Mit dem 11x 70 Fernglas die Sommermilchstrasse entlang spazieren

  • Werte Liebhaber/innen des Sommersternhimmels



    gestern Abend bezogen wir unsere Urlaubsunterkunft in Maslenica am Novigrader Meer mit einer schönen großen Dachterrasse.

    Dort gibt es einen freien nahezu ungestörten Ausblick auf die Sommermilchstraße,
    welches ich gleich ab 23 Uhr 30 erfolgreich mit dem Fernglas nutzen konnte.

    Die untergehende Mondsichel störte mich wenig, und ich konnte mit guter Augenadaption beobachten.
    Dieses Jahr habe ich mal kein kleineres Teleskop mitgenommen, aber dafür mein gutes 11x70 Fernglas von Lunt .
    Der Standort befindet sich knapp über dem 44sten Breitengrad, von dort ist das Sternbild Skorpion komplett zu sehen.
    Nur der helle Sternhaufen NGC 6231 befindet sich noch tief über dem Horizont und ist deshalb kein auffälliges Objekt für das Fernglas.


    Westlich Antares finde ich den Kugelsternhaufen M4, ein leicht zu sehender kreisrunder Wattebausch.
    Von Antares aus habe ich das Fernglas um 2 Gesichtsfelder nach Osten geschwenkt und bin beim schönen Sternhaufen M6 angekommen. Die Sterne sind schmetterlingsförmig angeordnet und im Fernglas wie von einem zarten Nebelhauch umgeben zu sehen.
    Prächtig und hell südöstlich davon im selben Fernglasfeld der sehr helle offene Sternhaufen M7. Dieser ist auch mit bloßem Auge schön zu lokalisieren.

    Ich habe auch versucht den Pfeiffennebel zu erkennen was sehr schwierig war.
    Dazu war doch die Himmelsqualität nicht ausreichend, und das Gesichtsfeld meines Fernglases mit 4,8° zu klein. Mein kleines 6x24 Trinovid mit 12° Feld wäre dafür geeigneter.

    Östlich davon war Messier 8 das nächste Ziel, im ovalen Nebel konnte ich feine Sternchen sehen.
    Am oberen Rand meines Gesichtsfelds ist eine kleine rundliche Aufhellung, der Trifidnebel M20 zu erkennen. Etwa 1°darüber blitzen die Sterne des offenen Sternhaufen M21.

    Das schönste Objekt ist die kleine Milchstraßen Sternwolke M24, sie nimmt die Hälfte vom Gesichtsfeld meines Fernglases ein und ist von länglicher Gestalt. Unzählbare Sternchen verschiedener Größenklassen blitzten mir entgegen.

    Von dort aus ein Schwenk um ein Gesichtsfeld nach Osten und ich sehe den Sternhaufen M 25, etwas mehr als ein GF westlich von M24 kann ich den Sternhaufen M23 sehen.

    Wieder zurück zum M24 und ein Schwenk um 5° nach Norden dann erscheinen sehr auffällig die Gasnebel M17 und darüber M16 im selben Gesichtsfeld. Ein herrlicher Spaziergang am Himmel.

    Mit bloßem Auge gut zu sehen ist die Schildwolke, das Fernglas zeigt die nordöstliche helle Abrisskante der Sternwolke deutlicher und mitten drin den schönen Sternhaufen M11.


    Blöderweise habe ich keine Rotlichtlampe dabei um anhand meines Deep Sky Reiseführers noch
    mehr der schönen Deep Sky Objekte a la Karte abzugrasen.


    Dann geht es auf die Suche nach dem Kometen C2017 K2 PanSTARRS im Schlangenträger.
    Im Sternbild Schlangenträger suche ich die Kugelsternhaufen M10 und M12 auf.
    Die erscheinen als zarte neblige Bällchen und passen gerade so in das Gesichtsfeld meines Fernglases. Gut 10° nördlich davon ist der schöne Sternhaufen IC 4665 neben dem hellen Stern Beta Oph leicht aufzufinden, Diesen hat der Komet C 2017 K2 wenige Tage zuvor am 21.6.passiert.
    Auf der schönen Seite von Andreas Schnabel ( Astrofan ) habe vor meiner Beobachtung gute Aufsuchkarten gefunden.
    Legt man an der Verbindungslinie zwischen M 10 und M12 einen rechten Winkel an ist die Position vom Kometen am 5.7. etwa 2x die Entfernung zwischen den Kugelsternhaufen in Richtung NNO.

