Beobachtungsbericht vom 24./25.3.2022 – Offene Sternhaufen im Zwilling und Orion und viele Galaxien im Haar der Berenike, im Löwen und der Jungfrau

  • Servus beinand,


    die Schönwetterpahse muss natürlich genutzt werden, weshalb ich gestern Nacht erneut draußen war. Da der Mond immer später kommt, ist man auch nicht mehr so gehetzt, was die Vorbereitung angeht. Ich habe gemütlich zu Abend essen können und bin dann so gegen halb neun Uhr auf meinen Hügel gefahren. Tagsüber war aber schon klar, dass die Transparenz suboptimal ist, vor allem am Horizont. Die Berge sind kaum zu sehen, liegen in einem weißen Schleier. Das hat sich in der Nacht bestätigt und wurde nicht besser. Menkent und iota Centauri waren beide nicht zu sehen, geschweige das kleine Sterndreick des Zentauren, das oberhalb der beiden auf der Mittellinie steht. Selbst vom Rabe waren nur die fünf hellsten Sterne gut zu sehen. Zenitnah war es abewr viel besser und Jammern wäre auf allerhöchstem Niveau. Was hätte ich im Januar/Februar dafür gegeben, nur durch etwas schlehcte Transparenz ausgebremst zu werden?


    Die Luft war richtig trocken und das Seeing toll. 0,8" waren angesagt – jedenfalls zappelten die Sterne kaum und das Justieren am Stern an den Donuts wurde nur durch die eigene Grobmotorik, nicht durch wabernde Sterne erschwert. fst war diesmal etwas schwerer zu schätzen, da meine normalen Kennsterne, die bei 6m2 anfangen, nicht sichtbar waren.


    Als ich gerade alles aufgebaut hatte und die Augen an die Dunkelheit anpassen lassen wollte, kam ein Auto mit Fernlicht meinen Hügel hochgefahren (ich stehe immer auf einer öffentlichen Straße, die aber, da im Wald in einen Feldweg übergehend, nachts nie bzw. wenn, dann nur vom Jäger befahren wird). Dunkelanpassung muss also warten... Der Fahrer war sehr nett – er musste über die Wiese ausweichen, wenn ich nicht nach dem Einnorden, das gerade fertig war, das Teleskop auf die Seite räumen müsste – und hatte einen triftigen Grund: sein Hund ist ihm ausgebüchst und er war auf Suchtour. Jedenfalls war der Hund bei mir nicht aufgetaucht und ich war ja schon ein Bisserl vor Ort. Er fuhr um mich herum über die Wiese in den Wald. Also erstmal wieder in den Gartenstuhl gesetzt und die Nachtblindheit weggewartet. Dann das Drei-Sterne-Alignment gemacht und als das fertig war, kam noch ein Auto, diesmal ein BMW, der nicht wiesentauglich war. Die Fahrerin war erst nicht glücklich, dass ich die Straße blockiere. Ich erfuhr dann, dass sie einen entlaufenen Hund suche... Nach der Erklärung, dass gerade ein anderes Auto hier war und jetzt hinten im Wald suche, war sie aber beruhigt, auch sehr nett und wendete und suchte woanders.

    Ich hoffe, dass die beiden fündig wurden. Jedenfalls kam niemand mehr vorbei. Jetzt hätten nur noch Traktoren und der Jäger gefehlt... Wobei die problemlos über die Wiesen an mir vorbei fahren. Hier auf dem Land sind zum Glück (fast) alle sehr nett und finden es spannend, dass da jemand mit einem Teleskop rumhantiert. Ich hatte auch mal in der Früh um 5 Besuch vom Winterdienst, der neugieirg war, was da oben (wo er nicht räumt) los ist und der dann eine Dreiviertelstunde blieb und geratscht hat (damals war die Kamera dran und ich konnte ihn nichtmal spechteln lassen, nur die Einzelbilder kurz zeigen. Aber der Winter ist ja vorüber.


    Wie auch immer, ich konnte loslegen, 2°C, keine Handschuhe nötig, perfekt. Ich habe mir eine reine Spechtelnacht zurechtgelegt, war also bewusst nur visuell unterwegs.


