die besten Filme waren mehrere Grünkanäle mit knallhartem, schönen Kontrast. Im Grünkanal konnte ich den 300 mm Newton voll ausnutzen, im Blauen vermutlich nur noch bedingt.


    Das ist das Ergebnis mehrerer Stunden Feinarbeit:



    Jupiter MESZ 04:43 RGB (UT 2:43) 1,33x zur Aufnahmegröße vergrößert

    44° über Horizont (kurz vor Meridiandurchgang)

    12"f5.3 Newton bei f19

    3x Barlow verlängert auf 5700mm Brennweite

    Baader RGB

    GreatStar ADK

    ZWO ASI290MM (2,9µm pixel)

    Firecapture

    Autostakkert3

    Giotto (Schärfung)

    winjupos (Derotation, Farbabgleich)

    Fitswork


    Was ist anders zum bisherigen besten Versuch? Die Detailauflösung ist noch eine Nuance feiner. Die Darstellung kleiner Details ist weniger vergröbert. In Summe ist auch die Farbabstimmung insgesamt besser, da die Kanäle besser übereinander liegen.


    Hier nochmal die alte Variante:



    Alles kein Quantensprung, aber erstaunlich nahe dran an den La Palma Ergebissen, die wir allerdings bei kleinerem Jupiter aufgenommen hatten. Heuer müssen wir wohl zuhause zufrieden sein. Die Saison ist ja noch lange nicht vorbei.


    LG

    Robert

  • Hallo Robert,


    sehr gelungene Aufnahmen. Ich gebe Dir Recht, man sollte an der "Bildverbesserung" sehr behutsam rangehen. Im Netz habe ich schon viele totgerechnete Planetenbilder gesehen, die über das Ziel hinausgeschossen waren.

    Dazu ein Tip, nicht zu sehr aus der fotografischen Sicht herangehen. Zwischendurch auch immer wieder intensiv visuell beobachten, dann bekommst Du ein Gespür, wie ein Jupiter bzw. Planet auszusehen hat. Aber immer wieder absetzen und das Auge etwas erholen lassen. Vielleicht so 10-20sec. intensiv beobachten, dann den Rest der Minute Pause machen, dabei die Fähigkeit entwickeln, das Gesehene zu verinnerlichen und zu merken. Geht allerdings nur ab ca. 100% Sehfähigkeit (unabhängig von den Dioptrien) um solche feinen Details erfassen zu können, ebenso die Farbeindrücke, das kommt mit der Zeit. Aber mit diesen Eindrücken geht man dann später besser vor den Bildschirm. Ist letztlich alles iterative Tüftelei.

  • Hallo Captn Difool,

    sehe auf dem Avatar Bild eventuell jugendlicher aus als ich bin. Bild hat Torsten gemacht und ich hab es bearbeitet - so weit zum Thema Bildbearbeitung. Spaß beiseite, bin inzwischen knappe 60 und beobachte tatsächlich seit 45 Jahren Planeten. Davon habe ich 30 Jahre gezeichnet und nur hin und wieder mit dem Medium Film gearbeitet.

    Zwischenzeitlich werden meine Augen immer schlechter. Benötige damit immer mehr Vergrößerung und hab dann Schlieren in meinen Pupillen :face_screaming_in_fear: . Zudem läßt das Gedächtnis nach :nerd_face: und ich kann mir die vielen Details nicht mehr so gut merken :smiling_face_with_halo: . Ich bin echt froh, dass es diese kleinen webcams und dazu nette Software gibt. Bin ja leidentschaftlicher Tüftler :face_with_raised_eyebrow: und Iteration ist mein Hobby :clown_face: , was hier manchen vielleicht etwas :yawning_face: .


    LG

    Robert

  • Hallo Robert,


    da sind wir ja nicht weit auseinander. Ich habe vor über 30 Jahren damit angefangen. Leider lassen im Alter die Augen nach, das stimmt. Die Elektronik hatte dann auch meinen Bleistift ersetzt. Dann kam ich umständehalber in eine Zwangspause. Inzwischen hat sich die Technik deutlich weiter entwickelt.

