Kaufempfehlung EAA-Einsteigersystem?

  • Hallo,


    Ich hoffe, dass meine Frage hier willkommen ist, auch wenn sie wahrscheinlich von einiger Naivität und Ahnungslosigkeit zeugt...


    Anfang der 1990er hatte ich die Möglichkeit, mit Hilfe von routinierten Deep Sky-Beobachtern einige Fotos mit einer SBIG ST-6 (374 x 242 pixel, 16 bit ADC) zu machen. Für die anschließende Bildverarbeitung habe ich selbst eine Software geschrieben, das war eine Jugend forscht-Arbeit. Leider kann ich auch nicht mehr sagen, welche Optik wir damals benutzt haben; ich erinnere mich nur noch, dass M42 "formatfüllend" war und M13 eher ein Milchfleck.


    Der Hobby-Astronomie habe ich dann irgendwann den Rücken gekehrt, im Keller steht seit über zwanzig Jahren ein geschenkter 90/1300er-Refraktor auf Wackelstativ ohne Nachführung. Das lag auch mit daran, dass ich selbst keinerlei Talent im Auffinden von Deep Sky-Objekten hatte und die damaligen GoTo-Steuerungen für mich unleistbar waren.


    Nachdem mir letztens eine Werbung für ein eVscope untergeschoben wurde, habe ich den Eindruck, dass sich seit damals viel getan hat. Ich spiele nun mit dem Gedanken mir ein kleines GoTo-Komplettsystem und EAA-Equipment zuzulegen, da ich auch damals "eher wenig" im Okular gesehen habe. Mit dem Caveat, dass ich eigentlich keine Ahnung habe, finde ich den Preis des eVscope für die gebotene Optik ziemlich übertrieben - ich glaube GoTo-Systeme mit besserer theoretischer Auflösung für weniger als die Hälfte des Preises gesehen zu haben. Und heute scheinen selbst die günstigsten Kameras eine deutlich bessere Spezifikation als mein damaliges Spielzeug zu haben; ich glaube also nicht enttäuscht zu werden. Oder habe ich hier irgendwo einen Denkfehler?


    Ich denke, im Kern ist meine Frage: Hat jemand Erfahrung mit EAA auf "Einsteigeroptik" (preisgünstiges GoTo-Telekop) und welche EAA-Hardware/Software benutzt ihr? Ab da hilft mir dann bestimmt Google weiter...

  • Willkommen im Forum (Mensch ohne Vornamen ;) )

    Wenn Du zustimmst, dass auch Dir für EAA eine Al/Az-Montierung ausreicht, dann gibt es zum Einstieg einmal die

    - NexStar, StarDiscovery, Starseeker Montierungen

    und die noch portablere GTi-Montierung.

    Erstere vertragen für EAA (bis 30s pro Belichtung unguided) z.b. Skywatcher/ORION ST120/600 plus 50/200 Sucher plus 2 Astrokameras + Kabelage

    Die GTi hingegen würde ich nur wie im nachfolgenden Video gezeigt belasten wollen, da Unterbau Fotostativ.

    Beide Lösungen bleiben als Komplettsystem (je nach Teleskopqualität) sicher unter 1000 EUR Anschaffungkosten (Straßenpreis neu).

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    Gruß,

    Peter

  • Hi!


    Ich habe gerade ein eVscope 2 zum testen hier. Wenn ich noch ein, zwei klare Nächte habe, gibt's einen ausführlicheren Bericht in meinem Blog und wohl auch hier.


    Den Preis sehe ich gar nicht mal als so schlecht an – in einen rein visuellen Setup kann man problemlos ähnlich viel investieren, und sieht weniger.


    Was du dabei vor allem bezahlst ist Zeit, nicht die große Öffnung: Das System musst du wirklich nur hinstellen und auf eine klare Stelle am Himmel richten. Du hast die Vollausstattung inkl. einem vernünftigen Rucksack und musst nur den Akku aufladen und dein Handy dabei haben. Einfacher geht's nicht, und es gibt keine Folgekosten. (Gut: Einmal muss noch scharf gestellt werden.)