    An dieser Stelle habe ich nach längerer Suche und mit etwas lahmen Armen vom 2 kg schweren Lunt eine zarte indirekt zeitweise auch direkt sichtbare Aufhellung gefunden. Das ist nun nach dem Kometen Halley im Jahr 1985 meine persönliche Nummer 51 unter den Vagabunden am Himmel.


    Inzwischen, am Abend des 6.7.kommt etwas Bewölkung auf, und der Mond zunehmende Mond stört viel mehr als am Vorabend,

    so finde ich die Muse hier ein paar Zeilen zu schreiben.

    Vielleicht kann ich die Passage des Kometen bei M10 am Abend vor meiner Abreise am 16.7. noch sehen.

    Ach ja, es gibt auch noch die Bedeckung von Omicron Scorpi durch den Mond am 10.7.


    Sonnige Grüsse von der schönen Adria aus Kroatien von Gerd 8)

  • Servus Gerd!

    Da hast Du ja mit dem guten FG ganz schön viel im Süden aus dem Kopf abgegrast, sehr schön.

    Das Ganze ohne Stativ, ... Respekt. :thumbup:

    Zur Grundausstattung gehört doch eine Rotlichtlampe, dass weiß doch jeder Hobbyastronom, ... jetzt weiß ich das auch :saint: !

    Dann wünsch ich dir noch weiter gutes Astrowetter und eine Rotlichtlampe für Deinen Urlaub!


    Grüße aus dem Allgäu,

    Roland :) :)

  • Hallo Gerd,


    toller Ausflug mit Beschreibung!


    Ob du den S-Nebel sehen kannst? Ich hab ihn nie gesehen, allerdings auch nie danach gesucht. Mit 11x sicher eine Herausforderung!


    Mit ASTRO-Grüßen,

    der Helmut

  • Hallo Gerd,


    ein sehr schöner Fernglasbericht :) .

    Der Standort befindet sich knapp über dem 44sten Breitengrad, von dort ist das Sternbild Skorpion komplett zu sehen.

    Ich bin kürzlich vom französischen Atlantik zurückgekommen, und war dort ein gutes halbes Grad nördlicher postiert als du in Kroatien. In Strandnähe hatte es über den Dünen einen schön freien Südhorizont, sodass ich den Skorpion auch komplett erkennen konnte, wenn auch die beiden tiefsten Stachelsterne nur im 8x42 Feldstecher. Im Vergleich zu Südbayern fand ich die niedrigere Höhe des Polarsterns schon recht augenfällig, und Arktur kam mir schon fast zenitnah vor ^^.


    Ich hatte auch nur das besagte Fernglas dabei, und alle deine genannten Objekte - außer dem Kometen - auch mal mitgenommen. Dazu sind mir die schönen Feldstecher-Doppelsterne Nu und 16/17 im Drachen in Erinnerung, sowie noch einige Galaxien-Fleckerl in Coma, Jagdhunde und Großem Bär am Westhimmel: Diese Himmelshälfte war ziemlich gut - kein Wunder, da is ja nix über dem Meer 8). Auf der Ost/Südostseite hat es dagegen von Bordeaux und noch weiteren Orten schon kräftig rübergeleuchtet.


    Eine Kamera für nächtliche Stimmungsbilder hatte ich nicht dabei, dafür stell ich noch einen Sonnenuntergang ein:



    Servus

    Ben

  • Hallo Helmut,

    meinst Du B72, den Snake Nebula?

    Der Pfeiffennebel war schon eine harte Nuss,

    da muss ich eine passende Gelegenheit abwarten.

    Heute Abend ist der Himmel leider bedeckt und gestern Abend hat der Mond die Gegend aufgehellt.

    So war der späte Abend des 5.7. die beste Gelegenheit.