    LG
    André

  • Hallo Robert,

    die letzte Jupiterversion ist tatsächlich noch schöner und die feinen Details noch klarer definiert. Gefällt mir sehr gut.

    Servus,

    Roland

  • Hallo Jan,

    Süd ist bei mir nach oben und Drehrichtung nach links. Abbildung ist nicht gespiegelt. Hab gerade nochmal in der alpo nachgesehen. Das paßt schon. Aktuell wird ja nun eher Nord oben abgebildet, also 180° zu mir gedreht - so wie das mit dem blosen Auge sein sollte. Bei Saturn bin ich nicht konsequent....


    Die alpo hat resigniert: ALPO-Japan - Association of Lunar and Planetary Observers in Japan 2019/04/11 removed "South-up" from our policy.


    Jetzt wird gedreht wie man lustig ist. Bei Jupiterabbildungen ist das mit winjupos schnell saniert. Ich find Kopfstand etwas unpraktisch am Teleskop....


    LG

    Robert

  • Dank an alle, die Kommentare abgegeben haben. War ein ganz brauchbarer EInstand und ist noch lange nicht komplett aufgearbeitet. Wird was für Weihnachten, wenn nichts besseres nachkommt. Mit der Sobbel-Geschichte kämpfe ich gerade intensiv - ich bring das noch nicht hin.


    LG

    Robert

  • Hallo Planetenfreunde,

    einige Wochen später hab ich den Jupiter noch Mal durch die Bildbearbeitung gejagt. Erste Erkenntnis: das Seeing war wohl in der Nacht vom 04./05.08.2022 das beste der bisherigen Saison bei mir. Die guten Tage davor hab ich leider verschlafen. So gutes Seeing im Sommer trotz Bullenhitze am Tag ist ungewöhnlich. Jupiter stand am Anfang der Saison auch noch etwas höher am Himmel (44° am Alpenrand), was natürlich auch hilft. Im Vergleich zum 22.09.2022 konnte ich deutlich mehr und kleinere Stackingkästchen setzen, obwohl ich deutlich längere Brennweite eingesetzt hatte. Damit brauch ich weniger Schärfung. Auch die Blaukanäle waren deutlich besser als die vom 22.09.2022 und der Grünkanal etliches besser als der Rotkanal vom selben Tag. So soll es sein. Es war richtig spannend, die Ergebnisse mit den selben Bearbeitungsparameter wie vom 22.09.2022 durchzuackern. Das Ergebnis zeigt nichts neues, ist aber letztendlich in der Randgestaltung besser und zeigt die vorhandenen Details etwas zarter. Hab über etwas größeren Zeitraum derotiert, was recht viel RV Optimierung benötigt. Letztendlich ging das in Rot- und Grünkanal nahezu perfekt, Blau war - wie leider fast immer- etwas Bastelei.


    So kam das ganze dann aus winjupos:



    Jupiter 04.08.2022 UT 02:48 RGB (19 min derotiert) direkt aus winjupos in Original-Bearbeitungsgröße 1,5x (Rohbilder vergrößert vor Bearbeitung).


    Mir gefällt eine solche zarte Bearbeitung sehr gut. So sieht es ja auch in etwas im Okular aus, vielleicht noch ein bischen härter je nach Vergrößerung. Jetzt kommt halt noch das Nachschärfen:



    Jupiter 04.08.2022 UT 02:48 RGB (19 min derotiert) in giotto und PS nachgeschärft


    Schon mal nicht schlecht, immer noch halbwegs zart und hoch aufgelöst für 300mmf5.3. Meinem 12"f5 Sital-Lomo jammere ich nicht wirklich hinterher, obwohl es auch ein tolles Gerät war. Rand ist noch nicht perfekt.