    Erst ging es in den Zwilling, nachdem in einem anderen Bericht hier NGC 2158 im Achtzöller thematisiert wurde (und da keine Sterne gesehen wurde). Als Optik habe ich wieder meinen 8" RC mit 1625 mm Brennweite und 38mm, 20mm und 8mm-Okular (43x, 81x und 203x, ich runde auf 80x und 200x der Einfachheit halber).


    Also erstmal M 35 zum Auswärmen. Er ist sehr groß und mit 5m1 auch noch sehr hell. Seine 28' Durchmesser passen noch ins 38mm-Okular (43x). Es zeigen sich zahlreiche Sternenketten. Der Haufen sollte hinlänglich bekannt sein, denke ich ;-).


    Das eigentliche erste Ziel war NGC 2158:

    Bei 43x sieht man neben M 35 diesen kleinen Nebelfleck, der so dicht ist, dass man an einen Kugelsternhaufen denken könnte oder an eine helle Galaxie. im 20mm-Okular bei 80x wirkt der Nebel nicht mehr rund, sondern ist ein bisserl zweizipfelig, ein Bisserl an den Umriss von Melotte 111 (Coma-Haufen) mit bloßem Auge erinnernd, nur noch ohne deutliche Einzelsterne, was den Anblick dann doch unterscheidet. Der Fleck wirkte aber schon etwas körnig und ich bin sicher, wenn ich jetzt noch etwas länger dran geblieben wäre, hätte ich die ersten Sterne rausgekitzelt. Ein 11mag-Stern war natürlich schon erkennbar, aber das kann auch ein Vordergrundstern sein. Also hoch auf 200x und der Nebelfleck wird dunkler, diffuser, die zwei Zipfel als Form sind noch erkennbar, aber die ersten Sterne blitzen auf. Erst vier, dann 10, am Ende sehe ich etwas 20 Sterne, viele auch direkt. Die hellsen sind erstmal am Rand des Nebelflecks bzw. auf einer Kante des nicht runden Nebels, dann kommen auch in der Fläche welche nach. Durch das Zuerstsehen der Sterne am Rand könnte man noch an einen zerzausten Kugelsternhaufen denken, schaut man sich aber ein, wird der Charakter des Offenen Haufens klarer. Mit einer großen Öffnung muss das grandios aussehen. Der Haufen ist 16200 Lichtjahre entfernt und enthält über 10000 Sterne! Was ich an Sternen gesehen habe, dürfte zwischen 12mag und 13m5 herum gewesen sein.


    fst hatte ich zu dem Zeitpunkt auf ca. 5m8 geschätzt.


    Und wenn man schon da ist, dann schaut man sich natürlich den Doppelhaufen IC 2156/2157 an:

    IC 2157 etwas sternreicher als der direkt nördlich stehende IC 2156; bei 80x ca. 10 Sterne, bei 200x sind ca. 20 Sterne klar erkennbar; aufgrund des Doppelhaufencharakters sehr hübsch, lohnenswert! Beide Haufen sind zusammen sogar bei 200x zu sehen. IC 2156 zeigt auch ca. 10 Sterne bei 80x, aber es kommen weniger, schwächere Sterne hinzu, wenn man hochvergrößert. Die beiden Sternverdichtungen sind optisch aber gut getrennt wahrnehmbar. Die beiden sind jetzt nicht wirklich spektakulär, da sternarm, aber aufgrund der zwei Haufen nebeneinander haben sie was. Lohnt sich, vorbeizuschauen. Zu IC 2157 fand ich eine Helligkeit von 8m4, IC 2156 wird etwas schwächer sein, vielleicht 9m0. Als Durchmesser der beiden schätze ich jeweils so um die 4'.