    Ich habe mir B72 auf die Abarbeitungsliste geschrieben. :)


    Viele Grüsse von der Adria, Gerd

  • Hallo Ben,

    danke für Deine Antwort,

    bei mir ist der Westen unterhalb dem grossen Wagen verdeckt durch Gebäude und Vegetation. Ebenso der tiefe Osten.

    Dafür habe ich wenn ich nicht ganz zum Balkongeländer vorgehe,

    einen freien Blick auf den Süden die Milchstraße entlang ohne Beleuchtungsstörungen.

    Ich bin deshalb mit meinem Ausschnitt ziemlich zufrieden.

    Es hat grossen Anreiz für uns Nordtiroler, mal etwas südlich des Alpenhauptkamms ein wenig spechteln zu dürfen,

    auch ein es heuer " nur" mit dem Fernglas ist. :)


    Die Option morgens um vier, wenn man nach dem Pipigang

    schnell draussen einen Blick durch das Fernglas nehmen kann ist auch reizvoll :D und dann nochmal ab ins Bett! :evil1:


    Dir ebenso viele Grüsse von der Adria, Gerd

  • Servus Gerd,


    vielen Dank für diesen tollen Fernglasbericht! Es wird oft unterschätzt, was ein fernglas leisten kann (meinem Gefühl nach oft von Einsteigern). Die Sommermilchstraße ist so spannend mit dem Fernglas! Und von 44° Nord schafft man dann doch einiges mehr im Süden als von hier. Schade, dass NGC 6231 nicht mehr ging. Collinder 316 steht ja noch einen Tick weiter nördlich, vielleicht geht der ja noch?! NGC 6281 müsste aber bereits bequem mit dem Fernglas von deiner Spechteldachterasse aus gehen.


    Ich wünsche dir noch schöne klare Nächte in deinem Urlaub und viel tolle Objekte in der Milchstraße. Und wer die Rotlichtlampe vergisst, muss eben die Sternkarte auswendig lernen. Gehirnjogging soll ja nicht schaden 8o


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo Gerd,


    vielen Dank für den schönen stimmungsvollen Bericht, die südliche Milchstrasse ist immer wieder besonders, man braucht gar nicht so viel Öffnung und Vergrößerung, im Gegenteil, wie du schreibst die Abrißkante der Schildwolke, die ist ein ideales Fernglas Objekt. Bei Pfeifennebel musst ich erst mal googeln, jetzt habe ich wieder etwas gelernt, ich denke den konnte ich kürzlich von La Palma aus gut sehen,


    Jetzt wird der Mond langsam wieder dominant, da kann man es einem liegt auf die Morgenstunden und den Schwan ausweichen .


    beste Grüße und viel Spaß noch!


    Thomas

  • Hallo Gerd,


    danke für den Appetitanreger:


    Wir sind auf Krk angekommen und ich hab mich dank Deines Berichts trotz Mond entschlossen, ein kleines Reisebesteck zusammenzupfuschen: Minox 10x43 (reiseerprobt) und getunter Bresser 70/700 mit dem trusty Seben Zoom 8-24mm und Telrad. Mal gucken, ob das dem daheimgebliebenen 16"er Konkurrenz machen kann.

    Nachtrag: Mir muss hier die Bezahlversion der Stellarium-App reichen.


    CS,

    Henning

  • Hallo,


    Sternbedeckung durch den Mond:

    war mir der schönere Eintritt vor etwa einer Stunde noch verwehrt geblieben im Minox 10x43, so hatte ich nach dem Aufbau des hastig zusammengestellten Reisesetups (70/700 Bresser und 8-24mm Seben Zoom) beim schwierigeren Austritt etwas mehr Erfolg: Um 23:56:30 Uhr erschien mir das feine Sternchen, bereits mit ordentlich Abstand vom Mondhorizont. Danach gingen noch: Wildentenhaufen, Trifidnebel (Sterngruppe ohne Nebelsichtung), Lagunennebel (wie Trifid), Messier 22. Jetzt möchte ich gerne etwas fahrtbedingten Schlafentzug ausgleichen. Der Sprung ins glasklare Wasser hat die Müdigkeit nur nach hinten schieben können.


    Danke den beiden Gerds für Mond- und Kroatienspechteltip.


    CS,

    Henning

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