    Jetzt noch verkleindert auf die Größe vom 22.09.2022, da ja nur 45,2" groß im Vergleich zu 49,9" am 22.09.2022:



    Jupiter 04.08.2022 UT 02:48 RGB (19 min derotiert) verkleinert und verhübscht


    Ich finde es immer schade, wenn man gute Bilder verkleinert, auch, wenn in Wirklichkeit nichts verloren geht. Dafür sieht es etwas knackiger aus. Letztendlich war es mir nicht knackig genug (hab wohl zu oft Ralf´s Bilder angeschaut) und hab es deshalb mit der besten Bearbeitung aus den letzten Durchgängen verheiratet.



    Jupiter 04.08.2022 UT 02:47 RGB (19 min derotiert) Kombination aus den besten RGB


    Da sieht man die Details nun etwas deutlicher, wenn auch schon etwas vergröbert. Im Nachhinein finde ich die zarte neue Variante besser. Mit etwas Unterstützung bekomme ich das sicher noch besser hin. Es ist in jedem Fall wieder ein kleiner Schritt nach vorne.


    LG

    Robert

  • Hallo Planetenfreunde,

    ziehe hier nochmal eine 2022 Aufnahme von Saturn nach oben. Nach internen Diskussionen über ideale Instrumentengröße für Saturn in 2022 und über die Details, die es insbesondere in großen Teleskopen zu sehen gab, mußte ich meine Bilder noch etwas genauer bearbeiten. Zielsetzung war, die Bewegung des WOS in der nördlichen Polkappe auf 63° sichtbar zu machen. 20 h vorher stand der WOS bei 220° im System III und wurde von Christian Viladrich mit 20" RC sauber verfolgt (alpo oder seine homepage). Meine Bilder sind nicht so eindeutig und geben einen deutlichen Drift aus, was einer Bewegung des WOS von 200 km/h über 20 h bedeuten würde. Da ich aber Monde im Bild hab und danach ausgerichtet habe, kann ich mich kaum wesentlich vermessen haben. Bei mir sind das 210° im System III.



    Saturn 03.08.2022 UT 22:37 (25° über Horizont) -Nord ist oben-

    L(R)-RGB

    Dellen im NEB und WOS an nördlicher Polkappe nur angedeutet - Seeing war noch zu schlecht (Saturn zu niedrig und Umgebung bzw. Teleskop noch nicht perfekt angeglichen)



    Saturn 03.08.2022 UT 23:04 (26° über Horizont)

    L(R)-RGB

    Dellen im NEB und WOS an nördlicher Polkappe besser sichtbar (bestes Farbbild mit WOS, WOS in grüner Polkappe rechts oberhalb)



    Saturn 03.08.2022 UT 23:59 (27° über Horizont)

    L(RG)-RGB (B nicht derotiert)

    Dellen im NEB und WOS an nördlicher Polkappe immer noch sichtbar (beste Detailauflösung durch sehr gute Grünkanäle)



    Saturn 03.08.2022 UT 23:11 R-Kanal => WOS gut sichtbar



    Saturn 03.08.2022 UT 23:54 R-Kanal => WOS gut sichtbar



    Saturn 03.08.2022 UT 23:59 G-Kanal (G war beim Höchststand von 27° besser als R - so macht das Spaß! ) => WOS immer noch sichtbar



    Saturn 03.08.2022 UT 23:32 bester B-Kanal des Abends (Wobbel sichtbar, nicht aber WOS)


    Dieser Saturn ist mein bester, den ich nördlich der Alpen aufgenommen habe. Trotz niedriger Saturnhöhe von 27° und nur 12"-Teleskopr waren bisher nur meine La Palma Bilder besser (14" und höherer Stand bei perfektem Seeing). Der GreatStar ADK hat sich wohl gelohnt. Hoffentlich wird das 2023 ähnlich gut. Saturn kommt ja etwas höher, dafür nimmt die Ringneigung ab.