    Du musst beim eVscope kein Alignment machen (das nimmt dir ansonsten z.B. das Celestron StarSense-Modul für knapp 500€ ab), oder du musst deinem Laptop Platesolving beibringen, oder die Alignment-Prozedur der Montierung durchführen (einige Referenzsterne einstellen), damit das Goto funktioniert. Das ist mit modernen Goto-Montierungen aber kein Problem mehr, wenn man sich mal mit der Anleitung befasst.


    Du kannst dir für weniger Geld einen EAA-Setup zusammenstellen, hast dafür aber weniger Komfort oder musst mehr Zeit investieren, bis er wie gewünscht läuft. Ist die Frage, ob du deine Einarbeitungszeit mit einpreist.


    Im Verein hatten wir vor Corona eine ATIK Horizon Kamera angeschafft, die mit der Infinity-Software zumindest Livestacking kann (keine Ahnung, ob sie die Bilder auch zentriert – durch den Lockdown ist das Projekt ziemlich in Vergessenheit geraten) und an einem ED80/600 auf einer massiven parallaktischen Montierung genutzt werden sollte. Die Software hat eine sehr unintuitive Benutzeroberfläche, aber bei einem Test hat es soweit funktioniert, und man war zumindest noch mit Fokussieren und ein paar Belichtungsparametern beschäftigt.


    Das eVscope ist dagegen wirklich Auspacken, Einschalten, Geht. Ohne nennenswerte Einarbeitungszeit.


    Dann musst du nur noch rausfinden, ob EAA was für dich ist. Mein Eindruck nach der ersten Nacht ist: Sehr reizvolle Technik und funktioniert einwandfrei, hat für mich aber überhaupt keinen Reiz. Ja, das Ding hat mir in der ersten Nacht den Pferdekopfnebel aus dem Dorf heraus gezeigt, genauer gesagt stand es photonensammelnd auf dem Balkon, während ich ins Wohnzimmer gehen konnte. Nur hatte ich dabei nichts zu tun, bzw. mir die Zeit damit vertrieben, immer wieder mit einem kleinen 80mm-Refraktor daneben zu stehen und die klare Nacht zum beobachten zu nutzen. Selbst wenn ich Astrofotografie mache, bin ich danach wenigstens bei der Bildbearbeitung involviert. Bei EAA kann ich nur ein paar Helligkeitsregler verändern und Objekte auswählen.


    Von daher bin ich von EAA enttäuscht, weil ich da nichts weiter machen kann als dem Teleskop beim arbeiten zuzuschauen. Langweilig, auch wenn die Ergebnisse durchaus hübsch sind und das eVscope tadellos funktioniert.


    Beste Grüße,

    Alex

  • Hallo,


    Du musst wissen was Du möchtest.


    - EAA ist nicht (ambitionierte) Astrofotografie. Wenn das Dein Ziel ist, kauf was Anderes.

    - EAA ist nicht visuelles Beobachten im eigentlichen Sinn. Also visuelles "Arbeiten" durch z.B. indirektes Sehen, sich über einen Auffindeerfolg freuen, etc. Dafür muss man auch was Anderes kaufen.


    EAA ist etwas Eigenständiges. Irgendwo dazwischen aber definitiv keines von Beiden.


    CS

    Dirk

  • Zitat

    im Keller steht seit über zwanzig Jahren ein geschenkter 90/1300er-Refraktor auf Wackelstativ ohne Nachführung.

    Hallo Picastro,

    das Geraet klingt interessant. Ein Vixen ? Oder gar ein Lichtenknecker ? Waere vielleicht mal ein Post im Klassikerboard. Und eine ST6 ... die hatte ich am Observatorium Hoher List 1994 am 60cm-RC eingesetzt. Eine zu besitzen, war ein Traum - 6500 DM damals. Tja, die gute alte Zeit. ;)

    Zur EEA: Das ist ein relativ neuer Zweig in der Amateurastronomie. Im Grunde genommen visuelle Astronomie unter Zuhilfenahme der Vorteile moderner Bildsensoren und Bildverarbeitung. Vorteilhaft kann das beispielsweise fuer Lehrer sein, die keine Amateurastronomen sind, aber ihrem Physikkurs ein paar astronomische Objekte live zeigen wollen. Oder Beobachter in lichtverschmutzten Gegenden, die nicht die Zeit oder Moeglichkeiten haben, hinauszufahren. Auch fuer Koerperbehinderte mag diese Astronomie interessant sein, da die Geraete nicht schwer sind und sich das Ergebnis auf einem Mobiltelefon ansehen lassen.

