Sh2-91 im Sternbild Schwan

  • Hallo allerseits,

    ich möchte euch hier meine Aufnahme von Sh2-91, dem unteren Teils des viel größeren Supernova Restes SNR G65.3+5.7 im Sternbid Schwan zeigen. Die Aufnahme entstand mit meinem Photoline 130/910 mit Reducer bei 720 mm Brennweite. Der ganze SNR hätte so gerade in ein 2er Mosaik bei 380 mm (Photoline 80/480 mit 0.79x Reducer) gepasst, was der eigentliche Plan war. Doch diese Kombi hat sich mit Tilt und falschem Sensorabstand so lange gewehrt, bis ich die Nase voll und die Einstellarbeiten in den Herbst verschoben habe.

    Sh2-91 ist in Ha und OIII sehr schön strukturiert und sieht aus wie ein Seidentuch in Rauch und Flammen. Ich habe nicht viel Aufnahmezeit gehabt, die ca. 8 Stunden waren recht knapp für dieses Objekt. Die Komposition ist ein HOO mit einem Meer von RGB Sternen.


    Sh2-91 im Schwan


    Volle Auflösung: https://astrob.in/full/5mxr9q/0/


    Viele Grüße

    Peter


    Die Daten:

    Teleskop TS-Optics PHOTOLINE 130mm f/7Imaging

    Cameras ZWO ASI2600MM Pro

    MountsSky-Watcher EQ8-R

    FiltersAstronomik Deep-Sky Blue · Astronomik Deep-Sky Green · Astronomik Deep-Sky Red · Astronomik H-alpha CCD 6nm · Astronomik L-3 Luminance UV/IR Block · Chroma OIII 3nm Bandpass

    AccessoriesLacerta MFOC Motorfocus · Pegasus Astro Falcon Rotator · TS-Optics TSRed379

    SoftwareAdobe Photoshop · Aries Productions Astro Pixel Processor · Stefan Berg Nighttime Imaging 'N' Astronomy (NINA)

    Acquisition details

    Frames:

    Astronomik Deep-Sky Blue: 48x30" (24') (gain: 100.00)

    Astronomik Deep-Sky Green: 57x30" (28' 30") (gain: 100.00)

    Astronomik Deep-Sky Red: 57x30" (28' 30") (gain: 100.00)

    Astronomik H-alpha CCD 6nm: 22x600" (3h 40') (gain: 100.00)

    Chroma OIII 3nm Bandpass: 20x600" (3h 20') (gain: 100.00)

    Integration:8h 21'

    RA center: 19h35m43s.28

    DEC center: +29°50′08″.5

    Pixel scale: 1.048 arcsec/pixel

    Orientation: -40.837 degrees

    Field radius: 1.079 degrees

    Resolution: 6184x4075

  • Moin Peter,


    das ist mal wieder ein echter "pete_xl" - absolut beeindruckend. :thumbup: :thumbup: :thumbup:

    Dass ich ein Fan Deiner Bilder bin, weisst Du ja - Ich muß gestehen, dass mir fast jedesmal die Kinnlade herunter fällt, wenn ich Du hier ein neues Bild postest.

    Ganz großes Kino!


    VG & CS, Jochen


    Edit: ich weiss, dass Du gerne Objekte abseits des Mainstream fotografierst - aber mich würde trotzdem Deine Interpretation der PoCs im M16 interessieren...

  • JogiNet


    Wow, was für ein nettes Lob, danke dafür, Jochen :) !


    Was M16 angeht, da habe ich nur alte Daten - und gar nichts tolles. Die ältesten Daten sind von 2018, noch mit der unmodifizierten Pentax K3 II und ohne jeden Filter aufgenommen (55 x 180s mit dem 130/910 mm Refraktor). Hier ein enger Bildschirm-Crop:



    Viel zu weich, jede Menge Details verloren. Das würde ich heute ganz anders bearbeiten, aber was soll's? Wenn es weiter regnet mache ich das vielleicht sogar, wenn ich die alten Originaldaten finde.


