Mit einer neuen Teleskop-Kombination unterm Landhimmel

  • Mit einer neuen Teleskop-Kombination unterm Landhimmel im Havelland



    Hallo zusammen,


    Teleskopen-Kombination ist vielleicht etwas hoch gegriffen, denn die Ausrüstung war sehr klein, doch dafür ganz ungewöhnlich, nämlich ein 70 mm Bino und wahrscheinlich ein Novum, ein Weitwinkel-Refraktor mit Objektiv-Revolver. In letzter Minute vor dem Urlaub (fast) fertig geworden wollte ich sehen, wie sich die Kombination unter dunklem Himmel macht und möchte jetzt wenigsten ganz kurz erste Eindrücke schildern.


    So fuhr ich am Freitag Abend ins Havelland und fand dort einen recht transparenten 21.1mag/arcsec^2 Himmel vor. An Jupiter richtete ich das wie ein Reiterlein, auf dem Bino sitzende Weitwinkel Gerät aus, über das ich sicherlich bald ausführlicher etwas berichte. Zu den Daten, mit einem 17,5 Morpheus Okular liefert es bei 4.3 facher Vergrößerung 18 Grad Gesichtsfeld, bei 8 fach 10 Grad und bei 14 fach 5,4 Grad,die Austrittspupille etwa 4 mm groß, die Jupitermonde waren bei 8x schon angedeutet. Dann ging es zu der Region um den Sternhaufen M11 im Adler, dieMilchstraße schwach strukturiert, im riesigen Geichstfeld M11bereits zu sehen, wenn man wusste wo zu suchen ist. Im 70 mm Bino M11 sehr schön, wie eine kleine Wolke, besonders auch die westlich davonliegenden Dunkelregionen. Im Osten über der M31 als blaße Linse, mit dem 26 mm Okularsollte M33 gleichzigtig M33 sichtbar sein, doch da war die Berliner Dunstglocke noch zu hell. Im 70iger Bino dagegen die Begleiter M32 uns NGC 205 bei 20x sehr schön anzuschauen.





    Weitwinkel-Refraktor mit Objektiv-Revolver ( Carl Zeiss f/4.5 75, f/4.5 135 und TS 60 m ED-Zweilinser, f=250 mm) auf einm APM 70 mm ED Bino


    Die Zentralregion im Perseus profitiert besonders von einem sehr großem Gesichtsfeld. Weiter nördlich habe ich natürlich beim first light den Doppelsternhaufen aufgesucht. Bei 4- und 8 fach eingebettet in die Milchstrase schon sehr eindrucksvoll. Einige Grad nord-östlich eine Sterngruppen, zu der ein Sternenbogen nicht direkt hinführt doch eine Verbindung schaft. Zu Hause habe ich gelernt, das es ich bei der Gruppe um Storck 2 handelt. So im Zusammenhang hatte ich dies noch nie geshen. :)


    Einfach interessante Regionen aufzusuchen, zu schauen was es dort zu sehen gibt und dann zu höherer Vergrößerung und gleichzeitig mehr Öffnung zu wechseln, dass war die Idee, die mich bewog, einen solchen Multi-Refraktor zu bauen. Ich bin beim ersten Test eines neuen Teleskops immer in einer besonderen Stimmung, mal in großer Euphorie aber es gab auch schon Enttäuschung. Am Freitag war ich obwohl das neue Teleskop wie erhofft technisch funktionert, schöne Einblicke gewährt auch etwas nachdenklich, die vielen Kombinationen, empfand ich auch als verwirrend, muss erst mal lernen damit umzugehen. Das 70 mm Bino schien mir obwohl ich sonst davon gar nicht so angetan war extrem gut, gerade die dunkleren Bereiche der Milchstraße kommen sehr gut. Zum Vergleich hatte ich auch ein Zeiss 8x32 Victory SF dabei, mit ähnlichen Daten wie das 135iger Objekt. Aus der Hand gehalten zitterte das Bild, doch die Milchstaße war klar besser struktuiert.