    Alternativen fuer Dich:

    Wenn Du wirklich fotografieren moechtest, ein einfaches Setup wie eine stabile Montierung mit einem kleinen aber feinen Teleskop oder einem guten Teleobjektiv.

    Wenn Du "gucken" moechtest, wird in der Regel ein Dobson empfohlen. Einfache Low-Tech, dafuer fuer ein gegebenes Budget groesstmoegliche Oeffnung. Und auch diese gibt es mit GoTo oder zumindest Encodern ("Push to"), die Dir anzeigen, in welche Richtung Du das Fernrohr bewegen musst.

    Ob EEA was fuer Dich ist, haengt davon ab, was Du davon erwartest und was Deine Umstaende sind in Bezug auf Deinen Himmel zuhause, Zeitbudget und Geldboerse.



  • 1. EEA ist halt die APP, die alles für dich macht, um den Himmel nicht als Himmel sondern als Hubble-Teleskop am Monitor wahrzunehmen, bevor es die Brille verpasst kam.

    2. EEA ist auch positiv, vor allem wenn du den Himmel eigentlich nicht beobachten kannst, und die "guten" Teleskope im Keller bleiben müssen. Da ist es richtig stark

    3. EEA ist Astrofotografie vom T-800 :P


    4. Auch nach der Menschheit funktioniert EAA noch, nur wir nicht mehr :D


    s.c.n.r.

  • ... weil ich da nichts weiter machen kann als dem Teleskop beim arbeiten zuzuschauen. Langweilig, auch wenn die Ergebnisse durchaus hübsch sind und das eVscope tadellos funktioniert.

    Hallo Alex ...

    Bei diesen robitischen Teleskopen sehe ich es auch so. Auch ist der " astronomische " Lerneffekt " gerade für Anfänger nicht vorhanden.


    Meine eigene "elektrischen Beobachtungen" hatten jedoch einen (eigentlich zwei) ganz anderen Hintergrund. Visuell ist hier in der Stadt kaum etwas zu sehen und das eigene Interesse, aus / mit Fotoobjektiven in Ha eine funktionierende Ausrüstung zusammen zu stellen wie auch die Ausrüstung selbst zu steuern.


    Es wird also viele unterschiedlich Möglichkeiten für jeden geben ( auch robotische Gerätschaften zu nutzen ) . Für mich wäre ein solches robotisches Teleskop auch nichts.


    Gruss

    Marco

  • Hi!


    Ich will auch nicht EAA verdammen – es war nie so leicht, mit dem, was man im Okular sieht, so nah an die bunten Hubble-Bilder oder den StarTrek-Vorspann zu kommen. Das dürfte vielen Einsteigern mehr Spaß machen als ein ebenso teurer Edel-Apo mit Zubehör, der weniger zeigt. Wenn man selber so ein System aufbaut, ist das natürlich wieder was anderes, da ist es das eigene Kind.


    Man muss halt nur wissen, was einen erwartet – EAA ist nicht das Allheilheilmittel, als das es hier gefühlt öfter propagiert wird, sondern wirklich was anderes. Das funktioniert, hat seine Zielgruppen und macht auch Spaß, aber man sollte die Unterschiede kennen, bevor man Geld investiert.


    Macht die Einsteigerberatung natürlich nicht einfacher :)


    Beste Grüße,

    Alex

  • 1 - ... Ich will auch nicht EAA verdammen ....


    2 - Man muss halt nur wissen, was einen erwartet – EAA ist nicht das Allheilheilmittel, als das es hier gefühlt öfter propagiert wird, sondern wirklich was anderes.

    Hallo Alex ...