    Dann gibt es noch eine eiersternige ASI1600mm Version aus 2019, in die man nicht hineinzoomen darf und die vielleicht am besten in der Versenkung geblieben wäre ;( :



    Also ich selber mag meine "alten" PoCs nicht. Allerdings war ich damals mit der Bearbeitung auch auf einem ganz anderen Trip als heute.


    Viele Grüße und CS

    Peter

  • Hallo Oliver,


    die Sterne waren ein echtes Thema bei der Bearbeitung. Es gibt dort so viele davon, dass sie einen regelrechten Schleier vor die schönen Schmalbandstrukturen legen.


    Der Reducer hat am 80/480 zusammen mit der ASI1600mm pro und der ASI294mc pro schon ganz ordentlich funktioniert (siehe z. B. hier Auriga-Mosaik). Ich hatte die Kombination aber bisher noch nicht an der ASI2600mm pro mit dem größeren APS-C Chip montiert. Da muss bei 380 mm f/4.75 offenbar alles ganz exakt ohne Toleranz passen. Ich bin aber sehr optimistisch, dass ich mit der neuen Neumann CTU in einer Mondnacht bequem den Tilt beseitigen den Sensorabstand passend einstellen kann. Aber damit möchte ich im Herbst nach dem Abendessen beginnen und nicht im Sommer kurz vor Mitternacht ;).


    Viele Grüße

    Peter

  • Wow, was für ein nettes Lob, danke dafür, Jochen :) !

    Absolut verdient! :)


    Also ich selber mag meine "alten" PoCs nicht. Allerdings war ich damals mit der Bearbeitung auch auf einem ganz anderen Trip als heute.

    Deine "alten" PoCs sind sehr gut gelungen, aber Deine Skills haben sich m.E. definitiv seit dem weiterentwickelt.

    Also: wenn es irgendwann mal in Deinen Aufnahmeplan passt, dann wäre ich total gespannt auf einen M16 "pete_xl"-Style ! ;)


    CS, Jochen

  • Hallo Peter,


    Danke Dir. Das Mosaik ist toll, aber ich kann mir gut vorstellen, dass der größere Chip eine Herausforderung ist. Der Neumann CTU soll ja hervorragend sein. Ich selber hatte den ZWO Tilter ausprobiert, der hat aber keine Federn und erfordert viel Geduld, so dass ich ihn wieder entfernt habe. Hast Du vor, die Tilt-Analyse von ASATP zu verwenden oder gibt es ein besseres Tool ?


    VG und CS - Oliver

  • Hallo Peter,


    Danke Dir. Das Mosaik ist toll, aber ich kann mir gut vorstellen, dass der größere Chip eine Herausforderung ist. Der Neumann CTU soll ja hervorragend sein. Ich selber hatte den ZWO Tilter ausprobiert, der hat aber keine Federn und erfordert viel Geduld, so dass ich ihn wieder entfernt habe. Hast Du vor, die Tilt-Analyse von ASATP zu verwenden oder gibt es ein besseres Tool ?


    VG und CS - Oliver

    Mit dem ZWO Tilter wäre ich wahnsinnig geworden. Er ist kompliziert zu handhaben und um an die Schrauben zu kommen , muss man alles demontieren, glaube ich. Außerdem ist mein EFW fest an die Kamera geschraubt und da müsste er dazwischen und man käme gar nicht mehr an die Einstellschrauben.


    Die Neumann CTU dagegen ist klasse und superergonomisch. Die Einstellschrauben sind radial angebracht. Ich hatte nach 4 frustrierenden Nächten ohne die CTU dann mit dem Teil sogar schon nach 5 Schritten (jeweils Autofokus, Foto und Kontrolle mit Astap und PI Eccentricity/FWHM Skript) ein sehr gutes Zwischenergebnis. Vielleicht fehlten 2 weiter Schritte zum Optimum. Musste dann aber alles wieder auseinandernehmen, weil eine der 6 Fixierungsschrauben ungenügend gelockert war und ich nicht dran kam, da die CTU falsch herum verschraubt war :S. Damit war dann die Einstellung wieder im Eimer - willkommen zurück ihr Eiersterne! Dabei blieb es dann, weil ich auf das andere Teleskop gewechselt bin


    Für mich hat sich bei der Einstellung die Kombination aus ASTAP und PI bewährt. Auf dieser Darstellung sieht man, wie ich mit der CTU gestartet bin, den Zustand nach dem fünften Einstellungsschritt und die Situation, nachdem ich die Schraube gelockert und alles wieder zusammengeschraubt hatte. Da war es dann morgens 3:30 Uhr und es war die 4. durchwachte Nacht mit Eiersternenfrust. DAS wünsche ich niemandem ;) !