    Da die Haufen ja in der Milchstraße liegen, kann man natürlich in der Nähe noch mehr finden. Weiter ging's mit NGC 2129:

    Ein deutlich hellster Stern fällt sehr auf, dann ist ein klar zweithellster Stern zu sehen, dazu kommen einige weitere Sterne; bei 80x sind es ca. 20 Sterne, die klar erkennbar sind; hübscher Haufen, sicher auch als Fotoobjekt interessant. Mit 6' Durchmesser ist der Haufen recht klein, aber aufgrund seiner hellen Sterne 6m7 hell.


    Wenn man schon da ist, kann man auch schnell etwas rüber zum Orion gehen und den Affenkopfnebel nebst Sternhaufen anschauen. Bei meinem letzten Besuch dort hatte ich natürlich NGC 2175, den Sternhaufen, betrachtet, aber sträflicherwesie Pismis 27 vernachlässigt. Wie kann sowas passieren?


    Aber erstmal zu NGC 2175:

    Das ist "der Haufen" im Affenkopf. Ich hatte bei meinem Erstbesuch mehrere kurze Sternenketten erwähnt. Das fand ich damals sehr nett. Heute habe ich mehr auf den Gesamteindruck geachtet. Den Affenkopfnebel im Hintergrund konnte man noch erahnen, was mich wunderte (wegen der Transparenz bzw. der mangelnden), aber der Affenkopf stand wohl noch hoch genug über dem Dunst. Im OIII-Filter hingegen ist bei 43x der gesamte Nebel im Gesichtsfeld und darin der Sternhaufen, der aber sehr locker ist und kein echtes Zentrum aufweist. Die Kombination von NGC 2174 (Affenkopfnebel) und Offenem Sternhaufen (NGC 2175) ist einfach nur toll. Ein OIII-Filte rhilft hier ungemein!


    Wo aber ist Pismis 27?

    Dieser kleine Offene Sternhaufen fällt bei 43x gar nicht auf. Man sieht eigentlich nur drei nahe Sterne, die einen kleinen Knick bilden, am Rand des Affenkopfnebels bzw. knapp außerhalb desselben. OIII-Filter wieder raus, nochmal auf die ausgedruckte Sternkarte geschaut, die Sternmuster nochmal abgeglichen und dann bestätigt, dass diese drei Sterne der Haufen sind, bzw. die Lage passt. Also hochvergrößert auf 80x – jetzt sieht man 6 hellere Sterne, einer davon ist ein Doppelstern (oder optisch?). Ob alle sechs zum Haufen gehören oder nur die drei, die den Knick bilden (von denen einer der Doppelstern ist, also vier)? Hoch auf 200x und siehe da, jetzt kommen sehr feine Sternchen dazu, 10 ungefähr, also zusammen ca. 16 auf engem Raum. Und so wird er jetzt faszinierend, denn man sieht jetzt ohne OIII-Filter einen Nebelhauch. Das ist ein blauer Reflexionsnebel, weshalb der im OIII-Filter nicht zu sehen ist.

    Fazit: Pismis 27 ist spannend und lohnt sich, auch mal als Fotomotiv. Gut, er ist ja auf den vielen Affenkopffotos im Netz zu sehen, wird aber so gut wie nie "gewürdigt". Da ist aber ein netter, kleiner Sternhaufen, der auch schon wissenschaftlich untersucht wurde (HRD usw.).


    So, jetzt war Schluss mit unserer Milchstraße und weiter geht's mit Galaxien. Hauptziel war heute Nacht cie Coma Berenices. da die Nebelchen ja nur graue Wattebäusche sind, mache ich es in Kurzform der Reihe nach, wie ich beobachtet hatte (ungefähr, denke ich) ;)


    M 64:

    Zum Einstieg, 8m5 hell. Eine große, diffuse, helle Galaxie mit einem stellar hellem Zentrum; bei 80x erscheint im Nebelfleck immer wieder ein gebogener, dunkler Bereich, der schließlich gut fixierbar ist: ein dickes, kompaktes, gebogenes Staubband; Biegung ist ganz klar erkennbar. Sehr auffällig, lohnenswert. Das gebogene, breite Staubband kann auch bei 200x gesehen werden, der Hintergrundnebel wird aber schwächer.