    Die vergangen Jahre habe ich fast ausschließlich binokular beobachtet und mir wurde wieder bewusst, wie deutlich der Unterschied ist. Mir fiel es manchmal mit dem neuen Gerät nicht leicht perfekt scharf zu stellen, ich hatte gelegentlich das Gefühl, dass die Bildschärfe stark von der Einblickposition abhängt. Heute habe ich deshalb noch mal die Optik getestet, abgeblendet auf f/5.6 sind bei hoher Vergrößerung/kleiner Austrittspupille von 0.6 mm die Beugungsringe zu sehen, es liegt also nicht an der Optik. Ich beobachte seltsamerweise immer mit dem rechten Auge obwohl mein linkes Auge noch einiges schärfer ist. Binokular scheint mir der Einblick viel unproblematisch und natürlicher, die Schwierigkeiten mit der Schärfe kenne ich eigentlich nicht. Allerdins muss ich erwähnen, dass die Okulare mit der längesten Brennweite dort mit leichen Astigmatismus-Korrekturlinsen versehen sind. So fuhr ich dann etwas nachdenklich nach Hause. Einseits funktioniert das neue Teleskop bis auf ein paar noch zu behebende Probleme wie geplant, das variable, große Gesichtsfeld bietet fast eine neue Sicht des Himmels. Anderseits vermisste ich die Plastiziät der binokulare Beobachtung. Schließlich wurde mir bewusst, wie toll bereits ein 70 mm Bino mit Weitwinkel-Okularen auf Stativ und mit komfortablem 90 Grad-Einblick ist. Mir fiel die Randunschärfe der 20 mm Masuyama-Okularen kaum auf, schließlich schaute ich vorzugsweise in die Bildmitte, doch den weite Raum um die Objekte, auch wenn er nicht ganz scharf ist empfinde ich als ästäthisch sehr reizvoll.


    Soweit ein erster Eindruck


    beste Grüße


    Thomas


    p.s. hier ein Link zum Bau Weitwinkel-Refraktor mit Objektiv-Revolver

  • Grüß Dich Thomas,


    kannst Du das Bild im Text bitte nochmal neu verlinken. Der Link führt ins nirgendwo.

    Der Link unten funktioniert. Das sieht ja abenteuerlich aus. Alleine umgesetzt oder hat Steffen wieder mit Hand angelegt?

    Ich schaue mir das in Ruhe an, dann melde ich mich nochmal.


    Viele Grüße


    Rene

  • Hallo Thomas,


    lustig, diese Sternenkette von h/chi zu Stock 2 (kannte ich bis gerade auch nicht) ist mir gestern abend auch zum ersten Mal aufgefallen. In meinem Fall mit 750mm Brennweite, da dachte ich auch, das das in einem kleineren Gerät sicher nett ist.


    Mal sehen, was Dir Dein Varioweitfeldmonokel sonst noch so zeigt :) Die gemischten Eindrücke kann ich als gelegentlicher Monobeobachter durchaus nachvollziehen.


    Viele Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

    Einmal editiert, zuletzt von Cleo ()

  • Hallo Thomas (und Holger),


    danke für den schönen Beobachtungsbericht!


    Der OH über (im N von) h+chi heißt "Stock2" und ist als Strichmännchen (=muscleman) bekannt, Es liegt, deutlich sichtbar, die Füße im O, Hände und Kopf im Westen!

    Falls ihr den interstellarum deep sky atlas habt:

    Dieser stellt ihn unwissend, schlecht dar, weil er ihm beide Füße gekappt hat, sonst würde man ihn gut anhand der abgebildeten Sterne erkennen!

    in etwa gleicher Entfernung (etwa 2°), aber links (im O) finden sich noch die zwei weiteren OH NGC957 und Tr2.