    LG

    Robert

  • Hallo Andre,

    der WOS ist jetzt nicht der dominante Hingucker. Hab den WOS zudem halbwegs dezent geschärft. Mit 12" liegt der wohl so im Grenzbereich des bei niedrigem Saturnstand möglichen. Wo siehtst Du störende Artefacte? Manchmal ist mein Bearbeitungsbildschirm etwas eigenwillig, so dass bei manchen meiner Bilder auf anderen Schirmen dann Unschönheiten hervorkommen.


    Für alle, die den WOS nicht sehen, hier die Position um UT23:05: (weißes Kreuz)



    Ergibt Position 147° im System II bzw. 210° im Sytem III bei 63° nördlicher Breite.


    Christian Viladrich hat ja Saturn 23 h früher mit einem 20" von einer Bergsternwarte in den französischen Alpen aufgenommen siehe Saturn 03.08.2022 mit RC20 bzw. Saturn 03.08.2022 UT 01:05 .

    Ich messe Position 220° im Sytem III bei 63° nördlicher Breite. Das wäre eine heftige Änderung.


    Vergleichbaren WOS hat Jean-Luc Dauvergne mit seinem Mewlon 300mm von Paris aus aufgenommen am 2022-09-11 UT 20:27,6 siehe alpo 220911f1 oder seiner Seite auf PVOL Saturn mit Mewlon 300.

    Mit kleineren Teleskopen hab ich das 2022 noch nicht gesehen. Da ist der WOS wohl zu klein.


    Frage ist, ob es sich um das gleiche Objekt handelt oder ob es auf 63° nördlicher Breite mehrere solche WOS gab. WOS sollte sich im System II oder III befinden. Über die Langlebigkeit von WOS bei Saturn hab ich noch wenig Info gefunden. Die Dellen im NEB zur EZ hin sind hingegen vielfach bestätigt und waren wohl die ganze Saison zu sehen, wenn Seeing gut genug war.


    Bezüglich Randartefacte sind die obengenannten Kollegen ziemlich hemmungsfrei vorgegangen. Wenn sich die Planetenscheibe an den Ringen einzieht, dann ist Bild meist schon sehr heftig geschärft. An den Farben erkennt man, ob es sich um ein RGB oder ein L (R)-RGB handelt. In R oder gar IR sieht Saturnstreifelung deutlich anders aus als in G. Ich wollte bewußt ein möglichst nahe am RGB stehendes Bild bringen und hab deshalb nur bei B tricksen müssen. Da fehlt mir ein gutes Blaubild im fraglichen Zeitraum bzw. liegt das beste B-Bild genau zwischen guten RG Sequenzen, aber jeweils 15 min verschoben - das gibt dann bei der Derotation die blaue Kante auf der rechten Seite. Hab versucht, das vorsichtig zu entfernen und auch noch ein paar Verbesserungen an den Ringartefacten zu erzielen. Quantensprung ist das nicht:



    Saturn 03.08.2022 UT 23:59 (27° über Horizont)

    L(RG)-RGB (B nicht derotiert)

    in PS geringfügig nachgearbeitet

    hier steht der WOS schon ganz am Rand, die sonstige Abbildung ist aber besser z.B. C-Ring. Bild lebt von sehr gutem G-Kanal.


    Richtig radikal wollte ich bei der Bearbeitung nicht rangehen (Planetenscheibe auschneiden und gesondert schärfen oder lokal schärfen). Beides sind Optionen, die ich schon ausprobiert habe, deren Wahrheitsgehalt ich aber immer noch skeptisch gegenüberstehe. Klar geht das. Wenn das dann aber ganz genau stimmen und keine (vielleicht doch noch vorhandenen ) Details verloren gehen soll, muss man sein Bild schon ganz genau kennen. So vermute ich unterhalb Ring noch Aufhellungen, die Pellier am selben Tag zeigt und die auch in Viladrichs Bild zu erkennen sind. Da muss man aber schon mutig sein, sowas herauszuarbeiten. Ist einfach zu Nahe an Fake. Da kann man dann gleich Punkte ins weiche Bild einsetzen....