    NGC 4725: diffus erscheinend, mit stellarem Zentrum, weniger flächenhell als M 64, nur ellipsoid ohne weitere Struktur (nicht als Spiralgalaxie erkennbar). Ach ja, sie ist 9m3 hell.


    M 85: sehr diffus, aber groß und ziemlich hell; Kern deutlich erkennbar, heller als der Außenbereich; in der Nähe ist NGC 4394, welche bei 80x noxh gemeinsam im Gesichtsfeld ist. Sie ist 9m1 hell.


    NGC 4394: steht nah bei M 85; nicht als Balkenspirale erkennbar, sondern als diffuser, rundlicher Nebelfleck (auch der Balken fällt nicht auf), etwas schwächer als M 85 – 10m9 laut Theorie, wirkt aber ziemlich hell.


    IC 3292: steht auch nah bei M 85, auf der anderen Seite als NGC 4394, daher habe ich es mal probiert, aber ich konnte diese kleine Galaxie nicht erkennen – 14m8 ist zu happig.


    NGC 4450: bei 80x ein diffuser Fleck mit hellem Kern, klar erkennbar, aber ohne weitere Struktur. 10m1 hell.


    NGC 4350: der Kern ist so hell, dass er wirklich wie ein Stern vor der Galaxie wirkt; es ist nur der Zentralbereich erkennbar, dadurch wirkt die Galaxie kompakt und nicht so schlank spindelig, wie sie real ist. Gut und klar erkennbar, zusammen mit NGC 4340 im Gesichtsfeld (bei 80x). 11m0 laut Theorie.


    NGC 4340: ist in der Theorie nur wenig lichtschwächer als NGC 4350 – 11m2 – wirkt aber optisch deutlich schwächer; ein diffuser Nebelfleck ohne deutliche Strukturen. Zwei Galaxien so nah beinander sind schon nett, auch wenn sie nicht sooo hell sind.


    M 100: sehr diffus erscheinend, nicht als Spiralgalaxie erkennbar; durch die große Fläche wenig flächenhell und etwas unauffällig, obwohl 9m3 hell, indirekt gesehen aber dann doch deutlich und groß; keinerlei Spiralstruktur zu erahnen.


    Ich hätte die Umgebung von M 100 noch ein bisserl abklappern können/sollen, aber mich hats dann zu der edge-on-Galaxie NGC 4565 gezogen:


    NGC 4565: direkt neben dem Zentrum steht ein Stern, der schon bei 80x deutlich erkennbar ist – er ist 13m8 hell – die Galaxie hat ein recht breites, ovales Zentrum, bei 80x und v.a. 200x erkennt man aber insbesondre indirekt, dass es eine edge-on-Galaxie ist, die schmal spindelig ist; man erkennt indirekt, dass die Spindel an den Enden deutlich ausspitzt; der Staubstreifen ist ansatzweise erkennbar, aber nicht wirklich greifbar. Da muss ich bei besserer Transparenz nochmal ran. Die Galaxie ist aber auch so ein Erlebnis, finde ich. Mit 9m5 ist sie auch recht hell.


    NGC 4494: diffus, klein, kompakt, mit sehr hellem, stellaren Zentrum – 9m7 hell.


    So, jetzt hatte ich doch einiges in der Coma abgeklappert. Bevor ich optisch zu stark ermüde, habe ich mich jetzt, nachdem ich mich gut eingesehen habe, an Hickson 44 im Kopd des Löwen herangetraut. Mein erster Versuch scheiterte kläglich. Ich hatte auch keine Detailkarte dabei und vielleicht hatte mein GoTo damals nicht getroffen. Jetzt hatte ich mich ausführlich vorbereitet und aus Wikisky die Sterne nebst Galaxien invertiert und gespiegelt ausgedruckt.


    NGC 3190 und NGC 3193 sprangen sofort ins Auge, schon bei 43x (sie sind 11m1 und 10m8 hell), wobei interessanterweise NGC 3190, die schwächere der beiden, für mich visuell die hellere war. Vielleicht höhere Flächenhelligkeit im Kern, aber kleinere Gesamthelligkeit?