    "Weitwinkel-Refraktor mit Objektiv-Revolver ( Carl Zeiss f/4.5 75, f/4.5 135 und TS 60 m ED-Zweilinser, f=250 mm) auf einm APM 70 mm ED Bino"


    Das verstehe ich nicht! Einen Okularrevolver kenne ich, einen Refraktor mit Revolver zum Objektivwechsel dagegen nicht, und dieser soll sich auch noch auf einem 70mm Fernglas befinden .... ?

    Könntest du mir das bitte erklären, bzw. anschaulich machen. Und was haben Fotoobjektive mit einem Refraktor zu tun ....?

    Ist mir alles rätselhaft!

    Ah, ja, die Brennweite des 75mm Refraktors würde mich auch noch interessieren!


    Gruß, Helmut

  • Servus Thomas,


    danke für den schönen Bericht (auch wenn das Foto noch nicht zu sehen ist)! Stock 2 und die Verbindungskette vom Doppelhaufen dorthin ist auch bzw. gerade im Fernglas gut zu sehen. Ich empfinde das Muskelmännchen sehr auffllig und die Sternenkette führt einen direkt dorthin.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Tja, ich bin so was von überhaupt kein Sternhaufenbeobachter - Stock 2 ist mir eigentlich schon ein Begriff ... eieiei...


    Selbst bei den Plejaden halt ich nach irgendwelchen Nebeln Ausschau... :)


    Viele Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo zusammen,


    vielen Dank für das Interesse und ausführliche Feedback. Inzwischen bin ich auf Usedom, ob es hier mit Beobachten klappt ist ungewiss, der Wetterbericht sagt ziemlich klar nein. Lieder kann ich das Foto nicht neu verlinken, denn es befindet sich zu Hause auf dem Rechner und mehr als für ein paar Zeilen reicht es momentan auch nicht, dann wenige km von der polnischen Grenze ist die Mobilnetzt mau und das WLAN im Apartment meist im Abstürtz-Modus...

    Nun, eine Internet -Pause kann ganz erholsam sein, also später etwas ausführlicher.


    beste Grüße


    Thomas

  • Hallo zusammen,


    wie schon vermutet ergab sich auf Usedom kaum die Möglichkeit zu beobachten, tagsüber kam die Sonne häufig zwischen Quellwolken hervor - das hebt die Urlaubstimmung- nachts zogen viele Wolken extrem schnell über den Himmel, oder es war sogar diesig.


    Hier jetzt das Foto, das nicht korrekt verlinkt war.



    Oben das 60 mm/ f=250 mm ED Objektiv, darunter die Tessare mit 75 bzw. 135 mm Brennweite, als Okular ein 17,5 mm Baader Morpheus



    Vor dem Urlaub hatte ich die wesentlichen Teile praktisch in lezter Minute soweit fertig gworden, dass ich das Teleskop mitnehmen konnte. Die Position auf dem 70 mm Bino ist natürlich sub-optimal, aber für eine geignetere Halterung fehlte die Zeit.



    Falls die Fragen und Kommentare noch aktuell sind:


    @ Rene, das kleine Teleskop verwendet die Justiereinheit die Steffen für eine Sucher angepasst hat, sonst ist das alles Eigenbau, man sieht es auch wenn man genau hinschaut, leider....

    @ Holger, die kettenförmige Sternformation bei hi&chi im Perseus kommt wie du vermutest auch im Fernglas, bei mir konkret 14x32 IS, sehr gut, vor allem weil beide Augen beteiligt sind.

    @ Christoph, ja, ich lerne, dass diese Region um hi&chi mit Storck 2 und der Sternenkette viel bekannter zu sein scheint als mir bewusst war

    @ Helmut, das Foto erläutert das Konzept hoffentlich ein wenig. Die weißen Streifen auf der Scheibe müssen zum Okular zeigen, damit das entsprechende Objektiv korrekt ausgerichtet ist. Die Tessare ermöglichen bei den kurzen Brennweiten und damit großen Gesichtsfeldern eine gute Randschärfe, zweilinsigen Achromate zeigen eine enorme Bildfeldwölbung.