    1 - hatte ich auch so nicht verstanden :)


    2 - da reden wir auch vom gleichen


    ... entsprechend war mein Beitrag bzg. " astronomischer Lerneffekte " auch von mir gemeint.


    Ich habe das Gefühl viele User haben falsche Vorstellungen sowohl von Hardware, Bedienung / Software oder Vorgehensweise an sich. Dieses ist nicht auf Deinen Beitrag bezogen, sondern eher allgemein " beobachtet ".


    Dieses, wenn ich in letzter Zeit manche Beiträge lese, bzgl. dessen was da diskutiert oder als wichtig bzgl. der Beurteilung erachtet wird.

    Aber alles dieses ist wie nachfolgend ( dort zu lesen ) schon mal angemerkt nichts was für mich interessant ist. Siehe mein Beitrag hier =》 Vorschlag für eine neue Kategorie "EAA"


    Gruss

    Marco

  • Hallo, und ein kollektives Dankeschön an Euch!


    Tatsächlich entsprach das von Peter geteilte Video meinem Gedanken von "so müsste das doch eigentlich auch funktionieren". Solides Fotostativ und (zu viele) Raspberry Pis plus Zubehör habe ich schon, und -nur um mal wieder Blut zu lecken- erscheint mir das vorgestellte System durchaus ausreichend. Bei mir ist es zwar nicht Tokyo, sondern nur der Frankfurter Speck- und Lichtgürtel, und gerade da sehe ich mein Einsatzgebiet: "Schnell mal raus, schauen" und vielleicht ein paar leichtgewichtige Fotos machen. Wenn ich dafür mit unter 1500 EUR davonkomme, sogar noch ein wenig basteln darf (Stichwort "eigenes Baby"), und mehr sehe als mit dem nackten Auge, dann wäre das ein erster Etappensieg auf dem Weg zurück in die praktische Astronomie.


    Eine Frage hätte ich noch an Alex: Ich habe gelesen, dass man sich beim eVscope auch einen speziellen Zugang auf deren Servern holen kann, um die Rohdaten für die eigene, anspruchsvollere Bildbearbeitung herunterzuladen. Hast Du damit auch Erfahrung gemacht?


    Danke nochmals, und bis vielleicht demnächst!


    Boris


  • das Geraet klingt interessant. Ein Vixen ? Oder gar ein Lichtenknecker ? Waere vielleicht mal ein Post im Klassikerboard. Und eine ST6 ... die hatte ich am Observatorium Hoher List 1994 am 60cm-RC eingesetzt. Eine zu besitzen, war ein Traum - 6500 DM damals. Tja, die gute alte Zeit. ;)

    Hallo Jürgen,


    Das war in der Tat ein Vixen, den mir damals jemand primär für Sonnenflecken geschenkt hatte. Ich erinnere mich nur noch rudimentär an die ST6 und entsprechende Aufnahmen; aber als ich endlich das Dateiformat verstanden hatte, das Bild per Code mit Flat-Field und Dark-Frame korrigiert hatte, und dann die 16 Bit auf 256 Graustufen skaliert hatte: Da kam ich mir als Schüler schon vor wie ein echter Profi... ;)


    Boris

  • Hallo Boris,


    nein, mit den RAWs habe ich mich noch nicht beschäftigt - ich habe bislang nur die Infos zum Upload gefunden:

    Data Storage & Memory: About Upload
    Sharing your data is not mandatory for your observations - we do not access it if you do not choose to share it with us. The data collected by the eVscope 2 at…
    help.unistellar.com

    Nach dem Upload kann man sich wohl bei Unistellar Zugang zu den RAWs geben lassen - habe ich aber noch nicht gemacht (und da ich das nur zum Testen habe, weiß ich nicht, ob ich mir die RAWs überhaupt hole). Sollte dann aber kein Problem sein.


    Wenn du gerne bastelst, kann das der richtige Weg für dich sein. Zumindest ein Okular würde ich trotzdem einplanen – schon damit du siehst, was mit dem Auge geht, und wo das Goto hinfährt ;)


    Beste Grüße,

    Alex

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