    NGC 3185 war dann auch schnell erkannt. Bei 80x deutlich, obwohl sie nur 12m0 hell ist. Die drei bilden eine gerade Kette.

    Am schwierigsten ist NGC 3187, bei 80x gar nicht zu sehen (schwächste der vier Galaxien, nur 12m9 hell); bei 200x erstmal auch nichts zu sehen, dann kurz indirekt erkennbar, nicht zu halten, dann wieder da, aber sehr schwach, an der Wahrnehmungsgrenze, dann wieder nicht zu halten; Position passt aber überein; bei besserem Himmel sollte sie auch zu halten sein, denke ich. Ich hatte nach dem ersten Sichtungsversuch bewusst Pause gemacht, bin etwas spazieren gegangen, habe den Himmel angesehen, fst geschätzt (in Virgo bei nur bei 5m5, zenitnah eher noch bei 5m8) und bin dann nochmal ans Okular. Ich musste dazu das Gesichstfeld verschieben und ein 7m7-Stern blendete. Der musste aus dem Gesichtsfeld rausgehalten werden. Und dann hat es geklappt, wie gerade beschrieben. Sehr tricky. Aber von der Hickson-Gruppe habe ich drei Galaxien sehr klar gesehen und eine erahnt. Mission erfüllt!


    Jetzt noch kurz bei NGC 3367 vorbeigeschaut. Deutlicher Lichtfelck mit hellerem Zentrum; keine Spiralstruktur erkennbar; die Supernova ist zu schwach, um visuell gesehen zu werden, wäre aber ein schönes Fotomotiv. Sie liegt bei knapp 16 mag, die Galaxie selbst ist 11m4 hell.


    Und damit war ich fertig mit meinem Programm. Jetzt war es 1 Uhr nachts und es wurde ab Mitternacht schlagartig kühler (-2°C), Als Belohnung habe ich M 104 besucht: bei 80x ist das Staubband bereits klar zu erkennen und bildet eine glatte Kante der Galaxie; bei 200x ist klar erkennbar, dass auch jenseits des Staubbands die Galaxie vorhanden ist; indirekt kann man die Form am besten erkennen, die "Oberseite" läuft lange aus, die andere Seite ohne das Zentrum ist kürzer; die Grundstruktur ist gut zu sehen. Wow, was für eine schöne Galaxie. Da sieht man wirklich viel.


    Danach abgebaut, ab nach Hause und heute Nacht geht es wieder raus :).


    Liebe Grüße,

    Christoph





    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Lucifugus

    Hat den Titel des Themas von „Beonbachtungsbericht vom 24./25.3.2022 – Offene Sternhaufen im Zwilling und Orion und viele Galaxien im Haar der Berenike, im Löwen und der Jungfrau“ zu „Beobachtungsbericht vom 24./25.3.2022 – Offene Sternhaufen im Zwilling und Orion und viele Galaxien im Haar der Berenike, im Löwen und der Jungfrau“ geändert.
  • Hallo Christoph,


    hast das beste aus den Bedingungen gemacht, würde ich sagen!

    Und wenn man schon da ist, dann schaut man sich natürlich den Doppelhaufen IC 2156/2157 an

    Das sehe ich genauso. Die nehme ich auch immer mit, für mich gehören die zu M35 und NGC 2158 einfach mit dazu.


    NGC 4565 ist einer meiner absoluten Lieblinge, die ist sowas von formatfüllend bei 125x und guten Bedingungen, das ist immer eine Freude.


    Und NCG 4494 hatte ich aufgrund eines Zahlendrehers neulich aus Versehen auch beobachtet, da war aber relativ schnell klar, dass das nicht das gesuchte OdM 4449 mit der zerrissenen Struktur sein kann (diese Aus-Versehen-Zahlendreher-Beobachtungen können recht interessant sein :) )


    Ich würde Dir in der Gegend noch NGC 4244 empfehlen, auch ein Highlight diese Nadel, wenn auch ohne Struktur.