    2022_06_24.jpg


    Ab einer Exzentrizität von 0,5 würde ich sagen, geht es einigermaßen, bei etwa 0,4 sieht das menschliche Auge keine Verformung mehr an den Sternen.


    Bei ASTAP kann man eine drehbare, 3-eckige Messwertdarstellung vorschalten, die aber nicht bis in die Ecken geht. Sie ist aber super, um die Ausrichtung der Einstellschrauben darzustellen und besser sehen zu können, an welcher Schraube man drehen muss und in welche Richtung. Die Bildausrichtung muss dafür ggf. geflippt werden. Wenn das Dreieck in ASTAP passende Werte zeigt, kann man auf Quadrat oder Oktagon umstellen, was dann die Werte in den Bildecken/-kanten darstellt.


    CS Peter

  • Hallo Peter,


    vielen Dank für die schöne Übersicht zur Vorgehensweise. Ich arbeite auch mit beiden Tools, leide aber zum Teil an inkonsistenten Ergebnisse (z.B. habe ich gelegentlich ein Änderung von "kaum Tilt" zu "extrem Tilt" bei der Auswahl zusätzlicher Sterne in ASTAP). Leider sind ja Tilt und Arbeitsabstand gekoppelt und lassen sich nicht unabhängig optimieren. Hast Du zusätzlich noch einen variablen Spacer im Imaging Train oder reicht der lineare Verstellweg in der CTU für die Feinabstimmung?


    VG - Oliver

  • Hallo Oliver,


    bei mir hat der Verstellweg der CTU ausgereicht. Ich hatte in der letzten Konfiguration mit CTU und EFW bei 61 mm Sensorabstand keinen Platz mehr für einen variablen Spacer (habe 2 unterschiedliche Baader VariLock, die nicht hineinpassen), war aber mit dem Sensorabstand offenbar schon sehr nah dran. "Zusätzliche Sterne" hatte hatte ich abgewählt, ich war bei Sh2-91/96 und dort am/im Milchstraßenband. Um besser verstehen zu können, was passiert, habe ich besonders auf die Exzentrizität im PI-Plot geachtet. Die Idee war, wenn die Sterne rund sind (exz. < 0,45), stimmen sowohl Tilt als auch Abstand. ASTAP sollte mir in erster Linie anzeigen, an welchen Schrauben ich drehen muss. Die CTU ist da sehr reproduzierbar und es ist kein Vergleich zu dem, was passiert, wenn man zwischendurch Spacer variieren muss o.ä.


    VG Peter

  • Hallo, Peter,


    ein sehr schönes Ergebnis!


    Wenn man nur RGB übereinander legt, also ohne Ha und OIII, sieht man dann schon was von dem HA-OIII-Gebilde, oder ist dieses zu schwach und wird von den anderen Wellenlängen überlagert?

    Muss ich auch mal versuchen...Danke für die Idee!


    viele Grüße und häufig cs

    Andreas

  • Hallo Peter,


    Die 8h sind schon mal eine Ansage für dieses Objekt und sehr schön herausgearbeitet.

    Bin selbst zur Zeit mit einer Redcat und der QHY 268m an dem ganzen SNR dran.

    Leider hab ich ihn nicht ganz mittig erwischt, sodass er etwas am Rand kratzt und der obere Teil vom Sh2-96 nicht mehr ganz drauf ist.

    Da hab ich bisher ca 6h Ha und OIII sammeln können. Bei den RGB Sternen hab ich etwas geschummelt und sie mit einem Canon EF200 und einer 60Da gemacht.

    Hoffentlich geht mir da nicht zu viel Auflösung flöten.

    Bin auch schon auf deinen SNR G065.2+05.7 gespannt.