    Ein bischen mehr Gas beim Schärfen kann ich auch geben:



    Mir ist das schon zuviel der Schärfung.


    LG

    Robert

  • Ich sehe leichte Kantenartefakte komplett um den Aussenrand herum, also Planet wie Ringsystem. Auch vom Planetenrand über den Ring. Vielleicht geht es auch nicht besser.

  • Kantenartefakte sieht man im Vergleich am besten bei Jean-Luc Dauvergne mit seinem Mewlon 300mm Saturn mit Mewlon 300. Da sind sie noch einiges deutlicher, wenn wir vom selben reden.

    Die Kantenartefakte ergeben sich aus Instrumentengröße bzgl Größe, die Deutlichkeit aus Schärfung. Da müßte ich Rand in der Schärfung etwas zurücknehmen (z.B. durch Glättung) oder von vorne herein Rand bei der Schärfung reduzieren durch lokale Schärfung bzw, Stackung ohne Rand. Geht an den Ringen nur schwer, da dünn, scharfkantig und tatsächlich streifig. An der Planetenoberfläche steht der WOS für so etwas zu weit außen und wird mit weg geglättet. Das ist dann doch der Vorteil von mehr Öffnung. Da sind Kantenartefakte näher an den Rändern und seeing meist schlechter, so dass Kante sowieso mehr verwischt ist, siehe RC 20 Bilder. Dafür hat Viladrich mehr Probleme mit Deckung seiner Farbkanälen. Es hängen im RGB unschöne Farbränder raus. Gute Blaukanäle sind schwierig mit großen Teleskopen.


    Wenn Bild lupenrein aussehen soll, muss man ziemlich basteln, da sich die Anforderungen an Ringe und Oberfläche doch unterscheiden. Für ein tolles Bild für Vortrag vor Laien vielleicht sinnvoll, für Präsentation auf Fachforen eher unüblich. Da muss ich mich hoffentlich nicht schämen oder?


    LG

    Robert

  • Mir wars nicht aufgefallen wohl aber auf dem von Jean-Luc. Die von Robert find ich dezent geschärft, außer vielleicht das letzte. Und die wirken besser als so überzeichnet.

    Da allerdings wirkt der Schatten auf dem Ring besonders, ist einfach schöner als platt von vorn beleuchtet. Aber was sag ich, so schön hab ich ihn noch nie direkt gesehen.

  • Hallo Mieze,

    sorry, dass ich so spät antworte. Den Begriff "WOS" = White Oval Spot hab ich von Jupiter übernommen. Dort sind das die typischen weißfarbigen zyklonartigen Stürme südlich vom GRF ("Großen Roten Fleck") auf der Südhalbkugel im STB ("Southern Tropical Belt"). Auf Jupiter sind diese WOS recht langlebig und werden über Jahre verfolgt.


    Die Saturnoberfläche zeigt deutlich weniger Details als die Jupiteroberfläche. Man erkennt mehrere verschiedene Wolkenbänder. Hab in der Literatur auf die schnelle keine Bandbezeichnungen für die Saturnbänder gefunden (vielleicht kann hier jemand nachhelfen?) und über langlebige WOS gar nichts.


    Alles in allem ist das Erscheinungsbild der Saturnoberfläche recht homogen im Vergleich zu Jupiter. Wenn es dann mal Stürme zu sehen gibt oder eben einen "WOS", ist das immer ein gewisses Highlight, vor allem, wenn er sich länger nachweisen läßt. Für Aufnahme braucht es eine sehr gute Seeingqualität oder deutliche Objekte wie z.B. den großen Sturm in 2010/11, der dann auch in kleineren Teleskopen zu sehen und über mehrere Monate in seiner Entwicklung aufzunehmen war.