    Herzliche Grüße


    Holger

  • Hallo Christoph,


    da bist du wieder tief in die Frühlings-Galaxienschneise eingetaucht - ich kann mich nur wiederholen: Sehr interessant und schön detailliert !


    Bei M100 erinnere ich mich, dass in meinem alten 10-Zöller - bei sehr guten Bedingungen - immer wieder mal Spiralstruktur zu erahnen war, besonders der eine helle Arm.

    Ich hab zur Illustration wieder zwei eigene Beobachtungen mit dem 9,5-Zoll Fünfling - bei gutem Alpen(-rand)-Himmel - ausgekramt:


    NGC 3190 und NGC 3193 sprangen sofort ins Auge ...

    NGC 3185 war dann auch schnell erkannt. Bei 80x deutlich ...

    Am schwierigsten ist NGC 3187, bei 80x gar nicht zu sehen .. bei 200x .. dann wieder da, aber sehr schwach, an der Wahrnehmungsgrenze

    "Hickson 44, das Galaxienquartett um NGC 3190: Kam wunderbar im Fünfling rüber, auch das notorisch schwächere Mitglied NGC 3187 war problemlos zu erkennen - weniger flächenhell als die anderen, aber allemal deutlich."


    [M64] ... bei 80x erscheint im Nebelfleck immer wieder ein gebogener, dunkler Bereich, der schließlich gut fixierbar ist: ein dickes, kompaktes, gebogenes Staubband; Biegung ist ganz klar erkennbar. Sehr auffällig, lohnenswert .. Das gebogene, breite Staubband kann auch bei 200x gesehen werden,

    "Die 'Black-Eye' Galaxie offenbarte deutlich ihr namensgebendes Detail, die etwa erdnussförmige dunkle Staubstruktur nahe des Zentrums - wobei Vergrößerung schon gut tut: Bei 97-fach erscheint die dunkle 'Erdnuss' noch ziemlich klein, bei 160-fach ist sie leichter zu erkennen"


    Servus

    Ben

  • Hallo Christoph,


    schöner Bericht mit vielen tollen Zielen und interessanten Beschreibungen. War schön zu lesen!


    Das eigentliche erste Ziel war NGC 2158:

    Bei 43x sieht man neben M 35 diesen kleinen Nebelfleck, der so dicht ist, dass man an einen Kugelsternhaufen denken könnte oder an eine helle Galaxie. im 20mm-Okular bei 80x wirkt der Nebel nicht mehr rund, sondern ist ein bisserl zweizipfelig, ein Bisserl an den Umriss von Melotte 111 (Coma-Haufen) mit bloßem Auge erinnernd, nur noch ohne deutliche Einzelsterne, was den Anblick dann doch unterscheidet. Der Fleck wirkte aber schon etwas körnig und ich bin sicher, wenn ich jetzt noch etwas länger dran geblieben wäre, hätte ich die ersten Sterne rausgekitzelt. Ein 11mag-Stern war natürlich schon erkennbar, aber das kann auch ein Vordergrundstern sein.

    Ich habe NGC 2158 auch nochmal aufgesucht, hat mir keine Ruhe gelassen, aber ich komme visuell nicht an deine Details ran. Ich vermute es liegt an der Lichtverschutzung. Du schreibst ja von einem Waldweg auf einem Hügel, ich sitze in meinem Garten das macht doch einen Unterschied. Ich muss einfach auch wieder aufs Feld, in dunklere Gefilde, das bringt einiges.


    Viele Grüße

    Christian

  • Servus Holger, Ben und Christian,


    vielen Dank für euer positives Feedback! Es freut mich, dass euch der Bericht gefallen hat :-).


    NGC 4565 ist einer meiner absoluten Lieblinge, die ist sowas von formatfüllend bei 125x und guten Bedingungen, das ist immer eine Freude.

    Servus Holger, Ja, ich finde sie auch faszinierend. Gestern habe ich sie fotografiert, mein APP rödelt aber noch an NGC 3367 mit der Supernova. Dann werde ich den PC mit NGC 4565 füttern :-).


