Servus beinand,
das furchtbare Wetter hilft dabei, alte Fotos zu reaktivieren bzw. neu zu bearbeiten. Als ich 2020 wieder in das Hobby eingestiegen bin, waren meine Bearbeitungsskills gelinde gesagt unterirdisch. Ich war ja auch noch nicht hier im Forum ;-). Jedenfalls habe ich mir eine Aufnahme von Kembles Kaskade nochmal geschnappt. Ich hatte die damals mit DSS gestackt und habe einfach mal das damalige Ergebnis nochmal mit Photoshop überarbeitet.
Ich hatte 94 Lights zu je 4 Sekunden gestackt, also nur 6 Minuten 12 Sekunden investiert. Und das hat sich dennoch gelohnt, wie ich einfach mal vorzeigen möchte. Die Lights hatte ich am 28.7.2020 aufgenommen. Hier die gesamte Aufnahme (verkleinert):
Kemble 1 und Umgebung
Kembles Kaskade aka Kemble 1 ist ein sehr bekannter und auffälliger Asterismus. Ich finde, es ist ein Erlebnis, diese Sternenkette mit einem Fernglas entlangzugleiten, um am Ende die Gabelung zu sehen (in Richtung UC Camelopardalis und auf der anderen Seite in Richtung NGC 1502). Der Jolly Roger-Haufen, NGC 1502, ist dabei ein besonderes Zuckerle im großen Fernglas, aber auch im Teleskop. UV Camelopardalis selber ist ein Carbinstern, der tief rot leuchtet (ich muss die Lights irgendwann nochmal mit APP stacken und die Sternfarben kalibrieren, dann dürfte das besser herauskommen).
Hier die Kaskade mit NGC 1502 und UV Cam als größerer Ausschnitt:
Kemble 1 und NGC 1502
Und NGC 1502 einzeln:
NGC 1502 - Jolly Roger-Haufen
Zum Vergleich mit meinem 8-Zöller (20 Minuten, aber bei Mondschein, daher mit wenig Tiefe und auch noch suboptimal bearbeitet, muss ich auch nochmal ran und mehr rausholen):
NGC 1502 – Jolly Roger-Haufen
(6.9.2021, ich glaube, es waren 80x15 s als Lights, hab's gerade nicht zur Hand). Die Aufnahmen mit dem Tele und dem RC 8" sind, was die Tiefe angeht, sehr ähnlich. Nur sind die Sterne beim 8-Zöller natürlich viel kleiner und die Vergrößerung deutlich stärker.
Auf dem Foto mit dem Teleobjektiv tauchen aber noch andere Objekte auf. Besonders hat mich das Kamelauge gewundert. Dass man es deutlich als kleines, türkisfarbiges Scheibchen erkennen kann, war mir schon klar - trotz der kurzen Integrationszeit. Dass man aber sogar den Zentralstern erahnen kann...:
NGC 1501 – das Kamelauge
Bei der Vergrößerung oben rechts im Eck kann man den Zentralstern, finde ich, wirklich gut erahnen. Natürlich muss ich hier mit dem 8-Zöller nachlegen.
Besonders freut mich aber ein spezieller Offener Sternhaufen. Tombaugh, der Entdecker des Ex-Planeten Pluto hatte 5 Offene Haufen während seiner Pluto-Suche auf den Fotoplatten entdeckt, die er bearbeitet hat. Er hat diese dann als Tombaugh 1 bis 5 beschrieben. Ich kam erst auf seine Offenen Haufen, als ich vor kurzem im Großen Hund Tombaugh 1 uns 2 auf einer Sternkarte gefunden habe und sie daraufhin auch mit dem 8-Zöller fotografieren "musste". Daraus wurde dann nur Tombaugh 1. Nr. 2 wird nachgeholt. Dass ich jetzt auf diesem alten Foto am Bildrand Tombaugh 5 entdeckt hatte, hat mich da natürlich extrem gefreut. Aber leider am Bildrand, was die Sterne etwas verzieht. Aber es geht. Hier als Auschschnitt aus dem Übersichtsfoto:
Tombaugh 5
Auch hier muss ich unbedingt nachlegen. Der Sommer bzw. Herbst kommt ja noch. Vielleicht geht es auch noch jetzt so halbwegs, wenn es mal sternenklar sein sollte und ohne Mond und am Wochenende...
Und ein weiterer Haufen ist auf dem Foto, der aber "mit bloßem Auge" nicht wirklich auf dem Übersichtsfoto zu sehen ist: Czernik 17. Ich hatte Czernik 20 als Beifang beim Objekt des Monats Januar vorgestellt. Czernik hat die Palomar-Platten nach Offenen Haufen abgesucht. Sie sind also ein Bisserl das Pendant zum Palomar-Katalog, was Kugelsternhaufen angeht. Czernik 20 in der Auriga ist dementsprechend schwierig, aber in meinem 8-Zöller bereits als schwache Aufhellung zu sehen. Dass ich jetzt auch noch Czernik 17 zumindest "nachweisen" konnte, bei nur knapp über 6 Minuten mit nem 200er Tele, wundert mich dann doch. Der Haufen scheint aber winzig zu sein. Ich werde auch da mal mit 8 Zoll draufgehen müssen:
Czernik 17
Wie gesagt: winzig. Ich glaube nicht, dass die Sterne an sich dazu gehören, die man sehen kann, denn die sind einfach zu hell dafür, denke ich. Die Position des kleinen Nebelflecks passt auch zu den Angaben. Ich habe hier ganz stark gestretcht, damit man den Nebelfleck noch erkennen kann. Visuell dürfte da mit dem 8-Zöller nichts gehen, wohl aber fotografisch. Hat zufällig schonmal jemand hier Czernik 17 beobachtet? (z. B. BenN NormanG Robin mikel_at_night ...)
Abschließen will ich mit dem zugegebnermaßen bescheidenen Nachweis der Starburst-Galaxie NGC 1569 – eine irreguläre Zwerggalaxie aus unserer Nachbarschaft (11 Millionen Lichtjahre entfernt, quasi gleich ums Eck). Sie gehört zur Maffei-Gruppe rund um IC 342 und ist visuell immerhin 11m2 hell. Es gibt tolle Hubble-Aufnahmen. Dagegen ist das hier eher ein Fliegenschiss... äh... -klecks:
NGC 1569
Aber man sieht sie.
So, damit ist mein nostalgischer Rückblick in die Giraffe beendet. Es ist zwar jetzt keine optimale Giraffenzeit, aber vielleicht dient es als Anregung für den nächsten Sommer/Herbst.
Daten zusammengefasst:
Optik: Canon 200 mm f/2,8-Tele bei Offenblende
Nachführung; Omegon Mini Track LX3
93 x 4 s = 6 min 12 s
20 darks
Aufnahmeort: Skihügel südlich von Landsberied ("Filzhügel"), westlich von Fürstenfeldbruck (damals hatte ich noch in Mammendorf gewohnt)
Datum: 28.7.2020
Gestackt mit DeepSkyStacker, bearbeitet und gestrecht mit PS, Kringel mit Paint gemalt
Liebe Grüße,
Christoph