Hallo ihr Lieben,
Wir schreiben Donnerstagmittag, den 30. Juni 2022. Der Wetterbericht für Samstag bleibt zuverlässig: perfektes Draußenwetter! Also rufe ich bei unserem inzwischen Stamm-Campingplatz auf der Alb an und melde Familie mit Hund und Zelt für Samstag auf Sonntag an. Etwas widerwillig kommt mein Mann mit, findet er Parzellen-Camping doch absolut abschreckend. Er will mir scheinbar nicht glauben, dass es auf diesem Campingplatz bisher noch jedes Mal ruhig, leer und friedlich war. Spoiler: Er findet es so toll, dass er unbedingt wieder mitkommen möchte
Mit Leihzelt, großer Kühlbox, Gaskocher, Federball, Kartenspielen und Proviant genießen wir einen grandiosen, friedlichen und sonnig-luftigen Samstag:
Unter dem "Good-night-Mond" versteckt sich mein dösender Gatte
Der "große Braune" wird gemütlich aufgebaut und bekommt seinen ganz eigenen, exklusiven Schattenbereich.
Gegen 22 Uhr sind dann alle im Bett, mein Wecker steht auf 0 Uhr und 0 Minuten. Fällt mir DAS dieses Mal schwer, es ist so schön murmelig im Zelt! Aber zumindest mal einen Blick nach oben wagen, na komm! Außerdem meinte der Junior, ich solle ihn unbedingt wecken, wenn es Milchstraße zu sehen gibt. Nun ja, das tue ich dann jetzt, er kriecht missmutig aus dem Zelt, schaut hoch und sagt müde: "Jaaa, ein toller Sternenhimmel, ich bin wieder im Bett."
Und was sehe ich?
...
Einen hammermegaüberwältigendfunkelndschönen Milchstraßenhimmel, seufz. Es ist fast ein Jahr her! Der ganze Schwan glitzert über und über; vom Adler bis zu den hohen Bäumen am Horizont leuchten einzelne, große Sternwolken, es ist atemberaubend.
Und nass. Patschnass. Wie so oft auf der Alb. Die Okulare werden im Minutentakt sorgsam abgewischt, die Spiegel beschlagen zum Glück nicht.
Was mag ich mir anschauen?
- M57 als netten Start. Hell, rund, ein Loch. Ohne Filter. Toll!
- Blue Flash Nebula im Pfeil, ein großer, runder Nebeltuff mit UHC, mäßig spannend. Bei trockener Luft und längerem Beobachten gehen da sicher mehr Details.
- Barnard's E: Zwar nicht als "e" zu identifizieren, aber eindeutig als schwarzen, gebogenen Bereich! Ich würde solche Dunkelnebel niemals erkennen, wenn ich nicht wüsste, dass es sie gibt.
- M11, die letzte Sichtung ist ein Jahr her, mit dem Vierzöller, da musste ich schon etwas höher vergrößern und dann war es ein hübscher, kleiner Sternhaufen. Was soll ich sagen, mit 10 Zoll ... die Wildenten springen mich an, zu Hunderten, mindestens! So hell, so viele, so dicht und dann auch wieder locker verteilt, mir entfährt ein lauter Fluch vor Staunen!
- zum Abschluss NGC 6712 und M71. Ich hätte noch auf so viel mehr Lust, aber die Nässe macht es echt mühsam.
Ein paar schöne Dinge schaue ich noch mit dem 8x30-Fernglas an: M13, den Kleiderbügel, Albireo, quer durch die Milchstraße, große Doppelsterne wie Omicron Cygni.
Und natürlich schaue ich auch einfach so immer und immer wieder auf und ab, rechts und links, hoch und runter und erfreue mich am Anblick.
Jetzt wird es mir zu nass und kalt, es ist direkt schon 1 Uhr und um morgens halbwegs fit zu sein, räume ich alles ins trockene Vorzelt und murmele mich wieder zu den anderen ins Bett.
Die Kinder muss ich am nächsten Morgen nicht fragen, natürlich wollen sie wieder mitkommen! Der Mann ist auch überzeugt und Astrohündin Feli ist sowieso dort glücklich, wo wir sind
Sonnige Grüße, bis bald
Sarah