Servus beinand,
in meinem Beobachtungsbericht über die Nacht vom 3.3. auf den 4.3.2022 hatte ich NGC 2360 bereits beschrieben: Beobachtungsbericht vom 3.3. auf den 4.3.2022 – Sternhaufen im Großen Hund, ein Geist und ein bisserl was galaktisches
In der Nacht drauf hatte ich dann versucht, ihn zu fotografieren. Leider kam ein wirklich fieser, kalter und noch dazu böiger Ostwind auf, der dieses Unterfangen dann stark erschwerte. Ich bekam daher leider nur 119 Lights zu je 10 Sekunden zusammen und musste dann abbrechen. Als es später windtechnisch (etwas) ruhiger wurde, war dann Canis Major schon weg. Und jetzt stört der Mond. Sollte es in der Saison nicht mehr klappen, dann definitiv in der kommenden.
Hier nun erstmal das Foto:
Ja, es ist nicht sehr tief und die Sterne sind nicht ideal, aber es zeigt zumindest diesen Offenen Haufen, der nach meinem Gefühl eher wenig beachtet wird. Mir ist aber schon am Vorabend visuell aufgefallen, dass er aus vielen, kurzen, geraden Ministernenketten besteht.
Hier habe ich zur Verdeutlichung diese in das Bild reingemalt:
Ich finde dieses Muster irgendwie (völlig unwissenschaftlich) witzig und den Haufen damit optisch sehr interessant. Unabhängig von ästhtetischen Emotionen finde ich es aber auch interessant, wie es zu diesem Muster gekommen ist. Ich werde hier ein Bisserl nachrecherchieren müssen. Einen interessanten Fachartikel habe ich direkt finden können: Maurya & Joshi (2020) – Photometric and kinematic study of the three intermediate age open clusters NGC 381, NGC 2360, and Berkeley 68. MNRAS 494, 4713–4729. doi:10.1093/mnras/staa893
Ich werde den Artikel noch genauer durchackern.
Laut Wikipedia ist er ca. 1-2 Milliarden Jahre alt, nach Mauyra & Joshi (2020) "nur" 890 Millionen Jahre. Bei diesem Alter fehlen bereits die sehr heißen, großen Blauen Riesen. Laut Wikipedia ist der Haufen 6150 Lichtjahre entfernt, Maurya & Joshi (2020) korrigieren das zu nur 3200 Lichtjahren. Trotz der relativ geringen Entfernung ist der Haufen nicht sehr hell, insgesamt visuell 7m2. Interessant ist auch, dass massearme Sterne vor allem im Außenbereich des Haufens anzutreffen sind ("Mass segregation"), was schließen lässt, dass der Haufen ziemlich stark zerfleddert wurde, was dann wieder mit den zerfetzten Sternenketten zusammenpassen würde. Er befindet sich in Auflösung und wird nicht mehr allzu lange durchhalten.
An der Diskrepanz der Wikipedia-Angaben zu dem aktuellsten Paper sieht man, wie schnell das Wissen anwächst und wie viele Offene Haufen intensiver analysiert werden. Es gibt ja sooo viele NGC-Objekte, da können die wenigen Wikipedianer nicht alle aktuell halten (ich werde den NGC 2360-Wikieintrag bei Gelegenheit aktualisieren).
Übrigens, wie auch NGC 7789 in der Cassiopeia wurde NGC 2360 von Caroline Herschel entdeckt und deshalb auch als Carolines Haufen bezeichnet (nicht zu verwechseln mit Carolines Rose, was dann NGC 7789 ist).
Vielleicht schaut ihr euch NGC 2360 auch selber mal live an und lasst euch von seiner Form faszinieren. Ich finde, es lohnt sich.
Liebe Grüße,
Christoph