    Viel Glück beim einstellen deines Tilters.


    CS Niko

  • ...Wenn man nur RGB übereinander legt, also ohne Ha und OIII, sieht man dann schon was von dem HA-OIII-Gebilde, oder ist dieses zu schwach und wird von den anderen Wellenlängen überlagert?

    Muss ich auch mal versuchen...Danke für die Idee!...

    Hallo Andreas,


    ich habe ja nur 1,5 Stunden RGB aufgenommen und vielleicht geht da mehr, wenn man die Zeit verzehnfacht. Aber ich fürchte, mit RGB allein wird man sich an Sh2-91 die Zähne ausbeißen. Es sind massiv viele Sterne im Feld und die überdecken das sehr schwache Signal des SNR.


    astrotreff.de/index.php?attachment/28740/


    Wenn ich die mal aus dem Bild herausnehme, sieht das etwa so aus:



    Da ist zwar ein bisschen Ha und links ein HAuch vom OIII, aber insgesamt lässt sich damit schlecht arbeiten - und du weißt, ich stelle mich bei so etwas nicht zimperlich an... :D.

    Sh2-91 ist also eher ein Hardcore-Schmalbandziel und ohne entsprechende Filter vergeudet man seine Zeit, fürchte ich :/ .


    Viele Grüße und ein gutes Händchen für dein nächstes Projekt!


    Peter

  • Hi Niko,


    wenn du schon den ganzen SNR im Visier hattest, weißt du ja, warum ich unbedingt das Mosaik mit dem kleinen Besteck machen wollte. Ein fantastisches Ziel!, nicht wahr?


    Das Setup 720 mm Setup lasse ich über den Sommer unangetastet und die 380 mm und den Tilt fasse ich erst im Herbst wieder an <X , wenn die Vollmondnächte früher anfangen. Ich möchte den SNR G65.3+5.7 in diesem Sommer filetieren und und ggf. im nächsten Jahr das Mosaik nachholen.


    Wann/wo kann man den dein Bild bewundern? Bin sehr gespannt!


    CS Peter

  • Servus Peter,


    auch wenn ich spät dran bin: dein Foto ist atemberaubend. Stark!


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Lucifugus roszl

    Hallo Christoph und Roland,


    es freut mich sehr, dass euch die Aufnahme gefällt! Ich schätze, ich werde den ganzen Sommer mit diesem riesigen Supernovarest verbringen. Ich liebe die fließenden, seidigen Filamente und, wie ich gerade schon woanders schrieb, die schönen OIII Strukturen sind eine gute Rechtfertigung für das ganze Geld, das ich damals für den OIII Filter ausgegeben habe ^^ .


    Liebe Grüße

    Peter

  • Hallo Peter,


    Ein Mosaik ist eine wahnsinns Arbeit, wird sicher atemberaubend was Details angeht.

    Ich brauch mindestens noch eine Neumondnacht mit 3-5h für Ha und OIII, bevorzugt an einem Beobachtungsplatz mit SQM >21.

    Hab mit den schon vorhandenen Daten mal schnell ausgearbeitet, aber der SNR verliert sich noch im Sternenmeer -Dauert also noch etwas bis zum Endergebnis.

    Das Bild werd ich dann hier vorstellen und mit AB verlinken.


    CS Niko

  • Hallo Peter,


    wirklich sehr eindrucksvoll, eine fantastische Aufnahme 8) :thumbup: .


    Ergänzend hier noch mein visueller Eindruck des Objekts im 16-Zöller am Jaufenpass in Südtirol (August 2016): "... konnte ich unschwer einen Teil des Bogens des nahen Supernova-Überrests Sh 2-91 erkennen - sehr schön mit OIII-Filter bei 86x im 21er Ethos".


    Servus

    Ben

  • Hi Ben und danke!


    Danke auch für die Info. Das OIII bildet ja 2 feine, aber verhältnismäßig helle Streifen im Osten und Westen von Sh2-91 (bei mir im gedrehten Bild oben rechts und unten links). Ich hätte aber nicht gedacht, dass man die Bögen visuell wahrnehmen kann. Sehr interessant!





    Viele Grüße

    Peter

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