    Auf Usedom habe ich nur kurz gegen Morgen die Hyaden und den Orion betrachtet, schon besonders wenn der gesammte südliche Teil, die Gürtelsterne, M42 und M43 aber auch Rigel sich gleichzeitig im Gesichtsfeld finden.


    Mit 3 kleinen Objektiven und 3 Okularen, momentan Bresser 25, Morpheus 17,5 und 12,5 mm ergeben sich sehr viele Kombinationen, ich möchte dies in Ruhe ausprobieren. Größere Teleskope finden meist aus gutem Grund den Vorzug, man erkennt mehr Details, es gibt insgesamt mehr interesssante Objekte die in der Reichweite liegen. Doch das kann das Wandern über den Himmel auch interessant sein, sich überraschenlassen, die Umgebung von Objekten wie in der südlichen Milchstrasse. Meist geht man von kleiner zu größeren Vergrößerung. Ich bin gespannt wie häufig ich zurück gehen werde, zu kleinerer Vergrößerung. Vermutlich werden dies gerade Regionen in der Milchstrasse sein, oder auch der Virgo Galaxien Haufen, um einen Überblick zu bekommen. Ein kleiner Wermutstropfen, ich schrieb es schon, an binokular habe ich mich sehr gewöhnt es ist einfach schöner, gerade dunkle Bereiche der Milchstrasse und Dunkelnebel, besonders bei große Austrittspupille kommen binolular viel besser. Ich werde auf ein Fernglas vermutlich also nicht ganz verzichten, trotz des großen randscharfen Gesichtsfeld, der Kopplung mit einem Teleskop und des komfortablen 90 Gradeinblick.


    beste Grüße


    Thomas

  • Hallo Rene,


    bei Mikroskopen sind Objektiv-Revolver sehr verbreitet, da sich die Vergrößerung ohne Schärfeverlust besser mit dem Objektiv als über Okular variieren lässt, allerdings besitzen die Objektive dort ähnliche Abmessungen. Hohe und höchste Vergrößerung sind nur ein kleiner Teil des Spektrums, häufig verwendet man auch geringe.


    Bei Teleskopen gilt of als erstrebenswert, was man gerade noch schleppen und sich leisten kann oder will. Ich neige auch dazu, blicke am meisten durch mein Größtes - zumindest wenn ich unter dunklem Himmel bin. Oft hätte ich aber gerne mehr Überblick, würde gerne die Umgebung sehen. Ferngläsern - je nach Objekt in verschiedenen Größen- sind da bestens geeignet, doch für alle die nicht über so einen gelenkigen Nacken wie du verfügen kann das anstrengend werden.


    Dies kleine Gerät, nicht mal 700 g leicht, ist als Ergänzung für ein größers Teleskop gedacht, so eine Art Zwitter aus Sucher und kleinem Teleskop. Gestern habe ich aus Berlin heraus mit dem 60 mm Objektiv die Plejaden und die Hyaden angeschaut, mir hat es sehr gefallen. Ich denke das lohnt sich besonders für die Milchstrasse, z. B. Regionen mit vielen Sternhaufen , Nebeln und Dunkelregionen wie im Schützen, da scheinen mir 10 Grad mit 30 mm Öffnung aber auch 5,5 Grad mit 60 mm Öffnung beide interessant. Momentan muss ich noch einiges umbauen und verfeinern. Binokular wäre natürlich schöner, das geht dann aufs Gewicht, mal sehen ;)


    beste Grüße


    Thomas


    p.s. ich habe in den letzten Jahren diverse Sucher und sucherähnliche Konstruktionen ausprobiert, bin selbst gespannt wie ich das in einem Jahr sehe....

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