Wolken auf der Sonne

  • Hi geschätzte Sonnengucker!


    Kurz bevor ich ein unwiderstehliches Angebot für einen 10er Dobson gefunden habe, habe ich mir quasi als eihgentlichen Einstieg einen 90/910 Achromaten zugelegt.

    Mein erster Impuls war eigentlich diesen dann wieder zu verkaufen, aber dann kam mir in den Sinn, dass der vielleicht anderweitig zu gebrauchen sei.


    Nach ein bisschen lesen stellte ich fest, dass ein Refraktor sogar wesentlich besser zur Sonnenbeobachtung sei, als ein Reflektor. Ich habe da auch schon wirklich beeindruckende Bilder gesehen, aber das waren eben alles nur Bilder. Mit dem eigenen Auge beobachten wäre aber das was mich persönlich reizen würde.

    Auf den Trichter des ganzen kam ich im übrigen über den vermutlich auch hier bekannten Youtuber AstroBiscuit (Ich muss sagen ich habe fast alles von ihm geguckt und finde es toll was er macht, er hat mir das Thema Astronomie erst wirklich greifbar gemacht):


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    Nun meine ganz stumpfe und etwas naive Frage: Kann ich sowas auch Live sehen?


    Also ich weiß, dass es mit dem eigenen Auge nur Weißlicht und H-Alpha-Licht Beobachtungen möglich sind, wobei man bei H-Alpha wohl sogar richtige Sonnenaktivitäten erkennen kann und nicht nur dunkle Flecken, wie beim Weißlicht. Also wäre wohl eher H-Alpha-Filter und Herschelkeil das Instrument der wahl... aber wird das dann auch wirklich greifbar? Ich habe nichts dazu gefunden, was einen irgendwie realistisch nachvollziehbaren Eindruck macht.

    Ich würde eigentlich ganz gerne zwischendurch mit Kopfhörern und "Sonnensound" auf den Ohren die Sonne anschauen um einfach ein möglichst Hautnahes Erlebnis dieser zu haben, aber geht das überhaupt, oder erhoffe ich mir da viel zu viel?

    Was sollte ich tatsächlich erwarten, was wäre evtl. noch möglich?


    Um ein paar sachkundige Antworten wäre ich sehr dankbar!


    CD, Martin

  • ... Also wäre wohl eher H-Alpha-Filter und Herschelkeil das Instrument der wahl... aber wird das dann auch wirklich greifbar? ...

    Hallo Martin ...

    mit den richtigen Ausrüstungsgegenständen ( H-Alpha Teleskop - Chromosphäre der Sonne ) und für die Photosphäre der Herschelkeil bieten beide

    mechanisch / visuell die besten Möglichkeiten die Sonne zu erkunden.

    Je besser die Ausrüstung ist, um so grösser wird der " wow " Effekt beim beobachten sein ...


    Gruss

    Marco

  • Nach ein bisschen lesen stellte ich fest, dass ein Refraktor sogar wesentlich besser zur Sonnenbeobachtung sei, als ein Reflektor.

    Das muss nicht unbedingt so sein.

    Ein Achromat mit kurzen Öffnungsverhältnis kann durch seinen Farbfehler durchaus schlechter abbilden als ein Newton mit Filterfolie und langen Öffnungsverhältnis.


    Nun meine ganz stumpfe und etwas naive Frage: Kann ich sowas auch Live sehen?

    Nicht so wie im Video, denn wie du siehst, verwendet er eine Kamera und einen selbst zusammengestellten speziellen Aufbau.

    Wenn du viel (!) Geld in die Hand nimmst, dann kannst du einiges sehen.


    Also wäre wohl eher H-Alpha-Filter und Herschelkeil das Instrument der wahl...

    Aber bitte nicht den Irrglauben aufliegen, mit einem fotografischen H-alpha Filter Protuberanzen sichtbar zu machen.

    Für Einsteiger, ohne Erfahrung eignet sich ein fertiges H-alpha Teleskop. Leute mit Erfahrung können sich aus verschiedenen Komponenten selbst eines zusammenstellen.

    Einsteigerteleskope für die H-alpha Beobachtung der Sonne sind z.B. Sonnenteleskope von Lunt.

    Es gibt viele andere Hersteller und Methoden, das wird dann allerdings schnell mal teuer, tief in den vierstelligen bis in den fünfstelligen Euro Bereich hinein.


    Mit dem Herschelkeil kann die Sonne nur im Weißlicht mit einem Refraktor beobachtet werden. Das kann dann so aussehen:



    Links das Teleskop für Weißlicht mit Herschelkeil, rechts das PST für H-alpha.