    Saturn mit Sturm 29.03.2011 MESZ 23:43 (Ø19.2")

    Newton 12"f5 Televue Barlow 3x = 5400mm

    DMK21 USB2.0

    Astronomik II RGB

    Rossfeld, R.Reitsam


    So ein Ereignis ist eher selten und hochspannend. Da kann der kleine WOS aus 2022 nicht mithalten, vor allem, wenn die Beobachtung und die weitere Verfolgung alles andere als gesichert sind. Positionen von ähnlichen weißen Flecken, die einige Tage später aufgenommen wurden, lagen zwar an selbem Breitengrad, dort aber an anderer Position. Ich vermute mal, dass der von mehreren aufgenommene Fleck wohl auch ein zyklonartiger Sturm sein könnte. Immerhin konnte ich die Drehung von Saturn damit nachweisen.


    siehe z.B. WOS hier mit 21" Newton von Singapur aus aufgenommen:


    Saturn 2022-08-19-UT 16:36.8


    Ich bin mit meinem eigenen Bild nicht ganz glücklich:



    Das Band unterm Ring wird durch die Schärfung und Addition in winjupos völlig verformt bzw. sieht gerade aus. Es sollte eigentlich deutlich gebogen sein. Das kommt aus dem Grünkanal, läß sich aber kaum vermeiden. Die Ringe leiden unter der harten Schärfung sowieso. Wenn man es weicher schärft, schlägt der Rotkanal weider mehr durch und die Farben verändern sich. Irgendeinen Kompromis muss man da gehen. So sieht ein weicher Entwurf aus, der in fitswork ohne Derotation addiert wurde:



    Saturn 03.08.2022 ca. UT ca. 23:59 (zeitfrei addiert, nicht derotiert)

    RGB


    Das ist jetzt definitiv zu weich und hat trotzdem noch Fehler. Das Band unterm Ring wird etwas besser, aber ist weit weg von perfekt. So ähnlich sieht Saturn bei mir im Okular aus. Cassini dauerhaft umlaufend ist bei mir in gutem Seeing noch eher normal (Ringstellung wird ja immer flacher und damit wird die Sichtung schwieriger). Farben sehe ich auch so. Encke ist mit dem niedrigen Stand visuell sicher nicht zu machen. Hier ist die Kamera im Vorteil und detektiert Encke auch schon ohne Schärfung. Die Position ist mit 12" noch nicht richtig abgebildet. Da ist ein größeres Teleskop im Vorteil. Unterschied Helligkeit A, B und C Ring sieht man visuell mit 12" Öffnung sehr gut, Helligkeitsunterschiede im B-Ring meiner Meinung nach auch noch gut.


    LG

    Robert

  • Falls es jemanden aufgefallen sein sollte: Am Mars mußte ich auch noch etwas herumbasteln und hab das auf der ersten Seite eingestellt:



    Mars 04.08.2022 UT 03:30

    L(R)-RB Bild mit synthetischem Grünkanal und optimiertem Rotkanal mit Sobelmaske (erstellt von Ralf)


    das R-Bild dazu, welches im Beitrag unter #49 von Ralf vorgestellt wurde, hier noch etwa hergerichtet:



    Mars 04.08.2022 UT 03:30

    Sobelmaske (erstellt von Ralf) ist einfach unschlagbar, um feine und grobe Strukturen in einem Bild darzustellen

    (auch wenn das nicht ganz der Realität entspricht). Für 8,4" Durchmesser und 12" Öffnung sind das eine Menge Details.


    Mein Entwurf ohne Sobelmaske sieht zwar etwas plastischer aus, hat dafür einige echte Schärfungsartefacte:



    Mars 04.08.2022 UT 03:30

    L(R)-RB Bild konventionell bearbeitet


    Da ist Ralf´s Variante fehlerfreier. In das Sobeltema werde ich mich noch besser einarbeiten müsssen, wenn ich da mithalten will. Wenn man vorsichtig vorgeht, entsteht da kein Fake. Mit viel Bildbearbeitung kann man natürlich alles mögliche erzeugen :face_with_raised_eyebrow: 8o :clown_face: .


    Hier das ganze in Kontext gestellt mit späteren Aufnahmen:



    LG

    Robert

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