    Ich würde Dir in der Gegend noch NGC 4244 empfehlen, auch ein Highlight diese Nadel, wenn auch ohne Struktur.

    Danke für den Tipp, werde ich gerne besuchen. Die Jagdhunde sind sowieso immer einen Besuch wert. Ich finde diese "kosmischen Nadeln" optisch sehr interessant.



    Bei M100 erinnere ich mich, dass in meinem alten 10-Zöller - bei sehr guten Bedingungen - immer wieder mal Spiralstruktur zu erahnen war, besonders der eine helle Arm.

    Servus Ben, da ging bei mir leider nichts. Ich werde es aber bei besserem Himmel gerne nochmal versuchen. Wenn ich wieder im Bereich von 6m5 als fst bin, probiere ich, das mal rauszukitzeln.


    "Hickson 44, das Galaxienquartett um NGC 3190: Kam wunderbar im Fünfling rüber, auch das notorisch schwächere Mitglied NGC 3187 war problemlos zu erkennen - weniger flächenhell als die anderen, aber allemal deutlich."

    Problemlos? Krass... ich hatte ja kürzlich das Vergnügen, mit 16 Zoll Öffnung Hickson 44 aufzusuchen und da ging es fast gar nicht (oder eben gar nicht und die Sichtung war mehr Wunsch als Realität). Alpenhimmel ist da sicher hilfreich.


    Ich habe NGC 2158 auch nochmal aufgesucht, hat mir keine Ruhe gelassen, aber ich komme visuell nicht an deine Details ran. Ich vermute es liegt an der Lichtverschutzung. Du schreibst ja von einem Waldweg auf einem Hügel, ich sitze in meinem Garten das macht doch einen Unterschied. Ich muss einfach auch wieder aufs Feld, in dunklere Gefilde, das bringt einiges.


    Servus Christian,


    auch das finde ich krass. Ich hatte wie gesagt gar keine Probleme, den Haufen aufzulösen. Ich habe allerdings wirklich einen sehr guten Himmel für den Großraum München. München stört noch am Nordosthorizont, Landsberg in Nordnordwesten, Peiting/chongau im Südsüdwesten und Weilheim im Südosten, aber ich liege genau in der Mitte all der genannten Kleinstädte, also alle sind recht weit weg und München ist auch schon so weit weg, dass es nur den Horizont aufhellt. Insofern bin ich hier gesegnet. Das Auflösen ist aber so einfach, dass ich nicht gedacht hätte, dass da Probleme bestehen könnten, wenn etwas Kicht im Weg ist. Es geht ja nur um Sterne um 12-13 mag. Ich komme mit meinen 8-Zöller hier bei bestem Himmel deutlich drunter.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo Christoph,

    [NGC 3187] Problemlos? Krass... ich hatte ja kürzlich das Vergnügen, mit 16 Zoll Öffnung Hickson 44 aufzusuchen und da ging es fast gar nicht (oder eben gar nicht und die Sichtung war mehr Wunsch als Realität). Alpenhimmel ist da sicher hilfreich

    Ja, und das waren in dieser Nacht vom März letzten Jahres auch echt gute Bedingungen. Dann hebt sich so eine flächenschwache Galaxie wie NGC 3187 gleich spürbar besser im Kontrast zur Umgebung ab.


    Das hatte ich so auch bei einem anderen Objekt der Gegend geschrieben: "Die Durchsicht war jetzt richtig gut, das zeigte sich gleich bei meinem Einstieg, der 9 mag hellen Galaxie NGC 2903: An beiden Enden des zentralen Balkens waren die Ansätze der Spiralarme zu erahnen, was zusammen die Form eines seitenrichtigen 'S' ergibt; den nördlichen Arm konnte ich bereits relativ deutlich ausmachen."


    Der Link zum ganzen Bericht: http://cougar.bakonyi.de/~ben/…03-winterstube/index.html.


    Ich denke, der stark reduzierte Flugverkehr tat sein Übriges dazu. Es fiel schon richtig auf, wie sich während der Coronazeit die guten Nächte gehäuft haben.


    Servus

    Ben

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