    Was sollte ich tatsächlich erwarten, was wäre evtl. noch möglich?

    Im Weißlicht, je nachdem du für ein Teleskop besitzt kannst du einige Strukturen auf der Sonne sehen. Ein paar habe ich hier beschrieben.

    Das gleiche gilt für H-alpha: je größer das Teleskop, je enger die Bandbreite vom Etalon/Blockfilter, um so mehr kannst du sehen. Vereinfacht geschrieben...


    Bevor du jetzt irgendwo auf einem Bestellbutton klickst, lasse dich beraten. Entweder hier oder von erfahrenen Sonnenbeobachtern.

    Für Einsteiger ohne Erfahrung sind fertige H-alpha Sonnenteleskope eine gute Wahl. Auch Herschelkeile sind problemlos, aber auch dazu unbedingt beraten lassen, damit diese richtig angewendet werden und alle notwendigen Filter im Keil verbaut sind.


    Viele Grüße

    Gerd

  • Hi Marco und Gerd, vielen Dank für eure Antworten!


    Gerd Also erstmal: So eine Sitzleiter brauche ich definitiv auch! :D

    Mir tut immer noch der Rücken von letzter Nacht weh.


    Jetzt aber ernsthaft: Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Auch die Website scheint sehr gut und informativ zu sein, da werde ich mich irgendwann noch mal ausführlicher belesen.


    Und hinsichtlich Beratung: Keine Sorge, bevor ich in die Sonne gucke, werde ich verschen das erstmal mit jemandem zu tun, der weiß was er da tut. An erblindung habe ich nun wirklich kein Interesse.

    Aber schade, ich hatte ja gehofft mein Skywatcher Evostar würde zur Sonnenbetrachtung schon reichen und ich komme recht günstig bei dem ganzen davon :D

    Auch wenn da nicht mein Hauptinteresse liegt, finde ich allein schon die Idee faszinierend bewusst in die Sonne zu gucken. Wenn ich mir dann auch noch vorstelle, dass man da direkte Akitivität sehen kann... Die Sonne ist schließlich der Lebensspender, quasi der kraftvollste Gegenstand in unserem Sonnensystem. Das hat doch was für sich.


    Eines verstehe ich allerdings gerade nicht. Falls die Frage zu oberflächlich ist, versuche ich das sonst auch gerne selbst herauszufinden, aber vielleicht ist das ja schnell auch so abgehakt:

    Wieso ist ein Herschelkeil nur für Weißlicht geeignet? Reduziert er durch seine Beschaffenheit nicht nur die Lichtintensität? Oder filtert er auch direkt bestimmte Wellenlängen, wie zB. auch die H-Alpha Wellen heraus, weswegen "nur noch" Weißlicht Beobachtung möglich ist?


    CD, Martin

  • Skywatcher Evostar würde zur Sonnenbetrachtung schon reichen und ich komme recht günstig bei dem ganzen davon

    Für die Weißlichtbeobachtung ist der geeignet, entweder mit Filterfolie vor dem Objektiv oder mit einem Herschelkeil.

    Mit verschiedenen Komponenten kannst du den dir auch als H-alpha Teleskop umbauen. Dazu benötigst du einen ERF, eine Telezentrik, ein Etalon und einen Blockfilter. Auch das "Quark" kann funktionieren.

    Dazu aber beraten lassen, oder als Alternative ein fertiges Sonnenteleskop anschaffen.


    Wieso ist ein Herschelkeil nur für Weißlicht geeignet? Reduziert er durch seine Beschaffenheit nicht nur die Lichtintensität? Oder filtert er auch direkt bestimmte Wellenlängen, wie zB. auch die H-Alpha Wellen heraus, weswegen "nur noch" Weißlicht Beobachtung möglich ist?

    Ein Herschelprisma dämpft das Licht über das gesamte Kontinuum, auch die wenigen Photonen von der Chromosphäre.

    Gerade diese Photonen vom Wasserstoff aus der Chromosphäre der bei 656,28nm emittiert müssen auf weniger als einem Nanometer genau aus dem Kontinuum herausgefiltert werden. Alles andere wird nicht benötigt, darum sind H-alpha Sonneteleskope auch etwas komplexer aufgebaut.

  • Oh wow, da sitzt echt noch viel mehr hinter als ich gedacht hätte.

    IRGENDWANN werde ich da mal eigenes Equipment für anschaffen, aber das wird sicher noch einige Donnerstage dauern :D


    Vielen Dank für die schnellen, kompetenten Antworten!


    CD, Martin

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